Читать книгу Handbuch Niederländisch - Jelle Stegeman - Страница 21

2.1.1. Staatsreformen in den Niederlanden (1795–1813)

Оглавление

Politische Änderungen, welche die Festigung des Allgemeinen Niederländischen begünstigten, kündigten sich im 18. Jh. an. Wie in vielen europäischen Ländern hatte die Unzufriedenheit in der Republik der Vereinten Niederlande während den letzten Jahrzehnten des 18. Jh. zugenommen. Die sogenannten patriotten (‚Patrioten‘), die Anhänger sowohl unter dem Adel als auch unter den Patriziern, den Bürgern und dem Volk hatten, strebten nach Wiederherstellung der internationalen Machtposition des Landes, nach Mitsprache in der Verwaltung und Wiederbelebung einer aufgeklärten, vaterländischen Rechtschaffenheit. Anfänglich gelang es den Patrioten, die Macht des wankelmütigen, konservativen Statthalters des Hauses Oranien, Wilhelm V., einzuschränken. Sie modernisierten einige lokale Behörden und gründeten mehrere Volksmilizen. Als aber das preussische Heer von Wilhelms Schwiegervater 1787 die Gewalt des Statthalters wiederherstellte, übernahmen Anhänger der Partei der Oranier die Ämter der Patrioten. Terror und Plünderungen veranlassten daraufhin Tausende von ihnen, in die südlichen Niederlande oder nach Frankreich zu flüchten. Zwar konnten sich die alten Machthaber mit Hilfe Englands und Preussens noch behaupten, die Überzeugungen der Patrioten verbreiteten sich weiterhin, so beispielsweise während Zusammenkünften aufklärerischer Lesegesellschaften.

Die Verwaltung der südlichen Provinzen hatten die österreichischen Habsburger nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) Generalgouverneuren anvertraut. Zu ihnen zählte Prinz Karl Alexander von Lothringen und Bar, der während vier Jahrzehnten Handel, Industrie und Künste in den südlichen Provinzen erfolgreich förderte. Versuche Joseph II., die Brüsseler Staatsgewalt zu zentralisieren und von Wien aus zu lenken, lösten in den Achtzigerjahren Proteste aus, die kaiserliche revolutie van bovenaf (‚Revolution von oben herab‘) führte zu Widerstand, die Stände Brabants forderten die Einhaltung der Konstitution. Während der darauf folgenden Revolution Brabants, vorbereitet von Widerstandskreisen rund um die Brüsseler Anwälte Jan Frans Vonck und Jan Baptist Chrysostomus Verlooy, vertrieben die Aufständischen 1789 die österreichischen Truppen. Ein Jahr später eroberte der neue Kaiser Leopold II. nach Abschluss des Vertrages von Reichenbach die südlichen Provinzen jedoch zurück.


Abb. 1: Die Niederlande um 1780 (vgl. Bosatlas 297).

Nachdem die französische Nationalversammlung 1792 dem konservativen Bündnis europäischer Staaten den Krieg erklärt hatte, gelang es französischen Truppen, eine österreichisch-preussische Invasion abzuwehren. Daraufhin griffen sie Deutschland an, besetzten Savoyen sowie Nizza und eroberten nach dem Sieg bei Jemappes am 6. November 1792 die Österreichischen Niederlande. Geflohene Aufständische, die das Comité des Belges et Liégeots unis (‚Komitee der vereinten Belgier und Einwohner Lüttichs‘) gegründet hatten, kehrten mit den französischen Truppen des Generals Dumouriez in die Heimat zurück. Sie versuchten die lokale Verwaltung zu übernehmen und einen Anschluss an Frankreich zu bewirken. Siege der Österreicher bei Lüttich und Aachen, die Aufhebung der Belagerung Maastrichts sowie der gewonnene Kampf der Koalition bei Neerwinden am 18. März 1793 zwangen die französischen Truppen aber zum Rückzug.

Die Hinrichtung Ludwigs XVI. 1793 veranlasste den Statthalter Wilhelm und mehrere europäische Staatsoberhäupter, sich der Koalition gegen Frankreich anzuschliessen. In der Folge erklärte Frankreich der Republik den Krieg. Ein Jahr später marschierten französische Truppen in den Norden und vertrieben die kaiserlichen Truppen definitiv aus den Österreichischen Niederlanden. Adlige, Geistliche und wohlhabende Bürger flüchteten vorübergehend in den Osten, nur eine Minderheit der Bevölkerung war zur Zusammenarbeit mit den neuen Herrschern bereit. Frankreich verleibte sich 1795 das heimgesuchte Gebiet ein und verwaltete fortan von Brüssel aus die neuen Departemente Meuse-Inférieure (das heutige belgische und niederländische Limburg), Dyle (flämisches Brabant, Brüssel, wallonisches Brabant), Jemappes (Hennegau), Lys (West-Flandern), Ourthe (Lüttich), Sambre-et-Meuse (Namen), Escaut (Ost-Flandern und seeländisches Flandern), Deux-Nèthes (Antwerpen), Forêts (Provinz Luxemburg, Fürstentum Luxemburg und Bitburg), Ardennes (Teile von Namen) und ab 1798 Roer (Teile des niederländischen Limburg, Gennep, Tegelen und Sittard). Die neuen Behörden führten Gesetze der französischen Republik ein, hoben Klöster und Abteien auf und organisierten allgemeine Wahlen, an denen sich Steuerpflichtige beteiligen konnten. Die gewählten, mehrheitlich antifranzösischen Kandidaten, die die Wiederherstellung alter Rechte sowie eine Widerrufung der antiklerikalen Gesetze anstrebten, wurden allerdings nach dem Staatsstreich von 1797 durch das zweite Directoire ausgegrenzt. Der Unmut unter der Bevölkerung wuchs.

Während die ländliche Bevölkerung und die Arbeiter weiterhin ihre lokalen Varianten des Niederländischen verwendeten, kommunizierten die Bürger in den niederländischsprachigen Provinzen des heutigen Belgiens im Laufe des 18. Jh. vermehrt in französischer Sprache. Die neuen Herrscher griffen allerdings in diesen spontanen Prozess ein, als sie ab 1794 das Gebiet gezielt französierten, vgl. 2.1.3.5.

Inzwischen war das französische Heer auch in die Republik eingefallen. Beteiligt war auch die ‚Bataver-Legion‘ unter Anführung von Herman Willem Daendels, die aus nach Frankreich ausgewichenen Patrioten bestand. General Pichegru’s Armee überquerte Ende 1794 die Maas, Anfang 1795 die Waal und die zugefrorene holländische Wasserlinie. Die geläufige rhetorische Frage Wat nu? zei Pichegru (‚Was nun, sagte Pichegru‘) erinnert noch heute an dieses Unternehmen. Die Staaten Utrechts ergaben sich ohne Gegenwehr, die holländischen Staaten folgten, Wilhelm flüchtete mit seiner Familie nach England. Die Patrioten, die einen Grossteil der Bevölkerung bildeten, feierten die Ereignisse mit Tanzen um Freiheitsbäume, die mit der phrygischen Mütze, dem jakobinischen Symbol der Freiheit, geschmückt waren.

Landauf, landab wurden die Rechte des Menschen und des Staatsbürgers verkündet, als die Patrioten die so ersehnte ‚eigene Befreiung der Bataver‘ (zur Bezeichnung Bataaf vgl. HNA 32, 33) dank des Einmarsches der Franzosen nun verwirklicht hatten. Unter dem gemässigten Einfluss des französischen Directoire, das revolutionären Ausschreitungen entgegenwirkte, führten die neuen Machthaber Staatsreformen durch, Vertreter der Bürger ersetzten die Mitglieder der vroedschappen (‚Stadtmagistraten‘), Abgeordnete des Volkes setzten sich in den Staaten der Provinzen auf die Sessel der Adligen. Die nun mündigen Staatsbürger führten als Abgeordnete der Städte die Abstimmungen in den staatlichen Gremien in eigenem Namen durch. Ständevertretungen wurden ebenso abgeschafft wie die Ämter des Statthalters, des Ratspensionärs und des Kapitäns General. Dass die Mitglieder der Generalstaaten, die nach wie vor die nationalen Geschäfte behandelten, nicht länger nach einer festen Formel aus Vertretungen der Provinzen gewählt wurden, kündigte die Zentralisierung der Gewalten und Ansätze zur Demokratisierung in den Niederlanden an. Die revolutionären Änderungen erfolgten ohne Gewalt.

Lange hielt die revolutionäre Begeisterung jedoch nicht an, wirtschaftliche und finanzielle Nöte machten die Bürger politisch gleichgültig, als Handel und Gewerbe einbrachen. Zudem erwarteten die Provinzen als Verbündete Frankreichs Auseinandersetzungen mit England. Hinzu kam, dass Wilhelm von seinem britischen Exil aus die Gouverneure der Kolonien ermächtigte, ihre Gebiete den Engländern abzutreten, nur Java blieb bis 1811 noch in niederländischen Händen. Dass die Niederlande laut Haager Vertrag von 1795 die Zeche für die französische Unterstützung zu zahlen hatten, setzte der Wirtschaft weiter zu. Die Unitarissen (‚Unionisten‘), eine Mehrheit der neuen, 1796 demokratisch gewählten Nationale Vergadering (‚Nationalen Versammlung‘), die die Generalstaaten ersetzte, wollten die Einheit der Republik in der Verfassung festschreiben. Dagegen bevorzugten die Federalisten (‚Anhänger der Föderation‘) einen Staatenbund. Eine Zwischenlösung suchten die Moderaten. Nach jahrelangen, ergebnislosen Verhandlungen führten zwei Staatsstreiche Daendels‘ zur zentralistischen Staatsregelung der Bataafse Republiek, die neue Verfassung von 1798 legte zum ersten Mal die Einheit der Niederlande als Staat fest. Nachdem Daendels eine englische Invasion letztendlich mit Hilfe der französischen Truppen abzuwehren vermochte, begannen alte Gruppierungen wie Orangisten, Anhänger des Statthalters und Regenten sich wieder zu rühren. Auf Drängen des ungeduldigen Napoleon, der im Norden stabile Verhältnisse verlangte, wurde dann 1801 auf wenig demokratische Art und Weise eine neue Staatsregelung eingeführt, die die Parteien versöhnen sollte – bei diesem Verfahren schlug man die Nicht-Stimmer im Einklang mit der Redensart Wie zwijgt, stemt toe (‚Wer schweigt, stimmt zu‘) zur Minderheit der Befürworter.

Obschon die Bataafse Republiek dank des Friedens von Amiens 1802 die Kolonien mit Ausnahme von Ceylon zurückerhielt und die Wirtschaft kurz anzog, war ihr kein langes Leben beschert. Auf Verlangen des Kaisers verfasste der gemässigte ehemalige Patriot Rutger Jan Schimmelpenninck ein neues Grundgesetz für das Staatsbewind (‚Staatsverwaltung‘), übernahm als Ratspensionär neuen Stiles die Staatsführung, versuchte mit gerechteren, direkten Steuern einen Staatsbankrott zu verhindern und begann, das Schulwesen zu erneuern. Indem Napoleon nach dem Untergang der französischen Flotte bei Trafalgar 1805 England wirtschaftlich mittels des kontinentalen Systems mit einer Blockade zu besiegen versuchte, hatte die Republik unter dem darauffolgenden Einbruch des internationalen Handels schwer zu leiden. Ob die Republik unter diesen Umständen bereit war, Frankreich dauerhaft zu unterstützen? Vorsorglich ernannte der französische Kaiser seinen jüngsten Bruder Ludwig, Vater des späteren Kaisers Napoleon III., zum König der Niederlande. Abgeordnete der Niederlande fühlten sich mit Ausnahme von Schimmelpenninck verpflichtet, 1806 die entsprechende neue, von Talleyrand aufgestellte Verfassung zu unterschreiben, das Königreich Holland war entstanden.


Abb. 2: Königreich Holland 1806–1810 (vgl. Bosatlas 301).

Ludwig Napoleon Bonaparte kümmerte sich stark um seine niederländischen Untertanen. Er besuchte sowohl Städte als auch entlegene Ecken seines Landes und zeigte seine Anteilnahme bei Katastrophen. Als erster König der Niederländer bestimmte der Franzose das Niederländische als Verwaltungssprache. Wie ernst er die Sprache seiner neuen Heimat nahm, zeigt sich in seinem Bestreben, mit Hilfe des Professors David Jacob van Lennep (1802–1868) und des Dichters Willem Bilderdijk (1756–1831) Niederländisch zu lernen. Dass man zu Recht oder zu Unrecht gutmütig spottete, der König habe sich während offizieller Ansprachen in Amsterdam und Deventer für konijn van Olland (‚Kaninchen von Olland‘) statt koning van Holland (‚König von Holland‘) ausgegeben, zeigt eine gewisse Anerkennung der Bevölkerung für Ludwigs Bemühungen. Die Korrespondenz des Königs bestätigt seine beharrlichen, aber weniger erfolgreichen Versuche, die niederländische Sprache zu meistern. Die königlichen Briefe waren gekennzeichnet durch kaum verständliche Sätze voller Sprachfehler wie Gij ga moë wrouwen zien en die vie is moiste en aimableste. Nu gij zal meer galant vorden, maar niet meer bevrindt van uw wriende (‚Du wirst schöne Frauen sehen und das Leben [?] ist am schönsten [?] und angenehmsten [?]. Nun Du wirst mehr galant werden, aber nicht mehr befreundet von deinen Freunden [?].’).

Nicht selten verteidigte der König entgegen den Anordnungen seines Bruders niederländische Interessen. So weigerte er sich, die von Paris verlangten niederländischen Soldaten für das Heer des Kaisers zur Verfügung zu stellen, die gewünschte Einführung der Wehrpflicht lehnte er ab, das kontinentale System handhabte er halbherzig. Sodann liess er gegen die Wünsche von Paris eine von niederländischen Juristen begrüsste Kodifikation ausarbeiten, die den niederländischen Verhältnissen Rechnung trug, durch die politischen Entwicklungen jedoch nicht mehr eingeführt wurde. Trotz Ludwigs Einsprüchen während längerer Auseinandersetzungen mit seinem Bruder nahm Kaiser Napoleon die niederländischen Gebiete südlich der Flüsse ein. Als 1810 französische ‚Beobachtungstruppen‘ in den Norden aufrückten, dankte der erste, beim Volk beliebte König der Niederlande ab; Frankreich verleibte sich das ganze Gebiet ein.

Die neue staatliche Einteilung in Departemente mit französischen Namen wie Yssel-Supérier (Gelderland östlich der Waal), Frise (Friesland), Bouches-de-la-Meuse (Süd-Holland), Bouches-de-l’Yssel (Overijssel), Ems-Occidental (Groningen, Drenthe) und Zuyderzée (Nord-Holland, Utrecht) nach französischem Beispiel machte die jahrhundertealten Strukturen der Provinzen zunichte. Sie löste unter der Bevölkerung nationale Gefühle aus, Zeilen wie Ja! ’k blijf, ô Vaderland! tot aan het uur des doods, Als Nederlander op dien schoonen eernaam grootsch.- (‚Ja, ich bleibe, o Vaterland, bis zur Stunde meines Todes als Niederländer stolz auf diesen Ehrennamen‘) aus Jan Frederik Helmers (1767–1813) De Hollandsche Natie 1812 (‚Die Holländische Nation‘) bringen dies zum Ausdruck. Der Inhalt des bereits zensurierten Textes veranlasste die Polizei übrigens, den Verfasser festzunehmen, der war aber Stunden zuvor verschieden.


Abb. 3: König Ludwig Napoleon von Holland.

Die französische Herrschaft brachte nicht nur einen zentralistisch verwalteten Staat, sondern auch gleiche Rechte für seine Bürger, Religionsfreiheit, verbesserte Personenstandsregister, eine nationale Post, bessere in Klassen unterteilte Schulen und eine Gesetzgebung, die auf dem Code Napoléon basierte. Trotz vieler solcher eingreifender Erneuerungen, welche die Herausbildung des niederländischen Staates prägen sollten, musste die Bevölkerung viel ertragen. Die strenge Handhabung des kontinentalen Systems lähmte Handel und Gewerbe, Zinssätze der staatlichen Schuldbriefe setzte die Obrigkeit herab und Männer wurden zum französischen Heeresdienst einberufen. Nur allein 1812 hatten in der Folge 15.000 Niederländer mit der Grande Armée in Russland zu kämpfen, die wenigsten von ihnen kamen heil in die Heimat zurück. Sodann mussten fortan, um die Zensur zu erleichtern, Zeitungen auf Niederländisch und Französisch erscheinen. Es durften nur noch drei von den Behörden begutachtete wissenschaftliche Zeitschriften erscheinen, Pfarrer hatten ihre Predigten dem Zensor vorzulegen.

In den südlichen Niederlanden löste die Konskription eine Rebellion unter der unzufriedenen Bevölkerung aus, welche die neuen Herrscher erbarmungslos zerschlugen. Erst nach 1797 brachte das Konsulat Ordnung in die Verwaltung Frankreichs, allmählich gelang es Bonaparte, die wohlhabenden Bürger und einen Teil des Adels für sich zu gewinnen. Sodann trug das Konkordat, das der erste Konsul 1801 mit dem Heiligen Stuhl schloss, dazu bei, dass sich auch die Einwohner der neu geschaffenen Departemente im Norden Frankreichs vorläufig mit der politischen Realität versöhnten. Bergbau und Industrie, so die Minen in Hennegau oder die Textilfabriken in Gent und Verviers, wurden gefördert. Sodann kümmerten sich die Behörden vermehrt um Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Inzwischen forderte die erzwungene Beteiligung von Soldaten an Napoleons Kriegen immer mehr Menschenleben. Der Unfriede stieg denn auch an, insbesondere unter der besitzlosen Klasse der Flamen. Auch im Klerus nahm der Unmut zu, als Napoleon nach der Festnahme des Papstes der französischen Kirche die Gelegenheit bot, sich neu zu organisieren. Die Bischöfe von Tournai und Gent, die Widerstand leisteten, wurden abgesetzt, zahllose Geistliche verhaftet, verbannt oder in die Armee eingezogen. Nur noch mit polizeilicher Unterdrückung und strenger Zensur konnte der Kaiser die französischen Departemente in den südlichen Niederlanden vorübergehend beibehalten.

In den nördlichen Niederlanden kündigte sich Widerstand gegen die französische Herrschaft an in Kreisen angesehener Persönlichkeiten wie Van Hogendorp, Van der Duyn van Maasdam und Van Limburg Stirum. Die Mehrheit der Bevölkerung bekundete jedoch wenig politische Anteilnahme. Erst nach Napoleons folgenschwerer Niederlage1813 bei Leipzig und den weiteren Erfolgen der antifranzösischen Koalition in den Befreiungskriegen entstanden mit dem Einmarsch russischer Kosaken in Groningen vereinzelt Krawalle, so in Utrecht. Als mit dem Scheitern Napoleons die französische Garnison Den Haag verliess, wurde der Prinz von Oranien zur ‚hohen Autorität‘ ausgerufen. Van Hogendorp übernahm vorübergehend die Führung des Landes, bis der künftige König am Strand Scheveningens eingetroffen war. Kurz darauf eroberten die Kosaken Amsterdam, im Osten vertrieben die Preussen die feindlichen Truppen. Die Proklamation Oranje Boven. Holland is Vrij (‚Oranien über Alles. Holland ist frei‘, vgl. 2.3.4.2.) verkündete den Machtwechsel. Die bekannte erste, von vielen Niederländern geliebte Zeile lebt weiter im vermutlich um 1890 bei der Krönung Emmas entstandenen Volksliedes Oranje boven, leve de koning(in) (‚Oranien über Alles, es lebe die Königin/der König‘).

Nach Napoleons Niederlagen 1813 und 1814 und der Vertreibung seiner Truppen aus den nördlichen Niederlanden zogen die Franzosen auch aus den südlichen Provinzen ab, überwiegend preussische Soldaten und russische Kosaken nahmen das Gebiet ein. Provisorische Verwaltungen übernahmen hier vorübergehend die Herrschaft über eine gespaltene, verunsicherte Bevölkerung.

Handbuch Niederländisch

Подняться наверх