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Vorbemerkung

Kämpfen im Geiste Buddhas ist ein autobiografischer Bericht, in dem ich ausführlich von meiner mehr als vierzig Jahre währenden Reise durch die Kampfkünste und Meditationsübungen sowie von den fünfundzwanzig Jahren als praktizierender Buddhist erzähle. Ich verwende dabei persönliche Anekdoten, erläutere Strategien der Selbstverteidigung, gehe auf buddhistische Legenden und Lehren des Koan und Sutra ein, untersuche Vorzüge wie Nachteile aller Übungen und auch, wie Übungen einander in der Praxis hervorragend ergänzen können.

Mein Buch zielt darauf ab, Menschen, die den Buddhismus praktizieren, Kampfkunst-Strategien vorzustellen, die eine realistische Anwendung der Lehren Buddhas unterstützen. Darüber hinaus möchte ich Kampfsportlern zeigen, wie sie buddhistische Konzepte für die Entwicklung der geistigen Disziplin nutzen können, die man für die technische Anwendung der Selbstverteidigung braucht, und den Praktikern beider Disziplinen – der Kampfkunst und des Buddhismus – mitteilen, auf was sie jeweils achten und was sie vermeiden sollten. Dabei nutze ich Beispiele aus meiner persönlichen Erfahrung.

Damit will ich nicht behaupten, mein Weg sei der einzig richtige oder beste. Ich habe auch keineswegs vor, irgendeine der buddhistischen Übungen oder Übungen in der Kampfkunst in ein schlechtes Licht zu rücken. Im Gegenteil möchte ich einen ehrlichen, wenn auch hin und wieder kritischen Blick auf den Buddhismus und die Kampfkunst werfen, soweit es die Entwicklung meiner eigenen Ausbildung in beiden Disziplinen betrifft. Ich hoffe, dass ich dadurch anderen Praktizierenden dabei helfen kann, die Fehler, die ich gemacht habe, zu vermeiden und die Zeit, die ich teilweise verschwendet habe, einzusparen.

In diesem Buch gehe ich von folgender Grundannahme aus: Wenn man Techniken der Kampfkunst nur in der kontrollierten Umgebung eines Dojos einübt und Meditationen nur in der Umgebung eines Zendos richtig klappen, wird man beides nie angemessen einsetzen können. Man muss diese Techniken auch unter realen Lebensumständen trainieren, praktizieren und ausprobieren.

Für den Kampfsportler stellt sich somit die Frage, ob das herkömmliche Training im Dojo in einer kritischen Situation tatsächlich nützt, und für den Anhänger des Buddhismus, ob sich die Rituale, das Studium der buddhistischen Lehren und die meditativen Erfahrungen im Zendo in der Außenwelt in gekonntes Handeln umsetzen lassen.

Diese Fragen sind weder Wortgeklingel noch aus der Luft gegriffen. Sie sind Ergebnis meiner eigenen Erfahrungen als Leibwächter sowie als Leiter der Notaufnahme in der psychiatrischen Abteilung einer großen Klinik. In beiden Fällen wurde mir leider schnell klar, dass das meiste, das ich während der vielen Jahre meiner Ausbildung in Kampfkunst gelernt hatte und glaubte, nun anwenden zu können, nicht klappte. Eine ähnliche Erfahrung machte ich, als ich feststellen musste, dass vieles von dem, auf das ich mich bei meinem Studium des Buddhismus konzentriert hatte, wenig Bedeutung für mein alltägliches Leben hatte. Das lag jeweils nicht an allzu geringen Bemühungen, sondern daran, dass ein ungeeigneter Lehrstoff diese Bemühungen scheitern ließ.

Die beiden oben erwähnten Fragen ziehen sich wie rote Fäden durch dieses Buch. Ich gehe darin auf die anfänglichen inneren Kämpfe ein, mit dem Kampfkunst-Training und den buddhistischen Übungen überhaupt anzufangen, und auf die Notwendigkeit, klare Ziele festzulegen und einen Lehrer auszuwählen, der diese Ziele fördert. Das Wichtigste ist jedoch herauszufinden, wie man die jeweiligen Ausbildungen in das tägliche Leben integrieren und darin anwenden kann.

Schon früher gab es Abhandlungen über Kampfkunst und spirituelle Praxis. Doch im Unterschied zum hier vorliegenden Buch konzentrieren sie sich auf den »Kunst«-Aspekt (oder praktisch-methodischen Aspekt) des Kampfsports, ohne sich näher mit dem Aspekt des tatsächlichen »Kampfes«, das heißt der realistischen Anwendung der Kampfkunst zu befassen.

Eine weit verbreitete Ansicht über Kampfkunst, die diese mit spiritueller Praxis gleichsetzt, besagt, dass man die sogenannten weichen Stile (die nach und nach mit der Vorgabe eingeübt werden, dass man sie niemals tatsächlich anwenden soll) als meditative Übungen betrachten kann. Demnach schließen die sogenannten harten Stile, die das Kämpfen betonen, nicht nur die Ausbildung in Meditation aus, sondern gelten als nichts anderes denn als Anwendung sinnloser Gewalt.

Ich setze mich mit diesen Annahmen wie folgt auseinander: Erstens erörtere ich den Unterschied zwischen Anwendung von Gewalt und dem Einsatz von Kampfkunst und beziehe mich dabei auf den buddhistischen Lehrsatz: »Füge niemandem Schaden zu!«


Zweitens untersuche ich die verbreitete – falsche – Auffassung, dass man nur unter spezifischen Bedingungen meditative Momente erleben kann.

Drittens erläutere ich, warum bei einem Kampfsportler der wahre Härtetest der Geschicklichkeit und bei einem Buddhisten der wahre Härtetest der Achtsamkeit stets in Situationen erfolgen, die beidem am wenigsten zuträglich sind.

Nach diesen Erörterungen beschreibe ich, wie ich selbst die buddhistischen Lehren in meinem täglichen Leben anwende. Abschließend biete ich meinen Lesern Bedeutungsbestimmungen der Erleuchtung und des Schwarzen Gürtels an und stelle gängige Missverständnisse richtig. Beides ist nämlich nicht das Endergebnis von Übungen, ganz im Gegenteil: Damit fängt die eigentliche Praxis erst richtig an.

In diesem Buch berichte ich von meiner eigenen – modernen – Herangehensweise an die praktische Anwendung uralter Lehren. Mir ist bewusst, dass mein Schreibstil und der Ton zuweilen nicht der allgemeinen Vorstellung davon entsprechen, wie ein »Buddhist« oder »Meister der Kampfkünste« zu klingen hat. Doch würde ich mir beim Schreiben nicht selbst treu bleiben, wäre das ein Widerspruch zur wichtigsten Aussage dieses Buches. Manchmal ist Pietätlosigkeit und Rebellion nötig, um das Schwert zu schärfen und Illusionen zu zerschlagen. Ich hoffe, dass mein Humor und meine Selbstironie die Klinge so weit entschärfen, dass eines deutlich wird: Ich ziehe sie nur aus Anteilnahme und mit dem Ziel »alles, was lebt, zu beschützen«.

Zum Schluss dieser Vorbemerkung möchte ich den Leserinnen und Lesern ins Gedächtnis rufen, dass Buddha seinerzeit der radikalste und fortschrittlichste Nonkonformist gewesen ist, den die Welt je gesehen hatte. Beim Verfassen dieses Buches lag meine Absicht darin, in dem mir möglichen bescheidenen Maße dazu beizutragen, seinen Geist am Leben zu erhalten!

Jeff Eisenberg

Jersey Shore, New Jersey

Kämpfen im Geiste Buddhas

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