Читать книгу Der Dünnfingergecko - Jens Rauh - Страница 7
Artbeschreibung
ОглавлениеMIT ca. 9 cm Gesamtlänge ist Stenodactylus sthenodactylus eine recht klein bleibende Wüstengeckoart. Das Verhältnis von Kopf-Rumpf-Länge (KRL) zur Schwanzlänge beträgt etwa 1 : 1 oder verschiebt sich sogar etwas zu Gunsten der KRL. Die Männchen bleiben in fast allen Fällen noch deutlich kleiner und auch wesentlich zierlicher. Häufig wird diese Art im Fachhandel auch unter den Trivialnamen „Kleiner Wüstengecko“ oder „Kleiner Sandgecko“ angeboten. Der wissenschaftliche Gattungsname „Stenodactylus“ wird korrekterweise ohne „h“, das so genannte Artepitheton „sthenodactylus“ hingegen mit „h“ geschrieben. In nahezu allen Händlerlisten fehlt aber das „h“ im Artepitheton.
WUSSTEN SIE SCHON?
Stenodactylus sthenodactylus ist ein nachtaktiver Gecko, was auch an seinen formveränderlichen Pupillen ersichtlich ist: Tagsüber sind diese zu einem schmalen, senkrechten Spalt mit gezaekten Rändern zusammen, gezogen, erweitern sich aber bei schwachem Licht, bis sie schließlich bei Dunkelheit den gesamten sichtbaren Teil des Auges aus füllen.
Dünnfingergeckos besitzen eine ganz charakteristische Körper- und Kopfform, wodurch sie auch vom unerfahrenen Terrarianer in aller Regel eindeutig erkannt werden. Der relativ kurze, breite Kopf mit seiner stumpfen Schnauze und den sehr großen Augen zeichnet alle elf Vertreter der Gattung Stenodactylus aus. Wie bei allen dämmerungs- und nachtaktiven Geckos weisen auch die Augen der Dünnfingergeckos eine im hellen Licht senkrechte, schlitzförmige Pupille auf. Die Augenfarbe des Dünnfingergeckos ist sehr variabel. So zeigen einige meiner Tiere eine orangebis kupferfarbene Iris, während sie bei anderen Exemplaren gelbbraun oder grau bis hin zu perlmuttfarben wirkt. Die Körperfärbung ist ebenso überaus variabel, sodass man beim Anblick einer Gruppe von Stenodactylus sthenodactylus oft völlig verschiedene Arten vermuten könnte.
Kehle und Bauch sind immer rein weiß bis leicht cremefarben. Die Rückenzeichnung kann von Dunkelgrau über Kastanienbraun bis hin zu fast weißen Tieren variieren. Alle erdenklichen Abstufungen und Kombinationen sind möglich. Selbst Junge derselben Elterntiere und desselben Geleges zeigen oft völlig verschiedene Färbungen der Haut und der Augen. Typisch für alle Vertreter von Stenodactylus sthenodactylus sind jedoch das netzartige Zeichnungsmuster und das weiße, letzte Schwanzdrittel, das mehrere schwarze Ringe aufweist. Jungtiere sind Miniaturausgaben ihrer Eltern; sie besitzen keine Jugendzeichnung, im Gegensatz etwa zu Leopardgeckos (Eublepharis macularius). Zeichnungsmuster sowie Körper- und Augenfarbe bleiben ein Leben lang unverändert. Als bodenbewohnender Gecko weist Stenodactylus sthenodactylus keine Haftlamellen (Haftpolster) an den Zehen auf, weshalb er nicht in der Lage ist, an senkrechten, glatten Flächen wie z. B. Glas emporzulaufen. Seine Zehen haben sich aber im Lauf der Evolution optimal an das Leben auf feinem Sand angepasst. Bei genauer Betrachtung fallen an den Zehenrändern kleine, zackenartige Schuppenfortsätze auf. Diese vergrößern die Auftrittsfläche und verhindern dadurch das Einsinken in feinen, losen Sand. Bei Dünnfingergeckos auffällig ist auch die stumpfe Schwanzspitze: Es sieht aus, als ob ein kleines Stückchen davon fehle.
WUSSTEN SIE SCHON?
Dünnfingergeckos sind – wie viele Echsen – dazu in der Lage, in Gefahrensituationen ihren Schwanz abzuwerfen. Diese Form der passiven Selbstverteidigung wird als Autotomie bezeichnet. Wird der Gecko von einem Feind am Schwanz gepackt, so wird dieser durch Muskelkontraktionen an einer Sollbruchstelle abgetrennt. Dieses als Autotomie bezeichnete Verhalten geschieht dabei aktiv durch den Gecko selbst und nicht etwa, wie man annehmen könnte, durch die Kraft, die ein Angreifer auf den Schwanz ausübt. Dies zeigt z. B. die Tatsache, dass der Schwanz mitunter auch abgeworfen wird, ohne dass eine Berührung stattgefunden hat. Dies kommt beim Dünnfingergecko aber so gut wie nie vor. Normalerweise wird erst bei grober Belästigung der Schwanz abgeworfen. Während der Feind nun durch den noch zuckenden Schwanz abgelenkt wird, kann sich der Gecko in Sicherheit bringen. Später wächst der Schwanz an der Bruchstelle wieder nach, erreicht aber nicht mehr ganz die ursprüngliche Länge.