Читать книгу Douarnenez und das Geheimnis der Sardine - Jean-Pierre Kermanchec - Страница 7

Kapitel 5

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Sie wussten noch immer nicht, wer die Leiche in dem Koffer von Loctudy war, und jetzt gab es eine zweite Leiche. Diesmal in Douarnenez, auf der kleinen Insel Île Tristan. Wäre der Anruf eine halbe Stunde früher gekommen, hätten sie sich die Fahrt ins Kommissariat nach dem Besuch bei Madame Floc´h sparen können. Monique Dupont und ihre Chefin Anaïk Bruel machten sich erneut auf den Weg in die Hafenstadt.

Der Anruf aus Douarnenez war von der dortigen Gendarmerie gekommen. Die Kollegen, Hervé Briden und Donan Blouet, hatten einen Notruf erhalten und waren daraufhin zur Île Tristan gefahren. Mit dem kleinen Polizeiboot, das im Hafen stationiert war, waren die Gendarmen auf die Insel gekommen, und der Aufseher der Insel, ein gewisser Gall Daumas, hatte sie zum Fundort geführt. Die Gendarmen hatten die Fundstelle abgesperrt und dann die police judiciaire von Quimper informiert.

Den Fahrer des Polizeibootes hatten sie zurückgeschickt, um die Kommissarinnen und die Spurensicherung abzuholen und auf die Insel zu bringen.

Anaïk hatte Dustin und Yannick informiert, auch sie hatten sich sofort auf den Weg gemacht. Die beiden Kommissarinnen erwarteten sie im Hafen. Das Boot brachte sie zur Insel, legte am Kai an und ließ die Gruppe aussteigen. Gall Daumas empfing die Mannschaft der police judiciaire und führte sie zur Fundstelle.

Gall wollte keinen erneuten Blick auf die Leiche werfen und hielt Abstand. Dustin fotografierte die Leiche in den Müllsäcken, dann ging Yannick Detru, der Pathologe, zum Leichnam. Er schnitt die Verschnürung der Müllsäcke auf und begann mit seiner Untersuchung. Es dauerte deutlich länger als sonst bis er zu Anaïk und Monique kam.

„Der Mann muss gefoltert worden sein. Gestorben ist er am Ende an einem Kopfschuss. Die Kugel muss noch im Schädel stecken, es gibt keine Austrittsöffnung. Den Todeszeitpunkt kann ich nur grob angeben, ich schätze vor ca. 24 Stunden, exakter nach der Obduktion.“

„Danke Yannik! Gefoltert hast du gesagt?“

Yannik nickte und überließ den Leichnam Dustin und seiner Mannschaft.

Anaïk überlegte. Zwei Leichen im Atlantik in so kurzem Abstand waren seltsam. Könnte der Tod dieses Mannes mit dem Mann im Koffer zusammenhängen? Loctudy liegt ein Stück von Douarnenez entfernt. Wer waren die Toten? Könnte es sich um einen oder beide der vermissten Männer handeln? Vielleicht würde Dustin ja Ausweispapiere bei dem aktuellen Toten finden. Natürlich müssten die zwei Morde erst einmal als zwei verschiedene Verbrechen behandeln.

Dustin hatte sich mit seinen Leuten an die Arbeit gemacht und die Leiche, die Müllsäcke, die Verschnürung und die Umgebung des Fundortes genauestens untersucht. Anaïk ging zu Monique, die im Gespräch mit Monsieur Daumas war.

„Wann genau haben Sie die Leiche gefunden?“, fragte Monique gerade, als Anaïk zu ihnen trat.

„Das ist gegen 16 Uhr 30 gewesen. Ich habe gewartet, bis die Flut hoch genug war, dass sich niemand mehr auf den Weg zur Insel machen konnte und dann meinen zweiten Rundgang begonnen.“

„Das heißt, am Morgen lag die Leiche noch nicht hier?“, fragte Anaïk.

„Ja! Als ich heute Morgen meinen ersten Rundgang gemacht habe, lag da noch nichts. Die Leiche muss mit der auflaufenden Flut hier angeschwemmt worden sein.“

„Ist Ihnen am Morgen irgendetwas aufgefallen? Zum Beispiel ein Boot, das sich in der Nähe der Insel aufgehalten hat, oder das in der Umgebung der Insel vor Anker lag?“

„In der Bucht sind ständig Yachten oder Fischerboote unterwegs. Douarnenez hat zwar keinen großen Hafen, aber es liegen zahlreiche Yachten hier vor Anker und eine Anzahl von Fischerbooten. Auch kleinere Küstenfrachter laufen den Hafen an. Ich sehe ständig Schiffe in der Bucht, auch Segelyachten und Fischerboote. Aber etwas fällt mir ein. Ich habe heute Morgen vom Leuchtturm aus einen Frachter gesehen, der aus Douarnenez gekommen sein muss, der hat eine Weile ruhig in der Bucht gelegen. Den Frachter habe ich schon öfter und in unregelmäßigen Abständen hier gesehen. Er ist sonst weiter draußen. Es hat mich gewundert, dass er so nah gewesen ist. Nach einiger Zeit hat er aber wieder Fahrt aufgenommen und die Bucht von Douarnenez verlassen.“

„Sie kennen den Namen des Schiffs nicht?“, fragte Monique.

„Nein, den habe ich nicht gesehen. Aber es wird nicht schwer sein, den Namen in Erfahrung zu bringen. Sie brauchen nur bei der Capitainerie nachzufragen. Ich habe das Schiff gegen 9 Uhr gesehen. Es hat den Hafen demzufolge vielleicht eine Stunde zuvor verlassen.“

„Gut, wir werden uns danach erkundigen“, meinte Anaïk.

„Ansonsten ist Ihnen am Morgen oder im Verlauf des Tages nichts aufgefallen?“, fragte Monique nochmal nach.

„Nein, ich kann mich an nichts erinnern.“

Beide Kommissarinnen bedankten sich bei Monsieur Daumas und gingen zurück zu Dustin.

„Hast du schon etwas für uns?“, fragte Anaïk.

„Nein, wenigstens nichts, was auf seine Identität hinweist. Er hat nichts in seinen Taschen. Ich habe unter seinen Fingernägeln eine winzige Blutmenge sichergestellt. Vielleicht reicht es für eine DNA aus. Dann habe ich ein Haar gefunden, das definitiv nicht vom Opfer stammt, und eine Wollfaser. Sobald ich die Spuren analysiert habe bekommst du meinen Bericht.“

„Das ist doch schon etwas.“

Monique und Anaïk machten sich auf den Weg zur Anlegestelle, damit das Polizeiboot sie wieder zum Hafen bringen konnte. Yannick wartete bereits beim Boot. Zehn Minuten später hatten sie den Hafen erreicht und stiegen in ihre Fahrzeuge.

„Zwei Tote an einem Tag. Der Fall entwickelt sich fast so wie die Mordserie in Névez im letzten Sommer“, meinte Monique.

„Hoffentlich nicht“, antwortete Anaïk. „Damals hatten wir sogar drei Tote, ich möchte nicht schon wieder einen Serienmörder suchen müssen.“

„Falls die zwei Morde in Zusammenhang stehen, dann sind wir ja schon mitten drin!“, meinte Monique und lehnte sich gegen die Kopfstütze des Wagens.

„Jetzt habe ich noch weniger Zeit für die Suche nach meinem Hochzeitskleid“, meinte Anaïk enttäuscht.

Douarnenez und das Geheimnis der Sardine

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