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Kapitel 3

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Vierzehn verpasste Anrufe von Peter. Ich schnaubte und warf mein Handy in hohem Bogen in den See. Es war ein leises Platschen zu hören, dann sank es unter die Wasseroberfläche. Dieser Teilnehmer ist für Sie vorübergehend nicht erreichbar, dachte ich und wollte lachen. Aber da ärgerte ich mich schon über mich selbst. Was sollte der Mist? Wie alt war ich? Acht? Und überhaupt … jetzt konnte Peter mich zwar nicht länger erreichen, aber ich hatte auch keine Möglichkeit mehr, meine Freunde aus Florida zu kontaktieren. Und so viel Geld, wie Peter besaß, kümmerte ihn ein kaputtes Handy natürlich nicht. Er würde einfach ein neues kaufen und meinen Racheakt überspielen.

Ich warf einen Blick auf die Wasseroberfläche, die inzwischen wieder ganz ruhig war. Verdammt, ich hasste es, wenn meine Emotionen mich einfach so überrollten und ich Dinge tat oder sagte, die ich später bereute. Früher war mir so etwas nie passiert, aber seit dem Unfall … Ich konnte nicht sagen, warum, aber es kam mir so vor, als würden die Gefühle sich manchmal gegen mich wenden. Es war nicht so, dass ich es wollte – so aufbrausend zu sein. Ich konnte nur nichts dagegen tun.

»Das braucht Zeit«, hatte mein Therapeut, Doktor van Heyden, mir erklärt. »Zeit und Geduld. Gib dir den Raum, dein Trauma in deiner eigenen Geschwindigkeit zu verarbeiten, Katrina.«

Leichter gesagt als getan.

Ich setzte meinen Weg am Ufer entlang fort und ging nicht auf den befestigten Weg zurück, der offenbar einmal rings um den See führte. Auf dem schmalen Trampelpfad musste man zwar aufpassen, nicht über aus dem Boden ragende Wurzeln zu treten. Aber wenigstens war ich die Einzige, die hier unterwegs war.

Wie spät es wohl war? Keine Ahnung, ich hatte sämtliches Zeitgefühl verloren. Aber bestimmt war Peter schon abgereist. Selbst wenn er mich gesucht hatte, würde er irgendwann aufgegeben haben. Eine seiner Taktiken: Wurde es bei uns zu Hause kritisch, entzog er sich gern und führte Streitgespräche dann am Telefon weiter. Außerdem hatte er auf der Fahrt hierher irgendetwas davon gefaselt, dass er später im Hotel noch einen Videocall mit einem Kunden hatte und morgen in aller Frühe zum Flughafen aufbrechen musste. Er flog nach Chicago und würde erst in drei Wochen zurück sein. Dann wollte er mich besuchen kommen. Wenn es nach mir ging, konnte er das gesamte Halbjahr wegbleiben. Oder für immer.

Mein Magen knurrte und ich machte mich auf den Rückweg. Das letzte Mal hatte ich heute Morgen in Berlin gefrühstückt. Mittags an der Raststätte hatte Peter mich so sehr mit seiner dämlichen Überraschung genervt, dass ich keinen Bissen runtergekriegt hatte.

Ich beschleunigte meine Schritte, sprang über ein paar größere Steine und joggte die letzten Meter bis zum Hauptweg. Von hier aus konnte ich die Internatsgebäude bereits sehen. In Gedanken versunken, tastete ich mit der Hand an meiner Hosentasche entlang. Aber da war nichts. Richtig, mein Handy machte gerade sein Seepferdchen. Ich hätte vorhin wirklich etwas länger nachdenken sollen. Shit! Nun konnte ich später am Abend nicht einmal schauen, ob Molly etwas Neues gepostet hatte. Eigentlich hatte ich sie in den Sommerferien besuchen wollen. Doch nach allem, was passiert war – der Vorfall an der alten Schule, mein Aussetzer und schließlich der Unfall mit Daisy –, hatte Peter mich statt in ein Flugzeug lieber ins Waldrow-Center gesteckt. Die Anlage war zwar hochmodern und verfügte neben einer eigenen Golfanlage auch über ein Schwimmbad, ein Fitnessstudio und einen luxuriösen Spa, aber es war nun einmal, was es war: eine Klinik, in die Topverdiener des Landes ihre Kinder abschoben, wenn es ihnen zu viel wurde.

Natürlich hatten Molly und ich dennoch regelmäßig telefoniert und uns Nachrichten geschrieben. Trotzdem war es nicht dasselbe, wie mit ihr herumzualbern, am Strand abzuhängen und über Nate zu lachen, wenn er wild fuchtelnd Jack Sparrow mimte.

Und jetzt konnte ich nicht einmal mehr mit ihnen chatten, so ein Mist. Molly würde sich bestimmt fragen, warum ich mich nicht meldete. Aber vielleicht gab es eine Möglichkeit, ihr und Nate später zumindest eine E-Mail zu schicken.

Erneut meldete sich mein Magen mit einem lauten Grummeln und ich eilte an den Sportplätzen vorbei weiter auf die Gebäude zu. Wo war nur die Mensa? Jetzt wünschte ich doch, dass ich Henry auf unserem Rundgang besser zugehört hätte. Ich wusste nur noch, dass es sich um ein Backsteingebäude gehandelt hatte. So, wie offenbar alle Gebäude, die auf dem Gelände verteilt standen. Rechteckige Häuser, teilweise ein-, teilweise zweistöckig. Die meisten hatten hohe Bogenfester und sahen so alt aus wie das Hauptgebäude. Nur wenige schienen erst vor kurzer Zeit hinzugekommen zu sein. Mit den großflächigen Fenstern und gläsernen Treppenhäusern hoben sie sich von den restlichen Bauten ab. Dennoch waren alle in derselben Farbe gehalten: ein dunkelrötliches Braun. Haus der Wissenschaft, las ich auf einem Metallschild, das neben der Tür eines modernen Gebäudes angebracht war. Auf dem nächsten Haus der Kunst und der Musik. Na toll, wie es aussah, würde ich noch einmal alles abgehen müssen, um die Mensa zu finden.

Ich hoffte nur inständig, dass ich dabei nicht Frau Lorenzen oder Herrn Blume in die Arme lief. Das Letzte, was ich jetzt wollte, war, ihnen mein verrücktes Verhalten erklären zu müssen. Bestimmt hatte Peter das auch bereits getan. Mit seinen Worten. Katrina ist empfindlich. Sie hat eine schwere Zeit hinter sich und gerade erst ihre Therapie beendet. Aber sie wird sich schon mit Sinclair anfreunden.

Oh nein, das würde ich ganz bestimmt nicht tun. Wenn Peter glaubte, dass ich Daisy vergaß, nur weil er einen Haufen Scheine zückte und mir ein ach-so-tolles und angeblich sicheres Spitzenpferd in den Stall stellte, hatte er sich geschnitten.

Ich schnaubte und zwei Mädchen, die in die entgegengesetzte Richtung gingen, warfen mir irritierte Blicke zu. Schnell zwang ich mich, die aufsteigende Wut auf Peter unter Kontrolle zu bringen. Nicht auffallen! Mein Plan war es hierzubleiben, bis ich meinen Abschluss geschafft hatte, und nicht noch einmal die Schule zu wechseln. Aber wenn ich so weitermachte, war es nur eine Frage der Zeit, bis mich jeder hier für einen Freak hielt und … alles von vorne losging.

Das wird nicht passieren, sagte ich zu mir selbst und wiederholte es innerlich immer wieder. Nicht noch einmal.

Die Worte begleiteten mich in meinen Gedanken, bis ich schließlich die Mensa fand und vor der zweiflügeligen Glastür stehen blieb. Das Abendessen gab es von sechs bis acht, das wusste ich noch aus dem Flyer, den ich letzten Monat per Post bekommen hatte.

Also musste es schon nach sechs sein, denn viele der Tische waren bereits belegt. An der Fensterseite gab es keinen freien Platz mehr, an den anderen Tischen saßen kleinere Gruppen und nur in der Mitte entdeckte ich einen Tisch, an dem alle Stühle leer waren. Wie in Zeitlupe legte ich die Finger um die Klinke, verharrte und ignorierte das nervöse Flattern in meinem Bauch.

Jetzt hab dich nicht so, sagte ich mir. Reingehen, essen, wieder verschwinden. Das ist vollkommen normal.

Ja, für alle anderen vielleicht. Aber nicht für mich. Nicht nach allem, was an meiner Schule in Berlin passiert war. Andererseits kannten mich die Leute hier nicht. Niemand wusste, dass ich …

»Gehst du rein oder nicht?«

Ich zuckte zusammen. Hinter mir stand ein Junge im Fußballshirt. Es war der blonde Torwart, den ich vorhin auf dem Platz gesehen hatte.

»Ich …«, stammelte ich peinlich berührt und drückte wie von selbst die Klinke nach unten, »… gehe rein.«

»Okay, alles klar.« Er wartete. Als ich mich nicht sofort rührte, hob er langsam die Augenbrauen. Ich spürte, wie meine Wangen sich erwärmten. Rasch zog ich die Tür auf, huschte hindurch und lief zur Essenausgabe, ohne mich noch einmal umzusehen. Der Plan war simpel: Ich würde mich einfach so unauffällig wie möglich verhalten.

»Hey ho, Florida Girl!«

Daniel winkte mir von einem Tisch an der Wand zu und klopfte auf den leeren Platz an seiner Seite. Als ich nicht sofort reagierte, stand er auf und rief noch einmal. Gespräche verstummten und auch ohne mich umzublicken, wusste ich, dass mich nun alle im Raum ansahen. Na großartig! So viel zum Thema unauffällig agieren. Ich beeilte mich, meine Makkaroni mit Käse in Daniels Richtung zu balancieren. Dabei betete ich, dass er sich jetzt einfach wieder hinsetzte.

Doch kaum, dass ich den Tisch erreichte, grinste er und rief viel zu laut: »Na, wenn das nicht die Neue ist!«

Mit einer übertriebenen Verbeugung zog er den Stuhl neben seinem nach hinten. Um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, ließ ich mich darauf sinken und lächelte vorsichtig in die Runde. Der Torwart war auch schon dort – er hatte nicht wie ich unschlüssig im Raum gestanden und überlegt, wohin er mit seinem Tablett am besten gehen sollte. Nun saß er auf der anderen Seite neben Daniel. Gegenüber von ihm: meine Zimmernachbarin Emily mit zwei Freundinnen. Eine hatte kinnlange hellbraune Haare und trug eine Brille, die andere sah mit ihrem sonnengebräunten Teint und den langen schwarzen Haaren aus wie eine jüngere Schwester von Camila Cabello.

»Hi, ich bin Lucía«, sagte sie und winkte mir zu. Ich wollte mich ebenfalls vorstellen, aber da pfiff Daniel plötzlich durch die Zähne.

»Ich übernehme das«, sagte er mit vollem Mund und deutete der Reihe nach auf die Anwesenden. »Oliver, der beste Keeper der Schule. Ach was, der gesamten Galaxie. Und das sind Lucía, Emily und die bezaubernde Sophie. Sie hat ’ne Eins in Bio und Chemie und ist die beste Anlaufstelle, wenn man mal die Hausaufgaben vergessen hat und sie vor dem Unterricht noch dringend abschreiben muss.«

Das Mädchen verdrehte die Augen, lachte aber. »Ja und Daniel passiert das in letzter Zeit etwas zu häufig.«

Er winkte ab. »Du musst das verstehen. Ich bin jetzt Kapitän der Fußballmannschaft, da muss man mit den Gedanken immer beim Training sein. Das ist wichtig, wenn man den Pokal holen will. Focus!« Er tippte sich an den Kopf. »Hier drin ist einfach kein Platz mehr für Hausaufgaben.«

»Da drin hat überhaupt nichts Platz, was nicht mit Fußball zu tun hat«, scherzte Emily.

»Stimmt ja gar nicht«, entgegnete Daniel sofort. »Da ist auch Platz für …« Er sah sie an, einen Moment zu lange. »Äh, das ist jedenfalls Katrina«, sagte er dann, etwas zu hastig, und legte mir einen Arm um die Schulter. »Sie kommt direkt von der sonnigen Ostküste Amerikas und steht total auf gut aussehende Fußballspieler. So, jetzt wisst ihr alle Bescheid.«

Ich behielt es für mich, dass ich nicht direkt aus Florida hergekommen war, sondern noch einen Zwischenstopp in Berlin gemacht hatte. Je weniger sie über diese Zeit wussten, desto besser.

»Ich stehe also auf Fußballspieler, ja?« Nachdem er mir bereits einen Spitznamen verpasst hatte, konnte ich mir die Frage nicht verkneifen. »Lass mich raten: besonders auf die blonden, die im Mittelfeld spielen?«

»Davon gehe ich fest aus.« Er zwinkerte mir zu und widmete sich wieder seinem Essen, einem Berg aus Würstchen und Kartoffeln. Ich ertappte mich dabei, dass ich vorsichtig die Mundwinkel hob. Es war nur der Ansatz eines Lächelns, aber ein ehrliches. Daniel flirtete nicht wirklich mit mir, das spürte ich. Er machte nur Spaß und erinnerte mich dabei an Nate, auch wenn er komplett anders aussah. Aber Nate hatte ebenfalls immer sofort einen lockeren Spruch auf den Lippen, sobald ein Mädchen in der Nähe war, das nicht zu unserer Clique gehörte.

»Sag mal, was wollte meine Ma eigentlich vorhin von dir?«, fragte Emily da. »Du bist gar nicht mehr zurückgekommen.«

»Oh ja, das w… mich a… interessn…«, murmelte Daniel in Die-Kartoffel-ist-zu-groß-und-zu-heiß-für-meinen-Mund-Sprache. Man verstand nur die Hälfte.

»Ich …«, setzte ich an, ohne genau zu wissen, wie ich ihnen erklären sollte, was passiert war.

»Hey, da kommt Henry!«, rief der blonde Torwart – Oliver – und rettete mich unerwartet. Alle hoben die Köpfe und auch ich wandte meinen Blick zur Tür. Da war er. Mister Schullogo himself. Und er war in Begleitung eines Mädchens, auffallend hübsch mit langen braunen Haaren, die ihr in Wellen über den Rücken fielen. Sie blickte ziemlich finster drein, genau wie Henry.

»Ups, irgendetwas scheint Carla verärgert zu haben«, raunte Lucía mir zu und kicherte leise. »Du hast nicht zufällig aus Versehen mit ihrem Prinzen geflirtet?«

»Mit wem?«

»Mit Henry.« Sie grinste vielsagend.

Ich schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. So wie Henry sich vorhin bei Peter eingeschleimt hatte, war er mir jetzt schon unsympathisch. Ich konnte dieses Geheuchel, das ich von Peter und seinen Geschäftskontakten kannte, einfach nicht leiden. Es wirkte so falsch. Und was ich bislang von Henry mitbekommen hatte, passte da perfekt hinein. Mit so jemandem zu flirten, stand bei mir definitiv auf der Top-Ten-Liste der Dinge, die ich niemals tun würde. Es kam gleich nach dem Stichpunkt, dass ich Peter mit Dad ansprach und …

Whoa! Lucía hatte recht. Traumwellen-Barbie schien ganz und gar schlechte Laune zu haben und … irrte ich mich oder funkelte sie mich im Näherkommen direkt an?

Ich wappnete mich, für was auch immer da kommen mochte, und zuckte dennoch zusammen, als Henry sich ruckartig mit den Händen aufstützte und damit die Tischplatte zum Vibrieren brachte.

»Wusstest du davon?« Zu meiner Erleichterung sprach er nicht mit mir, sondern mit Emily. Seine Stimme klang so wütend, dass alle innehielten.

Emilys Augen weiteten sich. »Was meinst du?«

»Sinclair.« Henry stieß scharf die Luft aus. »Der Stiftungsrat hat deine Mutter angewiesen, Sinclair zu verkaufen.«

Emilys Gesicht verlor binnen Sekunden an Farbe und auch Lucía und Sophie wirkten schockiert.

»Sinclair soll verkauft werden?«, fragte Lucía nach.

»Nein, soll er nicht«, knurrte Henry, ohne den Blick von Emily zu lösen. »Er ist es bereits.«

»Das ergibt doch keinen Sinn!«, war alles, was sie herausbrachte. »Warum sollte meine Ma das tun?«

Carla, wie Traumwellen-Barbie offenbar wirklich hieß, spitzte die Lippen und deutete mit einem pastellrosalackierten Fingernagel auf mich. »Frag das doch mal deine neue Mitbewohnerin. Sie ist es schließlich, die Henrys Karriere ruiniert!«

Henrys Karriere? Was sollte das heißen?

»Ich komme gerade, glaube ich, nicht mehr ganz mit.« Ahnungslos blickte ich von einem zum anderen.

»Tatsächlich?« Carla schnaubte verächtlich. »Na, dann helfe ich dir gerne auf die Sprünge: Dein Vater hat dir einfach mal so das beste Turnierpferd der Schule gekauft. Henrys Pferd! Damit kann er die Turniersaison vergessen und sein goldenes Reitabzeichen auch.«

Oh. Jetzt verstand ich. Sinclair war das Pferd gewesen, das Henry betreut hatte. Na großartig.

Die Neuigkeit sorgte einige Sekunden lang für Schweigen. Dann beugte Emily sich zu mir. »Stimmt das?«

Still flehte sie mich an, ich möge Nein sagen. Aber das konnte ich nicht und als der Ausdruck der Erkenntnis in ihr Gesicht trat, wirkte sie verletzt.

»Na ja, um genau zu sein, gehört er wohl meinem Vater«, versuchte ich, mich zu erklären. »Peter hat ihn gekauft. Ich wollte …«

Emily sprang so heftig auf, dass ihr Stuhl mit lautem Poltern rückwärts auf die Fliesen knallte.

»… ihn gar nicht haben«, beendete ich meinen Satz noch leise. Doch ich war mir nicht sicher, ob Emily es wirklich gehört hatte. Sie eilte bereits mit schnellen Schritten in Richtung Tür. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Alle am Tisch schauten mich an, teils betreten, teils anklagend, und meine innere Stimme drängte mich, sofort von hier zu verschwinden.

Ganz vorsichtig hob ich den Kopf. »Sinclair ist wirklich dein Pferd?«, fragte ich Henry und er richtete sich auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

»Nicht mehr, wie es aussieht. Jetzt ist er dein Pferd.«

Ich wollte ihn nicht haben, das schwöre ich dir.

Ich reite nicht mehr.

Es gab so viele Sachen, die ich in diesem Moment hätte sagen können, aber ich schaffte es nicht, auch nur ein Wort herauszubringen.

Diese Blicke, das Gefühl, unerwünscht zu sein … all das erinnerte mich so sehr an Berlin, dass mir das Atmen schwerfiel. Ohne auch nur einmal von meinem Essen probiert zu haben, ließ ich es stehen, verabschiedete mich und verließ die Mensa. Dabei bemühte ich mich, so ruhig wie möglich zu bleiben.

Ich war noch keine vierundzwanzig Stunden an der Schule und bereits wieder eine Ausgestoßene. Schönen Dank auch, Peter. Warum hatte er nicht auf mich gehört? Warum hörte mir überhaupt niemals jemand zu? Ich lief noch schneller und sprintete durchs Foyer und die Treppe nach oben. Auf meinem Zimmer warf ich mich aufs Bett und vergrub das Gesicht im Kopfkissen. 585 Kilometer. Ich hatte so viel Abstand zwischen mich und das vergangene Jahr bringen wollen wie nur irgendwie möglich.

Und wofür? Für nichts!

Denn so wie es aussah, war ich von einem Albtraum geradewegs in den nächsten getaumelt.

Dancing with Raven. Unser wildes Herz

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