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1 URSPRÜNGE: NATUR, WESEN, GEBURT

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Wenn man der NS-Literatur Glauben schenken will, dann herrscht in einem Punkt ein breiter Konsens, den auch ganz unparteiische und neutrale Geister teilen: Der Germane ist ein „braver Mann“ – tapfer, mutig, ein guter Krieger, aber dabei durchaus nicht auf Krieg versessen. Ginge es nur nach ihm, würde er sich lieber dem Ackerbau und der Kultur widmen, nur selten würde er zum Schwert greifen, um ein Stückchen Lebensraum zu erobern, denn den braucht man ja wohl zum Leben.

Getreu einer seit dem 19. Jahrhundert solide verankerten völkischen Tradition26 bemüht sich der NS-Diskurs schon seit 1919 um den Nachweis dafür, dass die Germanen gute und harmlose Menschen sind, friedliebende und freundliche Bauernsoldaten, also alles andere als die blutsaufenden Berserker und Vergewaltiger, als die sie seit dem Sacco di Roma dargestellt wurden. Als starke und schöne Naturmenschen lebten die Germanen in einem idyllischen Naturzustand, wie ihn sich nicht einmal ein Rousseau hätte vorstellen können. Glücklich waren sie, die Kinderjahre der Rasse; der Mensch war gesund und rein, erfreute sich der Existenz und seines Lebens „so wie das unbeschwerte Kind sich seines Daseins bis zum Aufjauchzen hin freut“27. Seinem Ursprung nahe und naturnah lebend, drückte der Germane unmittelbar sein Wesen aus, unbehelligt und unbeeinträchtigt.

Das Gesetz des Blutes

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