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Kapitel 2

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Marek

Sein Kopf dröhnte und sein Hals brannte wie Feuer, während sein Magen offenbar Achterbahn fuhr. Mit der Befürchtung, schnell ins Bad zu müssen, versuchte Marek, die Augen zu öffnen, aber sie waren wie zugeklebt. Ein paar Minuten lang lag er reglos da, bis sein Magen nicht mehr so stark rebellierte.

Schwerfällig rollte er sich schließlich auf den Rücken und blinzelte ins schummrige Licht, das aus dem Flur ins Zimmer fiel. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, es angelassen zu haben. Allerdings erinnerte er sich daran, dass er Besuch gehabt hatte. Sein neuer Nachbar aus der Wohnung unter ihm hatte geklingelt und sich beschwert, dass er zu laut gewesen war. Oder hatte er sich Sorgen gemacht? Kerzengerade saß Marek im Bett. Hatte er ihm seinen Krankenschein mitgegeben?

Verwirrt und verdammt noch mal viel zu zittrig auf den Beinen quälte er sich aus dem Bett und schleppte sich in die Küche. Zum Glück hatte sich sein Magen etwas beruhigt, dafür hing er ihm in den Kniekehlen, aber er hatte keinen Appetit auf irgendwas.

Da er zudem keine Ahnung hatte, wie spät es war, warf er einen Blick auf die Küchenuhr und zuckte zusammen. Heilige Scheiße, er hatte den ganzen Samstag verschlafen! Eigentlich sollte er bereits auf dem Weg zu einer Exklusivparty sein, aber dafür war er nicht mal annähernd fit genug. Dabei fanden die nur ein paarmal im Jahr statt und die Eintrittskarten kosteten ein Vermögen. Psiakrew!

Er musste auf jeden Fall seinem besten Freund Frank Bescheid geben, damit er und sein Partner nicht unnötig auf ihn warteten. Auf der Suche nach seinem Handy fegte Marek beinahe eine Packung Halsschmerztabletten vom Tisch und steckte die Schachtel gleich mal in die Tasche seines Bademantels, damit er sie griffbereit hatte.

Sein Handy lag auf seinem Krankenschein – Gott sei Dank –, doch als er es hochnahm, fiel ihm ein gelber Zettel auf, der an der Hustensaftpackung klebte. Das war definitiv nicht seine Handschrift und auch keine Dosierungsanleitung. Im Gegenteil, die Nachricht samt Handynummer ließ ihn blinzeln.

Hallo, Herr Nachbar. Bitte melden Sie sich, wenn Sie wach sind, dann bringe ich Ihnen Suppe. Jonas Bender

Er hatte keine Ahnung, wie der Typ auf eine solche Idee kam, aber er musste sich erst mal bei Frank melden. Sprechen konnte er nicht, denn sein Hals war staubtrocken und brannte immer noch fürchterlich. Außerdem lief ihm ununterbrochen die Nase. Nachdem er Frank eine Nachricht geschickt hatte, steckte er sich eine Halsschmerztablette in den Mund, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und atmete so tief durch, wie sein Hustenreiz es zuließ. Gott, er war wirklich noch nie dermaßen außer Gefecht gesetzt gewesen.

Bevor er sich entscheiden konnte, ob er das Risiko, etwas zu essen, eingehen sollte oder sich lieber wieder hinlegte, vibrierte sein Handy. Es war Frank.

Was für ein beschissenes Timing. Keine Chance, dass es mit einer Tablette geht?

Resigniert tippte er eine Antwort. Nicht mal, wenn ich die ganze Schachtel einwerfe. Die Grippe hat mich voll im Griff.

Wir haben einen neugierigen Single-Sub im Schlepptau... Erinnerst du dich an den Newbie von der Party neulich?

Oh, das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein. Der Kerl, den Frank meinte, war absolut niedlich und aufgrund seiner Unerfahrenheit auch herrlich unbeholfen gewesen. Leider war er gegangen, bevor sie sich näher hatten kennenlernen können. Genauer gesagt, hatte der Kleine die Flucht ergriffen, aber Marek hatte Subs, die eine Herausforderung waren, schon immer bevorzugt. Er hätte ihn wirklich gern noch mal wiedergesehen, aber heute war das ausgeschlossen. Alter, wenn ich könnte, wäre ich dabei, aber ich sterbe hier! Ohne Scheiß, nenn mir irgendein Grippesymptom – ich habe es.

Verdammt, tut mir leid, Mann. Ich melde dich beim Gastgeber ab und komme morgen Mittag rum. Brauchst du was?

Nachdenklich ließ er seinen Blick über den Tisch schweifen. Bin versorgt, aber danke. Gehe gleich wieder ins Bett. Viel Spaß. Eigentlich wollte er sich gern sofort hinlegen, aber er konnte sich selbst nicht mehr riechen – trotz verstopfter Nase –, daher schleppte er sich ins Bad. Irgendwas war anders, aber ihm fiel erst beim Zähneputzen auf, dass sämtliche Handtücher nicht mehr an ihren Haken hingen und die Waschmaschine END anzeigte. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, sie angestellt zu haben.

Kurze Zeit später lief der Trockner und gerade als Marek debattierte, ob er noch die Anstrengung einer Dusche auf sich nehmen sollte, klingelte es an der Tür. Er warf einen Blick durch den Spion und war irritiert, als er seinen Nachbarn auf der anderen Seite stehen sah. Machte der Mann sich wirklich so große Sorgen oder warum tauchte er schon wieder bei ihm auf?

»Keine Sorge, ich lebe noch«, sagte er, als er die Tür öffnete. Seine Stimme klang schrecklich und sein Hals schmerzte immer noch höllisch.

Herr Bender grinste verlegen. »Das ist gut.«

»Haben Sie mich wieder im Bad belauscht?«, hakte Marek argwöhnisch nach, woraufhin sein Nachbar die Augen aufriss und eilig den Kopf schüttelte.

»Nein! Also, ja, ich habe Sie gehört, daher wusste ich, dass Sie auf sind, aber das war Zufall, weil ich auch gerade im Bad war. Ich habe nicht darauf gewartet oder will Sie kontrollieren oder so.«

»War nur ein Witz«, versicherte er, aber Herr Bender schluckte nur schwer und senkte den Blick.

»Ich will mich nicht aufdrängen. Tut mir leid, wenn ich diesen Eindruck gemacht habe.«

»Nein, schon gut. Sind Sie noch mal mutig genug, reinzukommen? Ich muss mich hinsetzen.«

»Natürlich!«, platzte es aus seinem Nachbarn heraus und er schob Marek regelrecht ins Wohnzimmer zur Couch. »Haben Sie schon etwas gegessen?«

»So lange bin ich noch nicht wach.«

Seltsamerweise schien sein Nachbar mit dieser Antwort zufrieden zu sein, denn er nickte. »Ich gehe gleich runter und hole die Suppe.«

Ungläubig blinzelte Marek, während Herr Bender ihm ein Kissen aufschüttelte. »Sie haben nicht wirklich extra was gekocht, oder?«

»Doch, natürlich. Das hatte ich doch versprochen. Darf ich mir Ihren Wohnungsschlüssel borgen? Dann müssen Sie nicht noch mal aufstehen.«

»Das war aber wirklich nicht nötig«, brachte er perplex hervor, obwohl die Aussicht auf eine warme Mahlzeit gerade himmlisch klang.

»War kein Problem. Haben Sie den Tee getrunken?«

»Tee?«

»Den ich Ihnen auf den Nachtschrank gestellt habe.«

»Hab ich nicht gesehen«, entgegnete er, wobei ihm nun doch mulmig zumute wurde. »Wie lange waren Sie denn noch da, nachdem ich eingeschlafen bin?«

Sein Nachbar schluckte. »Wirklich nur kurz. Weil der Tee noch ziehen musste. Ich habe nebenbei die Scherben im Bad aufgefegt und mir erlaubt, Ihre Handtücher in die Waschmaschine zu stecken. Gerade wenn man krank ist, sollte man besonders auf Hygiene achten.«

»Okay.« Es klang irgendwie schon plausibel, zumal – wenn seine Erinnerung ihn nicht trog – sein Nachbar Arzt und daher in diesen Dingen wohl pingeliger war. Trotzdem war der Typ ein Fremder. »Danke... schätze ich.«

Herr Bender strahlte. »Sehr gern. Ich hol mal eben das Essen, ja? Wenn Sie den ganzen Tag geschlafen haben, haben Sie doch sicher Hunger.«

Das hatte er in der Tat, daher nickte er. »Der Schlüssel steckt von innen.«

»Ist gut. Ich beeile mich.« Mit diesen Worten rauschte er aus dem Wohnzimmer und im nächsten Moment fiel auch schon die Tür ins Schloss.

Marek wusste absolut nicht, was er von dem Verhalten seines Nachbarn halten sollte, und holte sicherheitshalber sein Handy aus der Küche. Schnell schob er es in die Tasche seines Bademantels, denn kaum lag er wieder auf dem Sofa, hörte er auch schon, wie seine Wohnungstür aufgeschlossen wurde.

Unbändig berührt

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