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Vampir

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Das bekannteste untote Wesen ist zweifelsohne der Vampir. In den letzten zwei Jahrhunderten haben sich diese Blutsauger zu den beliebtesten und immer wieder neu interpretierten Monstern der modernen Popkultur entwickelt. Graf Dracula, ursprünglich vom irischen Autor Bram Stoker erfunden, ist nicht nur der bekannteste Vampircharakter der Literatur, sondern auch eine der am häufigsten wiederkehrenden Figuren der Filmgeschichte.

Nur Tarzan, Sherlock Holmes, Luzifer und Gott selbst konkurrieren mit ihm um diese Position. Darüber hinaus geht die Zahl der Bücher, Theaterstücke, Filme und Computerspiele, in denen Vampire auftreten, die von Bram Stokers umhangbekleidetem Graf Dracula inspiriert wurden, ins Unendliche.

Aber dieses Buch handelt nicht von den fiktiven, verführerischen Vampiren, die im Silberschein des Mondes ihre Zähne in die weißen Hälse schöner unschuldiger Frau bohren. Wir wollen hier einen genaueren Blick auf die Geisterwesen aus Volksglauben und Mythen werfen, die Inspirationsquelle für den transsilvanischen Grafen und seine mit Reißzähnen ausgerüsteten Nachfolger waren. Und diese Wesen sehen schon ein wenig anders aus …

Die Vorbilder für die fiktiven Vampire kommen aus Mitteleuropa, vorrangig aus Rumänien, Ungarn, Griechenland und Deutschland sowie den slawischen Ländern Polen, Ukraine und Serbien. Aber der Unterschied zwischen einem rumänischen Strigoi oder Moroi und einem skandinavischen Geist ist gar nicht so groß, wie man meinen könnte. Auch von ihnen gibt es viele Geschichten, in denen sie kein Blut trinken, sondern anderweitig ihr Unwesen treiben.



Lebende Tote und Wiedergänger spielen in Skandinavien eine ähnliche Rolle wie die Vampire in Mitteleuropa, auch wenn sie ihre Opfer eher erdrücken als aussaugen. Ein skandinavisches, als Blutsauger geltendes Geistwesen ist die tragische Gestalt des Myling, ein im Verborgenen geborenes Kind, das nach der Geburt von seiner Mutter ermordet und an einem geheimen Platz begraben wurde. Viele Legenden erzählen von Mylingen, die ihre Mütter nachts aufsuchen und sie aussaugen, bis sie tot sind. Am nächsten Morgen findet man die leblose Mutter mit Blutstropfen an den Brustwarzen. Der Myling hat seine Rache bekommen.

Es sollte noch erwähnt werden, dass nicht alle Vampire im eigentlichen Sinn Untote sind. Laut einer Definition ist ein Vampir kurz gesagt ein Wesen, das nach dem Blut und der Lebenskraft des Menschen dürstet. Das kann deshalb auf ein relativ unspektakuläres Tier zutreffen – eine Mücke, einen Igel, eine Zecke oder etwas exotischer eine Vampirfledermaus – genau wie auf einen lebenden Toten. Es gibt auch eine Reihe untoter, übersinnlicher Wesen mit einer Vorliebe für Blut, wie Hexen, Zauberkundige, Dämonen, Naturwesen oder selbst Götter. Gestaltwandler wie die skandinavische Mahr können den Vampiren zugerechnet werden, da sie ihren Opfern im Schlaf die Lebenskraft aussaugen. Ein anderer Gestaltwandler, der oft mit Vampiren in einem Atemzug genannt wird, ist der Werwolf. Es besteht eine enge Verbindung zwischen ihnen, obwohl unter einem Werwolf normalerweise kein Untoter verstanden wird, sondern ein lebender Mensch oder eine Hexe, der oder die sich in einen Wolf verwandelt. Das griechische Wort für Vampir – Vrykolakas – stammt vom slawischen Vǎrkolak und bedeutet Werwolf. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass viele Vampire in der Lage sind, sich in Wölfe zu verwandeln, versteht man, dass die Vorstellungen, die man sich von diesen beiden Wesen macht, eng miteinander verknüpft sind und gelegentlich verschmelzen.

Außerdem können einige ganz normale Menschen unter gewissen Umständen zu Vampiren werden. In Island zum Beispiel ließ man Säuglinge und ältere Menschen ungern zusammen in einem Raum schlafen, aus Angst, dass die Alten im Schlaf unbewusst die Lebensenergie der Kinder stehlen würden.

Die Untoten

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