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Das Leben spendende Blut

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Die uralte Vorstellung, dass alle Lebenskraft im Blut liegt, ist auf der ganzen Welt verbreitet. Blut zu trinken bedeutete darum, Leben zu trinken, was zur Folge hatte, dass Blut häufig als Heilmittel gegen Krankheiten gesehen wurde. In Schweden galt – erstaunlicherweise – das Blut von Gehenkten, Mordopfern oder Selbstmördern als besonders wirksam. Bei öffentlichen Enthauptungen bildeten daher Wachen mit spitzen Holzspeeren einen Ring um die Richtstätte, um die Volksmassen auf Abstand zu halten. Diese sogenannte Holzspeer-Barrikade sollte die Zuschauer darin hindern, mit Trinkbechern, Taschentüchern, Löffeln oder anderen Gefäßen angelaufen zu kommen und das Blut aufzufangen, um es für alle möglichen Hauskuren anzuwenden. Die Römer etwa haben warmes Blut als Heilmittel gegen Epilepsie getrunken, während die ägyptischen Pharaonen in Menschenblut badeten, weil es verschiedene Krankheiten kurieren sollte. An dieser Stelle sei auch die berüchtigte ungarische Gräfin Elisabeth Báthory (1560–1614) erwähnt, die über sechshundert junge Mädchen folterte und tötete, um in deren Blut zu baden und so ihre Jugend zu bewahren. Wenn Blut also Leben bedeutet, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Untoten danach gieren. Blutopfer werden häufig in der Nekromantie angewendet – die Kunst, Kontakt zu den Geistern Verstorbener aufzunehmen. Ein klassisches Beispiel findet sich in der Odyssee, als Odysseus bei seinem Besuch in der Unterwelt ein Blutopfer darbringt, um mit den Seelen zu sprechen, die sich dort aufhalten.


»Schwarz entströmte das Blut, und aus dem Erebos kamen

viele Seelen herauf der abgeschiedenen Toten.«

Homer: Odyssee. Elfter Gesang


Die Untoten

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