Читать книгу Magie, Schicksal und der Zauberkristall - Jeanny O'Malley - Страница 9

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In den darauffolgenden Tagen suchten die beiden Abenteurer nach Nahrung, die sie auf der Insel finden konnten. Dazu gehörten viele Früchte, die sie schon mal gegessen hatten und einige Tiere, für die sie Fallen stellten.

Timono meinte besorgt zu Raphael: „Es wird jetzt jede Nacht etwas kühler. Wir müssen einen Unterschlupf finden, der uns vor Regen schützt und wo uns kein Tier oder andere Menschen angreifen können.“ Raphael nickte bloß und dachte angestrengt nach. Dann deutete er auf die Höhle und machte schnelle Bewegungen mit seinen Händen. Timono fragte ihn: „Du willst in der Höhle ein Lager aufschlagen? Aber durch die Höhle pfeift doch der Wind. Falls ein Sturm kommt, sind wir da zwar sicher, aber es wird doch bestimmt kalt sein.“ Raphael schüttelte den Kopf und gestikulierte weiter mit seiner Zeichensprache, um dem Zauberer seine Idee mitzuteilen. Fragend sah Timono ihn an und fragte: „Du meinst also, dass wir in der Höhle eine Stelle suchen sollen, die hinter der Wand hohl ist, genauso wie in dem Raum mit dem Kristall?“ Sein Freund nickte und redete weiter in der Zeichensprache. Dann blickte Timono ihn überrascht an und meinte: „Das ist ein guter Einfall. Wir machen uns in den Hohlraum einen Eingang, den wir wieder verschließen können, mit einer Art Türe. Und darin können wir Betten und Decken lagern, die nicht nass werden in dem Raum. Das ist eine wirklich gute Idee von dir.“

Sofort nachdem dies geklärt war, gingen die beiden wieder zurück in die Höhle und klopften mit einem Stein die Wände ab, ob man einen Hohlraum dahinter hören könnte.

Endlich nach langer Suche in den vielen Wegen der Höhle, wurde Raphael mit seinen guten Ohren fündig. Er winkte seinen Freund herbei und deutete auf den Felsen vor sich. Timono legte sein Ohr an die Wand und lauschte, als Raphael mit dem Stein dagegen schlug. Erfreut rief er laut aus: „Treffer! Du hast einen Hohlraum gefunden. Und er scheint groß zu sein.“ Dann wurde er wieder ruhiger und fragte sich selbst: „Aber wie bekommen wir einen Eingang in die Wand hinein?“

Kurze Zeit überlegten beide, welches Mittel sie einsetzen konnten, um den Felsen zu öffnen. Auf einmal kam dem Zauberer eine Idee. Er legte seine Hände auf die Wand und meinte: „Ich hoffe, der Kristall gibt mir genug Macht um die Wand zu teilen. Dann krallte er seine Finger in den Felsen und drückte dagegen. Still bat er um mehr Kraft in seinen Händen, als plötzlich die Wand vor ihm weich wurde und er sie einfach wegdrücken konnte. Raphael half ihm, die weiche Wand zu einem geeigneten Eingang zu formen.

Nach einiger Zeit wurden beide ziemlich müde. Timono meinte leise zu seinem Freund: „Es ist schon spät. Komm, lass uns unsere Decken holen, damit wir nicht auf dem kalten Boden schlafen müssen.“ Zusammen gingen sie zu ihrem alten Lager und packten ihre Sachen zusammen.

Einige Male mussten sie hin und her gehen, bis sie endlich alle Sachen in der neuen Unterkunft verstaut hatten. Erschöpft meinte Timono: „Da wir noch keine Türe haben, werde ich versuchen einen Zauber zu wirken, der niemanden hier hereinkommen lässt.“ Sofort konzentrierte er sich auf den Eingang zu dem neuen Raum und murmelte einige Sätze, die Raphael nicht verstehen konnte. Danach ging er zu der Wand und malte mit seinem Finger zwei Kreise und in die Mitte der beiden jeweils einen Punkt. Kurz darauf drehte er sich zu Raphael um und bat ihn zu sich. Dann sagte er begeistert: „Ich habe es geschafft. Wenn ich den Zauber bestätige, dann können nur wir beide die Wand öffnen und wieder verschließen. Ich habe es extra so gemacht, dass auch du ohne Stimme den Zauber auslösen kannst. Du brauchst zum Öffnen nur mit deinem Finger zwei Kreise mit jeweils einem Punkt zu malen. Und zum Schließen machst du in die zwei Kreise ein Kreuz statt eines Punktes.“ Raphael staunte und probierte es gleich aus. Er malte mit seinem Finger zwei Kreise mit einem Kreuz an die Wand. Auf einmal sahen die beiden Männer, wie sich die Wand schnell und lautlos schloss. Er war wirklich sehr beeindruckt und klopfte seinem Freund auf die Schulter um seinen Stolz auszusprechen.

Als Licht diente den beiden eine Kerze, die noch übrig war. Luft konnte mühelos noch in den Raum dringen, denn die verschlossene Wand war ja nicht wirklich luftundurchlässig, sondern nutzte als Sichtschutz, und Feinde konnten dort nicht eindringen. So in der Art, wie ein undurchsichtiges Kettenhemd, so gemacht, dass es schützen kann, aber durch die Kettenglieder kommt ja auch noch genug Luft. Timono überlegte sich, wie die beiden Tageslicht in den dunklen Raum bringen konnten. Müde von dem langen Tag aber, schlief er schnell ein und träumte von der Prinzessin.

Am nächsten Morgen wurden die Männer von einem lauten Geräusch geweckt. Raphael sprang auf und machte ein Streichholz an. Mit der kleinen Flamme entzündete er die Kerze. Timono stellte sich hin und schaute sich um. Der Raum sah noch genauso aus, wie zuvor.

Raphael ging an die Wand und malte das Zeichen an den Felsen, welches die Öffnung freigibt. Sofort teilte sich die Wand und die beiden Männer gingen aus dem Raum. Dort hatte sich auch nichts verändert. Timono machte sich schon Sorgen um den Kristall. Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass er noch da stand, wo er war.

Zusammen rannten sie aus der Höhle. Was sie dort sahen, ließ sie noch Tage danach schlecht träumen. Die Eingeborenen verfolgten Männer, deren Hautfarbe hell war. Mit Stöcken schlugen sie auf die Köpfe der fremden Leute. Raphael wollte ihnen zu Hilfe eilen, aber Timono hielt ihn zurück. Er sagte zu seinem Freund: „Warte! Wir wissen nicht, warum die Männer von ihnen gejagt werden. Vielleicht haben sie etwas Schlimmes getan. Vielleicht sind es auch Piraten, die sich an ihren Frauen vergriffen haben. Wir sollten uns zunächst still verhalten. Der Kristall wird dafür sorgen, dass uns beiden nichts passiert.“ Raphael war zwar nicht ganz derselben Meinung, aber vielleicht war es besser für die beiden, in der Nähe des Kristalls zu bleiben.

Sie sahen zu, wie die Eingeborenen die Menschen verfolgten und niederschlugen. Dann banden sie ihnen die Hände und Füße zusammen und trugen sie tiefer in den Wald hinein. Raphael sah Timono entsetzt an. Dieser nickte nur und meinte: „Ja! Du hast Recht. Etwas stimmt da bestimmt nicht. Komm mit. Wir folgen ihnen.“ Sofort gingen die beiden den fremden Männern nach.

Kurze Zeit später hörten sie aus dem Wald trommeln. Zunächst stutzten sie und blieben stehen. Timono fragte: „Glaubst du, dass sie Menschenfresser sind, wie ich es schon einmal von den Seeleuten aus den Kneipen hörte?“ Raphael nickte und signalisierte, dass sie sich mit Stöcken schützen sollten. Zustimmend suchte er sich aus dem Geäst eines Baumes einen stabilen und festen Stock aus.

Die beiden Männer folgten den dumpfen Tönen der Trommeln bis zu einer Lichtung. Dort lag ein großer Felsen, wie ein Altartisch, mitten auf der Wiese. Die Eingeborenen standen um den Stein herum. Männer, Frauen und sogar Kinder tanzten und sangen zu dem Rhythmus der Trommelschläge. Timono und Raphael blieben still hinter einem großen Busch stehen und beobachteten das Geschehen wortlos. Unter den Eingeborenen befand sich auch Xien der Eingeborene aus der Höhle. Timono hatte seltsamerweise Vertrauen zu diesem Mann. Vorsichtig versuchte er die Aufmerksamkeit von ihm auf sich zu lenken, indem er einen kleinen Stein zu seinen Füßen warf. Es klappte und der Eingeborene suchte den Ort, von wo der Stein kam. Als er auf den Busch schaute, hinter dem sich Timono versteckt hielt, bewegte dieser ein paar Blätter des Busches. Neugierig ging Xien auf den Busch zu. Als er den Zauberer hinter dem Busch erblickte, verneigte er sich unterwürfig vor ihm. Timono schüttelte mit dem Kopf und winkte ihn zu sich her. Dann schaute er ihm in die Augen und deutete auf die Menschen, die gefesselt vor dem großen Stein lagen. Xien machte eine Bewegung, die Raphael als töten ansah. Fragend sah Timono den Eingeborenen an und machte mit seinen Händen eine Geste, die das Essen andeutete, um zu erkennen, ob es wirklich Menschenfresser waren. Xien nickte und zeigte in den Himmel. Die Sonne stand ziemlich weit oben am Firmament und schien so direkt auf die Lichtung, dass kaum Schatten von dem Stein zu sehen war. Timono sagte zu Raphael: „Vielleicht ist dieser Stein eine Art Opferaltar, den sie einmal im Jahr benutzen. Gerade dann, wenn die Sonne am höchsten steht.“ Raphael schaute sich das Ritual weiter an. Er sah, dass die gefesselten Männer Angst hatten. Fragend und ängstlich sah er Timono in die Augen und stupste ihn an. Timono wusste genau, dass Raphael am liebsten den Männern geholfen hätte, aber irgendwas sagte ihm, dass sie am besten nicht in das Geschehen eingreifen sollten. Besser wäre, mit den Einheimischen auf der Insel als gute Nachbarn zu leben und sie nicht ärgern. Daher meinte er zu Raphael: „Ich weiß mein Freund. Du hältst es nicht mehr aus. Aber wenn wir nicht hier wären, dann würde auch alles seinen normalen Lauf nehmen. Außerdem gehört es wohl zu ihrem Glauben. Wenn wir weiterhin ruhig hier auf der Insel leben wollen, dann sollten wir sie nicht zu unseren Feinden machen. Wir sollten uns, weil wir hier Fremde sind, ihnen anpassen und ihre Sitten akzeptieren, auch wenn es uns schwerfällt.“

Xien ging kurze Zeit später wieder zu seinen Leuten zurück, er verriet die beiden Männer aber nicht. Raphael und Timono sahen zu, wie die gefesselten Männer getötet wurden und dann über einem Feuer zubereitet wurden. Ihnen blieb die Spucke im Hals stecken vor Ekel.

Nachdem die Zeremonie vorbei war, hörten auch die dumpfen Töne der Trommeln auf. Schließlich machten sie sich wieder auf den Weg in ihr Lager.

In der Nacht konnten beide nicht richtig schlafen. Zwar fühlten sie sich sicher in dem geschlossenen Raum der Höhle, dennoch fühlen sie sich schuldig, mit für den Tod der Menschen verantwortlich zu sein. Ein Luftzug machte sich bemerkbar. Die Kerze flackerte. Timono schaute an die Höhlenwand, ob irgendwo ein Spalt zu finden war. Vorsichtig nahm er die Kerze in die Hand und suchte damit die Stelle, an der Luft in ihren Raum drang. Als irgendwo die Flamme mehr flackerte, als an anderen Stellen, wusste er, dass er gefunden hatte, was er suchte. Bald würde er dort eine Öffnung machen können, die als Rauchabzug dienen konnte. So könnten sie sich auch mehrere Tage dort einschließen, ohne Angst zu haben, dass die Eingeborenen sie belagern würden. Denn umbringen wollte er sie nicht unbedingt.

Am nächsten Morgen sagte Timono nachdenklich: „Ich möchte am liebsten auch noch Fenster in dem Felsen haben, damit wir mehr Licht haben. Außerdem gehen uns die Kerzen aus. Bald stehen wir hier im Dunkeln.“ Raphael deutete mit seiner Zeichensprache an, dass vielleicht die Menschen vom Vortag von einem Schiff kamen und eventuell vermisst werden. Timono fragte ihn: „Meinst du, wir werden das Schiff finden? Glaubst du, es ist vielleicht verlassen?“ Raphael nickte.

Sofort gingen die zwei Männer aus der Höhle und begannen ein Schiff zu suchen. Nach einigen Stunden fanden sie es nahe der Küste, wo sie selbst auch an Land kamen. Raphael deutete auf das Schiff und wirbelte mit seinen Händen herum. Timono fragte: „Woran siehst du, dass es verlassen ist?“ Raphael zeigte mit seinem Zeigefinger auf eine kaputte Stelle an der Seite. Erst dann sah Timono, dass es ein Leck hatte, welches schwer zu reparieren war. Langsam schien das Schiff voll Wasser zu laufen. Schnell rannte Timono zu ihrem kleinen Beiboot und rief zu seinem Freund: „Komm schnell! Noch können wir etwas daraus retten. Wenn es wirklich verlassen ist, und die Mannschaft gestern verspeist wurde, dann könnten wir dort Proviant und sonstige nützliche Sachen finden.“ Raphael zögerte nicht lange, sondern half ihm, das Boot ins Wasser zu tragen.

An dem Schiff angekommen machte Timono das Boot an einer Strickleiter fest, die ins Wasser ragte. Dann meinte er: „Sie sind bestimmt wirklich alle auf der Insel gewesen. Hier ist kein einziges Beiboot mehr da.“ Vorsichtig kletterten sie die Strickleiter hoch. An Deck sah alles verlassen aus. Raphael schaute sich um, ob die beiden irgendwas mitnehmen könnten. In der Zwischenzeit überlegte Timono, was das Schiff so zugerichtet haben könnte. Vorsichtig ging er über Deck, sah sich alles genau an und versuchte die letzten Stunden zu rekonstruieren. Schließlich meinte er zu Raphael: „Sie scheinen auf See schon das Leck bekommen zu haben. So wie das hier aussieht, haben sie lange nicht mehr sauber gemacht. So als wäre ihnen das Schiff schon egal gewesen. Und dann haben sie das Land erreicht und fühlten sich zunächst hier sicher. Sie wollten bestimmt frisches Wasser haben.“

Raphael hatte schon einige noch brauchbare Lebensmittel, Geschirr, Besteck, scharfe Messer, eine Axt, einen Hammer, einige Nägel, Bettdecken und Matratzen an Deck geholt. Timono ging in die Kapitänskajüte und schaute sich ein wenig um. Dort fand er einen Kompass, ein Fernrohr, einige Seekarten und viele Bücher. Er hatte vor die ganzen Sachen mitzunehmen, da es sonst zu schade wäre, wenn sie mit dem Schiff sinken würden.

Schnell brachte er diese Gegenstände an Deck und half Raphael alle Dinge auf das kleine Beiboot zu schaffen. Dann fragte er ihn: „Meinst du, du kannst das Boot schon mal an Land bringen und die Sachen dort ausladen?“ Raphael nickte und kletterte dann an der Strickleiter mit den letzten Sachen auf dem Arm auf das Boot. Timono rief ihm nach: „Ich werde noch ein paar Möbel an Deck bringen und Kerzen suchen. Das können wir alles gebrauchen. Und ich muss mich beeilen, da das Wasser immer schneller in das Schiff eindringt.“ Raphael ruderte das Boot zu der Insel, nickte und winkte ihm nach.

Timono wollte die gesamte Kapitänskajüte auszuräumen. Dort stand ein Tisch, den er als ersten Gegenstand an Deck brachte. Danach legte er die zwei Stühle mit zu dem Tisch. Schnell nahm er auch das Bücherregal an Deck, und dann durchsuchte er den Kleiderschrank nach brauchbaren Klamotten. Als dies erledigt war, schmiss er die Klamotten in eine Kiste und brachte diese auch an die Luft.

Das Wasser lief wirklich immer schneller in das Schiff hinein. Um Timono herum knarrte das Holz und es begann zu schwanken. Das Einzige, was ihn noch dazu brachte an Bord des Schiffes zu bleiben, war die Gewissheit, dass unter dem Schiff riesige Korallenriffe waren, die das Schiff einigermaßen festhielten.

Als Raphael wieder an Deck war, rief Timono ihm zu: „Komm bitte und hilf mir mal. Der Kleiderschrank ist der kleinste, den ich gefunden habe, aber er ist dafür immer noch zu schwer für mich alleine.“ Ohne zu zögern, tat Raphael, worum ihn sein Freund gebeten hatte.

Nachdem die beiden Männer alles auf dem Boot verstaut hatten, wurde es auch schon dunkel. Sie beeilten sich, um noch rechtzeitig auf die Insel zu kommen, bevor sie nichts mehr sehen würden.

Wieder auf der Insel gähnte Raphael erschöpft. Timono nickte und fragte: „Meinst du ich, soll versuchen, die Sachen in unsere Höhle zu zaubern?“ Nickend stimmte sein Freund zu. Gesagt, getan! Timono richtete sich auf und hielt seine Hände über die Gegenstände, die in die Höhle sollten. Er bat innerlich die Kraft zu erhalten, um so viele Sachen auf einmal zu transportieren. Nach kurzer Zeit bewegten sich die Möbel, das Werkzeug und der Proviant in die Luft und der Zauberer konnte mit seinen Gedanken diese Gegenstände bis zu der Höhle bringen. Dort angekommen klopfte Raphael ihm stolz auf die Schulter und begann dann die Möbel an eine Stelle in der Höhle zu stellen, wo sie auch hinpassen könnten.

Nach erledigter Arbeit sanken beide Männer erschöpft auf ihren Decken am Boden zusammen.

Magie, Schicksal und der Zauberkristall

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