Читать книгу Der falsche Joker - Joann M. - Страница 7
4.
ОглавлениеAls Jana am Sonntag Abend in der WG ankam, war ihr nicht mal danach Edward anzurufen. Sie war müde und ihre Laune war auch schon mal besser. In Ruhe packte sie ihre Sachen aus, ordnete ihre Unterlagen für die Uni und ging zeitig ins Bett. Ihr fehlte mittlerweile der Schlaf durch die langen Nächte mit Edward und das lange Feiern mit Freunden bei „Flavio“ lag ihr noch in den Knochen. Am nächsten Morgen, kam sie sich wie neu geboren vor. Sie nahm sich vor, wenigstens einen Abend in der Woche für sich selber zu sein, was Edward nicht nur einmal auf die Palme trieb. Er versuchte seine Unmut darüber nicht mal zu verstecken.
„Für was zum Teufel tust du dir das an?“, fragte er Jana, als diese ihre Semesterarbeit erwähnte.
„Für mich.“, antwortet sie kurz und knapp, um dieses Thema so schnell wie möglich zu beenden. Immer mehr fühlte sie sich von Edward eingeengt, wenn es um ihr Leben ging. Um ihr Studium, ihre Familie, ihre Freunde. So bald Jana ihre Eltern besuchen wollte oder eine Nacht in der WG verbrachte war Edward schlechter Laune. Jedes mal, wenn er zu kurz kam, versuchte sie wie ein kleines Kind es wieder gut zu machen in dem sie ihn sogar nach der Uni in seinem Büro besuchte. Auch an diesem Tag versuchte sie seine Laune zu heben in dem sie ihm von der Affäre ihres Professors, die in der ganzen Uni für Aufsehen sorgte erzählte, als eine schwarzhaarige Ärztin sein Büro betrat.
„Oh sorry. Störe ich?“, sagte die schlanke Frau, als sie Jana sah.
„Nein, nein, komm rein.“, sagte Edward, nahm gleichzeitig der Frau ihre Unterlagen ab und vertiefte sich im Patientenbericht. Er war ein brillanter Diagnostiker und nicht selten wurde er sogar von anderen Kliniken um Rat gefragt.
„Hallo.“, sagte Jana, als sich die Blicke der Frauen trafen.
Alicia befand es nicht für nötig der jungen Frau zu antworten
„So können wir unmöglich operieren, oder?“, fragte sie Edward stattdessen.
Edward seufzte, was nichts gutes für den Patienten bedeutete und sagte: „Nein, keineswegs.“
Er gab der Ärztin paar Anweisungen, wovon Jana so gut wie nichts verstand.
„Ach so...“, sagte Edward. „Ich habe euch noch gar nicht vorgestellt. Jana, Alicia. Alicia, Jana.“
Die beiden Frauen reichten sich die Hände, eher aus Anstand wie aus Sympathie.
„Sind sie Praktikantin?“, fragte Alicia in einem herablassendem Ton.
„Jana ist meine Freundin.“, ergriff Edward das Wort.
„Ach so?“, musterte die Ärztin Jana von Kopf bis Fuß.
Im gleichen Augenblick ertönte Edwards Handy.
„Oh endlich. Der Innenarchitekt.“, sagte er und ging in das angrenzende Zimmer um zu telefonieren.
„So ,so... Sie sind also Edis neue Freundin.“, starrte Alicia immer noch ihr Gegenüber an.
Jana war nicht klar ob es eine Frage oder Feststellung seitens der Ärztin war, dennoch sagte sie:
„Ja.“
„Da haben sie sich aber `nen dicken Fisch gefangen.“, zischte die Frau durch ihre rot geschminkten Lippen.
„Bitte?“, fragte Jana, die zunächst meinte, die Frau nicht richtig verstanden zu haben.
„Einen fetten Fisch sogar.“, sagte Alicia.
Einen kurzen Moment lang verschlug es Jana die Sprache, doch dann kam ihr über die Lippen: „Ich hasse Fische und angeln kann ich nicht.“.
Sie stand auf, nahm ihre Tasche, spähte in das Zimmer in dem Edward immer noch telefonierte und winkte ihm zum Abschied.
„Auf Wiedersehen“ , wandte sie sich an Alicia, die inzwischen im Sessel saß.
„Auf Wiedersehen Schätzchen. War nett sie kennengelernt zu haben.“, sagte Alicia, wobei beide Frauen wussten, dass es nicht so gemeint war.
„Blöde Kuh.“, sagte Jana halblaut, als sie das Klinikgebäude verließ. Alicias Eifersucht war in ihren Augen so deutlich, dass sie sich fragte, ob die Ärztin mit Edward mal was hatte.
Kurze Zeit später schrieb ihr Edward: „Wieso bist gegangen?“
„Will noch zum Adventsmarkt.“, schrieb sie, wobei sie es ursprünglich gar nicht vor hatte.
Den wahren Grund für ihren Abgang behielt sie für sich.
„Wer ist diese Alicia?“, fragte sie dennoch Edward bei der nächsten Gelegenheit.
„Eine sehr gute Chirurgin.“
„Die auf dich steht?“
„Das weiß ich nicht. Ich stehe nicht auf sie.“, sagte Edward und fing an Jana zu befummeln.
„Ich stehe auf dich.“, flüsterte er und trug sie ins Schlafzimmer. Wieder bleib Jana den ganzen Abend und die Nacht bei Edward, obwohl sie eigentlich mit den Bewohnern der WG verabredet war. Alle gemeinsam wollten eine Tanne holen. Eigentlich war es Janas Idee. Sie liebte die Weihnachtszeit und bestand darauf, wenigstens einen Tannenbaum in der WG aufzustellen.
Als sie am nächsten Nachmittag die Tanne sah, plagte sie das schlechtes Gewissen.
„Danke. Danke. Danke. Ich schmücke den Baum.“, freute sie sich.
„Du bleibst schon hier wohnen?“, fragte Jonas.
„Ja, sicher.“
„Anna ist gestern ausgezogen. Ich glaube sie ist mit diesem Rolf zusammen.“ Jonas schien nicht unglücklich darüber zu sein.
„Besser so.“, sagte Markus, der dabei war jede Menge Zwiebeln klein zu schneiden.
„Ja, ist es auch, nur.... Ich kann mir alleine das große Zimmer nicht mehr leisten. Will einer von euch mit mir tauschen?“
Die Frage war an Markus wie Jana gerichtet. Dass Dominik nicht leicht mit seinem Geld über die Runden kam, wussten allesamt und somit schied er als Kandidat für das größte Zimmer der WG aus.
„Wie viel zahlst du?“, fragte Jana, die damals das kleinste Zimmer nehmen musste, da sie als Letzte in die WG einzog.
„Zweihundert Zehn.“
„Du?“
„Hundertdreißig.“
„Das könnte ich mir leisten.“ meinte Jonas.
„Markus? Wenn du es nicht willst nehme ich´s.“
„Ich bin zufrieden mit meinem Reich.“
„Ich nehme es.“, sagte Jana die sich jetzt schon auf die größere Bleibe freute. Sie wusste, dass ihre Eltern schon damals mehr für ein Zimmer bezahlt hätten. Außerdem wollte sie wieder malen. Bis jetzt fehlte ihr der Platz um die eine oder andere Leinwand aufzustellen.
„Cool, ich helfe dir dann beim streichen.“, meinte Jonas, der sein Zimmer regelrecht zugequalmt hat. „Deinem Macker werden die Paar Kröten schon nicht abgehen.“, lachte er.
Janas Gesichtsausdruck veränderte sich abrupt. „Behalte dein Zimmer. Ich will es nicht!“, sagte sie laut.
„Hey, Püppchen....“, so nannten die Jungs sie heimlich und jetzt rutschte es Jonas raus. „Ich habe es nicht böse gemeint, er schaut nur so aus wie wenn er nicht wenig Kohle hätte.“
„Er hat auch Kohle. Aber das ist kein Grund anzunehmen, dass er für mich aufkommt.“
„Schon gut. Wirklich, ich habe es nicht so gemeint.“
Jana merkte, dass sie überreagiert hat.
„Sind wir wieder gut?“, meinte Jonas.
Sie nickte, verschwand aber in ihrem Zimmer und rief ihre Mutter an, um ihr von der neuen Bleibe zu berichten.
„Sicher. Das ist gut, dein Zimmer ist so klein und ungemütlich.“ Claudia war alles Recht. Hauptsache ihre Tochter würde nicht zu diesem Edward ziehen.
In den nächsten Tagen war es Edward der wenig Zeit hatte, was Jana ihm nicht übel nahm. Umso schöner war es, als sie wiedermal bei ihm über Nacht blieb.
„Was machst du Weihnachten?“, fragte sie.
„Nicht viel. Ich werde arbeiten, da du sicher nach Hause fährst.“
„Ja. Und ich dachte du könntest Heiligabend mit uns verbringen. Meine Eltern wissen Bescheid wegen uns.“
„Ich weiß nicht. Ich denke ein anderes Mal ist es vielleicht günstiger mich deinen Elten vorzustellen.“ Wieder sträubte sich was in Edward mit Jana mitzukommen.
„Es geht mir nicht nur darum dich vorzustellen. Ich will nicht, dass du Heiligabend alleine bist.“
Edward lächelte verlegen.
„Es macht mir nichts aus. Bis jetzt war ich jedes Jahr alleine.“
„Aber jetzt hast du mich und ich finde es schrecklich, wenn du Weihnachten alleine verbringst.“
Edward stand auf. „Jana, hör zu. Mir bedeutet Weihnachten nichts. Wir haben es nie gefeiert und deswegen geht es mir nicht ab.“
Jana sah ihn mit fragendem Gesichtsausdruck an.
„Wenn man was nicht kennt, vermisst man es auch nicht.“, sagte Edward.
„Aber wieso?....Wieso...“
„Ich will nicht darüber reden.“
„Hast du nicht mit deiner Exfrau und deinem Sohn Weihnachten gefeiert?“ Jana ließ nicht locker.
„Doch. Aber es bedeutet mir nichts. Ich habe wie jedes Jahr Oscar ein Geschenk geschickt und damit ist die Sache erledigt.“ Sarkasmus lag in Edwards Stimme.
„Es geht doch nicht um die Geschenke.“
„Manchen Menschen schon. Oscar erwartet einen fetten Check und ein Geschenk zu Weihnachten. Er ist so erzogen worden, verstehst du?“
„Ja. Schon, aber mir ist es nicht wichtig. Ich will mit dir sein. Mit oder ohne Geschenk. Du wirst sehen, einmal Weihnachten mit uns und du wirst es nie wieder missen wollen.“
„Vielleicht nächstes Jahr. Selbst wenn ich wollen würde, es geht nicht. Im Krankenhaus geht es drunter und drüber. Wir haben immer noch zu wenig Personal.“
Jana war mit ihrem Latein am Ende und als sie Heiligabend mit ihrer Familie am Tisch saß, war sie froh, dass sie nicht wie Oscar erzogen wurde. Wie jedes Jahr trommelte Claudia die ganze Familie zusammen und als Janas Oma wieder mal behauptete es sei ihr letztes Weihnachtsfest, schmunzelten alle da jeder wusste, dass sie sich trotz hohem Alter bester Gesundheit erfreute.
Während der obligatorischen Christmette, fragte sich Jana ob Edwards Abneigung Weihnachten gegenüber vielleicht darin lag, dass er Atheist sei. Doch wiederum würde er nicht eine Kette mit einem Kreuz an seiner Brust tragen, wenn es so wäre, dachte sie. Sie versuchte die Gedanken an Edward zu verwerfen um sich auf die Predigt des Priesters zu konzentrieren, was ihr nicht gelingen wollte. Nach der Christmette machte sie die Schachtel auf, die ihr Edward vor der Abreise gab.
„Frohe Weihnachten. Erst Heiligabend aufmachen. Ja?“, sagte er.
Auch wenn sie beim Anblick der Perlenkette begeistert war, wäre ihr Edwards Nähe um´s tausendfache lieber gewesen.