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Kapitel 4

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Henri Medernach hatte sich mit seinen Kollegen, im Sitzungssaal der police judiciaire, in der Bitburger Straße eingefunden, um alle auf den neuesten Stand der Ermittlungen zu bringen.

Die kurzfristig einberufene Sonderkommission war beinahe vollständig anwesend, obwohl es ein Samstagnachmittag war. Medernach zählte die Einzelheiten auf, soweit sie bis jetzt bekannt waren. Das Ergebnis der Gerichtsmedizin lag noch nicht vor, dafür war die Zeit nun doch zu kurz gewesen.

Aber auch so war klar, dass die Todesursache der Schuss mitten ins Herz war. Vielleicht würden sich auch noch Spuren des Täters auf der Leiche finden. Medernach glaubte allerdings nicht wirklich daran. Für ihn stand jetzt bereits fest, dass sie es mit einem Auftragsmord zu tun hatten, mit einem absoluten Profikiller.

„Konnte die Spurensicherung sonst noch etwas am Tatort finden?“ Die Frage von Medernach richtete sich an alle Anwesenden. Georges Ehlinger, er leitete das Team der Spurensicherung, erhob sich von seinem Platz und sprach in die Runde.

„Wir haben im Umkreis von vierhundert Metern alles durchsucht. Papierkörbe, Vorgärten, Abfalltonnen usw., aber wir haben nichts Ungewöhnliches gefunden. Etwa dreißig Meter von der Leiche entfernt, konnten wir Fußabdrücke sicherstellen. Allerdings dürften diese sehr wenig ergiebig sein. Es handelt sich um den Abdruck einer glatten Ledersohle, ohne irgendeine Besonderheit. Wir können natürlich auch nicht mit Sicherheit sagen, dass die Abdrücke vom Täter stammen. Wenn es sich um seinen Abdruck handeln sollte, dann suchen wir einen Mann mit der Schuhgröße zweiundvierzig.“

Georges setzte sich wieder, und Medernach dankte ihm für die Ergebnisse.

„Gibt es sonst noch etwas?“ Medernach blickte in die Runde.

„Claude, was hat die Befragung der Taxifahrer und der Hotels ergeben?“

„Ich habe alle Taxi-Unternehmen gefragt, ob sie gestern Abend einen Fahrgast ins Pfaffenthal gefahren haben. Insgesamt haben wir von sechs Fahrten erfahren. Wir sind gerade dabei, die Fahrgäste zu überprüfen. Bis jetzt haben wir vier Personen überprüft, alle vier wohnen im Pfaffenthal, und alle haben ein Alibi für die Tatzeit. Die Hotels sind dabei, uns eine Übersicht der Gäste zusammenzustellen. Ich schätze, dass wir etwa drei Tausend Namen bekommen werden. Es dürfte unmöglich sein, die alle zu überprüfen. Bekanntlich weilt die Mehrzahl der Gäste nur für eine Nacht in Luxemburg. Damit dürften die meisten das Land schon wieder verlassen haben.“

„Klar, das stimmt sicherlich“,, meinte Medernach „aber wenn ein Fahrgast, von einem der Hotels aus, ins Pfaffenthal gefahren wurde, sollten wir uns zumindest diesen näher ansehen.“

Claude meldete sich noch einmal zu Wort.

„Chef, würden Sie mit einem Taxi zu einem Tatort fahren? Ich glaube, dass wir da nichts finden werden. Interessanter dürfte da das post-it sein. Georges, hast du den schon näher untersuchen lassen?“

Georges Ehlinger sah Claude an und nickte.

„Wir haben ihn uns genau angesehen. Diese kleine Spinne ist mit einer Tinte aufgedruckt, die es bei uns nicht mehr geben darf. Sie enthält Beimischungen von Blei, die es nur noch in China gibt. Die Untersuchungen sind aber noch nicht vollständig abgeschlossen.“

„Soll das heißen, dass wir es vielleicht mit einem Asiaten oder Chinesen zu tun haben könnten?“ Medernach war unsicher, ob diese Schlussfolgerung statthaft war. Eine Möglichkeit wäre es natürlich schon.

„Nun, möglich, allerdings kann sich jeder China-Tourist so eine Tinte mitgebracht haben. Ein erster Hinweis ist es aber immerhin.“ Georges Ehlinger lehnte sich in seinen Sessel zurück und wippte leicht hin und her.

„Warum sollte ein Tourist sich Tinte aus China mitbringen? Das erscheint mir doch eher unwahrscheinlich. Es sei denn, jemand erwirbt ganz bewusst diese Tinte, um eine falsche Spur zu legen“, bemerkte Medernach nach den Ausführungen von Georges Ehlinger.

Es war nicht sehr viel, was sie bis jetzt wussten. Henri Medernach dankte seinen Kollegen dafür, dass sie ihren freien Samstag geopfert und an der Sitzung teilgenommen haben. Henri wandte sich zu seinem Partner Roby um.

„Wir brauchen etwas mehr Information über den Toten. Wir müssen herausbekommen, wer es ist und was er im Pfaffenthal gemacht hat, was er gearbeitet hat, und in welchem Umfeld er aktiv war. Nur so kommen wir einem möglichen Motiv und damit vielleicht dem Täter näher.“

„Wir arbeiten ja schon daran, Henri. Sein Bild wird am Montag im Wort erscheinen. Vielleicht meldet sich ja daraufhin jemand, der ihn kannte.“

Das Wort war die größte Tageszeitung Luxemburgs. In fast jedem Haushalt wird das Luxemburger Wort gelesen. Wenn ihn jemand hier in Luxemburg gesehen hat, oder kennt, würden sie sicherlich Hinweise erhalten und am Montag weiterkommen. Roby Weis sah seinen Chef an. Medernach nickte zustimmend und meinte dann:

„Wir könnten, um die Sache zu beschleunigen, das Bild aber auch schon auf RTL veröffentlichen, in der Sendung Journal, dann hätten wir vielleicht bereits am Abend erste Reaktionen. Da das «Journal» alle halbe Stunde wiederholt wird, wird die Information mehrfach ausgestrahlt.“

Warum war er nicht selbst auf diese Idee gekommen? Er ärgerte sich, dass ihm nicht sofort RTL eingefallen war. Roby Weis arbeitete gut, ja sehr gut, er strebte berechtigt, die Nachfolge von Henri an. Henri Medernach würde nicht mehr lange im Dienst bleiben, seine Pensionierung rückte immer näher. Da konnte es nur nützlich sein, wenn auch sein Chef, ihn als Nachfolger befürworten würde.

Medernach nahm den Telefonhörer in die Hand und ließ sich mit RTL und der Redaktion vom Journal verbinden.

Die Chefredakteurin, Claudine Kieffer, nahm seinen Anruf entgegen. Weis erklärte ihr den Sachverhalt, und dass man ihr ein Bild von einem unbekannten Toten mailen wird, das am Abend in der Sendung veröffentlicht werden soll.

Claudine bat ihn, ihr das Bild an ihre private Mail-Adresse zu senden, da sie jetzt nach Hause gehen und in Ruhe die Sendung vorbereiten wollte. Roby Weis notierte sich ihre Mail-Adresse und verabschiedete sich von ihr, nachdem sie ihm versichert hatte, dass das Bild am Abend ausstrahlt wird.

„Henri, RTL strahlt das Bild am Abend aus“, sagte Roby Weis noch zu Henri Medernach, der sich gerade von seinen Kollegen verabschiedete, um kurz nach Hause zu fahren.

Die police judiciaire hatte ihren Sitz in Luxemburg-Hamm. Damit war es für Medernach kein Problem, auch mal zwischendurch kurz nach Hause zu fahren. Er brauchte ca. sieben Minuten bis zu seinem Haus in Oetrange. Das einzige was ihn an dem Standort störte, war der Fluglärm des nahe gelegenen Flughafens von Luxemburg. Die Maschinen, die starteten oder im Landeanflug waren, flogen in geringer Höhe über ihr Gebäude hinweg. Andererseits war eine der zwei renommierten Patisserien von Luxemburg nicht weit entfernt. Namur hatte seine neue Produktionsstätte ebenfalls in Hamm errichtet und unterhielt hier auch ein Café. Medernach war ein Fan der beiden bekannten Patissiers, Oberweis und Namur zählten zu seinen Favoriten.

Die Spinne

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