Читать книгу Das Hashimoto-Programm - Izabella Wentz - Страница 47
TSH
ОглавлениеDas Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) wird in einem Screening-test zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion bestimmt. Diese Untersuchung gibt Ihr Arzt normalerweise in Auftrag, wenn Sie sich über Schilddrüsenprobleme beklagen. TSH ist ein Hypophysenhormon, welches das Signal zur verstärkten Bildung von Schilddrüsenhormonen sendet, wenn der Spiegel im Blut zu niedrig ist. Bei einer unbehandelten Hypothyreose werden Sie schließlich einen abnorm erhöhten TSH-Wert haben, wohingegen er bei einer unbehandelten Hyperthyreose abnorm niedrig ist. Diese Untersuchung kann eine ausgezeichnete Möglichkeit sein, um lange bestehende Anomalien der Schilddrüse zu entdecken, doch leider „erwischt“ sie Hashimoto nicht immer, außer in sehr späten Stadien, wenn es schon zu einem erheblichen Schaden gekommen und die Schilddrüse nicht mehr zur Kompensation in der Lage ist.
Im Frühstadium von Hashimoto kann der TSH-Wert zwischen beiden Extremen schwanken und zeitweise sogar normale Werte zeigen. Sie könnten trotz unangenehmer Schilddrüsensymptome jahrelang einen TSH-Wert im Normbereich haben. Ich habe oft Klienten, die bei ihrem Arzt seit Jahren über Symptome wie Gewichtszunahme, Müdigkeit und Haarausfall klagen, deren Schilddrüsenuntersuchungen jedoch immer wieder normal ausfielen.
Manche der Probleme mit diesem Test gehen auf die Zeit zurück, als Wissenschaftler erstmals den Normbereich von TSH für gesunde Menschen festsetzten. Sie bezogen irrtümlich auch ältere Patienten und Menschen mit einer beeinträchtigten Schilddrüsenfunktion in die Berechnung ein, was zu einem viel zu weit gefassten Referenzbereich führte. Aufgrund dieser verzerrten Normwerte bekamen Menschen mit einem Schilddrüsenhormonmangel oft zu hören, die Ergebnisse seien normal.
In vielen Labors wird noch immer mit einem Referenzbereich von 0,5 bis 5,0 mU/l gearbeitet, sodass alle Werte innerhalb dieses Rahmens in den Laborberichten an die Ärzte als unauffällig gilt. Die meisten Ärzte achten nur auf Werte, die außerhalb des Normbereichs liegen und kennen die neuen Richtlinien vielleicht gar nicht. Infolgedessen werden viele Patienten mit einem erhöhten TSH übersehen. Das ist ein Grund, warum Sie Ihren Arzt immer um eine Kopie der Laborberichte bitten sollten.
Die gute Nachricht ist, dass im Zuge besserer Erkenntnisse über die Schilddrüsenfunktion eine Veränderung des TSH-Referenzwertes ansteht. In den letzten Jahren hat die (amerikanische) National Academy of Clinical Biochemistry (Staatliche Akademie für Klinische Biochemie) darauf hingewiesen, dass 95 Prozent aller Menschen ohne Schilddrüsenerkrankung eine TSH-Konzentration von unter 2,5 mU/l haben und vom American College of Clinical Endocrinologists (Amerikanisches Kollegium Klinischer Endokrinologen) wurde der neue Referenzwert auf 0,3 bis 3,0 mU/l festgesetzt. Ärzte, die mit funktioneller Medizin arbeiten, haben ihn für einen gesunden Menschen, der keine Schilddrüsenmedikamente nimmt, zwischen 1,0 und 2,0 mU/l verortet.
Doch selbst mit all diesen neu definierten Normbereichen für den TSH-Wert wird immer nur das letzte Stadium von Hashimoto erfasst, da der Körper in den Anfangsstadien der Schilddrüsenfunktionsstörung immer noch zur Kompensation in der Lage ist. Außerdem: Normbereiche berücksichtigen die Durchschnittswerte von 95 Prozent der Bevölkerung, wenn Sie also zu den 5 Prozent der sogenannten „Ausreißer“ gehören, können Sie Symptome einer Hypo- oder Hyperthyreose haben, auch wenn Ihr TSH-Wert im Normbereich ist. Kein Arzt kommt in seiner Ausbildung an der Binsenweisheit vorbei, dass der Patient behandelt werden soll, nicht die Laborwerte, doch leider scheinen sich nur wenige Schulmediziner an diesen Rat zu halten.
Mir wurde gesagt, dass meine Schilddrüse – bei einem TSH von 4,5 mU/l – in Ordnung sei, obwohl ich erschöpft und vergesslich war, jede Nacht im südlichen Kalifornien 12 Stunden lang unter zwei Bettdecken schlief und meine Haare büschelweise ausgingen. Ich kämpfte fast zehn Jahre mit sich stetig verschlimmernden Schilddrüsensymptomen, bevor ich eine Diagnose erhielt. Und ich fragte mich oft, ob ich wohl dabei war, verrückt zu werden.
Ich wünsche mir, ich hätte damals gewusst, was in meinem Körper vor sich ging – dass ich eine Autoimmunerkrankung hatte, die meine Schilddrüse unablässig beschädigte, und dass die richtige Behandlung und Lebensweise nicht nur die Symptome gebessert, sondern auch weiteren Schaden verhindert hätten. Doch es sollte noch fast zwei weitere Jahre dauern, bis Hashimoto festgestellt wurde, nachdem ein anderer Arzt meine Schilddrüsen-Antikörper bestimmt und festgestellt hatte, dass sie im Bereich von über 2 000 U/ml lagen!