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9. Logan

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Cian wirkte winzig vor dem riesigen Stein. Seine Haare hell neben dem dunkelgrauen Fels, trotz des Drecks, der die Locken verkrustete. Der Metallgeruch des Eisensteins stand im starken Kontrast zu dem süßen Duft, der von der weißen Haut ausging.

»Was soll ich tun?«, fragte der Junge. Das Beben in seiner Stimme war unüberhörbar.

»Zieh dich aus.«

Cians Augen weiteten sich. Stolpernd wich er zurück, kam aber nicht weit. Dank der Fesseln konnte er sich nicht halten, als sein Fuß an einem Stein hängenblieb und er ging zu Boden.

»Deine Haut muss den Stein berühren«, erklärte Logan. »Sonst weiß ich nicht, ob du auf ihn reagierst.«

Cian sah zu ihm auf, als sei er der Unterwelt entstiegen. Aber er wich nicht weiter zurück. Stattdessen drehte er sich um und zeigte Logan seine gefesselten Hände.

»Bind mich los, sonst kann ich mich nicht ausziehen«, maulte er. »Falls du es diesmal schaffst, die Fesseln zu lösen.«

Mit Unbehagen dachte Logan an die Szene vorhin. Hatte er wirklich so viel verlernt? Sein Erzeuger war ein Meister im Fesseln von Wölfen und Menschen gewesen und eigentlich hatte er Logan die wichtigsten Knoten beigebracht. Eigentlich. Es war einfach zu lang her. Das Tier nahm keine Gefangenen. Das Tier fesselte nicht. Es tötete. Nur diesen Jungen nicht.

Was war anders an Cian MacKay? Logan hatte Zeit, darüber nachzudenken, während er die Knoten löste. Es dauerte beschämend lange.

Der Goldene war, nun, golden. Mit Abstand der schönste Omega, den Logan je gesehen hatte. Doch Schönheit hatte ihn nie beeindruckt. Für gewöhnlich achtete er auf andere Dinge, wenn er einem Omega begegnete. Was selten genug vorkam. Die Hure, zu der er unterwegs war, war alt. Aber sie wusste, wie man einen Prügel wie seinen aufnahm und das war das Einzige, auf das es ankam.

Nein, es musste Magie sein. Fast fürchtete Logan den Moment, in dem er Cian an den Eisenstein binden würde. Was, wenn das Metall sich in dessen Haut brannte, wenn er schrie und sich wand und Logan anflehte, ihn loszubinden? Würde er es tun?

Ich töte dich nicht, wollte er sagen. Ich weiß nicht, was ich tue, falls du ein Hexer bist, aber ich kann dich nicht töten.

Und genau dieser Umstand machte ihm Angst. Wenn Cian solche Macht über ihn hatte, dann musste es Magie sein, oder? Wenn er selbst Logan dazu brachte, Mitleid zu empfinden. Ihn, der seit Jahren nur Hass und Wut fühlte. Nein, nicht ganz. Es hatte Kameradschaft gegeben. Zwischen ihm, Angus und Niall.

Im Hass auf die Sutherlands waren sie vereint gewesen. Es hatte sich gut angefühlt, mit seinen Kameraden am Feuer zu sitzen. Schweigend zu essen oder darüber zu spekulieren, wo sie als Nächstes zuschlagen konnten.

Zu guter Letzt löste der Knoten sich und Cian seufzte erleichtert. »Endlich.« Er massierte seine Arme. »Ich spüre nichts mehr. Au.«

»Klingt, als würdest du Schmerzen spüren«, sagte Logan, so kalt er konnte. »Bete, dass das Eisen dich nicht verbrennt, Kleiner.«

Ich bete, dass du an Arschfäule krepierst, sagten die Augen des Goldenen. Aber seine Lippen schwiegen. Er hatte Angst vor Logan, panische Angst. Es war deutlich, in jedem Blick, den er ihm zuwarf. Und darin, dass er ihn seit dem Zwischenfall eben gar nicht mehr angeschaut hatte.

Auch jetzt nicht, wo Cian sich mit steifen Fingern seiner Kleider entledigte. Erst des zerrissenen Hemdes, dann des verdreckten Kilts. Erstaunt sah Logan, dass die Rute des Kleinen immer noch zum Horizont zeigte. Die milchweiße Haut schimmerte selbst im Schatten.

»Schau nicht so«, murmelte der Omega, als er Logans Blick bemerkte. »Sonst kriege ich Angst, dass du mich aufschlitzt, bevor du weißt, ob ich magisch bin.«

»Gerade jetzt muss ich dich im Auge behalten«, knurrte Logan. »Falls du doch im letzten Moment türmst.«

Cian verzog das Gesicht. »Als ob ich das könnte. Sofern du nichts dagegen hast, behalte ich die Stiefel an.«

Logan hatte nichts dagegen. Seine Kehle wurde eng, als Cian zum Felsen stapfte und ihm seine samtene Kehrseite präsentierte. Fest und klein waren die Backen und doch weich genug, um sich mit jedem Schritt aufs Köstlichste zu verformen.

Mond, gib mir Kraft, dachte Logan und packte die Seile.

Cian lehnte seine Rücken gegen den Stein, ohne eine Miene zu verziehen. Er hob die Hände, damit Logan das Seil durch die Löcher schlingen und ihn fesseln konnte. Trotzig sah der Kleine zu ihm auf, als er die Knoten festzurrte.

»Und?«, murrte er. »Siehst du mich brennen, Großer?«

Der Große brannte. Logans Körper verzehrte sich danach, die Klauen in Cians Haut zu schlagen, mit den Fingerspitzen darüber zu fahren, die nackten Schenkel zu spreizen, die halbsteife Rute zu packen und zu melken. Stumm stapfte Logan ein paar Schritte von der blonden Versuchung weg.

Er atmete tief ein und versuchte, sich abzuregen. Doch sein verfluchter Unterleib beschloss, sich wie ein Jungwolf aufzuführen, und hob den Kilt an. Wütend ließ er sich zu Boden fallen. Blätter stoben auf. Erst, als sein Atem sich beruhigt hatte, wandte er sich zu Cian um. Und hätte beinahe losgebrüllt.

Sonnenflecken tanzten über schlanke Muskeln, über volle Lippen, über helle Nippel, über anmutige Beine, die in verdreckten Stiefeln steckten. Cian MacKay, nackt. Ein Anblick, den er bereits einmal genossen hatte, wenn auch unabsichtlich. Ein Anblick, den er sein Leben lang nicht vergessen würde.

»Tier.« Cian kaute auf seiner Unterlippe herum. »Sag etwas. Habe ich den Test bestanden? Bist du jetzt überzeugt, dass ich ein Mensch bin?«

Was? Logan schüttelte sich. Richtig. Der Kleine brannte nicht. Er schrie nicht und flehte Logan nicht an, ihn loszubinden. Er stand da und schaute ihn an, als wäre er ein Raubtier, das auf seine Beute lauerte. Wahrscheinlich verstand er Logans Blicke mal wieder falsch. Dachte, er wollte ihn mit seinem Schwert aufspießen, statt, nun, ihn mit seiner Rute aufzuspießen.

Logan seufzte unhörbar. Warum musste er sich wie ein Spatzenhirn aufführen, wenn er mit dem Kleinen unterwegs war? Magie konnte er nicht mehr als Entschuldigung benutzen.

»Fast«, sagte er und kam sich so schäbig vor, wie er war. »Warten wir noch ein paar Augenblicke, ob du nicht doch noch abfackelst.« Nur noch ein paar Augenblicke noch wollte er diesen Anblick genießen.

»Witzig.« Cian sah zur Seite. Der Wind kam auf und strich durch sein Haar. Locken fielen über gerötete Wangen. Der Kleine kniff die Lippen zusammen, dass sie ganz weiß wurden. Er schämte sich.

Tier, du hast es wirklich verdient, an Arschfäule zu krepieren, dachte Logan und erhob sich. »Es tut mir leid, Cian.«

»Was?« Immer noch sah der Goldene ihn nicht an. Er blinzelte erstaunt.

»Es tut mir leid, dass ich dich für einen Hexer gehalten habe«, sagte Logan. Mit wenigen Schritten war er bei Cian und hatte dessen Fesseln gelöst. Beschämt rollte er das Seil zusammen. »Offensichtlich bist du keiner.«

»Oh.« Cian rieb sich die Handgelenke. Dann zuckte er zusammen und hob hastig seine Kleider auf. »Das, äh, habe ich doch gesagt. Ich meine, ich nehme die Entschuldigung an.«

»Danke.« Logan wandte sich ab, damit der Junge sich in Ruhe anziehen konnte. »Ich bringe dich zurück ins Kloster.« Er zögerte. Es schien nicht genug. »Sag, falls ich noch etwas tun kann.«

»Falls du keine Lust hast, mich zu tragen, nicht viel.« Ein knappes Lachen. »Mond, so sehr haben meine Füße noch nie geschmerzt.« Kurzes Schweigen. Zögern. »Würdest du eine Nachricht zu meinem Rudel bringen?«

»Ich muss nach Lodhain«, sagte Logan. »Über Vollmond, also in vier Tagen. Danach kann ich ihnen eine Nachricht bringen.«

»Das ist zu spät.« Eine kalte Hand legte sich auf Logans Arm und er wäre beinahe zusammengezuckt. Die Berührung kam so unerwartet, dass sie wie ein Schock war. »Tier, bitte. Ich brauche Hilfe.«

Er sah sich um. Angst schwamm in Cians blattgrünen Augen. Zum ersten Mal fragte sich Logan, ob es wirklich nur Angst vor ihm war. Oder Sorge um seine Familie.

»Tier, mein Rudel ist in Gefahr.«

»Ich muss an Vollmond in Lobdhain sein.«

»Warum?«

Logan knurrte und entfernte Cians Hand von seinem Arm. »Weil da die einzige Nutte lebt, die meinen Prügel aufnehmen kann.«

Cian keuchte. Seine Wangen färbten sich dunkelrot. »Was?«

»Du hast richtig gehört«, sagte Logan. »Ich muss nach Lobdhain, um mich zu paaren.«

»Mit einem Lustknaben?«, fragte Cian. Missbilligung leuchtete ihm aus jeder Pore.

»Ein Knabe ist der schon lange nicht mehr.« Logan hasste sich. Hasste den Ekel über sich selbst, hasste, dass der sich in Cians Miene spiegelte. Hasste die Tatsache, dass er Cian helfen wollte. Er kannte ihn seit gestern und bisher hatte der Junge nur Ärger bedeutet.

»So ist das.« Cian wirkte wütend. Kein Wunder. »Die Sutherlands wollen mein Rudel überfallen und du vergnügst dich lieber mit käuflichen Omegas.«

»Ich habe keine Wahl!«, rief Logan, heftiger als er wollte.

Cian wich zurück. Aber die Wut blieb, überdeckte die Furcht in seinen Augen. »Du hast keine Wahl als dich zu paaren wie, also, wie das Tier, das du bist?« Wut war gar kein Ausdruck. »Abscheulich.«

»Ich bin verflucht«, hörte Logan sich sagen. Warum verriet er dem Kleinen das? Warum war es so wichtig, dass der ihn verstand? Dass der wusste, warum Logan seinen Wunsch nicht erfüllen konnte? »Ich muss mich an jedem Vollmond paaren oder ich sterbe. Ein Scheiß-Hexer hat mich verflucht!«

Cians Gesicht wurde weiß. »Verflucht?«

»Ja.« Logan rieb sich über den Nasenrücken. »Ich muss zu dieser verdammten Nutte in Lobdhain oder ich verrecke. Deshalb kann ich deiner Familie keine Nachricht überbringen. Ich wäre an Vollmond noch im Wald unterwegs.« Er knurrte. »Hey, ich habe eine Idee: Ich laufe zu deiner Familie, wenn du mitkommst. Dann kannst du den Platz der Nutte einnehmen. Wir verlieren keine Zeit und ich lebe weiter.«

Cian keuchte.

Der Omega und das Tier

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