Читать книгу Der falsche Joker - Joann M. - Страница 6

3.

Оглавление

In der Suite des noblen Hotels, kam sich Jana ähnlich wie damals, als sie von Edward zum Essen ausgeführt wurde, fehl am Platz vor. Alles kam ihr so steril und ungemütlich vor.

„Von dieser Suite hat man die beste Aussicht auf die Altstadt.“, bemerkte Edward, ohne Jana dabei anzusehen.

„Ach so...“, sagte Jana und sah aus dem Fenster raus. Sie spürte wie Edward seine Hände um sie legte und fühlte sich sofort um Welten besser. Seine Berührungen, seine Küsse, seine Nähe fühlten sich wie Himmel auf Erden für sie an. Der Sex kam ihr noch heißer, wie das letzte Mal vor. Überglücklich lag sie später in seinen Armen und konnte sich nicht vorstellen, je wieder ohne ihn sein zu können.

Als sie am Morgen wurde duftete es nach Kaffee und frischem Gebäck.

„Guten Morgen, bist du schon lagen wach?“, fragte sie Edward, der wie aus dem Ei gepellt samt Zeitung am Frühstücktisch saß.

„Ich bin es gewöhnt früh aufzustehen.“, sagte er und widmete sich wieder einem Artikel zu.

„Hast du schon gegessen?“

„Was?...Ja. Ja..“ Edward schien sich für die Zeitung viel mehr wie für sie zu interessieren.

„Was für eine Verschwendung.“, kommentierte Jana die Überbleibsel nachdem sie gefrühstückt hat und unterbrach die Stille. „Davon könnte noch eine halbe Arme satt werden.“

Endlich faltete Edward die Zeitung zusammen und sagte: „Ich weiß, das denke ich mir auch immer wieder. Wenn man einmal erlebt hat wie Menschen hungern müssen, kommt einem unsere Konsumgesellschaft richtig schlimm vor. Leider kann man wenig dagegen tun.“

Edward zündete sich einen Zigarette an und fuhr fort. „Immer wenn ich aus Äthiopien zurückkomme, nehme ich mir vor anders zu leben, aber der Mensch vergisst schnell seine guten Vorsetzte, wenn es darum geht es sich gut gehen zu lassen.“

„Erzähl mir von Äthiopien.“

„Oh...Das ist schlimm.. Das.... Das kann man nicht so einfach in Worte fassen. Man wird mit einer solchen Elend konfrontiert, dass es einem den Atem raubt.“ Edward nahm einen langen Zug von der Zigarette und war Zeitlang still, bevor er fortfuhr. „Wir impften ohne Ende und trotzdem starben so viele. Die Menschen sind unterernährt und haben so gut wie kein Immunsystem um mit den Krankheiten fertig zu werden. Ich habe eine Stiftung gegründet.Wir bauen derzeit eine kleine Station zum Krankenhaus um. Vielleicht kannst du das nächste mal mitkommen?“

„Das würde ich gerne.“, sagte Jana, die ihr Gegenüber als eine Art Gott der die Welt rettete empfand.

Beim Verlassen des Hotels war sie froh, nicht in dem noblen Restaurant gefrühstückt zu haben. In ihrer ausgefransten Jeansjacke war sie unpassend gekleidet und kam sich wieder mal völlig fehl in dem Ambiente vor. Nach dem schönen Tag in der Salzburger Altstadt, steuerte Edward ohne Jana zu fragen seine vier Wände an. So verbrachte sie ihre erste Nacht in seiner Wohnung. Am nächsten morgen konnte sie es kaum erwarten, sich Lydia mitzuteilen.

„Der Sex ist... Ich habe so was noch nie erlebt.“, schwärmte Jana.

„Na ja... Du tust ja so, wie wenn du vor ihm mit einer ganzen Armee geschlafen hättest.“

„Ja, ich weiß. Trotzdem fühlt es sich anders wie bei den Anderen zwei an.“

„Klar. Von denen zwei war einer dieser steife Elias, der eine Niete im Bett war und der andere... Wie hieß er noch mal?“

„Christoph.“

„Richtig. Der wusste nicht mal, dass er Eier in der Hose hat.“, bemerkte Lydia.

„Ich weiß, trotzdem..“

„Ist es nur Sex, oder seit ihr so richtig zusammen?“, unterbrach Lydia ihre Freundin.

„Also.. Ich... Ich denke wir sind ein Paar. Ja.“

„Keine Ehefrau?“

„Nein!“

„Aber geschieden?“

„Das weiß ich nicht.“

„Redet ihr auch was miteinander oder vögelt ihr nur..“, lachte Lydia und erzählte im gleichen Atemzug vom Alex, den sie am Wochenende zu ihrem festen Freund erklärt hat.

Nach dem Gespräch, nahm Jana sich vor, Edward über seine Vergangenheit auszuquetschen, was ihr jedoch nicht wirklich gelingen konnte. Die meiste Zeit sprach der erfolgreiche Arzt über seine Arbeit, während er sein früheres Privatleben so gut wie nie erwähnte. Dennoch war Jana überzeugt davon, dass sie die Liebe ihres Lebens fand und verbrachte jede freie Minute mit Edward. Wie eine Sucht war es mit ihm zu schlafen. Sie kaufte sich sogar das erste Mal im Leben Reizwäsche und legte mehr den je Wert auf ihr Äußeres.

„Scheiße.“, sagte sie leise zu sich selber, als sie beim Blick in den Kalender ihre ausstehende Periode bemerkt hat. „Scheiße, ich bin so blöd!“, wiederholte sie sich diesmal lauter. Bereits am nächsten Morgen freute sie sich über das Blut an ihrem Höschen. Sanft schob sie Edward von sich, als dieser mit ihr schlafen wollte.

„Ich habe meine Tage.“, sagte sie. „Gott sei dank.“, fügte sie hinzu. „Ich muss endlich mal zum Frauenarzt und mir die Pille holen. Kannst du mir nicht eine verschreiben Herr Doktor?“, scherzte sie und küsste ihn zugleich.

„Du nimmst keine Pille?“, fragte Edward.

„Nein. Ich hatte vor dir keinen Freund und...“

„Du hättest Schwanger werden können.“, unterbrach Edward seine Freundin.

„Ich weiß. Ich weiß, ich hatte gestern schon solche Angst...“, sagte Jana verlegen.

„Ich besorge´dir einen Termin bei meiner Kollegin. Sie ist Eine der Besten auf dem Gebiet.“

„Danke. Gut. Das wäre ´ne Katastrophe, wenn ich schwanger werden würde.“

„Ja. Ich möchte keine Kinder mehr.“ Edward ergriff die Gelegenheit Jana zu beichten, dass er einen Sohn hatte.

„Was heißt das?“ Jana stand auf und sah ihn mit eisigem Blick an. Sie dachte daran, dass Lydia recht gehabt hatte. Irgendwo hatte Edward eine intakte Familie, während sie nur seine Geliebte war.

„Er ist erwachsen und ich habe so gut wie keine Kontakt zu ihm, geschweige den zu meiner Exfrau.“, klärte Edward die Situation auf.

Jana setzte sich wieder hin und ihre Gesichtszüge wurden weicher. „Wieso?“ fragte sie.

„Ich bin mit zwanzig Vater geworden. Natürlich dachte ich, dass es gut geht.. Ich dachte, ich muss Nina heiraten, weil sie ein Kind von mir bekommt. Aber es war ein Fehler, wir haben nur noch gestritten und ihre Familie war sowieso gegen mich, als ich nicht mein Studium geschmissen habe um bei Ninas Vater zu arbeiten. Sie war Luxus gewohnt und den konnte ich ihr damals nicht bitten. Für sie war ich ein Versager. Erst als ich anfing richtig Geld zu verdienen wurde ich mächtig zur Kasse gebeten und so ist es bis heute.“

„Aber wieso hast du keine Kontakt zu deinem Sohn?“

„In der ersten Zeit habe ich versucht mich zu kümmern, aber für Nina heißt kümmern Geld geben. Sie hat mich nie mit Oscar was machen lassen. Ich habe aufgehört gegen diesen Familienclan anzukämpfen. Ich finanziere Oscars Lebensunterhalt und das ist auch gut so. Mehr kann ich nicht machen.“

„Weiß er deine Sicht der Dinge?“

„Was würde es bringen? Nina hat ihn gegen mich so aufgehetzt.. Ich glaube kaum, dass er ein Wort aus meinem Munde glauben würde.“

„Das weißt du nicht. Ich würde es versuchen an deiner Stelle. Was hast du zu verlieren?“

„Was würde es bringen?“, wiederholte Edward. „Seine Kindheit habe ich verpasst und bleibe so oder so der Rabenvater.“

„Das wolltest du aber nicht sein. Du musst es ihm sagen.“

Edward belächelte Janas Zuversicht, sein Sohn würde ihn nach Jahren als Vater anerkennen.

„Können wir das Thema ändern?“, fragte er genervt.

„Ja. Nur... Sag, willst du wirklich keine Kinder mehr?“

„Zumindest nicht jetzt.“, sagte Edward trocken und zündete sich eine Zigarette an.

„Ich fahr dieses Wochenende nach Hause. Meine Mum wird sonst noch verrückt und Lydia vermisse ich auch.“, erwiderte Jana.

„Fahr nicht. Ich muss nächste Woche wieder nach Berlin, dann sehen wir uns ganze Woche nicht.“

„Doch Edward. Ich fahre und außerdem habe ich ja meine Tage.“, lachte sie schelmisch.

„Ach daher weht der Wind.“ Edward zog Jana zu sich und küsste sie innig.

Janas Mutter nervte sie mit Fragen über Fragen wegen dem neuen Mann. Ihre Tochter gab jedoch davon nicht viel Preis und versicherte, dass sie und Edward nur Freunde wären. Es war in ihren Augen besser so. Sie vermisste ihn, dennoch war sie auch froh Zeit für ihre Eltern, ihre Freundin und nach der Rückkehr für Markus zu haben.

„Wo bist du die ganze Zeit?“, fragte ihr schwuler Freund am Sonntagabend, als sie samt Tonen Herbstkleidung in die WG kam.

„Ich war zu Hause und bei ihm.“

„Ich vermisse dich. Komm mit.“, sagte Markus und zog Jana in sein Zimmer.

„Probiere es an.“, gab er ihr eine Bluse, die schlicht aber raffiniert geschnitten war.

„Hey, das hat Klasse. Sieht super aus.“

„Ich will noch einen Rock dazu nähen, aber das passt irgendwie vorne und hinten nicht, oder?“, zeigte er ihr den vorgefertigten Rock.

„Ich würde es nicht so eng machen. Gib mir mal einen Stift.“

Jana zeichnete auf einem Stück Papier ihre Idee.

„Das ist gut. Das gefällt mir. Kann ich dich abmessen?“

„Na klar, ich stehe ihnen gerne als Model zur Verfügung.“, lachte Jana.

Die Beiden unterhielten sich noch lange. Jana erzählte Markus wie glücklich sie mit Edward sei, wie sehr ihr aber die Zeit zum Lernen fehlte. Noch nie hing sie mit ihrer Semesterarbeit so hinten nach.

„Ich muss die Woche Gas geben.“

„Vielleicht ist es der Herbst. Ich bin auch in letzter Zeit nicht besonders motiviert.“, meinte Markus.

„Ja, vielleicht. Bei mir ist es doch größtenteils Edward der mich vom Lernen abhält.“

Jana war sehr Zielstrebig und gehörte immer zu den Besten ihres Jahrgangs. Sie nahm sich vor, mehr für das Studium zu tun und ihre Zeit mit Edward ein wenig einzuschränken.

Doch so bald er wieder da war, waren die guten Vorsätze auch dahin. Oft blieb sie über Nacht bei ihm und ließ sich dazu überreden das eine oder andere Wochenende mit ihm zu verbringen, sehr zum Leidwesen von Claudia.

„Bleib im Bett.. Bitte...“, sagte Edward zu ihr, als sie sich eines Montags für die Uni fertig machen wollte. Jana war müde, da sie letzte Nacht bis zwei in der Früh wach waren und legte sich wieder ins Bett zu ihm.

„Keine Zeitung heute Herr Doktor?“, scherzte sie dann beim Frühstück.

„Nein. Heute nicht.“, meinte Edward und gab Jana einen Kuss.

„Ich habe das erste Mal im Leben die Uni geschwänzt.“

„Und ich habe meinen Steuerberater versetzt, was mir aber egal ist.“

„Es soll dir nicht egal sein, wir sind furchtbar! Liegen bis zehn im Bett und vergessen die Welt um uns herum. Furchtbar!“ Jana versuchte ernst zu klingen, was ihr nicht gelang.

„Wieso nicht? Wir können es uns leisten.“

„Du kannst es dir leisten.“, sagte Jana. „Du!“, betonte sie.

Edward war nicht gewillt auf Janas Äußerung zu antworten. Ihm war es bewusst, dass jedes Wort aus seinem Munde zu einem unangenehmen Gespräch führen würde.

„Hast du dir frei genommen?“, lenkte auch Jana vom Thema ab.

„Wieso fragst du?“

„Na mein Geburtstag. Wir wollten doch zusammen zu mir nach Hause fahren.“

„Ohhh.. Ja...“, kratzte sich Edward am Kopf. „Es wird nicht gehen. Leider. Ich muss nach Berlin. Ich hab´s total vergessen es dir zu sagen.“, log er.

„Schon wieder? Du hättest meine ganze Familie kennenlernen können. Meine Mutter hat sicher wie immer Gott und die Welt eingeladen. Und am Abend gehe ich mit paar Freunden feiern. Es wird sicher lustig.“

„Beim nächsten Mal.“, sagte Edward. Ihm war bewusst, dass er auch das nächste Mal eine Ausrede finden würde, um Janas Eltern wie Freunde nicht kennenlernen zu müssen. Er konnte sich nicht erklären, wieso ihm eine Familienfeier eher Kopfzerbrechen wie Freude bereitete.

„Musst du wirklich nach Berlin?“, hackte Jana nach.

„Ja.“, sagte Edward und verschwand im Bad.

Während der Zugfahrt nach Hause, sah sich Jana immer wieder die Uhr an, die ihr Edward am Vorabend zum Geburtstag geschenkt hat. Unter die Freude über das kostbare Geschenk mischte sich auch die Enttäuschung über Edwards Abwesenheit ein. Nur zu gerne hätte sie ihn ihren Eltern vorgestellt. Beim besten Willen konnte sie ihm die Dringlichkeit seiner Reise nach Berlin abkaufen.

„Schön.“, sagte Claudia, als sie die funkelnde Uhr am Handgelenk ihrer Tochter sah und entdeckte bei näherem Hinsehen das Kartier Logo.

„Die ist ja ein Vermögen wert.“, beäugte auch Janas Vater die Uhr. „Für so was wurde schon so Manchem die Hand abgehackt.“, lachte er und bemerkte, dass sich seine Frau für Jana nicht freuen konnte.

„Seit ihr wirklich nur Freunde, du und dieser Edward?“, fragte Claudia.

„Vielleicht bisschen mehr als das. Er will nächstes Wochenende nach Paris mit mir.“, sagte Jana halblaut.

„Was studiert er?“, fragte jetzt Hubert seine Tochter.

„Medizin. Er ist Arzt...“, antwortete Jana und war froh ihre Tante samt Anhang zu sehen, womit sich das Thema Edward erübrigt hat.

Obwohl sich Claudia ihre schlechte Laune nicht anmerken lassen wollte, gelang es ihr nicht, diese vor ihrer Tochter zu verstecken.

„Was hast du Mama?“, latschte Jana ihrer Mutter in die Küche nach.

„Nichts.“

„Doch. Du hast was.. Es ist wie immer alles toll. Du hast den besten Kuchen der Welt gebacken und das Essen war...“

„Irgendwann kommst du gar nicht mehr Heim. Wieso muss es ein Freund aus München sein? Wieso niemand von hier... So wie Lydias Freund.... Ach Gott... Ich habe Angst dich zu verlieren.“, gab Claudia mit Tränen in den Augen zu.

„Hör auf Mama. Du weißt doch, dass ich ohne dies alles hier nicht leben könnte. Edward hin oder her. Ich werde immer nach Hause kommen.“, umarmte Jana ihre Mutter, war sich aber nicht sicher, ob sie gerade die Wahrheit sagte. Sie vermisste Edward mehr, wie sie ihre Familie vermisste, als sie in München war.

Der falsche Joker

Подняться наверх