Читать книгу Ein Zimmer ohne Aussicht - Jan Holmes - Страница 4
ОглавлениеTeil Eins
Vorwort
Ich kann mich bei meinen Erinnerungen nicht darauf verlassen, dass all das tatsächlich genau so passiert ist und in exakt dieser Anordnung. Alles, was ich erlebt habe, wurde gefiltert durch den Geist eines kleinen Kindes, das gewissen Umständen ausgesetzt war. Vielleicht hätte ein neutraler Beobachter ein ganz anderes Bild der Erlebnisse gezeichnet, die ich im Folgenden beschreibe. Auch habe ich den Ereignissen mit meinem heutigen Geist Worte verliehen, alles, was gesagt wurde, habe ich früher niemals so formuliert, wahrscheinlich noch nicht einmal gedacht, aber bestimmt so empfunden. Darüber hinaus bin ich mir über die Reihenfolge der Begebenheiten nicht im Klaren, ich habe jedoch versucht, alles in eine möglichst logische Abfolge zu bringen. Einige Lücken habe ich durch spätere Erzählungen anderer, durch Tagebücher und Briefe ergänzt, daher gibt es im ersten Teil immer wieder die Sprünge von »innen« nach »außen«, um die Erzählung mit dem zu vervollständigen, was ich selbst noch nicht bewusst wahrnehmen konnte. Wenn manches nicht ganz zusammenpasst oder meinem Alter unangemessen scheint, sei dies dem Umstand geschuldet, dass all das Jahrzehnte zurückliegt und begraben war unter allem, was die Zeit seitdem darüber aufgestapelt hatte. Wichtig ist mir, dass man einen Sinn erkennt, einen Zusammenhang und eine Linie, die man vielleicht nicht glauben mag, aber doch wenigstens nachvollziehen kann. Wem die Ereignisse allzu fantastisch erscheinen, der möge sie als Erfindung betrachten, als Märchen, das ein Korn Wahrheit enthält, aber vielleicht nie so passiert ist, wie es aufgeschrieben wurde. Ich hingegen verbürge mich für jedes einzelne Wort mit meiner ganzen Seele.