Читать книгу Das Geheimnis des Stiftes - Janine Zachariae - Страница 5

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1. »Herzlichen Glückwunsch, Du hast gewonnen!«

Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber ich hatte tatsächlich gewonnen und mein Buch wurde zum Sieger gekürt. Der Vertrag flatterte kurz vor den Sommerferien zu mir, eigentlich zu meiner Tante, aber das ist ja ähnlich. Ich fühlte mich wie ein Zauberer, der seinen ersten Brief aus einer berühmten Zauberschule erhalten hatte.

*

»Herzlichen Glückwunsch Marinette Strike, wir freuen uns, Dir mitteilen zu können, dass Du bei unserem Gewinnspiel den ersten Platz belegt hast.

Es haben hunderte von junge Menschen mitgemacht, weshalb wir etwas länger zum Auswerten benötigt hatten, als ursprünglich beabsichtigt.

Dein Buch wird noch vor der ›Frankfurter Buchmesse‹ veröffentlicht.

Es wird eine offizielle Preisverleihung geben, zu der wir Dir die nötigen Daten in diesem Schreiben beifügen.

Fahrkarte, Ticket und VIP Ausweis wirst Du vorfinden.

Liebe Marinette, wir haben uns sehr über Deine Geschichte gefreut und wünschen Dir viel Erfolg damit.

Dein Buch ›Das mysteriöse Mädchen: Die unsichtbare Retterin‹ wird als Jugendbuch des Sommers‹ im Juni erscheinen.

Was uns aufgefallen ist: Du bist nicht im Social Media zu finden.

Vielleicht möchtest Du das ja ändern, so kannst Du Dein Buch ebenfalls etwas promoten.

Wenn Du Hilfe benötigst oder Fragen hast, kannst Du Dich jeder Zeit an unseren Fachmann für Social Media wenden. Eine Visitenkarte ist ebenfalls im Paket vorhanden.

Nun wünsche ich Dir ganz viel Spaß und Freude an Deinem ersten Buch.

Alles Liebe wünscht Dir,

Will.«

*

Nachdem ich diesen Brief gelesen habe, musste ich mir eingestehen, nicht mehr hinterm Mond leben zu können. Das nötige Mobiltelefon hatte ich, warum also nicht tatsächlich einen solchen Schritt wagen?

Für dieses Buch habe ich ein Pseudonym benutzt und den Nachnamen meiner Tante Hayley verwendet.

Ich konnte nicht riskieren, dass meine Mutter etwas davon erfährt oder der Postbote es wieder mitnimmt, da nicht mein richtiger Name darauf zu lesen ist.

Meiner Tante erzählte ich, dass ich auf eine Überraschung für meine Mutter warte und es deshalb nicht zu uns geschickt werden soll. Mir ist durchaus bewusst, dass man nicht lügen darf, aber in diesem Fall hatte ich keine andere Wahl und ich weiß, dass es nur eine Ausrede ist, aber ihr werdet noch herausfinden, wieso ich das machen musste.

Ich mag Hayley, sie ist eine tolle Tante, auch wenn sich unsere Ansichten manchmal unterscheiden. Es gab schon Zeiten, da bin ich verweint zu ihr und habe darüber gesprochen, dass ich einfach nicht wahrgenommen werde und das es an meinem Aussehen liegen würde.

Sie aber sagte jedes Mal: »Das ist besser so, glaube mir. Du bist ein hübsches Mädchen, aber ich bin froh, dass du so ein stilles und unscheinbares Leben führst.«

Trotz all meiner Bemühungen und Argumentation ließ sie sich nicht von diesem Satz abbringen, weshalb ich es mittlerweile nicht mehr anspreche. Es hat einfach keinen Sinn.

Deshalb konnte ich ihr nicht die ganze Wahrheit erzählen, oder mein Buch zeigen. Sie hätte es nicht verstanden. Sie hätte die Freude nicht mit mir geteilt, sondern es eher als nichtig betrachtet. Was es aber nicht ist. Ich habe ein Buch geschrieben und das vor meinem 19. Lebensjahr. Das Preisausschreiben fand bereits 2016 statt, als ich 18 war. Einsendeschluss war im Dezember.

Hayley ist die Schwester meines Vaters, kurz bevor er verschwunden war, ist sie in unsere Nähe gezogen.

Sicherlich seid ihr über das Wort ›verschwunden‹ gestolpert, oder? Aber es stimmt: Mein Dad ist verschwunden.

Nicht zu finden.

Spurlos.

Wieso, weshalb, warum weiß ich wirklich nicht. Aber plötzlich war er nicht mehr da. Einfach so.

Das Geheimnis des Stiftes

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