Читать книгу Asche und Blüten - Janine Spirig - Страница 14

Zauber

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Etwas verlegen stand ich im Rahmen seiner Haustüre. Von diesem Mann eingeladen zu werden, das muss eine Einladung ins Himmelreich sein, dachte ich. «Ich bringe das Dessert», versprach ich und dachte mir sogleich etwas Gewitztes aus. So besorgte ich einen Schoki-Igel mit aufgestellten Mandelstacheln. «Auch einer mit aufgestellter Frisur», bemerkte ich, als ich das Igeldessert am anderen Tag in Pauls Kühlschrank stellte.

Wunderbares Essen, interessante, humorvolle, tiefsinnige Gespräche – wir unterhielten uns über dies und jenes, über seine Arbeit als Lehrer, über meine Ausbildung, die Woche, die ich geschwänzt hatte, um eine Körpertherapieausbildung zu beginnen (ich wusste schon damals, dass mich meine Tätigkeit als Kindergärtnerin nicht ausfüllen würde), weiter lachten wir über Haushalt, Lebensenergie und Biersorten, diskutierten über Spiritualität, Beziehungen und Schweinezucht, kurz, wir konnten einfach über alles miteinander reden.

Dann wollte er meine Fähigkeiten als zukünftige Körpertherapeutin testen und streckte mir sein müdes, kortisonbehandeltes Bein mit der Sportverletzung hin. Paul entspannte sich während meiner Behandlung so sehr, dass er einschlief und dermassen laut zu schnarchen begann, dass es mir peinlich wurde und ich mich zum Gehen veranlasst fühlte. Er entschuldigte sich für sein anstössiges Verhalten mit der Erklärung, dass er unter einer chronischen Übermüdung leide und ich doch bitte noch ein wenig bleiben solle.

So unterhielten wir uns weiter, bis tief in den Morgen hinein. Wir hatten einander etwas zu sagen, fühlten uns wohl, so, als ob wir uns schon lange kennen würden. «Ich fühle mich selten gleich so wohl mit jemandem, aber mit dir ist es so», gestand er mir. Und ich wusste in mir drin, dass es etwas ganz Spezielles war, was er mir da sagte.

Asche und Blüten

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