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8. Cian

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Der Wein hatte seine Angst gemildert, aber sie war noch da. Unterdrückt von der wohligen Wärme in seinem Bauch, tobte sie stärker als zuvor. Nun fürchtete er sich nicht nur um sich. Ja, die Sorge, dass ihm selbst etwas passieren könnte, kam ihm mit einem Mal egoistisch vor. Er fürchtete um sein Rudel.

Was hatten die Sutherland gesagt?

Überlass mir diesen Omega oder ihr könnt die Burg allein stürmen.

Die MacKays werden nicht wissen, was sie erwischt, wenn wir ihre Burg stürmen.

Das klang nicht gut. Überhaupt nicht gut. Wann sollte dieser Überfall stattfinden? Wie viele würden teilnehmen? Hatten sie noch mehr Verbündete als die MacDonnells?

Ich muss zurück zum Kloster und einen Boten schicken, dachte er. Irgendwie.

Er dachte an seine Omega-Brüder. An Marc, Brian und den kleinen Asgall, der sich an seinen Beinen hochgezogen hatte und ihn angestrahlt hatte. Sie alle lebten, das wusste er. Sie waren zurück in der Burg und glaubten, sicher zu sein.

Asgall musste inzwischen laufen können. Er würde auf seinen winzigen Füßen herumwuseln und jeden anlachen, der ihm in die Quere kam. Bis die Sutherlands wieder angriffen. Bis Cians Rudel wieder verjagt wurde. Und geschändet. Würde der letzte seiner Alpha-Brüder sterben? Würden sie Caelan töten?

Abgesehen von der Rückeroberung hatte der Bote eine weitere gute Neuigkeit verkündet: Caelan hatte seinen Gefährten gefunden. Einen Omega aus dem MacFarlane-Rudel. Ausgerechnet Caelan. Es war schwer, ihn sich als Liebenden vorzustellen. Doch Cian war sicher, dass er ein treuer Gefährte sein würde, ein zuverlässiger Partner. Er und sein Omega würden das Fortbestehen des MacKay-Rudels sichern.

Wenn die Sutherlands sie nicht vorher abschlachteten.

»Tier?«, fragte Cian und sah auf den breiten Rücken vor sich. Er wagte es nicht, ihn noch einmal mit seinem Namen anzusprechen. Das letzte Mal war eine Katastrophe gewesen. »Wie lange dauert die Reise zur Burg der MacKays? Von hier aus, meine ich.«

»Warum willst du das wissen?«, knurrte der Mistkerl.

Selbst unter den düsteren Baumkronen, hoch über ihren Köpfen, wirkte er riesig. Der kühle Wind, der nach saftiger Erde roch, war immer noch wärmer als der Blick des Tiers. Das Zwitschern der Amseln ein harter Kontrast zu seiner Stimme, die klang, als hätte sich ein Riss in die Unterwelt aufgetan. Nicht, dass seine Stimme unangenehm war. Immer, wenn er sprach, zog es in Cians Bauch. Ein wenig kribblig und sehr angenehm. Konnte aber auch vom Wein kommen.

»Ich muss einen Boten zur Burg schicken lassen«, sagte Cian. »Mit einer wichtigen Nachricht. Wie lange wird er brauchen?«

»Auf den normalen Wegen? Zwei Wochen oder mehr.«

»Das klingt, als gäbe es andere Wege als die normalen. Welche sind das?«

»Meine.« Das Tier erklomm ein Gewirr ineinander verschlungener Wurzeln, das ihm bis zur Hüfte reichte. Seine Hand öffnete sich und packte unter Cians Achsel.

Umständlich erkletterte der die Wurzeln. Es machte ihm nicht länger etwas aus, gefesselt zu sein. Denn das bedeutete, dass das Tier ihm helfen musste. Dass er ihn berühren musste. So sehr Cian sich dafür schämte, genoss er doch jede warme Berührung. Jedes Mal, wenn das Tier ihn anfasste, spürte er dessen Stärke, fühlte er sich sicherer.

Wie dumm von ihm. So verdammt blöd. Gleich würden sie beim Eisenstein ankommen. Und was dann? Es würde nichts passieren. Bestimmt. Schließlich war er kein Hexer. Doch hatte sich leiser Zweifel in Cians Brust geschlichen. Dummer Zweifel. Aber er hatte den Hass in Logans Miene gesehen, als der von Magie gesprochen hatte. Hatte die Mordlust in dessen Augen gesehen.

Wenn ich einen Dolch hätte, könnte ich mich wehren, dachte er. Dann könnte ich ihn in Logans Bauch rammen, wenn er mich töten will. Oder besser schon, bevor wir den Stein erreichen. Wenn er es nicht kommen sieht. Ich könnte einen Dolch in seinen Rücken stechen und flüchten.

Er wusste nicht, wer ihm diese furchtbaren Worte einflüsterte. Vielleicht sein Wolf. Die Stimme, die lauter wurde, seit er in diesem verdammten Wald unterwegs war. Die Stimme, die überleben wollte und nicht zu Cian MacKay, dem zivilisierten Omega, gehörte.

Die Stimme, die dich gerettet hat, blöder Schwächling, dachte er. Die Stimme, die dich vor dem Kerl da warnt. Jeder, dem du in diesem grauenvollen Wald begegnet bist, wollte dich schänden. Ich wette, der wartet nur darauf, dass du dich sicher fühlst. Und dann wirft er dich ins Moos und nimmt, was Jaxson gehört.

Er hätte es längst getan, wenn er es wollte. Er hatte mehr als eine Gelegenheit, knurrte der zivilisierte Teil von Cian. Logan ist ein brutaler Mörder, aber immer noch der anständigste Alpha, dem ich hier im Wald begegnet bin.

Das denkst du doch nur, weil du seine Berührungen genießt. Wahrscheinlich willst du, dass er dir den Kilt hochschiebt und die Pranken um deine Eier legt. Dass er dich am Schwanz packt statt am Arm.

Ich bin ein vergebener Mann, dachte Cian. Wind strich über seine erhitzten Wangen. Ich liebe Jaxson und ich würde ihm nie untreu sein.

Du hast von dem Tier geträumt.

»Halt die Klappe«, murmelte Cian.

»Was?«, knurrte das Tier und wandte sich zu ihm um.

»Ich rede mit mir selbst«, sagte Cian hoheitsvoll.

»Du verträgst keinen Wein, Kleiner.«

Das Tier drehte sich wieder um. Wulstige Narben krochen über seinen Nacken, da, wo die struppigen Haare sie freiließen. Und der Mann stank, genau so schlimm wie Cian. Nach Schweiß, Blut und verrottenden Blättern. Und doch hüpfte etwas in Cians Magen. Und doch konnte er nicht aufhören, Logan anzuschauen. Sein verwüstetes Gesicht, mehr Raubtier als Mensch, aus dem die kalten Augen blitzten. Sehr schöne Augen. Blau wie der klare Himmel. Er konnte nicht anders, als Logan, das Tier, attraktiv zu finden. Äußerst attraktiv, obwohl man ihn wirklich nicht als hübsch bezeichnen konnte.

Cian schluckte. Wie musste es sein, solch einen Körper zu besitzen? Solche Kraft? Mit einer Hand hob Logan ihn von einem Felsbrocken herunter und Cian hätte beinahe geseufzt.

Natürlich, das musste am Wein liegen. Genau wie Logan gesagt hatte. Der Wein war auch schuld, dass Cian nicht beim Thema bleiben konnte.

»Wäre man auf deinen Wegen schneller bei Burg MacKay?«, fragte er.

Das Tier nickte.

»Wie schnell?«

»Neun Tage.«

»Was? Aber – der Wald ist so unwegsam.«

»Ja, aber ich muss keine Umwege gehen.« Das Tier hob einen Ast, damit Cian hindurch schlüpfen konnte. »Und ich weiß, wo man die Berge überqueren kann, ohne herum gehen zu müssen. Ich kenne einen Weg über den Glass.«

»Wirklich.« Cian schluckte. »Und Burg MacGregor? Wie schnell könntest du mich da hinbringen?«

»Dich? Wenn du dabei bist, dauert es dreimal so lange.« Logan machte ein abfälliges Geräusch. »Ohne dich wäre ich längst am Eisenstein.«

»Wenn du mich nicht gefesselt hättest, wäre ich auch längst da.«

»Wenn du nicht den ganzen Wein gesoffen hättest, würdest du nicht torkeln wie eine dreibeinige Sau.«

»Ich torkle nicht«, sagte Cian würdevoll und stolperte. Wieder musste Logan ihn fangen. Cians Kopf prallte gegen dessen Brust. Harte Muskeln federten den Fall. »Ups.«

»Wir sind gleich da.« Logan richtete ihn auf wie eine Puppe.

»Du hast meine Frage nicht beantwortet.« Lallte er etwa? Am helllichten Tag? »Wie schnell könntest du mich zu Burg MacGregor bringen?«

Das Tier betrachtete ihn. Helle Augen glitten über Cians Körper und ihm wurde heiß. »Wenn du nicht ganz so schwach bist, wie du aussiehst: Fünf Tage.«

»Das ist die Hälfte von dem, das die beiden Alphas gesagt haben.«

»Die waren Vollidioten. Wie gesagt, ich kenne andere Wege.« Die eisfarbenen Augen verengten sich. »Was willst du auf Burg MacGregor, Kleiner?«

»Nichts.« Er traute dem Kerl nicht. Zumindest wäre es blöd, ihm zu trauen. Leider fühlte er sich durch den Wein so gut, dass er leichtsinnig wurde. Der Wein war auch schuld, dass seine Blase wieder drückte. Hoffentlich kam dieser Eisenstein bald in Sicht. Er konnte es kaum erwarten, die Fesseln los zu sein.

Auch, wenn er dich dann nicht mehr anfassen muss?, höhnte sein Wolf.

Sei still, dachte er. Ich bin Jaxson treu.

Sie stapften durch einen Kiefernwald, dessen harziger Geruch Cians Nase erfüllte. Der Boden federte unter ihren Sohlen. Cians Füße schmerzten.

»Sind wir bald da?«, fragte er.

»Warum, musst du pinkeln?«

»Ja. Und mir ist langweilig.« Cian trat einen Kiefernzapfen vor sich her und wäre schon wieder fast gestolpert. »Du bist nicht die redefreudigste Gesellschaft, weißt du?«

Das Tier lachte trocken. »Ich habe seit Jahren nicht mehr so viel geredet wie mit dir.«

»Wirklich?« Cian zögerte. »Kann ich dich etwas fragen?«

»Nein.«

»Warum hat dein Rudel dich verstoßen?«

Er sah das Profil des Tiers, aber keine Reaktion darauf. Nur verbissenes Schweigen. Cian wollte nachbohren, doch er traute sich nicht. Langsam klang die Wirkung des Weins ab und die Furcht kehrte mit voller Kraft zurück. Ihm wurde klar, dass er durch einen finsteren Wald lief, gemeinsam mit einem Kerl, der drohte, ihn abzuschlachten, wenn er sich als magisch erwies. Sein Rudel war in höchster Gefahr und Jaxson – Er schluckte. Jaxson auch? Was war auf Burg MacGregor geschehen? Woher hatten die Männer, die ihn abgeholt hatten, ihre MacGregor-Kilts bekommen?

Was soll ich tun?, dachte er. Blöde Frage. Was konnte er schon tun? Er war nur ein Omega und gerade erst volljährig geworden. Wenn Logan nicht wäre, wäre er nicht mal heil aus dem Wald heraus gekommen.

Aber was, wenn niemand außer ihm von dem Angriff wusste? War er der Einzige, der sein Rudel warnen konnte? Es kamen nicht allzu oft Boten am Kloster vorbei. Pferde hatten sie auch nicht. Er konnte seine Nachricht einem der Bauern geben, die jede Woche vorbeikamen. Konnte er ihn bezahlen, damit er bis zur Burg der MacKays ritt?

Am schnellsten wäre es gewesen, selbst zu gehen. Aber das war unmöglich. Er war erst seit einem Tag im Wald und zweimal knapp Schändung und Tod entronnen. Er würde den Weg zu seiner Burg nie überleben. Logan dagegen –

»Würdest du eine Nachricht für mich überbringen?«, fragte Cian leise. »Es ist wirklich wichtig.«

»Nein.« Das Tier half ihm über einen weiteren Felsen. Nun mussten sie sich durch dichtes Gebüsch kämpfen. Ligusterzweige kratzten Cians Unterschenkel auf.

»Es ist wirklich sehr wichtig.« Cian schluckte. »Mein Rudel ist in Gefahr und ich weiß nicht, wie ich ihnen rechtzeitig Bescheid sagen soll. Wir würden dich gut bezahlen, da bin ich sicher. Mein Vater ist der Rudel-Chief der MacKays.«

»Hui.« Das Tier streckte die Hand aus, um Cian aufzuhalten. »Warte.«

Was war? Hatte er etwas gehört? Nervös blickte Cian sich um, versuchte, hinter den dichten Stämmen und Büschen mehr zu erkennen. Nichts. Als er sich umwandte, hörte er ein Plätschern. Logan hatte ihm den Rücken zugedreht und erleichterte sich gegen den Stamm einer Birke.

Mit roten Wangen wandte Cian sich wieder ab. Er hatte nichts gesehen. Also, nichts Schlimmes. Weit weniger als bei ihrem letzten Treffen, als das Tier nackt vor ihm gestanden hatte. Nur zwei stämmige Oberschenkel und den wahren Bach, der die Rinde herunterlief. Schlimm genug. Seine eigene Blase zwickte und er hätte am liebsten den Kilt hochgerissen, um es Logan gleichzutun. Doch seine Hände waren gebunden. Wortwörtlich.

»Du hättest mich warnen können«, zischte er. »Ich will das nicht sehen.«

»Dann schau weg.«

»Zu spät.« Unruhig trat Cian von einem Fuß auf den anderen. Er presste die Oberschenkel zusammen und schluckte. »Ich muss auch.«

»Hast du erwähnt«, sagte das Tier gleichmütig. »Ich bin gleich fertig, dann binde ich dir eine Hand los.«

Cian wimmerte. Er biss sich auf die Lippen und bat seine Blase, nicht aufzugeben. Warum musste sie plötzlich so klein sein? Lag es an dem Plätschern hinter ihm?

»Bitte beeil dich«, bat er panisch. »Ich habe nicht gewusst, wie dringend es ist, bis du dich hier erleichtert hast wie ein Köter.«

»Ist ja gut.« Logan trat hinter ihn und packte seine Arme. Er zog an dem Seil. Cian presste die Beine zusammen und verfluchte den verdammten Wein und das blöde Wasser, das er davor gesoffen hatte und betete. »Mist.«

»Was?«

»Ich habe den Knoten lange nicht mehr gemacht«, gab das Tier zu. »Ich glaube, ich muss die Schlaufe hier lösen.« Cian spürte ein Ziehen um das Handgelenk. Aber die ersehnte Befreiung blieb aus. »Nein, auch nicht. Moment.«

»Ich hab keinen Moment«, brachte Cian zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Nimm dein Schwert.«

»Dann ist das Seil kaputt.«

»Egal!«

Misstrauen färbte Logans Stimme. »Ist das ein Versuch, abzuhauen, Hexenbalg?«

»Das ist ein Versuch, mich nicht einzupissen«, fauchte Cian. Schon wieder, fügte er in Gedanken hinzu.

Das Tier seufzte. Dann spürte Cian kalte Luft an seinen Genitalien. Logan hatte seinen Kilt gehoben. Vorne. Und dann packte er Cians Rute.

»Lass laufen«, sagte Logan, viel zu nah an Cians Ohr.

Cian war zu schockiert, um irgendetwas zu tun. »Lass mich los!«

»Cian, wenn du willst, dass ich dich entkommen lasse, hast du dich geschnitten. Das ist ein ganz billiger Trick.«

»Ist es nicht!«

»Warum schiffst du dann nicht?« Logans Stimme war eine einzige Drohung. »Spielst du mir nur was vor, Hexenbalg?«

Cian war in seinem ganzen Leben noch nie in einer derart peinlichen Lage gewesen. Oder so wütend. »Du verblödetes Tier«, grollte er. »Ich kann mich nicht erleichtern, wenn jemand zusieht. Das war schon immer so. Im Gegensatz zu dir bin ich auf einer Burg aufgewachsen. Unter zivilisierten Menschen.«

»Lügner.« Logan klang wie ein Monster aus der Unterwelt. Und Cian wand sich in seinem Griff. Die warmen, rauen Finger um seinen Schwanz hätten bestimmt furchtbare Dinge verursacht, wenn er nicht kurz vorm Überlaufen gewesen wäre. »Du schäbiger Lügner«, knurrte Logan. »Du pisst mir jetzt einen schönen See oder ich glaube dir nicht mehr, dass du kein Hexer bist.«

Was für eine absurde Situation. Und Cian konnte es nicht. Konnte sich nicht so weit entspannen, obwohl er fast platzte. »Ich sag doch, ich kann das nicht. Nicht, wenn du zusiehst.«

Das Tier tat etwas Abscheuliches. Er brachte seinen Mund noch näher an Cians Ohr, so nah, dass sein Atem über die heiße Haut strich. »Sscchh«, machte er.

Das Geräusch war zu viel, selbst für Cian. In ihm löste sich etwas und ein Strahl schoss aus ihm heraus. Direkt in das dornige Gebüsch vor ihm. Mit brennenden Wangen sah er, wie sein Wasser von den Blättern tropfte, roch, wie der süßliche Geruch die Luft erfüllte.

Ich hasse dich, Tier, dachte er. Schluchzen stieg in ihm auf. Das war mit Abstand die peinlichste Lage, in der er je gewesen war. Und sie hörte nicht auf.

»Gut, ich glaube dir«, sagte das Tier. »Das ist ja der reinste Wasserfall.«

»Halt die Klappe«, würgte Cian hervor. »Die Situation ist schlimm genug. Du musst sie nicht noch kommentieren.« Er wollte sterben. Oder weit weg von hier sein. So weit wie möglich. Erst recht, als der Druck langsam nachließ und sein Körper die Berührung der warmen Handflächen registrierte. Langsam füllte seine Rute sich mit Blut. Der Strahl stieg.

»Woran hast du denn jetzt gedacht?«, fragte Logan.

»Meinen Verlobten«, log Cian. »Er ist äußerst attraktiv.«

»Ich wusste nicht, dass du jemandem versprochen bist.« Die Stimme des Tiers klang seltsam.

Entsetzt sah Cian zu, wie sein Strahl versiegte und seine Rute immer härter wurde. »Bin ich. Schon seit fast einem Jahr. Lass los!«

»Bist du sicher?«, fragte Logan. »Sieht aus, als hättest du Spaß.« Aber er ließ los, nicht, ohne die letzten Tropfen von Cians Rute zu schütteln. Was sie nur noch härter machte. Warmes Kribbeln rann durch Cians Unterleib. Endlich fiel der Kilt wieder über seine Schenkel, konnte die Erhebung darunter aber nicht ganz verbergen.

»Gut, dann ist das erledigt«, sagte das Tier und wandte sich ab. »Weiter geht’s.«

»Das war abscheulich!«, rief Cian. Vögel flatterten auf, ihre Flügelschläge durchbrachen die Luft über ihm. »Einfach abscheulich! Wie konntest du das tun?«

»Dich davor retten, dich einzunässen?« Der Mistkerl klang gleichmütig. »Ich dachte, das wolltest du.«

»Ich wollte nicht, dass du mich anfasst«, zischte Cian. »Nicht da. Ich verlange eine Entschuldigung.«

Logan drehte sich um und einen Moment war Cian sicher, dass er hier sterben würde. Hier, zwischen den dunklen Stämmen, weit weg von seinem Rudel. Die eisblauen Augen des Tiers waren vollkommen ausdruckslos.

»Ich entschuldige mich«, sagte er unerwartet, »sobald ich weiß, dass du kein Hexer bist.«

»Dann wirst du dich in Kürze entschuldigen müssen.« Cian hob das Kinn und hoffte, dass die Luft seine Wangen kühlen würde. Gerade fühlten sie sich an, als müsste er verbrennen.

Wortlos wandte das Tier sich ab und stapfte voran. Cian stolperte hinterher. Er würde dem Mistkerl nie wieder in die Augen sehen können. Immer, wenn der ihm über ein Hindernis half, wandte Cian den Blick ab.

Wann kommt dieser Eisenstein endlich?, dachte er. Lieber dahingemetzelt von diesem Monster als dass ich weiter seine Anwesenheit ertragen muss. Nicht, nachdem er das gesehen hat. Und kommentiert. Und mir dabei helfen musste wie einem alten Greis.

»Mistkerl«, murmelte er, als Logan kurz außer Hörweite war.

»Verwöhntes Balg«, knurrte der und Cian zuckte zusammen. Das Tier drehte sich um und wieder glaubte Cian, dass er hier sterben würde. »Wir sind da.«

Oh. Der Eisenstein ragte aus dem Waldboden auf, grau, rissig und bedeckt von braunem Moos. Der Boden um ihn war ebenfalls braun, und die Riesenfarne und Gräser auch. Eisensteine färbte alles in ihrer unmittelbaren Umgebung. Cian roch den metallischen Geruch in der feuchten Luft. Er sah die beiden Löcher in dem Felsen, der höher als zwei Männer war. Die Löcher, die man hineingeschlagen hatte, um Hexer anzubinden.

Er schluckte.

Das Tier packte ihn und schubste ihn vorwärts. »Los, Kleiner«, grollte er. »Beweis mir, dass du kein Hexenbalg bist.«

Der Omega und das Tier

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