Читать книгу der dämon und die lethargie - Jeanette Y. Hornschuh - Страница 11

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6.

So ein Idiot.

Der Rauch des Lagerfeuers steigt empor in den dunklen Himmel. Natürlich hat uns Aaron keine Unterkunft gewährt. Levian sitzt niedergeschlagen an einen Baum gelehnt. Die Knie angewinkelt und die Stirn darauf gelehnt schweigt er vor sich hin. Ich lege mich aufs feuchte Gras und blicke zu den Sternen. Nur vereinzelt werden sie von dünnen Wolkenfäden verdeckt. Der klare Wind lässt die Kälte wachsen, die in den frühen Frühlingsnächten noch vorherrschend ist. Nicht, dass es Meinesgleichen interessieren würde… Bei Levian sieht das schon anders aus.

Um diese ungemütliche Stille zu durchbrechen, erkundige ich mich: „Was hatte dieser Aaron für ein Problem? Er ist ein Jäger, du bist ein Jäger. Zumindest hattest du noch die Gelegenheit bekommen, ihm die Situation zu erklären. Du weißt, das hatte ich wirklich anders erwartet…“

Mir schien, als wäre Aaron weniger sauer darüber, dass Levian mich in sein Gebiet gebracht hatte. Nachdem der junge Jäger die Situation erklärt und Aaron sich daraufhin gezeigt hatte, sprach seine Körperhaltung dafür, dass er keinen Kampf mehr erwartete. Das wäre gewiss anders gewesen, hätte er mich immer noch als Bedrohung wahrgenommen.

„Viele Jäger sind wenig begeistert, andere Jäger in ihrem Gebiet vorzufinden.“ nuschelt Levian in seinen Schoß.

Tatsächlich? Man sollte doch meinen, dass sie über ein bisschen Hilfe froh wären? „Warum?“ will ich wissen, bekomme jedoch keine Antwort. Vermutlich will er sich jetzt auch etwas ausruhen. Ich frage mich, wie er den Weg plant zu schaffen, wenn er mich weiterhin keine Minute unbeaufsichtigt lassen will.

Lange noch starre ich in den Himmel, beobachte, wie die mittlerweile dünnen Rauchfäden sich ihren Weg Richtung Mond bahnen. Ich setze mich aufrecht hin. Das Lagerfeuer besteht nur noch aus ein paar glimmenden Holzstücken. Mein Blick schweift zu Levian. Unser letzter Wortwechsel ist nun schon ein paar Stunden her, dennoch hat er sich seitdem nicht mehr gerührt. Immer noch sitzt er so mit angewinkelten Beinen da, den Kopf auf den Knien abgelegt. Ob er wohl doch eingeschlafen ist? Alles andere wäre schier übermenschlich… Gebannt versuche ich mich auf seine Atmung zu konzentrieren. Erst da bemerke ich, dass er sehr schnell atmet, eher einem Keuchen gleich.

„Levian?“ frage ich, doch keine Reaktion.

Ich überlege, ob ich zu ihm rübergehen und nachschauen soll, was los ist. Wenn er aber doch noch wach sein sollte und ich ihm zu nahe komme, dann werde ich den Bann… Hggg… der Gedanke schreckt mich ab, ich zögere. Dieses Gefühl der Auflösung ist doch derart unangenehm, dass ich ihm lieber aus dem Weg gehen würde. Eine Zeit lang sitze ich nur da und beobachte ihn, doch nichts ändert sich.

Hng…

Meine Neugier wächst…

Hnggggg…

Ich halte es nicht mehr aus! Mit einer für mich kaum aushaltbaren geringen Geschwindigkeit erhebe ich mich, um nicht bedrohlich zu wirken. Langsam, gaaanz langsam schreite ich zu ihm herüber. Er zuckt nicht einmal, als ich direkt vor ihm stehe. Jetzt bin ich mir sicher, dass irgendetwas nicht stimmt. Seine Haare kleben schweißgetränkt an seinem Kopf. Gedankenverloren streiche ich sie beiseite. Wenn überhaupt noch vorhanden, sind Erinnerungen an das Leben als Mensch in meinem Alter üblicherweise nur noch sehr blasse Gedankenfetzen. Dennoch bin ich mir sicher, dass Levians Körpertemperatur ziemlich unnormal für einen Menschen ist. Von ihm geht ein starker Blutgeruch aus. Um meine Vermutung zu bestätigen, hebe ich sein Shirt kurz ein Stück am Kragen hoch und blicke seitlich auf den Verband. Er ist von einer braungelblichen Flüssigkeit getränkt. Die Wunde, die ihm der unbekannte Unsterbliche im Wald zugefügt hat, hat sich entzündet. Der Jäger liegt im Fieber.

Langsam setze ich mich vor ihm auf den Boden und lege die Stirn in Falten. Da hängt er, verwundet, fiebernd, bewusstlos, schutzlos. In meinem Kopf dröhnt es. Wie ein kitschiger Zusammenschnitt an Zukunftsprophezeiungen laufen Bilder über all die Möglichkeiten vor meinem inneren Auge ab, welche sich mir nun bieten. Das Leichteste wäre wohl, seine Bann-Hand zu zertrümmern… so dass sie auf Lebzeiten unbrauchbar wird. Der Kopf ist ebenfalls ein Punkt am menschlichen Körper, der durch einen gezielten Schlag effektiv Schaden nehmen kann und so den gesamten Organismus nachhaltig beeinträchtigt. Der Nacken, eigentlich die gesamte Wirbelsäule, der Bauc… das… Herz…

Das Problem lösen - um das zu vollbringen, müsste ich aber eigentlich nicht einmal selbst etwas unternehmen. So wie es aussieht, könnte ich ihn auch einfach nur hier im Wald liegen lassen und das Problem hätte sich sehr bald von ganz allein gelöst… Erst jetzt fällt mir auf, wie sein Körper unter dem Fieber zittert. Nochmals fahre ich mit meiner Hand durch seine Haare.

Auf sich allein gestellt, sagte er…

„Nun, kleiner Jäger… was mache ich jetzt mit dir?“

Irgendwo heult ein Wolf.

der dämon und die lethargie

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