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Vorwort

Wie beim Verfasser dieses Buches zählt auch zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen das sonntägliche Ritual, zusammen mit meinem Vater Kung-Fu-Filme anzuschauen. Dabei sah ich nicht nur aufmerksam zu, sondern sprang immer wieder auf, um im Wohnzimmer die Bewegungen der Schauspieler auf dem Bildschirm nachzuahmen. Der Anblick der mythischen Superhelden und die Laute, die sie bei der Ausübung ihrer Kampfkunst von sich gaben, faszinierten mich und sprachen zugleich meine Freude am Fantastischen an.

Da mein Vater mich in Selbstverteidigung unterrichtete, wusste ich, dass es in einem Dojo ganz anders zuging. Die Filme waren bestenfalls Vortäuschungen und schlimmstenfalls völlig verzerrende Darstellungen, wie mein Vater mir stets eindringlich klarmachte. Oft machte er sich beiläufig über die Effekthascherei, die raffinierten Körperbewegungen und superhohen Tritte lustig und sagte: »Shawn, ich muss gar nicht fähig sein, dich oberhalb deines Knies zu treten, um dich völlig bewegungsunfähig zu machen. Ich kann dein Knie einfach brechen.« Seine Herangehensweise bestand darin, die einfachsten Lösungen zu suchen, und er kombinierte sie mit Denkmustern aus der östlichen Philosophie.

Er lehrte mich, dass die Kampfkunst eine lebenslange Reise auf dem Weg sei, sich selbst und die Welt ringsum besser zu verstehen. In Verbindung mit dieser Philosophie lernte ich auch, wie man sich selbst am besten verteidigt. Während meiner Kindheit verbrachte ich sehr viel Zeit mit dem Training im Dojo, der Übungshalle. Es machte mir zwar Spaß, doch manchmal empfand ich den schonungslosen Sparringskampf auch als brutal. Ich hatte es noch nicht gelernt, Schmerzen zu ertragen, und das löste bei mir Ängste aus und den Wunsch, das Dojo möglichst zu meiden.

Etwa zur selben Zeit entdeckte ich das Skateboard, was noch dazu beitrug, dass ich das Interesse an der Kampfkunst immer mehr verlor. Ein Weilchen später zeigte mir mein älterer Cousin ein nicht mehr benutztes leeres Schwimmbecken, wo wir uns im Skateboardfahren üben konnten. Und ich platzte meinem Vater gegenüber damit heraus, dass ich nicht mehr im Dojo trainieren wollte. Mein Vater war sehr traurig darüber. Mittlerweile bin ich selbst Vater und kann seinen Kummer verstehen. Aber es war für mich an der Zeit, aus seinem Schatten herauszutreten und meinen eigenen Weg zu gehen.

Bald nachdem ich mich vollständig dem Skateboard gewidmet hatte, begann ich auch zu surfen. Beides gefiel mir sehr, da diese Sportarten meine volle Aufmerksamkeit verlangten und mir dabei halfen, meine zunehmend turbulente Gedankenwelt in den Griff zu bekommen. Das Surfen berührte jedoch Tieferes in meinem Inneren, denn es schuf in mir eine enge Verbindung mit dem Meer und der Natur.

Zu jener Zeit begriff ich nicht, dass die Freude, die mir diese scheinbar nicht ernst zu nehmenden Sportarten machten, daher kam, dass ich in diesen Momenten ganz in diesem Sport aufging, völlig geistesgegenwärtig war. Dieselbe Geistesgegenwart, die der Sparringskampf im Dojo von mir verlangt hatte (vor dem ich seinerzeit geflüchtet war), erlebte ich jetzt zu meiner Verblüffung in kritischen Augenblicken bei einer Wende mit dem Skateboard an den Mauern des leeren Schwimmbeckens oder angesichts einer herannahenden Welle beim Surfen. Genau in diesen entscheidenden Momenten empfand ich inneren Frieden und Freude.


»Präsenz«, »Aufgehen im gegenwärtigen Moment« und »Achtsamkeit« sind Begriffe, auf die wir derzeit oft im kulturellen Sprachschatz der westlichen Welt stoßen. Aber wir können diesen Zustand auf unterschiedliche Weise erleben. Der Kampfkunst-Sportler findet ihn vielleicht in der Hitze eines Augenblicks während der Auseinandersetzung mit dem Gegner, der Surfer vielleicht dann, wenn er in eine große Welle eintaucht, die sich zügig und nahezu senkrecht über der flachen Sandbank unter der Wasseroberfläche auftürmt. In beiden Fällen erfordert die Situation klaren Verstand und äußerste Konzentration.

Meine Freundschaft mit Jeff Eisenberg begann, als wir bei frisch gepressten Bio-Säften über die Geistesgegenwart in äußerst folgenreichen Situationen diskutierten. Ich betrieb damals in der Innenstadt von Asbury Park (New Jersey) ein kleines veganes Café mit einer Saft-Bar und Jeff und seine Frau zählten zu meinen Stammkunden. Das Café war mit einem Yoga-Studio verbunden und ich unterrichtete alle Yogis der Stadt gruppenweise in der Kunst des Surfens.

An einem Sommermorgen nahm ich Jeff und seine Frau zum Surfen mit. Wir fuhren in die Umgebung eines der zahlreichen Piers, die von der Küste aus ins Meer ragen. Manchmal – es hängt vom jeweiligen Schüler ab – entwickeln sich Surfstunden so, dass man dabei über Philosophie diskutiert und zugleich die Nähe der Natur genießt. Die erste Hälfte des Unterrichts verlief genau so, bis das Hochwasser so weit abebbte, dass sich die Wellen in sicherer Entfernung von der Küste brachen. Nach ein paar Versuchen, eine Welle richtig zu erwischen, stellte sich Jeff sofort aufrecht auf das Surfbrett und spürte dabei unwillkürlich die gleiche Geistesgegenwart und Achtsamkeit, die er auch bei Übungen im Kampfsport empfand.

Danach sprachen wir darüber, dass es in solchen himmlischen, herausfordernden Momenten um nichts anderes geht, als einen ungestörten, gelassenen Geisteszustand zu erreichen – die Voraussetzung für jeden Erfolg. Mir gefiel dieses Gespräch, da ich mich selbst gern als Schüler der Kampfsport-Philosophie betrachtete und sie jetzt zur eigenen Verblüffung auch auf das Surfen anwenden konnte.

Im Verlauf unserer Diskussion vertrat Jeff die Ansicht, dass Philosophie und Praxis kaum etwas nützen, wenn man sie niemals in einer Situation des realen Lebens anwendet. Für mich kann das heißen, es mit einer schrecklich hohen Welle aufzunehmen, in Jeffs Fall, sich einem Gegner auf der Matte oder auch auf der Straße zu stellen. In beiden Situationen sind nicht so sehr Routine und handwerkliche Fähigkeiten gefordert, sondern Spontaneität und der intuitive Flow. Das Wissen kann nur durch Anwendung zur Weisheit werden, Und das gilt sowohl auf der Matte als auch auf der Straße – in unseren Kämpfen und inmitten von Wellen.

Jeff Eisenberg hat sich jahrzehntelang den Kampfkünsten und buddhistischen Übungen gewidmet und sich durch seine Erfahrungen auf beiden Gebieten großes Wissen über deren Erfolgsmöglichkeiten und Fallstricke angeeignet. Wie er in diesem Buch erklärt, bedeutet der Kampf im Geiste Buddhas Folgendes: sich geistesgegenwärtig im Hier und Jetzt zu bewegen und sich auf dem gewählten Pfad dem Augenblick der Ewigkeit zu öffnen, selbst wenn man sich chaotischen Situationen stellen muss. Lesen Sie weiter und nutzen Sie dieses in aller Bescheidenheit verfasste Angebot geistiger Erleuchtung.

Mit Friedens- und Segenswünschen!

Shawn Zappo

Meditationslehrer, Surflehrer, Vater und Schriftsteller www.surfandabide.com

Kämpfen im Geiste Buddhas

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