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Prolog

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Henri Medernach sah auf seine Armbanduhr, nur noch eine halbe Stunde, und Clara würde auf Findel landen.

Drei Tage wollte sie in Luxemburg bleiben. Henri hatte ihr bereits am Telefon versprochen, sie vom Flughafen abzuholen und die Tage mit ihr gemeinsam zu verbringen.

Clara Hartung, eine der reichsten Frauen der Welt, war zu Besuch bei einem ehemaligen Polizeikommissar.

Henri hatte Clara, bei seinem ersten und einzigen Luxusurlaub, in Ligurien, genauer gesagt, in Santa Margherita kennengelernt. Nach seiner Pensionierung hatte er sich seinen langjährigen Traum, einmal einen Urlaub in einem luxuriösen Hotel zu verbringen, erfüllt. Seine Wahl war auf das Hotel Imperiale, in Santa Margherita gefallen.

Clara Hartung verbrachte damals einige Urlaubstage in demselben Hotel. Während ihres Aufenthaltes wurden mehrere Attentate auf sie verübt. Als dann noch eine Erpressung hinzukam, sah Henri Medernach sich in der Pflicht, seine kriminalistischen Fähigkeiten einzusetzen und Frau Hartung zu helfen. Dank seiner Mitarbeit war es später gelungen, den Erpresser, einen Mitarbeiter aus dem obersten Management in Claras Firma, zu entlarven und zu verhaften. Seit dieser Zeit sind sie sehr gute Freunde. Henri war von Clara Hartung, in ihr Haus in München und zu kleineren Kreuzfahrten auf ihrer Yacht eingeladen gewesen. Heute nun sollte Clara endlich nach Luxemburg kommen. Er wollte sie durch sein kleines, aber sehr schönes Land führen.

Henri Medernach stieg in seinen Wagen und fuhr die wenigen Kilometer, von Oetrange zum Flughafen Findel.

Er stieg die Treppe, die von der Eingangshalle zum Ankunftsgate führte, hinunter und wartete gespannt auf Claras Ankunft. Es waren nur noch wenige Minuten, bis zur Landung der Maschine. Es schien ihm aber eine Ewigkeit zu dauern, bis auf der Bildschirmanzeige unter der Decke, hinter dem Flug München–Saarbrücken-Luxemburg, das grüne Licht zu blinken begann, das die erfolgte Landung der Maschine signalisierte. Danach dauerte es für Henri eine weitere Ewigkeit, bis sich die Tür öffnete und Clara Hartung endlich herauskam. Mit einem fröhlichen Lachen kam sie auf Henri Medernach zu. Henri und Clara begrüßten sich sehr herzlich. Wäre Henri dreißig Jahre jünger gewesen, hätte man meinen können, dass der Freund seine Freundin oder der Mann seine Frau, nach einer langen Abwesenheit begrüßt. So hatte es eher den Anschein, dass der Vater seine Tochter willkommen hieß.

„Ich freue mich riesig, dass du Zeit gefunden hast, nach Luxemburg zu kommen!“, sagte Henri und begrüßte Clara mit, den in Luxemburg üblichen, drei Küsschen auf die Wangen.

„Auch ich bin froh, dich einmal hier besuchen zu können. Die letzten Tage waren wieder sehr anstrengend und haben mir wenig Zeit gelassen, mich auf diesen Kurzurlaub vorzubereiten.“

Henri nahm Clara ihren Koffer ab, und führte sie zum Ausgang.

„Mein Wagen steht gegenüber vom Ausgang, auf dem sogenannten Kiss and Ride Parkplatz. Wir fahren zuerst zu meinem Haus in Oetrange, laden das Gepäck aus, und du kannst dich ein wenig frisch machen, wenn du möchtest. Danach nehmen wir einen kleinen Begrüßungstrunk, und anschließend zeige ich dir ein wenig von meinem Luxemburg. Ich hoffe, dass du damit einverstanden bist?“

„Henri, ich bin mit allem einverstanden. Ich freue mich, ein paar Tage Abstand von der Hektik der Firma zu haben und dich wiedersehen zu können. Lass uns auch ein wenig Zeit einplanen, um uns zu unterhalten. Ich habe etwas die Befürchtung, dass du dich in Stress versetzt und mir das ganze Land auf einmal zeigen willst.“

„Zeit für Gespräche habe ich auf jeden Fall eingeplant, bei unserem guten luxemburgischen Wein zum Beispiel, den du unbedingt auch kennenlernen musst.“

Henri lächelte Clara zu, er war schon wieder in seinen alten Eifer verfallen. Sie war noch nicht einmal richtig angekommen, und er stand schon in den Startlöchern zur ersten Besichtigung.

„Du wohnst sehr schön!“, sagte Clara, als sie aus dem Auto ausgestiegen war und das Haus und die Umgebung in Augenschein genommen hatte.

„Ich bin auch sehr zufrieden hier“, meinte Medernach. Er geleitete Clara ins Haus. Er zeigte ihr das Gästezimmer, das er bereits für sie hergerichtet hatte.

„Das ist sehr hübsch.“

„Kein Vergleich mit deiner Villa, aber ich hoffe, dass es dir für die drei Tage genügt.“

„Ich brauche nicht immer eine Villa Henri, liebe Menschen um mich herum bedeuten mir mehr.“

Henri wurde verlegen und ging nicht weiter darauf ein. Nachdem er ihr das restliche Haus gezeigt hatte, ließ er Clara Zeit, sich von der Reise zu erholen und sich zu erfrischen.

Zur Begrüßung hatte er, schon am Vortag, eine Flasche luxemburgischen Crémant kaltgestellt. Der Crémant wird in Luxemburg nach der gleichen Methode wie der Champagner hergestellt. Es gibt noch kleine Kellereien, die sogar die Flaschen mit der Hand rütteln. Der Unterschied und damit auch der Geschmack, bestehen in den verwendeten Trauben.

Clara kam nach einer guten halben Stunde in den Salon. Die Sektkelche standen bereits auf der Rauchglasplatte, des runden Sofatisches vor dem Kamin. Nachdem Clara Platz genommen hatte, holte Henri den Crémant und öffnete gekonnt die Flasche. Henri reichte Clara ein Glas und prostete ihr zu.

„Nochmals, herzlichst willkommen in meinem bescheiden Haus. Ich freue mich, dass du hier bist.“

„Prost!“, sagte Clara, „ich bin auch froh, es endlich einmal hierher geschafft zu haben.“

Sie erzählten sich noch ein wenig, was sie in den letzten Monaten so alles erlebt hatten und fuhren danach in die Stadt Luxemburg.

Der Spaziergang, den Henri sich vorgenommen hatte, sollte Clara einen ersten Eindruck von der Weltkulturerbestadt Luxemburg vermitteln. Henri führte Clara über die Corniche, ein Weg hoch über dem Tal der Alzette, der über die ehemaligen Stadtmauern führt. Er zeigte ihr die St. Michaels Kirche, aus dem dreizehnten Jahrhundert und die Kasematten auf dem Bockfelsen. Danach führte er Clara von der Oberstadt hinunter nach Clausen, dem aktuellen Zentrum des luxemburgischen Nachtlebens, über den Wenzelweg zu den Bauten von Vauban und durch das Petrussetal zurück ins Zentrum.

Am späten Nachmittag kehrten sie nach Oetrange zurück und setzten sich auf die Terrasse. Die Sonne schien, und die Temperaturen waren sommerlich.

Henri holte eine Flasche Weißwein aus seinem Keller. Er wollte Clara, die seiner Meinung nach, besten Weißweine der luxemburgischen Mosel näherbringen.

Nachdem sie sich über alles Mögliche unterhalten hatten, bemerkte Clara, dass sie nur sehr wenig aus seinem früheren Berufsleben kannte.

„Erzähl mir doch etwas mehr von deiner früheren Tätigkeit. Was waren das für Fälle, die du bei der Polizei zu lösen hattest? Gab es auch manchmal außergewöhnliche Verbrechen?“

„Nun, die gab es sicherlich auch, aber die meisten Fälle hatten ähnliche Hintergründe. Eifersucht, Diebstahl, Unterschlagung, Erpressung und Betrug waren die häufigsten Auslöser für einen Mord. Nur einmal lag die Sache völlig anders, und war sehr verworren, damals hatten wir es mit einem Auftragskiller zu tun.“

„Das interessiert mich, erzählst du mir davon?“

„Das wird aber eine lange Geschichte“, meinte Henri. „Ich bin nicht sicher, ob die drei Tage, die du hier verbringen willst, ausreichen.“

„Egal, erzähl einfach, wenn es mir zu lang wird, werde ich dich bremsen, einverstanden?“ Clara sah Henri an und nippt an Ihrem Wein, der ihr ausgezeichnet schmeckte.

Henri nickte zustimmend und begann zu erzählen.

Die Spinne

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