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5.

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Gleich nach den Feiertagen machte sich Jana samt Lydia auf die Suche nach einer geeigneten Robe für den Silvesterabend. Jetzt bereute sie, dass sie Edwards Geld nicht angenommen hat, als er zu ihr sagte: „Wir gehen auf einen Ball, du wirst ein Abendkleid brauchen. Kauf dir was schönes.“, drückte er ihr mehrere Hundert Mark Scheine in die Hand.

Wie immer war sie zu stolz um sein Geld anzunehmen.

„Ich habe ein Abendkleid.“, log sie.

Lydia wurde schon längst fündig, während Jana am verzweifeln war. Sie hatte eine genaue Vorstellung davon, was sie tragen möchte.

„Dann gehe ich lieber nackt.“ meinte sie, als sie das Preisschild entdeckte, am einzigen Kleid das ihr gefiel.

„Er hätte sicher nichts dagegen.“, alberte Lydia.

„Ich gib auf, ich werde nichts finden. Es gibt nur noch eine Option.“

Jana schleppte ihre Freundin in einen Stoffladen. Sie fand genau den Stoff der ihr im Kopf vorschwebte. Am Abend rief sie Markus an, der genauso wie sie Weihnachten mit Familie verbrachte.

„Kannst du mich retten? Ich brauche eine Silvesterrobe.“, gestand sie ihm, nachdem sie kurz über die Feiertage geplaudert haben.

„Ich verstehe, sie brauchen einen Termin bei ihrem Designer.“, freute sich Markus.

„Ja, bitte. Ich weiß auch schon wie es aussehen soll und den passenden Stoff habe ich auch gefunden.“ Sie beschrieb Markus so gut es ging wie ihr Kleid aussehen sollte.

„Na klar. Ich mache es.“

„Kommst noch vor Silvester in die WG?“

„Nein, sie müssen schon in mein Hauptatelier kommen.“, lachte er.

Minuten später fragte Jana ihre Mutter: „„Kann ich dein Auto haben? Ich will Markus besuchen.“

„Markus?“, fragte Claudia erstaunt.

„Ja. Er wohnt nur zwanzig Minuten von uns weg.“

„Natürlich, nimm mein Auto.“, antwortete Claudia euphorisch.

Den Grund für ihren Besuch verschwieg Jana ihrer Mutter, um die gute Stimmung nicht zu zerstören.

„Hallo Jana. Endlich lerne ich sie mal kennen.“, empfing Markus´s Mutter mit Freude die Freundin ihres Sohnes.

„Wenn du mich mal in der WG besuchen würdest...“, sagte Markus.

„Du weißt doch wie sehr ich Großstadt hasse.“, unterbrach ihn seine Mutter und versuchte Jana für ihre Plätzchen zu begeistern.

„Sie wird mich jetzt bis mein Lebensende mit dir verheiraten wollen.“, meinte Markus, als seine Mutter die Beiden endlich alleine ließ.

„So lange du das nicht willst, kann ich es verkraften.“

„Du bist die perfekte Tarnung.“, lächelte Markus verlegen.

„Das bin ich gerne für dich, aber meinst du nicht, dass es irgendwann rauskommt. Hast du nicht vor es ihr zu sagen?“

„Ich weiß, es ist feige, aber sie würde vor Scham sterben. Was würden die Nachbarn sagen und der Pastor, verstehst du? Sie lebt hier am Dorf in dieser heilen Welt. Da ist kein Platz für Schwule. Ich kann ja abhauen, aber sie... Sie würde hier in Schande leben müssen. Es ist besser so Jana, glaube mir.“

Jana nickte, konnte es aber nicht glauben dass Markus´s Mutter nicht ahnte, dass ihr Sohn Schwul sei.

„Also wie soll es aussehen?“, fragte Markus.

Jana fertigte schnell eine Zeichnung an, die wie ein Entwurf aussah.

„Das ist gigantisch!“, freute sich Markus. „Und so unkompliziert zum nähen.“

Es dauerte dann doch etliche Stunden bis Janas königsblaue Robe fertig war. Als sie es anzog kreischten beide wie kleine Kinder.

„Gigantisch, oder?“ Das lange, rückenfreie Kleid stand Jana ausgesprochen gut.

„Danke Markus, danke. Was kriegst du dafür?“

„Hör auf, aber gegen paar Entwürfe hätte ich nichts anzuwenden. Ich kann zwar nähen, aber mir fehlen die Ideen.“

„Kein Problem. Ich werde dir paar richtig schöne Sachen zeichnen.“, versprach Jana.

„Vielleicht kommen wir mal groß raus. So wie Dolce und Gabbana.“

„Na klar du Träumer.“ Jana umarmte Markus und fuhr zufrieden nach Hause.

Als sie am Silvestertag in Edwards Wohnung kam, fiel ihr sofort der Kamin auf, den sie noch nie zuvor wahrgenommen hat.

„Das schaut gut aus.“, sagte sie nach dem sie merkte, dass die Kommode woanders stand, wodurch der Kamin zur Vorschein kam.

„Der Innenarchitekt war hier. Er will bald loslegen, dann muss ich hier raus.“, meinte Edward.

„Du kannst bei mir in der WG wohnen. Ich habe jetzt größeres Zimmer.“, scherzte Jana und merkte sofort, dass sie es hätte nicht erwähnen sollten. Edwards Gesichtsausdruck sprach Bände. Er sprach immer wieder davon, mit ihr zusammen ziehen zu wollen. Etwas was Jana nicht wollte. Zumindest noch nicht. Sie kannte inzwischen seine einvernehmende Art ihr gegenüber. Erst vor kurzem hat er wieder gefragt, für was sie noch studieren würde. Er könnte doch für sie sorgen.

„So schön es hier auch ist, wir sollten uns langsam fertig machen.“, lenkte sie vom Thema ab.

„Wir können auch da bleiben und..“, sah er sie mit verführerischem Blick an.

„Oh nein. Es ist Silvester. Du hast selber gesagt, dass es gut wäre sich dort blicken zu lassen.“

„Ja, aber...“

„Wir gehen tanzen. Steh auf Opa.“, zog Jana am Edwards Hemd.

„Na gut junge Frau, bevor ich als alter Mann abgestempelt werde.“

Als Jana fertig gestylt aus dem Bad rauskam, verschlug es Edward die Sprache.

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit sagte er: „Du siehst so schön aus.“

Als sie den Saal des noblen „Ritts“ betraten, empfand Edward genau so viel Stolz wie Eifersucht zugleich. Er merkte, dass Jana von den meisten Menschen angestarrt wurde, was ihr selber auch nicht entging. Sie saßen an einem Tisch gemeinsam mit anderen Ärzten und Professoren.

Edward kannte durchaus jede Menge Menschen, dennoch stellte er Jana seine Bekannten als „ein langjähriger Kollege“ oder noch schlimmer „ein geschätzter Kollege“ vor. Kein einziges mal fiel das Wort Freund. Edward weigerte sich auf die Tanzfläche zu gehen, was bei Jana nicht gerade für gute Laune sorgte. Er bereute es, als einer ihm bekannten Anwählte, Jana zum Tanzen aufgefordert hat.

„Darf ich ihre Freundin entführen?“, wandte sich der Mann Edward zu.

„Ausnahmsweise.“, machte Edward gute Miene zum bösen Spiel.

Vincent war ein hervorragender Tänzer und Jana amüsierte sich auf der Tanzfläche, was Edward rasend eifersüchtig machte. Er bestellte sich gleich einen doppelten Cognac, dann noch Einen und noch Einen.

Auf der Tanzfläche erblickte Jana ein ihr bekanntes Gesicht. Alicia. Sie tat so, als ob sie die Frau nicht erkannt hätte, doch Alicia winkte ihr zu, wie wenn sie beste Freundinnen wären.

Einen Moment lang beschloss sie der Ärztin eine neue Chance zu geben und sie nicht als blöde Kuh zu sehen. Doch als sie zum Tisch zurückkehrte, sah sie, dass Alicia auf ihrem Stuhl saß und sich keineswegs bemühte diesen frei zu geben. Staat dessen ignorierte sie Janas Anwesenheit und unterhielt sich mit dem sichtlich angetrunkenem Edward.

Jana nahm an, dass es Alicias Freud war, der auf einmal wie aus dem Nichts aufgetaucht war und sagte: „Wir sollten rausgehen, gleich ist es zwölf.“

„Sicher...Kommst du mit? Wir müssen unbedingt zusammen anstoßen.“, fragte Alicia Edward, wie wenn Jana und ihr eigener Freund nicht existieren würden.

Während das Feuerwerk bestaunt wurde, flüsterten sich Jana und Edward Neujahrswünsche zu.

Edward küsste sie und sagte: „Mehr davon gibt es zu Hause, wollen wir gehen?“

„Doch nicht jetzt schon. Es ist Silvester, tanze wenigstens einmal mit mir.“

„Ich mag es nicht. Aber du kannst noch tanzen gehen wenn du willst.“, gab Edward widerwillig von sich.

Im gleichen Augenblick schmiss sich Alicia Edward um den Hals. „Ein gutes neues Jahr Edi und auf gute Zusammenarbeit mein Lieber.“, sagte sie.

Zurück im Saal, ließ sich Jana nicht lange bitten, als sie erneut vom Vincent zum Tanzen aufgefordert wurde. Als sie zum Tisch kehrte, bot sich ihr der gleiche Anblick wie schon zuvor an. Alicia saß auf ihrem Platz und verteilte Lobeshymnen an Edward.

„Dürfte ich wieder an meinen Platz?“, fragte Jana bestimmend, aber freundlich.

„Ach Kindchen, das schadet dir sicher nicht wenn du paar Minuten stehen bleibst. In deinem Alter sind wir Stundenlang am OP- Tisch gestanden, nicht wahr?“, sagte Alicia in einem verachtendem Ton Jana gegenüber, die Edward erwartungsvoll ansah.

Dieser wirkte völlig betrunken und Jana wurde klar, dass er weder Alicia noch ihr zuhörte.

„Möchtest du gehen Schatz? “, fragte Jana Edward , um Alicia zu vertreiben.

„Ja.“, nickte Edward und erhob sich augenblicklich von seinem Stuhl.

„Du willst schon gehen? Schade..Schade, aber ich kann´s verstehen. Du arbeitest so hart und... Na ja.. Bis bald..“ Auch Alicia merkte, dass ihr Gegenüber ihr wenig bis keine Beachtung mehr schenkte und suchte das Weite.

Ohne sich von Jemandem zu verabschieden, steuerte Edward den Ausgang an. Jana hatte das Gefühl, dass er nichts mehr wahr nahm. Weder ihre Enttäuschung, noch ihre Wut, noch die Tatsache dass sie da war. Obwohl sie sich im Taxi demonstrativ von ihm weg gesetzt hat, hielt Edward gemütlich ein Nickerchen und setzte dieses zu Hause fort.

Jana beschloss kurzerhand noch wegzugehen. Wie vermutet traf sie im „Silo“ Dominik und Jonas die sich prächtig amüsierten. Sie kam sich wie in einer anderen Welt vor, tanzte bis ihr die Puste ausging, trank Bier und blieb bis zum Morgengrauen. Sie überlegte mit den Jungs in die WG zu gehen, doch dann nahm sie ein Taxi und ließ sich in Edwards Wohnung fahren. Sofort fiel sie ins Bett und schlief neben dem schnarchendem Edward ein, dessen Kopf sich in der Früh wie ein Kürbis anfühlte.

Er wunderte sich, dass Jana in ihrem Kleid schlief und überlegte, ob sie genauso betrunken war wie er selber. Der starker Kaffee und Aspirin halfen nur wenig, gegen den brummenden Schädel. Wohl wissend, dass er sich daneben benommen hat, plagte ihn das schlechte Gewissen Jana gegenüber. Edward war noch nie ein Party Löwe gewesen, dennoch hätte er sich zusammenreißen sollen, dachte er, als er Jana duschen hörte. Seine Erinnerung an das Ende des Abends war nicht wirklich vorhanden und er hoffte nicht all zu peinlich gewesen zu sein.

„Gehen wir zum Neujahrskonzert?“, fragte er Jana, als diese im Bademantel bekleidet in die Küche kam. Innerlich hoffte er, dass sie ablehnen würde.

„Gutes neues Jahr Herr Doktor“, sagte sie trocken. Edward war sich nicht sicher, ob sie sauer war, deshalb sagte er: „Es tut mir leid wegen gestern, ich hatte ein Glas zu viel.“.

„Du meinst die vielen Gläser.“

„Entschuldige. Ich war noch nie ein großer Tänzer und Partygänger.“

„Schon gut. Ich hatte meinen Spaß, nur die komische Ärztin hat mir die Laune verdorben.“

„Alicia? Die ist doch ganz nett.“

„Zu dir vielleicht, in meinen Augen ist sie eine blöde Kuh.“

„Wieso? Sie ist eine renommierte Ärztin.“

„Und ich nur eine Studentin die man wie Dreck behandeln kann, oder?“ Jana ging ins Bad um sich die Haare zu föhnen.

Auch wenn ungern, erhob sich Edward vom Sofa. „Was ist los? Was habe ich falsch gemacht?“, fragte er.

„Nicht du! Sie!.... Oder doch du! Du hättest was sagen können, als sie sich mit ihrem Arsch auf meinem Stuhl breitgemacht hat.“

„Du warst doch tanzen. Mit diesem Vincent.“

„Das ist kein Grund mich so behandeln zu lassen. Und außerdem war es mein gutes Recht. Du wolltest ja kein einziges mal mit mir gehen.“

„Ich sagte doch schon, ich bin kein großer Tänzer.“

„Ich weiß, du bist der großer Zuhörer. Eigentlich hättest du genauso mit ihr dorthin gehen können.“

„Was ist los mit dir? Wieso hast du es auf sie abgesehen?“, brüllte Edward.

Jana reichte es. Sie ging ins Schlafzimmer um sich anzuziehen, während Edwards Blick auf ein Bändchen „SILESTERPARTY IN SILO“ fiel, das am Rande des Waschbeckens lag. Er war müde, hatte immer noch Kopfweh und wollte keineswegs mit Jana streiten, dennoch ging er ihr nach und fragte: „Was ist das?“.

„Ich war gestern noch im Silo und habe mich gut amüsiert. Was dagegen?“

Er versuchte Ruhe zu bewahren, was ihm nicht gelang. „Ja. Ich habe was dagegen! Du gehst irgendwohin, ohne mir Bescheid zu sagen!“

„So als ob es möglich gewesen wäre. Es war Silvester und du hast eine Stunde nach Mitternacht schon geschlafen und nichts mehr wahrgenommen!“

„Was hast du dort gemacht?“

„Ich habe getanzt und getrunken.“ Jana kam sich wie bei einem Verhör vor, als Edward fragte wer alles da gewesen war und wann sie Heim kam.

„Ich fahre in die WG. Ich will nicht ganzen Tag mit dir streiten.“

„Ich doch auch nicht.“ Edwards Gesichtsausdruck wurde weicher und er nahm Jana in den Arm.

„Du riechst wie ein Alkoholiker.“, lachte sie.

„Ich sollte duschen, aber hau nicht wieder ab.“

„Schon gut, aber nur wenn du mir recht gibst dass diese Alicia eine blöde Kuh ist.“

„Ich kann mich kaum an was erinnern Jana. Was war den los?“

Jana erzählte ihm von dem Vorfall in seiner Praxis und davon was Alicia am gestrigen Abend von sich gegeben hat worauf er meinte: „ Ich werde mit ihr reden, das geht so nicht, sie soll dich gefälligst mit Respekt behandeln.“

In dem Moment kam sich Jana wie ein kleines petzendes Mädchen vor.

„Ach, lass mal, aber stell dich das nächste Mal auf meine Seite. Okay?“

„Natürlich.“, sagte Edward und sank auf´s Sofa.

„Immer noch Kopfweh?“, fragte Jana.

„Und wie. Ich gehe schlafen. Sorry.“, beschloss Edward.

„Gut, geh schlafen, nur das kann dir helfen.“, meinte Jana. „Ich fahre in die WG.“

„Na gut.“, antwortete Edward der nur seine Ruhe haben wollte. Er schwöre sich selber nie wieder so viel Cognac zu trinken.

Der falsche Joker

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