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Weißkraut

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Weißkraut war früher ein wichtiges Nahrungsmittel. Das Kraut gedieh im heimischen Boden gut, man konnte es haltbar machen und den ganzen Winter hindurch essen, und gerade in der kalten, dunklen Jahreszeit war es aufgrund seines hohen Vitamin C-Gehalts schier unverzichtbar: Weder frisches Obst noch Gemüse war in den Wintermonaten verfügbar, dazu gab es kaum andere Möglichkeiten für eine ausreichende Versorgung mit dem wichtigen Vitamin C. Auf diese zentrale Stellung des Krauts in der bayerischen Küche dürfte auch ein in manchen Gegenden üblicher Hochzeitsbrauch zurückzuführen sein: Die Braut musste vor dem Betreten des Hochzeitssaales das von der Wirtin angebotene Sauerkraut probieren und für gut befinden, bevor es den Gästen serviert wurde. Meist wurde ihr hierzu ein mit Rosmarin geschmückter Löffel zusammen mit dem Spruch „Bist du Braut, versuch ’s Kraut“ in die Hand gedrückt – ein symbolischer Test, der weniger die Kochkunst der Wirtsleute unter Beweis stellen sollte als die Fähigkeiten der zukünftigen Ehefrau in der Küche.

Dazu aus den Lebenserinnerungen meiner Mutter:„Jedes Jahr fuhren meine Eltern mit dem Pferd und dem Gäuwagerl nach Freising und kauften dort drei Zentner Kraut am Markt. Das verkauften dort die Bauern aus Ismaning. Daheim kam das Kraut gleich in die warme Stube, damit es zum Einschneiden nicht so kalt war. Wir hatten einen eigenen Krauthobel. In der Stube kam ein Tischtuch auf den Boden, da wurde das Kraut draufgehobelt, mit dem Wandl in den Keller getragen und ins Krautfassl getan, da musste eins von uns Kindern das Kraut eintreten. Zuerst wurden natürlich die Füße sauber gewaschen! Bei jedem Wandl Kraut kam eine Hand voll Salz zum Kraut. Getreten wurde so lange, bis sich oben Wasser ansammelte. Dann kam oben ein Tuch drauf und auf dieses ein rundes Brett, das schließlich mit einem großen Stein beschwert wurde. Das Kraut gärte, und die obere Schicht musste nach einiger Zeit immer wieder sauber gemacht werden. Dabei wurde der Schaum abgeräumt, die braunen Teile vom Kraut wurden entfernt. Das Tuch wurde gewaschen und das Kraut erneut damit bedeckt. Wenn das Kraut schließlich nicht mehr gärte, war es fertig und konnte als Sauerkraut gegessen werden.“

Wià Kraut und Ruàm. / Wie Kraut und Rüben.

Total durcheinander, völlig wirr. Neben Sauerkraut waren lange Zeit auch die Rüben ein wichtiges, viel gegessenes und gut haltbares Nahrungsmittel, bis ab etwa 1800 die aus Südamerika eingeführte Kartoffel auch in Bayern immer weitere Verbreitung fand. Der Ursprung des Spruchs könnte darin liegen, dass Kraut und Rüben früher häufig zusammen angebaut wurden, im Gegensatz zu anderen Feldfrüchten, die voneinander getrennt gepflanzt wurden. Denkbar wäre aber auch, dass sich der Spruch auf einen Eintopf bezieht, in dem Kraut und Rüben gemeinsam gekocht werden.

Der håt mà ’s Kraut ausgschütt. / Der hat mir das Kraut ausgeschüttet.

Der hat mich total verärgert, der hat mich total enttäuscht. Kraut ist – wie eingangs ausgeführt – nicht nur ein ernährungsphysiologisch wertvolles, sondern auch ein schmackhaftes Lebensmittel und war deshalb schon immer sehr wichtig und begehrt. Hat sich jemand erdreistet, einem anderen dessen Portion Kraut zu verschütten bzw. es auszuschütten, so hat sich diese Person absolut daneben benommen und man will mit ihr nichts mehr zu tun haben.

Den frieß e aufn Kraut. / Den fresse ich auf dem Kraut.

Hier handelt es sich um die Drohung, jemanden so richtig zur Schnecke zu machen.

Der nimmt se aber vui Kraut raus. / Der nimmt sich aber viel Kraut heraus.

Der ist aber frech, der maßt sich mehr an, als ihm zusteht. Dem Spruch liegt folgende Situation zugrunde: Der Krauttopf stand bei den Bauern in der Mitte des Tischs und jeder holte sich mit seiner Gabel seine Portion Kraut auf seinen Teller. Hatte sich einer der Esser offensichtlich übermäßig bedient, dann wurde das von der Tischgesellschaft, die ihren Anteil gefährlich verschmälert sah, natürlich moniert und nicht akzeptiert.

Des macht’s Kraut à nimmer fett. / Das macht das Kraut auch nicht mehr fett.

Allgemein angewandt bedeutet dieser Spruch: Diese Sache ist so unbedeutend, sie spielt keine Rolle, darauf kommt es gar nicht mehr an. Aufs Kraut bezogen: Würde man eine derart verschwindend geringe Menge Fett ins Kraut geben, würde das den Geschmack und die Nahrhaftigkeit überhaupt nicht verändern.

Wer auf Gott vertraut, braucht koà Sauerkraut. / Wer auf Gott vertraut, braucht kein Sauerkraut.

Gott wird schon dafür sorgen, dass man das Notwendige zum Essen hat und nicht Hunger leidet. Der Spruch war allerdings ironisch gemeint, weil allein durch Gottvertrauen noch niemand satt geworden ist.

Was ràchst ’n du für à Kraut? / Was rauchst denn du für ein Kraut?

Hier wird kein Glimmstengel aus Sauerkraut angesprochen, sondern der Tabak einer Zigarre oder Zigarette, deren Geruch manch feine Nase nicht als angenehm empfindet.

A Hund bist fei scho

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