Читать книгу Der falsche Joker - Joann M. - Страница 9

6.

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Der Abgabe Termin für die Semesterarbeit rückte näher und Jana befürchtete das erste Mal nicht zu den Besten, sondern zu den Schlechtesten zu gehören. Sie war erschöpft und genervt von allem und jedem. Selbst ihre beste Freundin wurde immer lästiger, wenn es darum ging ob sie am Wochenende nach Hause käme, geschweige den schon Claudias ständige Vorwürfe, sie würde sich fühlen wie wenn sie keine Tochter mehr hätte. Edward wiederum beharrte immer mehr darauf, dass Jana bei ihm einziehen sollte und sagte oft: „Deine Mutter soll endlich los lassen. Du bist kein Kind mehr.“.

Sie verteidigte ihre Mutter stets und beteuere sie würde gerne nach Hause fahren, leider entsprach es in letzter Zeit nicht der Wahrheit.

Nur Markus konnte sie ihre Sorgen anvertrauen und hatte das Gefühl er würde sie verstehen.

Sie zeichnete für ihn immer wieder paar Entwürfe und er freute sich jedes Mal, wenn ihre Zeichnung Form annahm.

„Markus, du musst was tun in die Richtung. Ich würde mir so was sofort kaufen.“, sagte Jana, als er sie neulich ein Kleid probieren lies.

„Mal schauen.“, sagte er bescheiden, hatte jedoch Pläne genau dies zu tun.

Da Edward unerwartet nach Zürich wegen seiner Forschung flog, nutzte Jana die Zeit um sich voll und ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Sie konnte es selber nicht glauben wie viel sie aufholen konnte und war wieder zuversichtlich ein gutes Ergebnis bringen zu können.

Auch Edward hat in Zürich einiges erreicht und mache eine Flasche Champagner zum Feier des Tages auf.

„Es dauert nicht mehr lange, dann kann die verbesserte Version auf den Markt.“, freute er sich.

„Ich bin auch ganz schön weit mit meiner Arbeit.“, meinte Jana, doch Edwards ignorantes Lächeln zeigte ihr, dass es keineswegs den Maß zur Vergleich mit seinen Erfolgen hatte. Sie versuchte zu verbergen wie gekränkt sie sich fühlte und stellte ihm Fragen zu seiner Forschungsarbeit. Edwards Monolog wurde zum Glück vom Anruf des Innenarchitekten unterbrochen. Während Edward das Telefonat annahm, verschwand Jana im Bad. Sie musste weder duschen, noch klein oder groß, sie wollte einfach nur alleine sein.

„Was mache ich da?“, fragte sie sich während sie in den Spiegel sah.

„Jana?“, schrie Edward aus dem Wohnzimmer.

„Ja.“

„Also, wir müssen demnächst hier weg. Er meint, dass zwei Wochen reichen würden, bis hier alles fertig wird. Ich muss nur noch die Entwürfe absegnen. Willst du sie sehen?“. Edward holte eine Mappe aus seiner Tasche raus.

„Ja klar.“, sagte Jana.

„Wie findest du es?“

Jana war wenig begeistert von dem was sie sah.

„Ganz ehrlich? Du bist doch nicht hundert. Er hat fast nichts geändert. Das ist alles so düster und unmodern.“

„Wenn du meinst.... Ich bestelle ihn morgen hierher, dann kannst du selber mit ihm reden.“

„Was soll ich mit ihm reden. Das ist deine Wohnung, es muss dir gefallen.“

„Verdammt Jana, ich mache es doch alles für dich, damit du dich hier wohl fühlst.“

Schon wieder wurde Jana vom schlechten Gewissen geplagt.

„Ich weiß.“, sagte sie und verbarg ihr Gesicht in beiden Händen.

„Was ist mit dir? Hast du Geldsorgen?“ Geld war das Einzige, was Edward als Janas Sorge in den Sinn kam.

„Nein.“

„Was dann?“

„Es ist nichts. Ich bin nur müde.“

„Kein Wunder. Die ständige hin und her Fahrerei.“

„Wir gehen heute früh ins Bett, ja?“, lenkte Jana ab, da sie genau wusste, dass eine Diskussion zum Streit führen würde.

„Du bist aber auch da, wenn der Architekt kommt?“, hackte sie noch nach.

„Wenn du es möchtest?“, sagte Edward, rief jedoch kurz vor dem Termin an, um Jana seine Verspätung zu verkünden.

Der Architekt war wenig erfreut über die Tatsache, dass die jungen Frau des Doktors sein ganzes Konzept vernichtend beäugte.

„Es ist die beste Qualität die man bekommen kann Frau Kiessling. Ihr Mann wollte es so haben.“

„Werner. Ich heiße Werner.“, sagte Jana, was den Menschen von weiterer Überzeugungsarbeit nicht abhalten lies.

„Die Zeichnungen sind wenig aussagend. Wenn die Ware erst da ist, werden sie begeistert sein.“

„Wir würden ein helles Sofa bevorzugen.“, meinte Jana.

Der mollige, kleine Mann blätterte in seinen Katalogen.

„Würde ihnen was davon zusagen?“

Jana war schockiert über die Preise, der in ihren Augen hässlichen Sitzgelegenheiten.

„Etwas in die Richtung.“, zeigte sie resigniert auf ein Sofa, das zumindest hell war.

„Zugegeben, es ist ein sehr schönes Stück, aber in diesem Raum würde es sich nicht gut präsentieren. Sehen sie, wir haben die Uhr und die Kommode aus der Gründerzeit, es würde einen fatalen Stilbruch bedeuten.“, redete sich der Mann um Kopf und Kragen. Erleichtert sah Jana zur Tür rüber, als sie Edward reinkommen hörte.

Nochmals wiederholte der Architekt seine Sicht des Entwurfs, in der Hoffnung der Doktor würde es so wie es war akzeptieren. Doch auch Edward war sichtlich genervt von der Art des Mannes, der keineswegs von seinen Plänen abweichen wollte.

„Machen sie doch bitte zwei andere Entwürfe, die meinen Vorstellungen entsprechen, schließlich zahle ich dafür.“ Edwards Ton war sehr bestimmend.

Jana sah wie respekteinflößend Edwards Worte auf den Mann wirkten. Ihr wurde bewusst, dass sie selber es niemals geschafft hätte diesen umzustimmen. Wieder mal wurde sie mit Minderwertigkeitskomplexen konfrontiert. Sie war nur die Frau an Edwards Seite, die nur wenig zu sagen hatte, vor der man keinen Respekt haben musste.

„Sehr gerne Doktor Kiessling. Nur noch kurz, die Küche? Entspricht diese ihren Vorstellungen?“, fragte der Mann dessen Kopf zu rauchen schien.

„Jana? Was meinst du?“

„Keineswegs. Wir wollen eine weiße moderne Küche.“, sagte Jana bestimmend, was ihr ein besseres Gefühl verschaffte.

„Ob er weiß was modern heißt?“, lachte Jana, als der Architekt gegangen war.

„Der weiß es. Ich weiß nicht was du hast. Das war doch gar nicht so schlecht in meinen Augen. Aber es soll dir ja auch gefallen.“

Jana verstand, dass Edward nur ihr zuliebe den Architekten mit den Änderungen beauftragte.

Paar Tage später segnete sie den weniger hässlichen Entwurf ab, wobei sie genau wusste, dass ihr die Einrichtung nie gefallen wird. Edward dagegen fand es sehr gelungen.

In den nächsten Wochen büffelte sie richtig viel, was Edward jedes mal zum Kochen brachte.

„Für was machst du das?“, fragte er, als er Jana mit ihrem Buch sah.

„Für mich! Verstehst du das nicht? Du wolltest Arzt werden und bist es geworden und ich...“

„Genau, was willst du werden? Arzt ist was anderes. Es ist wie Berufung. Ich rette Menschenleben. Aber Kunst?“

Jana war fast den Tränen nah, was Edward nicht entging.

„Entschuldige, ich habe es nicht so gemeint. Ich will einfach nur, dass du Zeit mit mir verbringst. Deswegen bin ich so.“, gab er zu.

„Aber wieso? Ich fliege sogar in den Urlaub mit dir und werde zwei Wochen Uni schwänzen. Ist das nichts?“

„Hört sich so an wie wenn du Opfer bringen würdest, weil du zwei Wochen Urlaub mit mir machst.“, gab Edward zornig von sich.

„Nein, nein... So ist es nicht. Ich freue mich ja riesig...“, beteuerte Jana.

„Schon gut.“, sagte Edward. „Ich muss wieder nach Zürich.“, änderte er das Thema. „Ich hoffe das letzte Mal. Danach setzte ich mich zur Ruhe.“

„Ja klar. Schau dich schon mal, nach einem Pflegeplatz für dich um.“, scherzte Jana, die seine Worte nicht ernst nahm.

An dem Morgen, als Edwards Flug nach Zürich ging wurde sie vom Klang des Telefons geweckt. Jana ging normalerweise nie an sein Haustelefon ran, doch als es zum fünften mal läutete hob sie den Hörer ab.

„Hallo?“, sagte sie leise.

„Hallo, ich muss dringend Edward sprechen, ist er da?“ Eine heißere weibliche Stimme erklang am anderen Ende der Leitung.

„Ich bedauere, frühestens Montags wieder.“

„Ach Gott.“

Jana kam vor die Frau würde weinen.

„Wo ist er? Kann man ihn irgendwie erreichen?“

Jana überlegte schnell, ob sie der Frau irgendetwas über Edwards Verbleib sagen konnte, doch als sie diese eindeutig schluchzen hörte, sagte sie: „Edward ist in Zürich.“.

„In Zürich?!“, wiederholte die Frau Janas Worte. „Kann ich seine Nummer haben?“, fragte sie.

„Ich weiß nicht, um was geht es?“, sagte Jana unsicher.

„Mein....Unser Sohn ist bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt worden. Ich bin Nina, Edwards Exfrau.“

Die Frauen einigten sich darauf, dass Jana versuchen würde Edward so schnell wie möglich zu erreichen. Dieser ging jedoch nicht an sein Telefon ran und Jana war der Verzweiflung nah. Nina tat ihr unendlich Leid. Sie wählte immer wieder Edwards Nummer bis er endlich abhob.

„Hey, schön deine Stimme zu hören. Ich bin so eben im Hotel angekommen.“

„Edward, ich... Ich muss dir was sagen.“ Edward hörte den Ernst in Janas Stimme.

„Was ist denn?“

„Deine Exfrau hat angerufen. Sie hat Sturm geläutet, deswegen hob ich ab.“, rechtfertigte sich Jana.

„Und? Was wollte sie?“, fragte Edward, ohne seinen Zorn verbergen zu wollen.

„Dein Sohn hatte einen Verkehrsunfall.“

„Bist du dir sicher.“

„Ja. Ruf sie bitte an. Sofort.“

„Wie schlimm ist es?“

„Ich glaube schlimm....“ Jana erzählte Edward die Kurzfassung dessen, was ihr Nina gesagt hat.

Über die Umstände des Unfalls wusste selbst Oscars Mutter nur wenig. Als sie von der Polizei angerufen wurde, wusste sie nur Eines. Edward war in der Nähe und musste Oscar helfen. Sie hat telefonisch die Rettungskräfte angewiesen ihren Sohn in die Klinik zu bringen, wo hoffentlich sein Vater sein würde.

„Ist Nina schon da?“

„Sie sagte sie kann nicht kommen.“

„Wieso nicht?“

„Ich weiß es nicht. Sie sagte, sie kann nicht kommen. Deshalb sollst du kommen.“

„Ich werde sofort in der Klinik anrufen und alles nötige regeln. Ich rufe dich gleich wieder an.“

„Gut.“

Wie versprochen rief Jana sofort Nina an.

„Ich habe ihn erreicht, er wird sich kümmern.“

„Danke. Danke ihnen. Würden sie mich auf dem Laufenden halten, bis Edward zurück kommt?“

„Natürlich.“, meinte Jana.

Kurze Zeit später rief Edward an.

„Oscar muss operiert werden. Er hat mehrere Brüche. Ich habe die Besten zusammengetrommelt, er wird wieder wie neu.... Ich muss jetzt dann....“

„Na klar. Wann bist du da?“

„Am Montag, wie geplant.“

Jana dachte sie hört nicht richtig.

„Ich meine....Kommst du nicht eher wegen Oscar?“

„Vor Samstag Abend kann ich hier nicht weg. Am Abend treffe ich mich mit dem Konsul. Ich kann nichts mehr für Oscar tun. Glaube mir. Er bekommt die beste ärztliche Versorgung die man sich vorstellen kann. Und Nina wird sicher bald kommen, dann wäre ich sowieso überflüssig.“

Jana konnte es nicht fassen, dass ein Konsul ihm wichtiger war, wie der eigene Sohn.

Wieder wählte sie Ninas Nummer.

„Er ist außer Lebensgefahr, muss aber operiert werden.“

„Gott sei Dank.“

„Wann können sie da sein?“

„Ich kann nicht kommen, auch wenn ich noch so sehr wollen würde, ich kann nicht.“ Die Frau heulte hemmungslos. Als sie sich bisschen beruhigte, stellte sie Jana Fragen, die diese nur dürftig beantworten konnte.

„Ja gut, ich gehe in die Klinik und werde sie am Laufendem halten bis Edward kommt.“, sagte Jana.

Trotz ihrer Wut verschwieg sie Nina, dass ihr Exmann nicht gewillt war zu kommen. Dennoch überlegte sie Zeitlang, ob sie wirklich in die Klinik gehen sollte. Sie rief erneut Edward an, der ihren Anruf nicht entgegen nahm. Schließlich machte sich auf den Weg in die Klinik.

Janas Stimmung hellte sich ein wenig auf, als sie Marthas freundliches Gesicht erblickte. Janas Befinden nach, war Martha die einzige Krankenschwester, die sie zu mögen schien. Alle anderen sahen Jana mit verachtenden Blicken an, als sie Edward besuchte.

„Hallo Jana, ich habe gehört was passiert ist. Sie operieren noch. Wollen sie hier auf Chef warten?“, fragte Martha direkt.

„Nein, er kann leider nicht weg aus Zürich.“, entschuldigte Jana ihren Freund.

„Ach so. Das ist aber schade.“ In Marthas Stimme lag Unverständnis. Sie wusste genau, dass ihr Chef geschäftlich in Zürich zu tun hatte.

„Ja schade.“, meinte Jana. „Oscars Mutter kann auch nicht kommen und ich habe ihr versprochen sie am Laufendem zu halten.“

„Wieso kann sie auch nicht kommen?!“ Martha klang fast erbost. Keiner der Eltern wird da sein, wenn Oscar aus der Narkose erwacht, dachte sich die erfahrene Krankenschwester.

„Ich weiß nicht. Sie sagte sie möchte, kann aber nicht. Sie klang ziemlich verzweifelt.“

„Glauben sie mir, es gibt nur einen Grund wieso eine Mutter in einer solchen Situation nicht da sein kann. Wenn sie selber krank ist.“

„Sie könnten recht haben, aber es könnte auch wegen Edward sein. Die zwei sind nicht gerade die besten Freunde... Ach wie auch immer, sie kann nicht kommen.“

„Das ist nicht gut. Egal wie und was... Jemand sollte da sein.“, sagte Martha und sah auf ihre Uhr.„Warten sie hier. Ich bin gleich wieder da.“, ließ sie Jana stehen und ging schnellen Schrittes davon. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis die Krankenschwester wieder kam.

„Chef´s Sohn hatte viel Glück. Es hätte auch anders ausgehen können. Bis auf einen Milzriss sind keinen inneren Organe betroffen. Und die Brüche werden mit der Zeit vollständig heilen.“, teilte sie Jana mit.

„Gott sei dank. Ich werde seine Mutter anrufen.“

„Tun sie das. Ich werde jetzt den jungen Mann aus dem OP holen. Wird nicht lange dauern.“ sagte Martha und ging.

Jana griff sofort zu ihrem Handy um Nina über die Neuigkeiten zu informieren.

„Ich habe gute Nachrichten.“, sagte sie, bevor Oscars Mutter was sagen konnte.

Nina klang zunehmend erleichterter, während ihr Jana den Stand der Dinge schilderte.

„Danke, danke ihnen. Vielleicht kann ich schon bald mit ihm reden. Geben sie mir Beschied, wenn er wach ist?“

Jana sagte zwar zu, hatte jedoch vor, diese Aufgabe an Schwester Martha zu übergeben.

Martha wiederum hatte nicht vor Jana gehen zu lassen.

„Es wäre gut, wenn jemand aus der Familie da wäre, wenn der arme Junge aus der Narkose erwacht. Soviel ich weiß hat sein Freund es nicht geschafft. Er wird jemanden brauchen.“

„Aber Martha....Wissen sie, ich kenne ihn gar nicht. Ich habe ihn noch nie gesehen. Ich weiß nicht ob es eine gute Idee ist.“ Im inneren machte Jana Edward Vorwürfe.

„Ach Gott, wieso ist keiner von seinen Eltern da!“, sagte sie erbost.

„Es wäre schön wenn sie bleiben könnten.“, sagte Martha mit Nachdruck in der Stimme.

„Ich wünschte auch einer von denen könnte kommen.“, fügte sie hinzu.

„Nun gut, ich bleibe.“

„Danke. Kommen sie mit. Und übrigens, dieser Oscar ist unserem Chef wie aus dem Gesicht geschnitten.“

„Er schaut wirklich wie Edward aus.“, flüsterte Jana, als sie Oscar sah.

„Nicht wahr? Sie müssen nicht flüstern. Es wird noch bisschen dauern bis er zu sich kommt. Setzen sie sich hin. Ich bringe ihnen Kaffee und Zeitungen.“

„Kaffee wäre nett, zum Lesen habe ich was dabei.“

Jana hatte immer eines von ihren Fachbüchern dabei. Sie lernte manchmal sogar in der U-Bahn. Gerade für heute hat sie sich vorgenommen nur zu lernen, stattdessen saß sie jetzt am Krankenbett eines ihr fremden Mannes und ärgerte sich über Edwards Verhalten.

Als Oscar seine Augen öffnete, rückte Jana samt ihrem Stuhl an´s Bett.

„Sie sind im Krankenhaus. Sie wurden operiert, aber alles wird gut. Ihre Eltern werden bald kommen.“. Sie wusste nicht wieso sie es sagte. Sie wollte den noch verwirrten Oscar beruhigen, da sie Angst in seinen Augen sah.

„Das glaube ich kaum.“, sagte er unter enormer Anstrengung.

„Was ist mit Dennis?“, fragte er nach einer Zeit lang.

„Schlafen sie noch bisschen. Sie brauchen jetzt Ruhe“, sagte Jana um ihm keine Antwort geben zu müssen. Sie konnte es sich denken, dass er nach seinem Freund gefragt hat, der den Crash mit dem LKW nicht überlebt hat.

Sie beschloss Schwester Martha zu holen. „Er ist wach und fragt nach seinem Freund.“

„Wir dürfen ihn nicht anlügen, aber wir sollten ihn so lange wie möglich mit der Wahrheit verschonen.“, sagte Martha besorgt.

Beide Frauen betraten das Zimmer des Kranken.

Oscar schien wieder zu schlafen. Martha spritzte ein Schmerzmittel in die laufende Infusion und sagte: „Jetzt wird er wieder Zeitlang schlafen. Gehen sie was essen Jana. Solange halte ich hier die Stellung.“

„Danke Martha, aber mir ist nicht nach Essen.“

„Wenn sie mal in der Cafeteria sind, kommt auch der Appetit. Gehen sie.“

Tatsächlich nahm Jana eine ganze Portion Lasagne zu sich. Die ganze Zeit über, fragte sie sich was sie hier sollte. Es war Edwards Sohn der krank ans Bett gefesselt da lag und es wäre seine Aufgabe bei ihm zu sein. Trotz ihrer Gedanken, ging sie wieder in Oscars Zimmer und setzte sich an sein Bett hin. Martha wollte gerade das Zimmer verlassen, als sie Oscar sagen hörten: „Darf ich was trinken?“

„Natürlich. Haben sie große Schmerzen Herr Kiessling?“

„Ist zum Aushalten“, antwortete Oscar mühsam.

„Sagen sie einfach wenn es schlimmer wird. Aber sie werden sehen, in paar Wochen sind sie wieder wie neu.“

Oscar erwiderte nichts darauf. Sekunden später schien er wieder zu schlafen.

Jana war gerade in ihrem Buch vertieft, als sie ihn sagen hörte: „Also sie sind nicht eine Krankenschwester?“

„Nein. Bin ich nicht.“

„Wer sind sie dann, wenn ich fragen darf?“

„Na ja...“, lächelte Jana. „Jemand der bei ihnen sitzt und ein Buch ließt. Und ich bleibe nur so lange bis ihr Vater oder ihre Mutter kommen.“

„Bei meinem Vater kann ich es nicht sagen, auf meine Mutter können sie lange warten.... Gott, ich muss sie anrufen.“

„Ja sicher. Sie wartet schon sicher auf ihren Anruf. Warten sie kurz, ich hole das Telefon.“, lief Jana sofort zur Schwesterstation.

„Er möchte seine Mutter anrufen. Mein Akku ist leer und...“

„Hier, hier...“, unterbrach Martha Janas Erklärung und drückte ihr das Telefon in die Hand.

Nina ging schon beim ersten Läuten ran.

„Hallo, ich rufe vom Krankenhaus Telefon aus. Ihr Sohn ist wach und sie können mit ihm reden.“

Sie reichte den Hörer an Oscar weiter.

„Hallo Mama, bitte nicht weinen.“, sagte Oscar doch auch er konnte seine Tränen nicht zurückhalten.

Jana verließ das Zimmer, konnte jedoch im Flur fast jedes Wort mithören. Ihr kam vor, dass das Verhältnis von Mutter und Sohn sehr innig sein musste. Anscheinend war Oscar doch nicht so herzlos erzogen worden, wie Edward behauptete, dachte sie sich.

„Ich soll sie von meiner Mutter grüßen.“, sagte Oscar, als er Jana ins Zimmer kommen sah.

„Danke.“

„Woher kennen sie meine Mutter?“

„Ich kenne sie erst seit heute früh, aber ihren Vater kenne ich gut.“

Im gleichen Moment betrat Schwester Martha das Zimmer des Kranken und meinte, dass die Polizei Oscars Aussage zu dem Unfall brauchen würde.

„Schaffen sie es?“, sah die Krankenschwester Oscar mitleidig an. „Der Fahrer des Lkw´s soll stark alkoholisiert gewesen sein.“, fügte sie hinzu.

Oscar starrte die Decke an. Jetzt kam ihm die Erinnerung an den aus der Seitenstraße kommenden Schwertransporter. Auch der Augenblick war wieder da, als er seinen Freund, der vor ihm fuhr reinrasen sah. Er selber hat noch versucht zu bremsen, doch dann wurde Alles schwarz um ihn herum.

„Muss es jetzt sein? Kann es nicht bis morgen warten, bis er sich bisschen erholt hat?“ Jana ergriff das Wort für Oscar.

„Das hatte ich auch im Sinn. Ich werde denen sagen, er braucht noch Ruhe.“, nickte Martha und verließ das Zimmer.

„Dennis hat es nicht geschafft, oder?“, fragte Oscar mit Tränen in den Augen.

„Nein. Er hatte keine Chance. Er ist an der Unfallstelle...“, sie konnte das Wort gestorben nicht aussprechen.

Oscar ließ seinen Tränen den freien Lauf.

Jana kam sich so hilflos vor. „Ich werde jetzt gehen. Sie wollen sicher noch ein wenig schlafen.“, sagte sie, nachdem gute zehn Minuten Stille im Raum herrschte.

„Nein, nein, bleiben sie bitte. Ich will nicht schlafen. Reden sie mit mir. Über das Wetter, oder das Buch, das sie lesen. Egal was.“ Jana verstand, dass Oscar nicht über den Unfall und seinen toten Freund nachdenken wollte.

„Das Wetter zuerst?“, sagte sie und sah das erste Mal den jungen Mann lächeln.

„Dann wäre mir das Buch lieber um ehrlich zu sein.“

Es entstand ein angenehmes Gespräch zwischen den Beiden, wobei Oscar immer wieder seine Augen schloss. Jana kam nicht drum herum ihm zu sagen, dass sie die Freundin seines Vaters war.

„Darf ich fragen wie alt sie sind?“, fragte Oscar verwundert.

„Ich bin jünger als sie.“, antwortete Jana und fügte hinzu: „Wo die Liebe hinfällt.“.

„Wohl war.“, meinte Oscar und dachte darüber nach wie es sein Vater geschafft hat eine so nette Person an seiner Seite zu haben. Er wusste von seiner Mutter, dass Edwards Freundinnen meistens eingebildete, arrogante Frauen waren. Jana erschien ihm aber weder eingebildet noch arrogant.

„Jana, Chef möchte mit ihnen reden?“ Jana hoffte, dass Edward doch gekommen war, doch als ihr Martha das Telefon in die Hand drückte wusste sie, dass es nicht so war.

„Was machst du denn im Krankenhaus? Ich versuche dich seit Stunden auf dem Handy zu erreichen.“ Edward erfuhr von Martha, dass Jana in der Klinik sei, als er sich nach Oscars Zustand erkundigen wollte.

„Schwester Martha meinte, jemand sollte bei ihm sein, wenn er aus der Narkose aufwacht.“

„Ist Nina immer noch nicht da? Was spielt sie jetzt wieder für Spielchen!“, sagte Edward erbost.

„Nein, sie ist nicht da und sie wird auch nicht kommen, deshalb solltest du da sein.“

„Wieso kommt sie nicht.?“

„Sie hat Krebs und wurde vor paar Tagen operiert.“ Oscar vertraute es Jana beim Gespräch an.

Ein lautes Aufstöhnen drang durch die Leitung.

„Das ist ein triftiger Grund, das muss man schon sagen.“

„Ja, ist es und deshalb solltest du da sein. Er braucht jetzt jemanden Vertrauten. Er hat seinen Freund verloren.“

„Wie ich dir schon sagte. Wir stehen uns nicht besonders nah und ich werde ihm kaum eine Hilfe sein um über das Trauma hinweg zu kommen. Aber gut, dass du es sagst. Ich werde schauen, dass ein guter Psychologe mit ihm spricht.“

Jana fehlten die Worte. Kein Mitleid, kein schlechtes Gewissen, nichts von Alldem was sie von Edward erwarten würde.

„Mach nicht zu lange. Und richte Oscar Grüße von mir aus.“

„Mache ich.“, sagte Jana schroff, was Edward nicht entging. Er versuchte vom Thema abzulenken in dem er über seine Stiftung und die Fortschritte in der Forschung um sein neues Präparat berichtete.

Normalerweise würde sie sich für ihn freuen, doch jetzt konnte sie nicht anders wie Verachtung empfinden, da Edward alles Andere wichtiger war, wie bei seinem Sohn zu sein.

Jana ging zum Schwesterpunkt und gab Martha das Telefon zurück.

„Er tut alles, damit er so früh wie möglich kommen kann.“, log sie die Krankenschwester an, wobei sie ihr eigenes Handeln nicht verstehen konnte.

„Ich werde dann gehen. Oscar schläft jetzt. Edward konnte also nicht mit ihm reden.“ Die Tatsache, dass Edward nicht mal erwähnt hat, dass er mit seinem Sohn reden möchte, behielt Jana für sich. „Bitte richten sie ihm Grüße von seinem Vater aus. Ich werde jetzt gehen.“

„Sie können ihm morgen selber Grüße ausrichten. Danke, dass sie da waren. Bis morgen Jana.“

Eine fremde Frau bedankte sich bei ihr für ihr Kommen, während Oscars Vater sie fragte was sie in der Klinik zu suchen hatte. Wie absurd, dachte Jana.

„Bis morgen Martha. Ach so, er weiß es. Das mit seinem Freund. Und sie hatten Recht. Seine Mutter hat Krebs.“

Martha nickte und sagte nochmal: „Danke Jana. Das war gut, dass sie da waren.“

Jana hoffte, dass sie noch Markus erwischen würde, um mit ihm zu reden. Doch dieser war schon nach Hause gefahren, wie ihr Dominik sagte, als sie in die WG kam.

„Magst auch was essen?“ fragte Dominik.

„Ich glaube schon.“, meinte Jana die keinen Hunger verspürte, jedoch ein Bedürfnis mit Jemandem zu reden.

„Ich war heute im Krankenhaus.“, sagte sie leise. „Edwards Sohn hatte einen Unfall.“

„Erzähl.“

Sie brachte die Kurzfassung der Geschehnisse zur Wort.

„Krass. Ich habe heute davon im Radio gehört, dass es einen schweren Unfall gab. Aber man denkt immer es trifft die Anderen.“

„Ja. Sein Freund ist tot. Das muss für die Familie schrecklich sein.“

„Das ist auch schrecklich. Glaube mir. Ich habe es selber erleben müssen, als sich meine Schwester das Leben nahm.“ Dominik senkte seinen Kopf und sprach leise weiter. „Nie hätte jemand von uns geglaubt, so was könnte in unserer Familie passieren. Bis heute macht sich meine Mutter Vorwürfe, obwohl sie nichts dafür kann. Deshalb fahre ich so selten Heim. Ich kann es nicht ertragen sie so zu sehen. Die meiste Zeit ist sie so wie so nicht ansprechbar. Ich frage mich oft wie mein Vater es aushält.“

„Es tut mir leid.“, sagte Jana.

„Mir tut es auch leid, dass mit dem Sohn deines Freundes.“

Bis zum heutigen Tag hatte Jana mit Dominik nie ein ernstes Gespräch geführt.

„Der einzige dem es nichts ausmacht ist Edward. Er wickelt seine Geschäfte ab, wie wenn nichts wäre und lässt seinem Sohn Grüße ausrichten.“ Sie wollte Edward nicht mehr in Schutz nehmen.

„Er benimmt sich wie ein Arschloch. Wirklich. Er könnte jetzt so viel gut machen, aber anscheinend ist ihm das nicht wichtig.“

„Ich weiß nicht, vielleicht tut er nur so. Manchmal kann man nicht anders wie flüchten. Ich bin damals auch abgehauen, weil ich es nicht ertragen konnte.“

„Das kann man nicht vergleichen. Bei aller Liebe, er sollte froh sein, dass Oscar lebt und seinen Arsch hierher schwingen.“, sagte Jana zornig.

„Was stinkt hier so?“, hörten die Beiden Jonas sagen.

„Stinkt? Es riecht gut, ich versuche Chili con Carne zu kochen. Und wenn du noch mal sagst es stinkt, kriegst du nichts davon.“

„Schon gut, es riecht nach Bohnen, aber mächtig... Ich hoffe wir gehen nicht in die Luft, wenn wir es verspeist haben.“ sagte Jonas, worauf ein allgemeines Gelächter ausbrach.

Janas Laune war nicht mehr im Keller. Sie freute sich sogar auf den kommenden Tag. Oscar war ein netter Mann und seine Mutter schien nicht so grausam zu sein wie Edward behauptet hat. Sie hatte das Gefühl was Gutes getan zu haben und es war ihr egal was Edward davon halten würde.

Als sie am nächsten Tag Oscars Krankenzimmer betrat, las dieser die Regionalzeitung. Sie selber hat diese im Kiosk gesichtet und kaufte sie aus Neugierde.

Neben dem Bild, das die zerstörten Motorräder zeigte wurde von dem armen Doktor Kiessling berichtet, der um Haaresbreite seinen Sohn verloren hätte. Oscars Freund wurde nur am Rande erwähnt um den Lkw Fahrer durch den Dreck ziehen zu können. Die Hauptperson war eindeutig der leidende Edward.

„Bitte lesen sie es nicht. Es wird alles verdreht dargestellt. Ist ja genug, dass sie die Bilder wahrscheinlich ihr ganzes Leben verfolgen werden. Da brauchen sie es nicht auch noch aus der Zeitung.“, nahm Jana ihm diese aus der Hand.

„Sie haben Recht. Wie geht’s ihnen?“

„Das sollte ich sie fragen.“, meinte Jana lächelnd. „Sie sind der Patient.“

„Mir geht es gut, also besser. Ich habe schon mit meiner Mutter telefoniert und ich habe ein mächtiges Frühstück bekommen, was ich meinem Vater zur verdanken habe, nehme ich an.“, sagte Oscar ironisch.

„Das ist das Mindeste.Wie geht’s ihrer Mum?“

„Besser. Sie will mich so schnell wie möglich verlegen lassen.

„Morgen kommt erst mal ihr Vater.“

„Kaum zu glauben.Wo steckt er eigentlich? “ Jana verzog ihr Gesicht, da sie nicht wusste ob sie Oscar die Wahrheit sagen sollte.

„Na sag schon. Ich darf doch du sagen?“

„Na klar. Ist mir auch lieber.“

„Also, wo ist er? Das Problem ist, dass meine Mutter glaubt er würde sich rührend um mich kümmern. Ich habe ihr nichts vom Gegenteil gesagt, geschweige den davon, dass ich ihn nicht mal gesehen habe. Du etwa?“

„Nein, nein. Ich habe ihn dann gar nicht mehr erwähnt.“

„Wenn sie es raus findet wird sie ihn mehr hassen den je. Ich will nicht noch mehr Unruhe stiften zwischen den Beiden. Vor allem jetzt, wo sie so krank ist. Ich hatte oft das Gefühl, sie wäre sogar bereit sich mit ihm zu versöhnen.“

„Ich denke Edward hätte nichts dagegen. Er sagt... Na ja... Er sagt, er hatte keine Chance gehabt dich näher kennen zu lernen.“ Erneut machte sie Edward in Gedanken Vorwürfe. Die Möglichkeit die sich gerade bot, um für seinen Sohn da zu sein, hat er nicht genutzt. „Ich weiß auch nicht was mit ihm los ist. “, sagte sie. Sie wollte Edwards Verhalten nicht vor Oscar rechtfertigen und trotzdem hatte sie das Gefühl es tun zu müssen.

„Ich kann Edward verstehen. Glaube mir. Mit der Zeit habe ich begriffen, dass meine Mutter alles dafür getan hat, dass er als Vater nur auf dem Papier existieren durfte. Ich nehm´s ihm nicht übel, dass er resigniert hat. Ich hätte ja auch selber Kontakt suchen können, aber für meine Mutter wäre es der größte Verrat. Sie behandelt mich immer noch wie ihren Besitz.“

„Davon kann ich dir genauso ein Lied singen. Meine Mutter tut sich auch so schwer los zu lassen.“

„Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mal nicht da wäre. Egal, wie nervig sie ist.“

„Du sollst es dir gar nicht vorstellen. Sie wird gesund und wird dich immer noch nerven.“, lächelte Jana. „Und morgen kommt Edward aus Zürich zurück. Er ist dort wegen seiner Stiftung und wegen dem neuen Medikament. Deine Mama muss ja nicht erfahren, dass er nicht da war.“

„Genau. Wir lügen nicht, wir sagen nur nicht die Wahrheit.“, sagte Oscar nachdenklich. „Oftmals tut Wahrheit so weh, dass man Lügen muss. Ich könnte ihr nie sagen wie ich darüber denke..... Dass ich Edward verstehen kann.“

„Ich finde es stark, dass du keinen von beiden verurteilst. Du hättest mehr Grund dazu, als die Beiden zusammen.“

„Hallo Jana.“ Martha kam rein. „Heute kommen wir nicht drum herum. Die Polizei will sie verhören Oscar. Ich habe denen gesagt, dass sie sich kurz halten sollen. Mehr kann ich nicht tun.“

„Nun gut. Bringen wir es hinter uns.“, meinte Oscar.

Währenddessen holte sich Jana einen Kaffee und beschloss Edward anzurufen. Sie wollte ihm keine Vorwürfe zu machen, doch als sie hörte, dass er seinen Aufenthalt um noch einen Tag verlängern würde, konnte sie nicht anders wie zu sagen: „Hier liegt auch ein Patient, der dich braucht. Nämlich dein Sohn. Deine Forschung läuft dir nicht weg, verdammt noch mal Edward!“

„Wir sind in der Endphase, ich kann hier nicht weg. Wirklich. Außerdem sind hier so viele wichtige Menschen die meine Äthiopien Stiftung unterstützten werden. Wir werden eine Schule bauen. Stell dir vor, die Kinder werden lesen und schreiben lernen können.“

„Das ist schön, aber jetzt gerade braucht dein Kind seinen Vater. Dein Kind!“

„Ich erkundige mich immer nach ihm und es scheint ihm gut zu gehen. Was hat er davon, wenn ich komme? Ich habe getan was ich tun konnte und ich kann ja am Dienstag genauso mit ihm reden wie heute oder morgen.“

„Vielleicht ist er gar nicht mehr da. Seine Mutter will ihn verlegen lassen.“

„Wieso zum Teufel ?! Was passt ihr nicht! Er hat bei uns die beste Versorgung die man sich vorstellen kann.“

„Ja, ja. Darum geht es nicht. Sie ist dir auch dankbar und Oscar auch, aber sie will ihn in ihrer Nähe haben. Ist doch verständlich, oder?“

„Na dann ist ja gut.“

„Ruf ihn wenigstens an. Bitte.Und schau, dass du am Montag da bist.“

„Ja. Mache ich.“, sagte Edward trocken.

Während Jana telefonierte sah sie die Polizisten aus dem Gebäude rausgehen und Alicia die mit denen sprach. Sie stand viel zu weit weg, um zu hören was geredet wurde.

Oscar wagte gerade mit Marthas Hilfe die ersten Gehversuche, als Jana das Zimmer betrat.

„Ich warte dann draußen.“, sagte sie beschämt, als sie sah wie abgekämpft Oscar aussah.

„Nicht nötig.Wir sind fertig.“ meinte Martha. „Das war schon mal eine reife Leistung nach so einer OP.“, wandte sie sich Oscar zu und wischte die Schweißperlen an seiner Stirn ab.

„Ich werde gehen Oscar. Du brauchst Ruhe.“, sagte Jana, nach dem Martha das Zimmer verließ.

„Bleib noch bisschen, wenn du kannst.“

„Aber du siehst so müde aus.“

„Ach was. Ich bin fit wie ein Turnschuh.“, zwinkerte Oscar ihr zu.

„Na klar.“, lachte Jana und setzte sich hin.

„Was liest du heute?“

„Da Vincis Werdegang, für meine Arbeit.“

„Mein Semester ist gelaufen.“, sagte Oscar traurig.

„Hauptsache du wirst wieder gesund.“

Sie unterhielten sich über sein Medizinstudium. Jana merkte, dass Oscar seine Augen kaum offen lassen konnte und als er einschlief, blieb sie trotzdem bei ihm sitzen.

Sie las in ihrem Buch, als sie ein Klopfen hörte. Wieder hoffte sie, dass sich Edward vielleicht des Besseren besinnt hat.

Fast schon schockiert musste sie feststellen, dass es Alicia war die an der Tür stand.

Diese bestaunte den schlafenden Oscar und sagte :„Dürfen sie die Stiefmutter spielen Schätzchen?“ Alicias Ton war wiedermal so verachtend, dass Jana die Fassung verlor. Sie stand auf und ging auf sie zu.

„Sie blöde Kuh.... Sie..“, kam sie Alicia noch näher. „Was suchen sie hier? Haben sie aus medizinischer Sicht was zu berichten? Falls nicht verschwinden sie. Und wenn sie noch einmal eine blöde Bemerkung mir gegenüber äußern, sorge ich dafür, dass Edward nie wieder ein Wort mit ihnen spricht.“

„Das glauben sie wohl selber nicht.“, lachte Alicia schelmisch.

„Das glaube ich schon.“, sagte Oscar zwar leise aber deutlich. Die Ärztin begriff, dass er die Äußerungen zwischen ihr und Jana mitbekommen hat.

„Raus da!“ Jana wurde jetzt lauter. „Er braucht Ruhe! Sie sind weder seine Ärztin, noch gehören sie zur Familie. Also Raus!“

„Ich bin seine Ärztin und sie werden mir nicht verbieten meinen Patienten zu behandeln.“

„Ich will nicht von ihnen behandelt werden.“, sagte Oscar klar und deutlich.

„Das ist aber schade. Ihr Vater wird es nicht gerne hören.“, sagte Alicia, verschwand aber ohne noch ein Wort zu sagen und ärgerte sich über ihren misslungenen Auftritt.

„Wie hat sie dich genannt? Muss ich dich jetzt Stiefmami nennen?“

„Blödmann.“, lachte Jana. „Das ist nicht das erste Mal, das mich diese blöde Kuh so nervt. Diese eingebildete, aufgeblasene Person..... Ich könnte jedes mal in die Luft gehen wenn ich sie sehe.“

Jana ging im Zimmer auf und ab. „Ich sollte mich beruhigen, sonst denkst du weiß Gott was über mich.“

„Ich denke... Du bist einer der nettesten Menschen, denen ich je begegnet bin.“

Janas Gesicht färbte sich rötlich. „Du bist auch ein netter Mensch. Danke, dass du diese Frau vertrieben hast.“, sagte sie. „Ich denke, ich muss jetzt gehen.“

„Könntest du mir vielleicht zuvor ein Buch besorgen oder so? Ich sterbe vor Langeweile.“

„Na klar. Ich hätte auch selber darauf kommen können. Was ließt du den gerne?“

„Grisham.“

„Gut. Ich komme bald wieder.“

„Sie gehen?“, fragte Martha, die wiedermal nach Oscar sah.

„Ich komme gleich wieder. Der junge Mann braucht ein Buch, sonst ließt er solche Sachen.“ Jana zeigte auf die Tageszeitung.

„Wer hat´s ihnen gegeben?“

„Nicht böse sein, ich habe die junge Schwester darum gebeten.“, meinte Oscar.

„Ohne Hirn.“, ärgerte sich Martha, als sie zusammen mit Jana das Zimmer verließ. „Seine Mutter will ihn so bald es geht verlegen lassen.“, sagte sie nebenbei.

„Hoffentlich schafft Edward ihn noch zu sehen.“

„Hoffentlich. Laut dieser Zeitung ist er ja da. Ich glaube, dass wir eine undichte Stelle im Krankenhaus haben. Viel zu viele Details stimmen. Oscars Verletzungen zum Beispiel.... Davon wusste nicht mal die Polizei was. Ich glaube wohl kaum, dass Chef jemandem von der Presse diese Informationen gegeben hat.“

„Nein, sicher nicht. Aber Alicia, diese Ärztin. Ich habe gesehen wie sie mit der Polizei gesprochen hat. Sicher will sie sich bei Edward einschleimen. Diese Lobeshymnen sind nur ihr ähnlich.“

„Sie könnten so was von Recht haben. Wissen sie, dass diese Hexe Chefs Büro belagert?“

„Sie ist eine Hexe.“, lachte Jana und erzählte Martha von Alicias Besuch in Oscars Zimmer.

„Ich hätte ihr eine g´schmiert an ihrer Stelle.“

„Ich war nah dran.“, sagte Jana und ging zufrieden Richtung Aufzug.

Sie kehrte mit zwei Büchern, einer Tafel Schokolade und einem Orangennektar zurück.

„Vitamine, naschen und lesen. Und einen schönen Nachmittag.“, sagte sie zur Oscar.

„Danke Jana. Vielen Dank. Edward kann sich glücklich schätzen, dass er dich hat. Kommst du morgen?“

Sie nickte und musste daran denken, dass die meisten Menschen meinten, sie wäre die Glückliche weil sie mit Edward zusammen sein durfte.

Der falsche Joker

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