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4 Torbole

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WIND UND WELLEN, BRETT UND SEGEL

In Torbole braucht man keine Uhr. Der Wind regelt Zeit und Leben im Ort. Vormittags und nachmittags, wenn der Wind bläst, sind alle draußen beim Surfen. Ansonsten tummelt sich das bunte Völkchen in Bars und Restaurants oder hängt im Circolo Surf ab. Das höher gelegene Nago ist nur Durchgangsort, doch ein paar Kilometer zuvor findet man in Mori die beste Gelateria …


Verena Fauster weiß, wovon sie spricht. Der Gardasee ist ihr Revier. Die 42-Jährige ist nicht nur Biologie-Lehrerin, sondern war noch vor wenigen Jahren Welt- und Europameisterin im Slalom-Windsurfen. Während der italienischen Sommerschulferien kann man sie beinahe täglich im Circolo Surf in Torbole treffen. Viele kennen sie, fragen nach Tipps – und die Südtirolerin gibt gerne Antwort. „Der tolle Mix zwischen Nord- und Südwind ist einzigartig“, sagt sie. „Und dass sich in Torbole wirklich alles ums Surfen dreht – von früh bis nachts – das liebe ich! Für mich gibt’s einfach kein besseres Surfrevier.“


Surfer vor Torbole

Im Zentrum aller steht der Zweckbau des Circolo Surf, wo man Leute trifft und abhängt, Kurse gebucht werden können und Wettkämpfe ausgerichtet werden. Die Moves der besten Freestyler anzuschauen, ist wahrlich eine Augenweide, selbst wenn man, wie die meisten Tagesgäste, nicht vom Fach ist.


Verena Fauster


Bei Tempesta

Torbole ist einer der beliebtesten Surfspots Europas, worauf sich der Ort natürlich eingestellt hat. Es gibt beste Infrastruktur mit Surf- und Outdoorshops, Verleihstationen für Brett wie Bike. Denn wer Torbole als Urlaubsdomizil gewählt hat, geht täglich aufs Brett oder Mountainbike. Dann beginnt das endlose Kilometerfressen auf dem Lago-Highway zwischen Torbole und Riva – jeden Tag, von Ostern bis weit in den Oktober hinein. Kiten ist wegen der Dichte von Surfern zwischen Torbole und Riva übrigens verboten.

Für sehr viele ist Torbole aber auch der erste Kontakt zum See: Plötzlich tut sich der Süden auf! Entlang der Serpentinenstraße, von Nago runter nach Torbole, begrüßen Zypressen und Oleander, unten, am Wasser, auch Palmen und Agaven. Und man stößt sogleich auf die Casa del Dazio, das niedliche Zollhäuschen, das auf der Mole des kleinen Hafens steht. Es markierte bis 1918 noch die Grenze zwischen Österreich und Italien. Etwas versteckt im Ortskern liegt die Casa Alberti, wo neben dem Zierbrunnen eine Inschrift an den kurzen Aufenthalt von Johann Wolfgang von Goethe 1786 erinnert: „Heute habe ich an der ‚Iphigenie’ gearbeitet, es ist im Angesichte des Sees gut vonstatten gegangen.”

Die Dorfkirche Sant'Andrea wurde 1175 erstmals erwähnt. Vom Kirchplatz mit Zypressen- und Olivenbaumreihen hat man eine schöne Aussicht. Das gilt auch für die Marmitte dei Giganti: Einen Gang in die Eiszeit könnte man den Weg zu den Gletschermühlen nennen. Mehr Sightseeing bietet Torbole allerdings nicht. Doch dafür muss die kurioseste Geschichte in der Historie des Orts erzählt werden: Wer erinnert sich nicht an Fitzcarraldo? Der Opernfan und Kautschukbaron wollte im Amazonas-Gebiet ein Schiff über einen Bergrücken ziehen. 1438, also weit vor Fitzcarraldo, ging es sogar um mehr als 30 Schiffe, die über die nördlichen Monte-Baldo-Ausläufer geschleppt wurden. 1438 hatten die Mailänder den ganzen See besetzt. Venedig wollte aber am Gardasee präsent sein und seine Kriegsschiffe in den See bringen. Also hatte man die Idee, die Flotte von der Etsch über die Berge nach Torbole zu schaffen, was man mit gigantischem Aufwand – Sprengung einer Straße in den Fels, Hunderte von Bäumen als Rollen und 2000 Ochsen in Gespannen – auch tat. Während der zweijährigen Kämpfe unterlagen die Venezianer zwar in einer ersten Seeschlacht, siegten aber letztendlich über die Mailänder und nahmen 1440 den gesamten Gardasee in Besitz. An der Kirche Sant‘ Andrea geht es über die Via Pontalti und die Strada Santa Lucia nach oben: Auf dieser Route wurden die venezianischen Kriegsschiffe transportiert. Ein schöner Weg auch für Geschichtsmuffel …


Torbeles Mole mit Zollhäuschen


Marmitte dei Giganti

Einkaufen:

 Jeden zweiten und vierten Dienstag ist Markt.

 Für Surfer das Mekka: Point 7 Store, außerhalb des Ortszentrum in der Via Sabbioni 15, point-7.com

Strand: Kiesstrand Al Cor, Liegestuhlverleih, kein Eintritt

Unterhaltung: Surf-Tratsch und Remmidemmi gibt’s in der Wind’s Bar; allabendlich gefällt es Hunderten; Via Matteotti 11, windsbar.com

Veranstaltungen: jede Menge hochkarätige Surfwettbewerbe , sogar Weltmeisterschaften!; Termine unter circolosurftorbole.com

Info

Lage: Torbole, Region Trentino – 2500 Einwohner

Auskunft: Lungolago Verona 19, Tel. +39 0464 505177, gardatrentino.it

Aktivitäten:

 Surfen, surfen, surfen! Treffpunkt ist Circolo Surf mit eigenem Strand; Gruppensurfkurse ab 20 EUR, Brettverleih pro Tag ca. 35 EUR; circolosurftorbole.com

 Für Mountainbiker gibt es genauso viele Strecken wie Touranbieter.

Restaurants:

 Surfer‘s Grill: Fischplatte mit sieben verschiedenen Fischsorten, kein Seeblick; Hauptgerichte 12 bis 22 EUR; Via Sarca Vecchio 5, Tel. +39 0464 505930, surfersgrill.it

 Al Forte Alto: Zwischen dicken Steinmauern tafelt man im Fort aus dem 19. Jahrhundert trentinisch – Chef Marcello Franceschi kredenzt die Ravioli mit Speck aus dem Val di Non und die Carne salada gibt’s als Carpaccio; Hauptgerichte 15 bis 25 EUR; Via Castel Penede 26 in Nago, Tel. +39 0464 505566, alfortealto.it

 Gelateria Bologna: Jeder Umweg lohnt für das beste Eis rund um den See, besonders Himbeer, Pistazie sowie die Millefoglie; Via Garibaldi 12 in Mori, Tel. +39 0464 918475, gelateriabologna.com

Unterkünfte:

 Die Albergi in Torbole sind für Leute, die mit dem Rigg vom Bett zum Wasser nur ein paar Meter zurücklegen wollen.

 Villa Tempesta: Mit toller Lage, ruhig und spektakulär auf einem Felsen direkt über dem See gelegen, modern und mit Pool ist die 3-Sterne-Villa eine Alternative im gleichnamigen Vorort (drei Kilometer südlich); DZ ab 150 EUR; Tempesta, Tel. +39 0464 505100, villatempesta.it

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