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QUER ÜBER DEN PAZIFIK

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Schließlich war es so weit, dass wir den Quantas-Flug nach Auckland, Neuseeland, besteigen mussten. Dieses Ziel rief wiederum, wie Australien zuvor, das Gefühl des Staunens hervor, dass es tatsächlich ich war, die auf dieser exotischen Insel am Ende des Globus stand. Der Flughafen Auckland, im Jahr 1972, erschien provinziell, aber auch romantisch.

Um uns die Zeit bis zum Weiterflug zu vertreiben, wanderten wir durch das Gebäude und kamen dabei an einer Kneipe vorbei. Eine Gruppe Männer saß um einen runden Tisch, unterhielt sich lebhaft und lachte laut. Die Männer sahen nicht wie Passagiere, sondern eher wie Einheimische aus, die sich zu einem Stammtisch getroffen hatten und sich dabei vergnügten. Seltsam neidisch betrachtete ich sie, denn sie waren zu Hause und ich war fremd. Wir gingen durch die Tür nach draußen und befanden uns mit diesem Schritt in atemberaubend schöner Landschaft, von Bergen umgeben. Es lag Nebel in der Luft. Schafe grasten friedlich direkt vor uns. Augenblicklich fühlte ich eine Mischung von innerem Frieden und, paradoxerweise, die bekannte phobische Reaktion auf solch ein Land, weitab von meinem Zentrum der Erde. Da der Nebel aber in Bayern auch heimisch ist, hatte diese Stimmung vielleicht auch einen beruhigenden Einfluss auf mich.

All diese Gefühle machten auf dem Flug von Auckland nach Pango Pango, der Hauptstadt von American Samoa, einem neuen Set platz. Als die Schafe kleiner und kleiner wurden und schließlich im Nebel und in der Ferne verschwanden, wurde mir akut bewusst, dass eine abenteuerliche Zeit in meinem Leben zu Ende ging. Überraschenderweise hatte ich nun auch das Gefühl, dass ich eine glückliche Ecke der Erde zurückließ, schließlich hatte auch ein sehr weit entfernter Ort seine Vorteile. Es sind zwar geliebte Dinge der Heimat nicht erreichbar, aber genauso sind heimatliche Probleme so weit entfernt, dass man sie leicht ignorieren kann. Das ist eine gewisse Freiheit. Nun aber würde ich wieder in den Mainstream des Lebens mit all seinen Herausforderungen zurückkehren.

Mit den im Schneckentempo fortschreitenden Flugstunden beruhigten sich meine Gefühlsstürme und schalteten stattdessen auf Ferien um. Langsam machte sich der Gedanke breit, dass ich in ein paar Stunden eine Insel betreten würde, von der ich nie geglaubt hatte, dass ich einmal meinen Fuß darauf setzen könnte. Die Inseln der Südsee schienen einfach zu weit von München entfernt. Sie bedeuteten für mich Romantik, ein leichtes Leben, märchengleich. Mein Wissen über sie hatte ich aus der Literatur, von romantischen Liedern, von Reisebüros, von Dokumentarfilmen, vom Geografieunterricht während meiner Schulzeit und, last, not least, von den Gemälden von Paul Gauguin bezogen. Bilder von tropischen Blumen und Vögeln, von blauem Himmel der sich im Meer spiegelte, von tanzenden, singenden Polynesiern erschienen vor meinem mentalen Auge. Ich freute mich und war bereit für die Tropen. Dort würde ich mich frei und leicht fühlen. Schließlich blieben Touristen nur vorübergehend und mussten sich nicht einleben und anpassen.

Vom Dorfmädchen zur Weltbürgerin

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