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17. „Zur Erinnerung an
die Vermählung“: DIE ELISABETHKAPELLE
ОглавлениеKarl Freiherr von Sothen, Bankier und Grundbesitzer Am Himmel, einer Anhöhe in Ober-Sievering, ließ zur Erinnerung an die Vermählung von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth in Bayern eine Kapelle errichten, die am 31. Juli 1856 eingeweiht wurde. Was den ziemlich übel beleumdeten Freiherrn von Sothen bewog, die Kapelle zu errichten, ist unbekannt. Er selbst fand ein gewaltsames Ende, wurde er doch von einem Forstwart erschossen, da er sich bei einer Typhusepidemie nicht darum gekümmert hatte, Hilfe für seine Mitarbeiter zu organisieren. Angeblich soll ein bitterböser Nachruf auf seinem Grabmal gestanden sein:
„Hier in dieser Gruft
Liegt ein großer Schuft.
Zeigts kann Zwanzger runter,
sonst wird er wieder munter.“
Die später auch als Grablege für den Freiherrn und seine Gattin Franziska verwendete romantisch-neogotische Kapelle wurde vom Architekten Johann A. Garben an einem landschaftlich wunderbaren und als Ausflugsziel sehr beliebten Ort geplant. Denn seinerzeit gab es Am Himmel auch ein Schloss und einen Teich, und neben einem sehr beliebten Gasthof lockten noch andere Vergnügungen wie eine Kegelbahn. Ob die Kaiserin allerdings die Kapelle je besucht hat, ist unbekannt.
Nach Sothens Tod ging der Besitz Am Himmel an das Nonnenkloster „Zum armen Kinde Jesu“.
Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, war das kleine Gotteshaus zuletzt sichtlich in die Jahre gekommen, Bauteile waren locker, der Putz war teilweise heruntergefallen – die Sisi-Kapelle war ein Sanierungsobjekt. Das von Leopold Kuppelwieser geschaffene Altarbild konnte noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden, es befindet sich heute im Dom- und Diözesanmuseum.
Anlässlich des Sisi-Gedenkjahres 1998, 100 Jahre nach der Ermordung der Kaiserin am Genfersee, fanden sich nicht nur Nostalgiker, sondern auch eine Gruppe von Förderern, die das gesamte Ensemble Am Himmel im Auge hatten. Denn hier war in der Zwischenzeit ein Landschaftskunstwerk entstanden: der Lebensbaumkreis erfreut sich eines regen Besucherzustroms, und mit dem „Oktogon“ steht auch wieder ein Gastronomiebetrieb zur Verfügung. Eine verfallene Kapelle – zwar von beachtenswerter Architektur – hätte in dieses Ensemble nicht hineingepasst. So wurden Geldgeber und Sponsoren gesucht, die die insgesamt 1,1 Millionen Euro für die Gesamtrestaurierung aufbringen sollten. Fast die Hälfte des Betrages, nämlich 475.000 Euro, steuerte schließlich die Stadt Wien bei.
1190 Wien, Am Himmel (zu Fuß vom Autobus 38A)
2002 erwarb das „Kuratorium Wald“ das Gebäude und richtete in der 2005 wieder eröffneten Kapelle auf 14 Flachbildschirmen den „Kreuzweg der Natur“ ein, eine Dokumentation darüber, welche Schäden die Natur nehmen kann, wenn sie gnadenlos ausgebeutet wird. Damit fügt sich die Kapelle formal und inhaltlich in das Gesamtkunstwerk Am Himmel ein.