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Am nächsten Morgen folgte Timono der Sonne. Sie stand in prächtigen roten Farben am Morgenhimmel. Die Blätter und Wiesen um ihn herum trugen winzige Tautropfen auf ihrem saftigen Grün. Die Luft war noch frisch und etwas kühl. Der Wind wehte um Timonos Nase und er roch darin die Seeluft. Da kam ihm die Idee, dass er auf einem Schiff als Seejunge anheuern könnte. Stark genug, um die Arbeit zu verrichten, war er auf jeden Fall. Also wollte er sein Glück auf hoher See suchen.

Als Timono an dem riesigen Ozean stand und auf die Schiffe blickte, die mit den Wellen hoch und runter schaukelten, dachte er an seine Eltern, die damals auf See ums Leben kamen. Aber dann fasste er sich ans Herz und sagte zu sich selbst, dass er damals nicht in diesen tödlichen Sturm geraten war, und es bis heute auch nicht vorhatte, in so einen Sturm zu geraten. Voll und ganz verließ er sich auf sein Glück und ging zu einem Schiff seiner Wahl.

Der Zufall ließ ihn auf ein schönes Segelschiff zugehen. Ein Zweimaster mit 2 Oberdecks. Als Galionsfigur hatte es eine weiße Möwe, die aussah, als wollte sie mit dem Schiff in die Lüfte fliegen. Offenbar war es ein Handelsschiff, denn es hatte keine Kanonen an Bord. Als Timono weiter um das Schiff ging, sah er schon einige Männer der Mannschaft an Deck stehen. Mit gemischten Gefühlen ging er an Bord des Schiffes. Dort fragte er einige Matrosen, ob er eine Arbeit auf diesem Schiff bekommen könnte. Einer der Männer mit einem Drei-Tage-Bart und einer Narbe im Gesicht erhob sich aus der Menge und nickte. Dann winkte er mit der Hand als Zeichen, dass Timono ihm folgen sollte. Zusammen gingen sie unter Deck zu der Kabine des Kapitäns.

Nachdem der fremde Mann die Türe zu der Kabine aufmachte, deutete er mit ein paar Zeichen auf Timono und erklärte ihm etwas in Zeichensprache. Der Kapitän erhob sich von seinem Stuhl und nickte mit dem Kopf. Kurz darauf ging der Mann mit dem Drei-Tage-Bart und der Narbe im Gesicht wieder fort. Timono sah ihm fragend hinterher. Gut gelaunt erklärte der Kapitän: „Das ist Raphael, mein bester Mann. Leider kann er nicht sprechen, daher muss er sich mit Zeichensprache verständigen.“ Erstaunt sah Timono den Kapitän an. Dieser war eine stattliche Persönlichkeit. Er war groß, kräftig, sah intelligent aus und hatte einen schwarzen kurzen Bart im Gesicht. Beeindruckt von diesem Mann sagte er etwas leise: „Mein Name ist Timono und ich möchte gerne einige Zeit auf dem Schiff hier arbeiten.“ Lachend fragte der Kapitän: „Kannst du auch etwas lauter sprechen?“ Sofort plusterte Timono sich auf und antwortete lauter: „Aber sicher kann ich auch laut sprechen.“ Mit einem Lächeln auf seinen Lippen, die halb unter dem Bart verschwanden, meinte der Kapitän: „Mein Name ist Ogly der Seefahrer. Meine frühere Mannschaft hat mich damals so getauft.“

Kurz darauf kam Kapitän Ogly hinter seinem Tisch hervor und ging um Timono herum. Dann meinte er nachdenklich zu ihm: „So! Du willst also mit uns zur See fahren. Das finde ich gut. Ich muss mir nur noch einfallen lassen, als was ich dich am besten brauchen könnte.“ Mit einem Fingerzeig meldete sich Timono und sagte zu ihm: „Ich kann kochen und putzen. Aber ich bin bereit auch noch andere Arbeit zu lernen.“ „Deine Einstellung gefällt mir“, sagte Ogly lachend und ging aus seiner Kabine heraus. Timono folgte ihm wortlos. Raphael kam ihnen entgegen und machte dem Kapitän Platz, damit er an ihm vorbeikam. Ogly sagte zu Raphael: „Das ist Timono unser neuer Mann. Du wirst dich ab jetzt um ihn kümmern. Zeige ihm das Schiff und gib ihm für den Anfang eine gute Arbeit.“ An Timono gewandt meinte er: „Willkommen auf der Seemöwe!“ Raphael nickte und führte Timono zunächst in die Kombüse. Das Schiff war nicht sehr groß. Es gab nur die Kombüse, einen Speiseraum für die Mannschaft, einen Schlafraum für alle, einen Frachtraum und natürlich die Kapitänskajüte.

Für Timono war es anfangs ziemlich schwer die Zeichensprache von Raphael zu verstehen, aber innerhalb kürzester Zeit, hatte er die einfachsten Zeichen selbst herausgefunden.

„Hey Junge! Komm mal her!“ sagte ein schwer gebauter Kerl mit Glatze, vielen Muskeln und einer großen Narbe auf dem Oberarm, der zwischen zwei anderen Matrosen saß. Timono kam zu ihm hin und fragte: „Ja bitte? Womit kann ich helfen?“ Der Mann lachte und antwortete belustigt: „Du kannst Peter zu mir sagen. Ich wollte dich nur fragen, was du machen willst, wenn wir von Piraten überfallen werden.“ Nach einer kurzen Bedenkpause erklärte Timono: „Ich bereite schon mal die Rettungsboote vor, um sie ins Wasser zu lassen, was uns eine baldige Flucht ermöglicht.“ Peter stupste die zwei Männer neben sich an, lachte und meinte dann: „Ist er nicht niedlich? Ein kleiner Feigling. Soll ich dir mal was sagen? Ich war auch mal so wie du. Als die Piraten angriffen, habe ich mich versteckt. Doch die Piraten fanden mich. Und weißt du, was die mit Feiglingen machen?“ Timono schüttelte mit dem Kopf und Peter deutete daraufhin auf seinen linken Oberarm, wo die riesige Narbe in der Sonne leuchtete. Schluckend fragte Timono: „Was haben die sich nur dabei gedacht?“ „Die denken nur an ihre Beute und sonst gar nicht. Das sind Schurken und haben keine Ehre im Blut. Das Einzige, was man bei einem Überfall der Piraten machen sollte, ist sie zuerst zu schlagen, damit man wenigstens eine Chance hat. Wenn du willst, dann bringe ich dir das Kämpfen bei.“ Plötzlich stand der Kapitän hinter Timono und sagte zu Peter: „Mach dem Jungen keine Angst. Wir hatten schon lange keine Überfälle mehr von den Piraten. Und bestimmt werden wir auch die nächste Zeit das Glück auf unserer Seite haben.“

Die Arbeit an Deck der Seemöwe ließ Timono einige Muskeln aufbauen. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich zu einem richtigen Mann. Auf dem Schiff hatte Timono sehr viele Freunde. Sein bester Freund aber war Raphael. Mit ihm konnte er über alles reden, was ihn bedrückte. Auch über seine unerfüllte Liebe zu der Prinzessin Joanna.

Timono war inzwischen zwanzig Jahre alt geworden. Das Schiff hielt in vielen Häfen an und die Seeleute durften immer zwei Tage lang an Land gehen und Spaß haben. Auch besuchte er mit seinen Freunden einige Gaststätten, um dort zu trinken und Frauen kennenzulernen, aber Timono dachte immer noch an Joanna. Raphael wusste genau, wo er mit seinen Gedanken war. Er stellte Timono eine gutaussehende Frau vor, die ihm gefallen sollte. Ihr Name war Elaine. Sie ging langsam und verführerisch auf Timono zu und sagte leise zu ihm: „Ich bin Elaine. Du gefällst mir sehr.“ Etwas amüsiert schaute er ihr in die Augen und sah dann Raphael an, der mit seiner Zeichensprache signalisierte, dass sie gerne mit ihm alleine sein wollte. Elaine sagte flüsternd: „Ich möchte etwas spazieren gehen. Kommst du mit?“ Lächelnd schaute Timono sie an. Sie hatte lange, schwarze Haare und trug ein rotes Kleid. Sie hatte einen Körper, wie er zuletzt bei der Prinzessin Joanna gesehen hatte. Es war zwar nicht der exakte Körperbau, sondern es war eher so, dass Elaines Körper die gleiche Wirkung auf ihn als Mann hatte, wie der von seiner geliebten Prinzessin. Von ihrem Blick wurde er magisch angezogen und dann folgte er ihr aus dem Raum.

Auf der Straße nahm sie zärtlich seine Hand und meinte: „Du hast einen sehr schönen Körper mein lieber Seemann.“ Schüchtern lächelte er sie an und antwortete: „Und ich habe vor dir nur einmal in meinem Leben eine Frau gesehen, die so hübsch ist.“ Sofort danach gab sie ihm einen langen Kuss auf den Mund. Timono durchfuhr ein elektrisierendes Kribbeln, und er wünschte sich, mit ihr zusammen zu sein. Elaine nahm seine Hand und führte ihn zu ihrem Zimmer nahe am Hafen. Dort verschloss sie hinter ihnen die Türe und lenkte Timono dann zum Bett. Etwas zögernd setzte sich Timono, und sagte dann mit zitternder Stimme: „Ich war noch nie mit einer Frau zusammen. Ich kenne dies alles noch nicht.“ Elaine antwortete beruhigend, nachdem sie ihn geküsst hatte: „Das macht nichts. Ich zeige dir alles.“ Dann zog sie ihm seine Kleidung aus und küsste ihn leidenschaftlich. Ohne zu zögern, zog sie sich ihr rotes Kleid aus und legte sich zu ihm ins Bett. Die ganze Nacht lang zeigte sie ihm, wie zärtlich ein Mann mit einer Frau umgehen, und ihr Freude bereiten kann. Schließlich nach einem sehr langen Vorspiel schliefen sie miteinander.

Nach dieser Nacht wachten sie beide nebeneinander auf und Elaine flüsterte ihm ins Ohr: „Es ist schön mal einen Mann zu haben, der so zärtlich ist, wie du.“ Timono gab ihr noch einen Kuss und sagte seufzend: „Ich muss jetzt wieder auf mein Schiff. Es war schön mit dir. Wenn ich mal wieder hier in diesem Hafen anlegen sollte, dann komme ich dich besuchen.“ Dann zog er sich schnell seine Sachen an und ging aus ihrem Zimmer.

Vor der Gaststätte traf er Raphael wieder. Dieser lächelte und zeigte mit seiner Zeichensprache, dass Timono wohl sehr viel Spaß gehabt hat. Timono grinste verschmitzt und sagte: „Ja! Es war eine gute Idee von dir und ich hatte viel Spaß mit ihr.“ Dann setzte er ein verträumtes Lächeln auf und meinte leise: „Sie hat mich ein kleines bisschen an die Prinzessin erinnert. Ich weiß zwar, dass ich sie vergessen wollte, aber der Schmerz sitzt noch zu tief.“ Raphael klopfte ihm tröstend auf die Schulter und gab ihm dann ein Zeichen, dass er wieder mit ihm zum Schiff gehen sollte.

Wieder vergingen Monate auf dem Schiff. Timono konnte schon jede Arbeit an Bord verrichten und er wollte immer mehr dazu lernen. Der Kapitän stellte ihm sogar seine Bücher zur Verfügung, damit Timono sich zwischendurch weiterbilden konnte. Auch versuchte Timono, immer wieder Sachen zu bewegen. Jedes Mal gelang es ihm besser. Doch er hielt seine Zauberei geheim. Er machte es nur, wenn keiner zusah. An Regentagen lernte er sogar von Raphael, wie man näht. Ab diesem Tag nähte er sich seine Hemden und Hosen so, wie er es gerne haben wollte.

Magie, Schicksal und der Zauberkristall

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