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Nordische Frömmigkeit: Heiterkeit, Freundschaft, Eintracht

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Jede Rasse hat ihr Bild vom Menschen, von der Gemeinschaft und der Welt. Gleiches gilt für das religiöse Empfinden als ursprünglichstem Ausdruck der Frage nach den möglichen Verbindungen zwischen Lebenden und Toten und – was nicht ganz das Gleiche ist – zwischen Leben und Tod.

Hans Günther, der Papst der nordischen Rassenkunde und große Anreger des rechten, rassistisch-nordischen Flügels der SS, widmet dem religiösen Empfinden des Nordens einen Teil seiner höchst umfangreichen Veröffentlichungen. Entsprechende Ausführungen finden sich in einzelnen Kapiteln seiner rassenkundlichen Abhandlungen sowie in einem Aufsatz mit dem Titel Frömmigkeit nordischer Artung166. Diesen legte er 1934 vor, in Zusammenhang mit dem damaligen „Ringen um neue Glaubenswerte im deutschen Volke“167. Diese Bemerkung spielt an auf die heftigen Auseinandersetzungen zwischen den „Deutschen Christen“ einerseits, diesen nationalsozialistischen Protestanten, deren Anliegen es war, das Evangelium und die Kirchen zu „entjuden“, und den umsichtiger agierenden Kirchen andererseits – Auseinandersetzungen, die von den orthodoxen Anhängern einer nordischen Religion eher spöttisch betrachtet wurden. Für Günther ist die ursprüngliche nordische Frömmigkeit das genaue Gegenteil dessen, was die Juden und, an sie anschließend, die Christen gepredigt haben.

Hauptcharakteristikum germanischer Religiosität ist für Günther die Nähe zwischen dem Göttlichen und den Menschen. In den orientalischen Religionen (Judentum, Christentum usw.) ist Gott ein „Gewaltherr“ und der Gläubige ein „Sklave“168: „In den semitischen Sprachen geht das Wort anbeten auf eine Wurzel abad zurück, die soviel bedeutet wie Sklave sein.“169 Die von diesen Religionen so sehr gepriesene Demut vor Gott „ist unindogermanisch, eine Nachwirkung morgenländischer Frömmigkeit. Weil er nicht Knecht ist vor einem Gewaltherrn Gott, betet der Indogermane zumeist auch nicht kniend oder zur Erde gesenkt, sondern stehend mit dem Blick gegen oben und die Hände aufwärtsgestreckt.“170 Das beste Beispiel dafür ist die Haltung der Statue des Gebets zu Apollo, die so oft in NS-Publikationen angeführt wird.

Die Beziehung zwischen dem Göttlichen und den Menschen war höchst freundschaftlicher Natur, eine Art von vertrauensvoller Geselligkeit, das glatte Gegenteil zu den Einstellungen, die ein Jehovah hervorruft, ein schrecklicher, Schrecken verbreitender Rachegott, „der grauenhafte Wüstendämon“171. Für Menschen germanisch-nordischer Rasse ist Gott „immer Freund und Kamerad“172, wie Platons Gastmahl, aber auch die Bhagavadgita173 beweisen, denn angesichts des Fehlens schriftlicher germanischer Quellen „hilft uns das frühe Indertum, das frühe Persertum und auch noch das frühe Hellenentum bei der Rekonstruktion unseres eigenen Wesens“174.

Da die Germanen nicht einem einzigen Gott dienen, der eifersüchtig über seine Einmaligkeit wacht, wollen sie auch niemanden bekehren. Ihre gutmütige und wohlmeinende Duldsamkeit gewährt allen eine Religionsfreiheit, die sie nicht im Geringsten stört: Jeder Rasse ihre Götter! „Der Frömmigkeit allen Indogermanentums ist Bekehrungseifer und Unduldsamkeit immer fremd geblieben.“175

Mit ihrer Nähe zwischen dem Göttlichen und den Menschen, zwischen Geist und Welt, mit ihrer Toleranz und der friedlichen Koexistenz von Menschen und Göttern ist die nordische Religiosität ganz auf Frieden und Harmonie gestimmt. Sie ist Teil einer befriedeten Welt und zielt keineswegs darauf ab, die Weltordnung zu stören oder abzulehnen, der Natur im Namen einer Über- oder Gegennatur Gewalt anzutun. Die nordische Frömmigkeit ist „Diesseitsfrömmigkeit“176.

Dieses Thema handelt Günther in seinen zahlreichen Büchern immer wieder ab, aber auch in einem sehr erhellenden Artikel in Germanien, der wissenschaftlichen Zeitschrift des Ahnenerbes der SS177. Hier erhebt er gegenüber dem Christentum den Vorwurf, es habe seinen Erfolg auf den „Erlösungsgedanken“ gegründet, den der rassistische Theoretiker Ludwig Ferdinand Clauß klar als Produkt der semitisch-asiatischen Rasse bestimmt habe.178 Generell versteht es sich für alle von uns untersuchten Autoren von selbst, dass religiöse Vorstellungen biologische Wurzeln haben und rassisch determiniert sind. In der Zeitschrift Der Biologe, die vom nationalsozialistischen Biologielehrer-Verband herausgegeben wird, beschwört Wilhelm Hauer, ein engagierter Vorkämpfer der germanischen Religion, die „enge Verknüpfung von Biologisch-Rassischem“179 und das Bild „eines artgemäßen Glaubens“180. Die Art, die Rasse, bestimmt Weltanschauung, Religion und Moral. Hauer unterscheidet zwischen den „Tatsachenwahrheiten“ der Wissenschaft und „Urteilswahrheiten“. Diese

können nicht in der Sache liegen; sie liegen im Beurteilenden selbst, d.h. in seinem Wesen, in seiner Art […] Ob einer Ehre höher schätzt oder Demut, Tapferkeit oder Sanftmut, Dienst am Volk und Reich oder mönchisches Leben und Streben nach einem überirdischen Reich, wird nicht von einem objektiven Maßstab bestimmt, sondern von einem elementaren Ja oder Nein, das mit Notwendigkeit aus der Wesensart eines Menschen aufsteigt.181

Günther führt die Apokalypse aus dem Johannes-Evangelium an, um darzulegen, dass die eschatologische christliche Hoffnung auf Erlösung von dieser Welt und Eingehen ins Jenseits mit der Auflösung der Bindung an Rasse, Sprache und Volk einhergeht. Juden und Christen werden von einer tiefen Verzweiflung zermürbt, von der, in einer Welt leben zu müssen, die sie verlassen wollen, weil sie ihnen verhasst ist und weil sie sich selbst hassen; ihr Heil kann nur in einer Flucht vor sich selbst, weit von sich selbst, bestehen. Müssten also auch die Germanen ihre Rasse, ihre Sprache und ihr Volk als etwas betrachten, von dem sie sich befreien müssten, fragt Günther. Von welchem Übel sollten sie eigentlich befreit werden, welche Welt und welches Leben würde an dessen Stelle treten? Nein, Midgard, diese von Menschenhand errichtete Welt der gerechten Ordnung konnten sie nicht als Übel ansehen und sie konnten sich auch kein besseres Leben vorstellen.182

Der Germane als gesundes und harmonisches Wesen liebt und liebt sich selbst. Er leidet nicht wie ein verstörtes und zerrissenes Wesen, er leidet nicht so sehr an einem inneren Ungleichgewicht, dass er Schluss machen müsste.

Lothar Stengel-von Rutkowski besingt diese Welt seiten- und strophenweise in einer Gedichtsammlung, die er 1937 unter dem Titel Das Reich dieser Welt vorlegt:

Älter als Kirchen und Klöster ist unsrer Väter Land, Fester als Priester Taufe bindet des Blutes Band. Unser Reich, Ihr Brüder, ist von dieser Welt! Es gesund zu bauen, hat uns Gott bestellt!183

Das Gesetz des Blutes

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