Читать книгу Schuldig! - Jens R. Willmann - Страница 5

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Hauptkommissar Marc Hartmann, der im Moment nur mit einfachen Bagatelldelikten zu tun hatte, saß in seinem Büro am Schreibtisch und schien angestrengt in einer Akte zu lesen.

Doch so recht konnte er sich nicht konzentrieren. Der Geruch von frischer Wandfarbe weckte Erinnerungen an seinen letzten Fall, der erst ein paar Monate zurücklag. Sein Blick wanderte hinüber zu der nämlichen Stelle. Wo die Frau, die nicht nur ihre Kinder auf dem Gewissen hatte, sondern auch ihren Mann erschoss, sich vor ein paar Monaten eine Kugel in den Kopf jagte.

Auch die immer wiederkehrenden Bilder der drei toten Kinder wollten nicht verblassen. Nachts war es ganz besonders schlimm. Er wachte schweißgebadet auf und irrte dann ziellos im Haus umher. Zwar hatte ihm sein Chef, Dr. Vogel, nahegelegt, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, doch auch hier konnte Hartmann noch keine Besserung feststellen, sodass er es erst einmal dabei beließ. So recht wollte er auch nicht daran glauben, dass er mit seinen Problemen nicht auch selbst fertig würde.

Er wollte auch nicht nur an sich denken, sondern für seine Frau da sein, die zu dem Zeitpunkt gerade schwanger war. Die ganze Schwangerschaft lief so problematisch ab, dass bis zum Schluss nicht feststand, ob alles gut gehen würde. Die ständigen Schmerzen seiner Frau und auch die unregelmäßigen Herztöne seiner inzwischen geborenen Tochter Nadine bereiteten ihm und den Ärzten ziemliche Sorgen. Zwischenzeitlich war sogar von einem Abbruch die Rede. Aber es ging alles gut.

Plötzlich musste Hartmann lächeln, als er sich daran erinnerte, wie ihn seine Frau vor der Geburt anrief, um ihm mitzuteilen, dass sie wieder in die Klinik müsse. Ohne weiter nachzufragen, hatte er einfach aufgelegt und war zum Bethesta Krankenhaus geeilt. Dort in der Neugeborenenabteilung angekommen, fragte er nach seiner Frau. Doch die Schwester konnte ihm nicht weiterhelfen. »Ihre Frau ist nicht hier«, hatte sie ihm geantwortet. Doch er ließ nicht locker. »Wie, sie ist nicht hier? Wir haben eben telefoniert, und sie sagte mir, dass sie wieder in die Klinik müsse.« Doch die Krankenschwester schüttelte nur den Kopf. »Es tut mir leid, ich kann ihnen nicht sagen, wo Ihre Frau ist, aber hier jedenfalls nicht.« Hartmann wurde daraufhin sauer und ärgerte sich über sich selber, weil er wohl wie so oft zu früh aufgelegt hatte. Eilig suchte er nach seinem Handy und rief seine Frau an. Nach dem zweiten Läuten meldete sie sich. »Wo bist du?«, fragte er immer noch völlig aufgelöst. Chantal lachte, wenn es sich auch etwas gequält anhörte. Es dauerte, bis sie antworten konnte. Dann erklärte sie ihm, dass sie erst am nächsten Tag in die Klinik müsste. Hartmann schlug sich mit der Hand an die Stirn und fluchte, nachdem er wieder sehr schnell aufgelegt hatte, über seine Blödheit. Beschämt erklärte er die Situation der Krankenschwester, die sich freundlich lächelnd von ihm abwandte.

Hartmann sah auf die Uhr, die an der frisch gestrichenen Wand in seinem Büro hing, halb neun. Heute schien die Zeit besonders langsam zu vergehen. Er nahm einen Schluck von dem kalt gewordenen Kaffee. Das Fenster stand offen. Der Sommer neigte sich nun endgültig dem Ende zu. Nachts ging das Thermometer schon mal unter die zehn Grad, was er besonders zu spüren bekam, wenn er zum Rauchen auf die Terrasse ging, weil er wieder nicht schlafen konnte. Früher hatte er ja noch sein Raucherzimmer, aber das musste er für die kleine Nadine räumen. Manchmal schritt er auch hinüber zu der großen alten Eiche, die sich im hinteren Teil seines Gartens befand, und setzte sich auf die schon in die Jahre gekommene alte, morsche Holzbank, nur bekleidet mit einem Bademantel. Jedes Jahr nahm er sich vor, dieser alten Bank einen neuen Anstrich zu verpassen, doch auch dieses Jahr würde es wohl nichts mehr werden. Und wenn er dann dort so saß und auf die Morgendämmerung wartete, grübelte er über sein Leben, seine Familie, aber auch ganz besonders über seinen Beruf nach. Natürlich hatte er viel erreicht. Als kleiner Verkehrspolizist hatte er mal angefangen, und nun war er Hauptkommissar. Viele Fälle konnte er mit seiner ganz eigenen, außergewöhnlichen Art lösen. Doch es wurde ihm mehr bewusst, dass gerade die letzten drei Fälle seine Psyche angegriffen hatten und der letzte machte ihm immer noch schwer zu schaffen.

Im Kommissariat Wuppertal Elberfeld, galt er als kalt und gefühlslos, eben als harter Hund. Doch diese charakteristischen Eigenschaften fingen an zu bröckeln. Zwar ließ er bisher keinen Fall so nah an sich heran, aber die Brutalität, mit der die vermeintliche »Stiefmutter« ihre adoptierten Kinder tötete, war für ihn unfassbar. Was ihn damals auch besonders belastet hatte, war der Gedanke, drei Kinder tot, und er würde bald wieder Vater werden. Doch diesen Gedanken sprach er nie offen aus. Eigentlich sollte man solche Dinge in einem Lebensalter von 42 Jahren viel besser verarbeiten können, aber diese Bilder, wie sie die Kinder aufgefunden hatten und wie sich dann am Ende die Mutter erschoss, sie wollten einfach nicht aus seinem Kopf.

Das wirkte sich auch auf seine körperliche Verfassung aus. Seine Frau nannte ihn oftmals liebevoll »Dicker«. Er war immer sehr schlank und sportlich gewesen, mit zunehmendem Alter hatte sich aber so langsam ein kleines Bäuchlein unter dem Hemd abgezeichnet. Doch wenn Chantal es nun sagte, sah er ihren sorgenvollen Blick. Ihm wurde dann wieder bewusst, dass er die letzten zwei Monate wieder ziemlich abgenommen hatte. Aber er verspürte einfach keinen Hunger mehr, Essen war wie eine Strafe geworden, die ihm sein Körper aufbrummte.

Um das alles verarbeiten zu können und endlich zur Ruhe zu kommen, ging er immer mal wieder auf den Friedhof, um die Gräber der Kinder zu besuchen. Meistens hielt er sich etwas abseits auf und so sah er wiederholt eine junge Frau im roten Mantel, die wie aus dem Nichts auftauchte und kurz am Grab der Kinder verweilte. Sie legte jedes Mal eine Blume für jedes der Kinder nieder und verschwand dann genauso schnell wieder, wie sie gekommen war. Ob sie ihn schon einmal wahrgenommen hatte, wusste Hartmann nicht. Er kam auch gar nicht dazu, sie einmal anzusprechen. Sie schien jung, vielleicht Anfang dreißig, lange, dunkle Haare, schlank, beinahe mager, was trotz Mantel zu erkennen war, und sie hatte ein zierliches, blasses Gesicht. Hartmann vermutete, dass sie vielleicht Osteuropäerin war, und immer, wenn er sie sah, war sie mit diesem roten Mantel bekleidet, dazu Jeans, die in hohen Stiefeln steckten. Auf der Beerdigung hatte er sie nicht gesehen, oder gar nicht sehen können, bei weit über 300 Trauernden an diesem Tag. Da konnte man sehen, wie Nahe der Fall den Wuppertaler Bürgern ging.

Hartmann schüttelte den Kopf, nahm sich eine Zigarette und schaute wieder auf die vor ihm liegende Akte. Auch dieser Fall lag noch nicht so lange zurück, und nun würde in wenigen Tagen endlich die Verhandlung beginnen. Gegen seinen Ex-Kollegen Jürgen Schneider, der in der Korruptionsaffäre wohl die Seiten gewechselt hatte. Der Fall war klar, Schneider würde eine hohe Strafe bekommen. Aber Hartmann las noch einmal nach, um Details und Fakten wieder aufzufrischen. Er galt schließlich als Hauptzeuge, was auch ein wenig Unbehagen in ihm hervorrief, da er eine lange Zeit mit Schneider zusammengearbeitet hatte. Gleichzeitig hoffte der Hauptkommissar, diese Geschichte bald abschließen und damit die Unterlagen ein für alle Mal ins Archiv bringen zu können.

Gerade als er sich entschloss einen frischen Kaffee zu holen, wurde er durch das Klingeln des Telefons gestoppt.

Als er ranging, meldete sich eine Beamtin vom Polizeirevier Velbert. Sie stellte sich als Kommissarin Wisert vor. »Wir haben hier eine Melanie Hartmann in Gewahrsam, und sie behauptet, Sie zu kennen. Sie seien ihr Vater.« Hartmann Gesichtszüge verfinsterten sich. War sie also wieder da. Erst glaubte er den Gerüchten nicht, die da im Umlauf waren, doch nun kam die Bestätigung. »Was hat sie ausgefressen?«, fragte er und die Polizistin erklärte ihm, dass sie sie zusammen mit einem Dealer festgenommen hätten. »Wir beobachteten diesen schon länger und schlugen zu, als er Ihrer Tochter wohl gerade etwas verkaufen wollte.« Hartmann hörte sich alles an und versprach, im Laufe des Vormittags zu kommen. Nachdem er aufgelegt hatte, überlegte er kurz, ob er seine Ex-Frau noch anrufen sollte, aber er ließ es erst einmal sein. Melanie Hartmann war seine Tochter aus seiner ersten, wenn auch nur kurzen Ehe. Seine damalige Frau Anja kam nicht mit Hartmanns Job klar, und irgendwann erzählte sie – wie klassisch –, dass sie da jemanden kennengelernt habe. Da war Melanie gerade mal zwei Jahre alt. Der Neue arbeitete bei einer großen Bank in Frankfurt, war eigentlich das, was man gemeinhin eine gute Partie nennt, dennoch gab es immer wieder Schwierigkeiten mit Melanie. Irgendwann rief Anja dann wieder an, aber nur um ihm mitzuteilen, dass sie es mit Melanie nicht mehr schaffen würde und sie beschlossen hätte, sie in ein Internat zu geben. Hartmann war zwar nicht gerade begeistert von dieser Idee, stimmte aber am Ende doch zu. Er hingegen sah sie erst im Alter von achtzehn Jahren wieder. Irgendwie hatte sie seine Adresse erfahren und stand eines Tages bei ihm vor der Tür. Sie war hübsch wie ihre Mutter, dunkles langes Haar, hatte seine Augen und eine kleine Stupsnase. Er fand sie zwar etwas mager, aber dennoch passte ihre Figur sehr schön zu ihrem Gesicht. Ihre Stimme, daran erinnerte er sich noch, klang unsicher, aber sie kannten sich ja eigentlich auch kaum bis gar nicht. An diesem Tag, als er sie das erste Mal wiedersah, kam es zu einem großen Streit. Sie warf ihm vor, sich nicht um sie gekümmert zu haben. Wollte sich auch nicht beruhigen, als Hartmann ihr klarzumachen versuchte, dass dies so mit ihrer Mutter abgesprochen war. Wütend schnappte sie sich einen großen Gegenstand und warf diesen in seine Richtung. Woraufhin er sie packte und aus dem Haus warf. Danach kehrte für einige Wochen Ruhe ein, bis er sie das erste Mal aus der Untersuchungshaft in Essen holte, da war sie gerade mal neunzehn Jahre alt. Sie wurde damals bei einem Einbruch erwischt, und wäre eigentlich auch für einige Zeit in Jugendarrest gekommen, wenn er nicht mit dem Staatsanwalt gesprochen hätte. Doch irgendwie hatte sie daraus nicht gelernt, oder lernen wollen. Die Sturheit hatte sie wohl von ihm, nur dass die ihre in eine falsche Richtung geht, wollte sie nicht kapieren. Zwischendurch hörte er auch von ihrer Anfälligkeit für Drogen, nur dabei konnte er ihr nicht mehr helfen, sie war volljährig und er in ihren Augen der blöde Polizistenpapa. Schließlich gab er es auf. Drei Mädels und zwei davon grundverschieden, von der Jüngsten konnte man noch nicht erkennen, in welche Richtung es gehen wird. Aber Chantal war eine wunderbare Mutter und kümmerte sich rührend um die Kinder, ging arbeiten und schaffte irgendwie auch noch den Haushalt. Er erinnerte sich plötzlich daran, wie sie damals das Haus kauften. Selbst da ging seine Frau noch arbeiten und Gina Marie, die mittlere Tochter, war gerade mal drei Jahre alt. Und Chantal übernahm auch die Koordination mit den Handwerkern, weil er zu dieser Zeit gerade den Aufstieg in den gehobenen Polizeidienst absolvierte und kurz vor seinem Diplom stand. Sie war sich für nichts zu schade, ob es nun ums Fliesenabschlagen, Tapetenabreißen oder Laminatentfernen ging. Irgendwie bekam sie immer alles unter einen Hut. Das Tapezieren übernahm sie auch selber und erweckte Raum für Raum zu neuem Leben. Auch am Fliesenverlegen hatte sie ihren Spaß, was natürlich Kosten sparte. Hartmann half ihr, wo er konnte, und manches Mal stand er nur da, sah ihr zu und war voller Stolz, sie an seiner Seite zu haben. Das war eine schöne Zeit damals. Sie waren viel am Lachen und Rumalbern, und es störte sie auch überhaupt nicht, mal auf einer Luftmatratze zu übernachteten, während um sie herum noch die Tapetenreste lagen. Es war wichtig, dass sie zusammen sein konnten.

Hartmann fing an zu lachen, als ihm das Missgeschick mit der Tür einfiel. Er hatte das erst Mal in seinem Leben eine Tür eingebaut, natürlich die fürs Schlafzimmer, und sich strikt an die Anleitung gehalten. Am nächsten Morgen wurde getestet. Er ließ die Tür ins Schloss fallen, tja, nur wie wieder herauskommen? Er hatte vergessen, die Klinke anzubauen.

Er schüttelte kurz den Kopf, um sich wieder auf das Heute zu konzentrieren, stand auf, schnappte sich seine Jacke und verließ sein Büro. Unterwegs überlegte er, was zu tun sei. Aber er wusste, Melanie würde jede Hilfe ablehnen. Wahrscheinlich würden sie wieder streiten, und er konnte nur hoffen, dass nichts zum Schmeißen in der Nähe sein würde. Er ließ den Motor an und trat aufs Gas.

In Velbert angekommen, ließ er sich erklären, wo er Kommissarin Wisert finden würde. Dort angekommen, betrat er, ohne anzuklopfen, ihr Büro. Es war gemütlich eingerichtet, nicht so kahl wie sein eigenes. Auf dem Schreibtisch stand ein Familienfoto, was er auch hatte, doch dann hingen da noch einige Bilder an der Wand, und viele Grünpflanzen standen im Raum.

»Guten Tag, mein Name ist …«

»Ich weiß, wer Sie sind, Hauptkommissar Hartmann vom Polizeikommissariat Wuppertal-Elberfeld, habe schon viel von Ihnen gehört und gelesen.« Die noch junge Kommissarin stand auf und kam hinter dem Schreibtisch hervor, um ihm die Hand zu reichen. Sie war sehr schön, wohlgeformte Figur, langes dunkles Haar, das zu einem Zopf gebunden war, und wunderschöne grüne Augen in einem ehrlichen Gesicht. Hartmann überlegte, wie sie einen solchen Beruf ausüben konnte bei dem Aussehen. Eigentlich viel zu schade für den Polizeidienst, lachte er in sich hinein.

»Bitte setzen Sie sich.« Kommissarin Wisert bot ihm einen Platz ihr gegenüber an, den Hartmann dankend annahm. Er legte seine Zigaretten auf den Tisch. Da er jedoch keinen Aschenbecher entdecken konnte, beließ er es dabei.

»Möchten Sie einen Kaffee?«

»Nein, danke. Ich möchte lieber gleich auf den Punkt kommen. Was genau wirft man Melanie vor?«

Die junge Ermittlerin lehnte sich selbstbewusst auf ihrem Stuhl zurück und fing an zu berichten.

»Also wir bekamen einen Tipp aus Wuppertal, gingen dem nach und schlugen zu. Komisch ist nur, dass sich der Hinweis nur auf Ihre Tochter bezog, was mich im Nachhinein wunderte. Und dann auch noch der Zufall, dass wir den Dealer ja bereits seit Längerem observierten.«

»Woher kam der Tipp?«, Hartmann runzelte die Stirn. Er fand dies auch merkwürdig.

»Dieser kam leider anonym, aber wir gingen ihm nach, und so erwischten wir ihre Tochter, wie sie ein paar Ecstasy-Pillen kaufen wollte.«

So weit ist sie nun schon, dachte der Kommissar. Dann wird es auch irgendwann Crack sein, der Weg war vorgegeben, das wusste er zu gut.

»Und was passiert nun?«

»Wir werden sie dem Haftrichter vorführen müssen, denn ihre Akte zeigt ja doch einige Delikte auf, so dass uns keine andere Möglichkeit bleibt.«

»Machen Sie das. Kann ich zu ihr?« Hartmann erhob sich von seinem Stuhl, nahm seine Zigaretten, und ließ sich von Kommissarin Wisert zur U-Haft-Zelle führen. Ein Beamter schloss auf und er ging hinein. Seine Tochter lag auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen. Er nahm einen Stuhl und setzte sich zu ihr. Das bekam sie mit, und öffnete ihre Augen. »War ja klar, dass du kommst.« Seine Tochter schien nicht überrascht, ihn zu sehen. Hartmann sagte zunächst nichts und betrachtete sie nur. Dünn war sie geworden, und ihre Kleidung war nicht im allerbesten Zustand. Ihre Hände passten nicht zu ihrem Alter, ihre Fingernägel waren ungepflegt und schmutzig. Ihr Gesicht war irgendwie von Furchen durchzogen. Sie sah aus, als würde sie schon längere Zeit härtere Drogen nehmen.

»Was willst du hier?« Sie richtete sich auf, was ihr sichtlich schwerfiel. Man wird ihr wohl Methadon verabreicht haben, vermutete der Kommissar.

»Ich will gar nichts. Nur eines: Diesmal musst du selbst mit dieser Situation fertig werden.«

»Das war ja klar. Du hast mir ja nie geholfen. Warum gehst du nicht einfach wieder?«

Der Kommissar ballte die Hand zur Faust, Wut aber auch gleichzeitig Trauer stiegen in ihm auf. Was sollte er bloß mit ihr machen? Er wusste es in diesem Moment nicht.

»Dann rufe ich eben Mama an«, sagte sie trotzig wie ein kleines Mädchen.

In seiner Wut erkannte er nicht die Lächerlichkeit ihrer Wortmeldung. »Bitte, dir stehen alle Türen offen, nur meine nicht mehr. Du kannst nicht immer irgendeine Scheiße bauen und erwarten, dass ich dich da raushole. Melanie, so geht es nicht mehr. Du bist nun 22 Jahre alt und musst endlich selbst verantworten, was du tust.« Der Kommissar wusste nur zu gut, dass er ihr schließlich doch irgendwie helfen wird, aber eigentlich musste sie da mal allein durch. Dachte er sich. Plötzlich sprang sie auf, und prügelte mit ihren Fäusten auf ihn ein. Erst nach ein paar Sekunden, in denen er einige feste Schläge seiner Tochter einstecken musste, packte er ihre Arme und zog sie ganz fest an sich. »Ist ja gut, beruhige dich, meine Große.« Doch sie wollte sich nicht beruhigen und versuchte sich aus seiner Umarmung zu lösen, was ihr nicht gelang. Schließlich ließen ihre Kräfte nach und sie fing an zu weinen. »Verdammter Idiot«, fluchte sie leise und Hartmann hielt sie einfach nur in seinen Armen fest. Nach einer Weile ließ er sie langsam los und schaute in ihr Gesicht. Er suchte nach einem Taschentuch, um ihr die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. »Hilf mir Papa, bitte.« Der harte Kommissar spürte einen Kloß im Hals und konnte nur leicht nicken. »Mach dir keine Sorgen das wird wieder«, sagte er mit gedämpfter Stimme. Er wusste noch nicht wie, aber er würde ihr helfen, schließlich ist sie seine Tochter. Aber er stellte Bedingungen. »Wenn ich dir helfe, machst du eine Entziehungskur, damit du von der Scheiße wegkommst.« Sie sah beschämt auf dem Boden. Nach einer halben Minute meinte sie: »Okay.« Ihre Stimme klang heiser, doch der Kommissar hörte ihre Zustimmung und hoffte, dass sie es morgen noch wissen würde.

Schuldig!

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