Читать книгу Als noch (fast ) alles möglich war - Joachim Schmierflink - Страница 10
Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd’
ОглавлениеIn der Sportlehrerausbildung wurden Lehrgänge zum Erwerb des Jugendskileiterscheins angeboten und auch gerne besucht. Die damit verbundene Skireise, meist nach Südtirol, war natürlich nicht nur ein sportliches Erlebnis. Während seine Freundin und Kommilitonin Doris sich in den Semesterferien auf die Zwischenprüfung in Altfranzösisch vorbereitete, fuhr Joe mit einer munteren Studentengruppe nach Pozza di Fassa. Es dauerte nicht lange, bis er eine Kommilitonin fand, die ihm zu dem verhelfen könnte, was seiner Meinung nach zu einer ordentlichen Skireise gehörte (soll bei Kuren ähnlich sein). Petra, klein, zierlich, dunkelhaarig, große schwarze Augen, niedlicher Hintern, bewohnte mit ihrer Freundin Marion ein Zimmer. Das war kein Problem. Ein Problem stellte eher die Tatsache dar, dass Petra an Joe kein Interesse hatte, dieser jedoch Gefallen bei Marion fand. Diese war fröhlichen Gemüts, durchaus nicht hässlich, sportlich, aber eben nicht Petra. Mit 24 Jahren war man da in den Siebzigern allerdings einigermaßen flexibel, weshalb Joe und Marion nach einem gemütlichen Hüttenabend in Marions Bett landeten. Petra mimte die Schlafende- was aber schlecht gespielt war.
Zurück in Berlin tat Joe das, was er Marion bereits vor ihrer gemeinsamen Nacht angekündigt hatte, er blieb bei Doris, zu der er trotz dieses „Seitensprungs“ eine starke Bindung hatte.
Etwa fünf Jahre später betrat Joe die „Hundekehle“ in Grunewald, in welcher eine Party- und Skifahrergruppe auf ihn wartete. Er drängte sich durch das überfüllte Lokal an einem vollen Tisch vorbei. Sein Blick fiel zufällig auf eine junge Frau, klein, zierlich, dunkelhaarig mit großen schwarzen Augen. Als diese Joe’s Blick auffing und ihn fragend ansah, meinte er etwas verlegen: “ Entschuldigung, wir kennen uns nicht, aber Sie gefallen mir, deshalb habe ich Sie etwas länger angesehen.“
Woraufhin die Frau lachte und entgegnete:“ Doch, doch, wir kennen uns von der Skireise nach Pozza.“ Es war Petra, mit der er natürlich nicht rechnen konnte. Womit er dann allerdings hätte rechnen können, war, dass Marion zwei Plätze weiter saß. Auch diese hatte er nicht erkannt. Peinlich.