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Wie man sich vor Untoten schützen kann

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Die Versuche, Untote daran zu hindern, die Lebenden heimzusuchen, sind mindestens so zahlreich und fantasievoll wie deren Motive, in der Welt der Lebenden herumzuspuken. Da es den Rahmen dieses Buchs sprengen würde, alle möglichen Schutzmaßnahmen gegen Untote aus der ganzen Welt vorzustellen, beschränke ich mich hauptsächlich auf die klassischen europäischen Spukwesen. Grob zusammengefasst gibt es drei Arten von Gegenmitteln. Zum einen vorsorglich ausgeführte Maßnahmen, um Verstorbene daran zu hindern, überhaupt aufzuerstehen, zweitens Schutzvorkehrungen gegen Angriffe bereits existierender Untoter und schließlich verschiedene Mittel, um einen bereits lebenden Toten zu vernichten. In vielen Fällen sind die Maßnahmen der ersten und der letzten Gruppe dieselben. Pfählung beispielsweise, ein Klassiker in diesem Zusammenhang, wurde sowohl vorbeugend ausgeführt, um einen Leichnam in seinem Grab festzunageln, als auch mit der Absicht, einen bereits sein Unwesen treibenden Untoten zu vernichten. Dazu wurde ein Nagel oder Holzpflock durch den Rumpf oder Schädel des Toten getrieben – wie häufig bei Moorleichen im Norden zu sehen.

Welche Holzsorte sich dazu am besten eignet, hängt von der Gegend ab, in der man sich befindet. In Russland und im Baltikum war es Eschenholz, was vermutlich im Zusammenhang mit der Weltesche Yggdrasil (siehe auch »Nordische Götter«, S. 19ff.) aus der nordischen Mythologie steht, während auf dem Balkan Weißdorn vorgezogen wurde. Die Espe war ebenfalls beliebt, da das Kreuz Christi laut Legende aus diesem Holz war. Der Pflock musste den Leichnam beim ersten Schlag durchbohren, weil jeder weitere Schlag die Kraft des Wiedergängers verstärkte.

Eine nicht ganz so brutale Methode, einen Toten davon abzuhalten, zum Wiedergänger zu werden, war, mit einem Nagel oder einem Pflanzendorn ein Loch in die Haut des Toten zu stechen, als vorbeugendes Ventil, damit »der Teufel den Körper nicht aufblasen« konnte. Oder man trieb so einen Dorn durch oder unter die Zunge, um den Vampir am Blutsaugen zu hindern. Ein anderes Vorgehen war, über dem Grab Pflöcke oder Spieße in die Erde zu schlagen, von denen der Untote aufgespießt wurde, wenn er versuchte, aus dem Grab zu steigen. Als Vorsichtsmaßnahme konnte man einen Leichnam auch mit dem Gesicht nach unten begraben – damit sich der Tote beim Versuch, das Grab zu verlassen, tiefer in die Erde grub.

Das Fesseln der Beine war ein weiterer effektiver Trick, den Verstorbenen vom Wiedergehen abzuhalten, da zusammengebundene Füße nun einmal Lebenden wie Toten die Fortbewegung erschwerten. Das Problem an dieser Methode war, dass Stricke, mit denen Leichen gefesselt wurden, als potenziell magische Gegenstände galten, mit der Folge, dass Hexen oder andere zauberkundige Menschen die Gräber plünderten, um die Stricke für ihre Zauberrituale zu verwenden. Für einen so von seinen Fesseln befreiten eventuellen Vampir war der Weg aus seinem Grab heraus wieder frei.

Etwas drastischer war es, dem Toten den Kopf abzuschlagen und ans Fußende des Sargs zu legen. Man konnte ihm auch das Herz herausnehmen und es verbrennen oder in Wein kochen. Wenn nichts anderes möglich schien, wurde die vollständige Einäscherung als letzter Ausweg gewählt. Da kann man sich natürlich fragen, warum nicht alle als Vampire verdächtigten Leichname einfach verbrannt wurden. Wahrscheinlich, weil es ohne einen modernen Brennofen verflixt schwer ist, einen Körper vollständig zu verbrennen. Oft wurden mehrere Methoden miteinander kombiniert – man grub den Leichnam aus, köpfte ihn, pfählte ihn oder schnitt das Herz heraus, ehe der Rest verbrannt wurde, um ganz sicherzugehen, dass der Tote nicht zurückkehrte.



Bulgarische Vampirjäger praktizierten eine etwas ungewöhnliche Technik, Untote zu fangen und unschädlich zu machen: Man stellte eine Flasche mit einem Rest Blut dorthin, wo ein Vampir vermutet wurde. Der Blutsauger, angelockt von der kostenlos servierten Mahlzeit, nahm Geistergestalt an und schlüpfte in die Flasche, worauf der Jäger sie mit einem Korken verschloss und mit Wachs versiegelte. Diese Versiegelung wurde mit einem Heiligenbild verstärkt, das die Macht des Vampirs neutralisieren sollte. Danach konnte die Flasche mitsamt dem untoten Gefangenen ins Feuer geworfen und zerstört werden.

Stahl, insbesondere Klingenstahl, wird als nahezu universelles Abwehrmittel gegen feindliche Geisterwesen betrachtet und funktioniert auch bei lebenden Toten. Im Norden war es üblich, den Toten eine Schere auf die Brust zu legen, die sie in ihren Gräbern halten sollte. Auf dem Kontinent erfüllten Sicheln, Schwerter und Sensen die gleiche Funktion. Ebenso sind Kreuze, Bibeln und Gesangbücher ein wirksamer Schutz gegen alle bösen Geister, einschließlich Vampiren und Wiedergängern. Sie reagieren jedoch beim bloßen Anblick eines Kreuzes nicht ganz so dramatisch wie ihre fiktionalen Pendants. Auch die Sonne oder Tageslicht sind keine so hundertprozentig sicheren Waffen gegen Untote wie gemeinhin angenommen. Im Unterschied zu den Vampiren in Büchern oder Filmen, die sich mit dem ersten Sonnstrahl in ein rauchendes Aschehäuflein verwandeln, sind die Wiedergänger aus dem Volksglauben eher als lichtscheu zu beschreiben. Nordische Wiedergänger meiden zwar das Tageslicht, werden aber von Sonnenstrahlen nicht gleich pulverisiert. Knoblauch allerdings – ein weiterer Klassiker in der Vampirkunde – ist da ein sehr viel wirksameres Abwehrmittel. Eine Knolle im Mund eines Toten hindert die Seele daran, in den Körper zurückzukehren. Untote ließen sich fernhalten, indem man Knoblauchzöpfe vor die Türen und Fenster seiner Behausung hängte oder den Kindern Knoblauchketten umlegte. In Abwandlung davon konnte man auch Tür- und Fensterrahmen mit Knoblauchsaft einreiben.

Ein besonders abstoßender und morbider Schutz war, das Blut des angenommenen Vampirs zu trinken – mit anderen Worten das Blut der verdächtigen Leiche. Entweder direkt aus der Quelle, sozusagen, oder es wurde mit Alkohol verdünnt und Erde aus dem Grab untergerührt. Diese makabre Mixtur galt als besonders wirkungsvoller Schutz gegen eine Heimsuchung durch Vampire.

Aber ganz gleich, wie gut man sich schützt und zu welchen drastischen Abwehrmitteln man greift, ist das noch keine Garantie, von den Wiedergängern verschont zu werden. Sie scheinen unausweichlich wie der Tod selbst und finden überall eine Lücke, um in dein Zuhause einzudringen und dein Blut auszusaugen, oder, schlimmer noch, in dein Herz, um dir deine Seele zu rauben.


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