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XIV

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Ein paar Worte sind endlich über Sanin selbst zu sagen.

Erstens war er gar nicht übel: stattlicher, schlanker Wuchs, angenehme, ein wenig verschwindende Gesichtszüge, freundlich bläuliche Augen, helles, goldenes Haar, weiße mit frischem Roth eingehauchte Gesichtsfarbe – und vor Allem jener gutmüthig lustige, vertrauende, aufrichtige, vom ersten Anblick selbst etwas beschränkt scheinende Gesichtsausdruck, an dem man sofort in früheren Zeiten die Söhne unserer adeligen »Steppen«– Familien, die Muttersöhnchen, in unseren grenzenlosen Steppengegenden geboren und aufgefüttert, erkennen konnte— ein schleppendes Gehen, leises etwas zischendes Sprechen, Lächeln wie beim Kinde, das man anblickt . . . endlich die Frische, die Gesundheit – und Weichheit, grenzenlose Weichheit des ganzen Wesens – da haben Sie Sanin. Ferner war er nicht dumm, und hatte auf seiner Reise ins Ausland etwas gelernt: die dunklen, stürmischen Gefühle, welchen der bessere Theil – damaliger Jugend ausgesetzt war, waren ihm fern geblieben.

In den letzten Jahren hat man in unserer Literatur nach langem, vergeblichem Suchen nach »neuen Leuten« Jünglinge vorzuführen angefangen, die sich entschlossen haben, frisch zu erscheinen, frisch – wie Flensburger Austern, die im Winter nach Petersburg gebracht werden. . . Sanin glich ihnen nicht. Da wir einmal auf Vergleiche gekommen sind, so erinnerte Sanin an einen jungen, vollen, unlängst angepfroften Apfelbaum unserer humusreichen Gärten, oder noch mehr an ein gut gepflegtes, glattes, dickfüßiges, zartes, dreijähriges Pferd unserer früheren herrschaftlichen Gestüte, das man eben an einem Strick zu laufen zwingt. Diejenigen, die Sanin später, als das Leben gehörig an ihm gerüttelt und das in den jungen Jahren angefütterte Fett verschwunden war, kennen lernten, erblickten in ihm freilich einen ganz anderen Menschen .

Am nächsten Tage lag Sanin noch im Bett, als Emil in Sonntagskleidern, mit einem Stückchen in der Hand und stark pomadirt, in sein Zimmer hinein- stürmte und erklärte, daß Herr Klüber sofort mit dem Wagen erscheinen werde, daß das Wetter ausgezeichnet zu bleiben verspreche, daß bei ihnen bereits Alles fertig sei, die Mutter jedoch, die wieder an Kopfschmerzen leide, nicht mitfahren werde. Er trieb Sanin, soweit schicklich, zur Eile, indem er versicherte, man habe keinen Augenblick zu verlieren . . . Und wirklich: Herr Klüber fand Sanin noch mit seiner Toilette beschäftigt. Er klopfte, kam herein, grüßte, verbeugte den ganzen Körper, äußerte seine Bereitwilligkeit zu warten, so lange es beliebe und setzte sich, den Hut zierlich auf die Kniee stützend. Der wohlgestaltete Commis hatte sich bis aufs Aeußerste fein gemacht und parfumirt, jede seiner Bewegungen wurde von einem stets zunehmenden Zuströmen des feinsten Aromas begleitet. Er war in einem bequemen, offenen Wagen angekommen, einem sogenannten Landauer, der von zwei starken, großen, wenn auch nicht schönen Pferden gezogen wurde. In diesem Wagen fuhren nach einer Viertelstunde Sanin, Klüber, Emil feierlich bei der Thür der Conditorei vor. Frau Roselli weigerte sich entschieden, an der Landpartie Theil zu nehmen; Gemma wollte bei der Mutter bleiben, doch diese, jagte sie fort, wie man scherzhaft sagt.

»Ich brauche Niemand,« versicherte sie; »ich werde schlafen. Ich hätte selbst Pantaleone mit Euch geschickt – doch wer soll beim Geschäft bleiben?«

»Kann man Tartaglia mitnehmen?« fragte Emil.

»Freilich kann man es.«

Tartaglia kletterte mit freudigem Gebell auf den Bock, setzte sich und beleckte sich; man sah, daß das, was vorging, ihm nichts Ungewohntes war. Gemma setzte einen Strohhut mit braunen Bändern auf; der Vorderrand desselben war nach unten gebogen und – schützte beinahe ihr ganzes Gesicht vor der Sonne. Die Schattenlinie hörte gerade bei den Lippen auf; sie glänzten zart und jungfräulich in Purpurfarbe wie die Blätter der Centifolie, hinter ihnen blitzten die Zähne wie verstohlen hervor und zeigten sich harmlos wie im Munde der Kinder. Gemma nahm mit Sanin den Hauptsitz ein, Klüber und Emil saßen ihnen gegenüber. Die bleiche Gestalt der Frau Lenora zeigte sich am Fenster, Gemma winkte mit dem Taschentuch – und die Pferde setzten sich in Bewegung.

Frühlingsfluthen

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