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Palermo, Frühjahr anno 1209

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Denn da Wir mit großer Macht durch Sizilien ritten,

machte die Furcht vor Unserer Gewalt die Söhne des Aufruhrs,

die den Frieden hassen, so friedlich,

daß sie das Joch Unserer Herrschaft

in aller Ergebenheit auf sich nahmen

und sich Unserer Macht demütig unterwarfen...“

Friedrich II., 18. August 1209

Niemals!“ Hinter Friedrich flog die schwere Holztür krachend ins Schloss, die Schnitzereien erbebten.

Florent seufzte. Mehr als sechs Jahre waren ins Land gegangen, seit er mit Luna zurückgekehrt war. Der vierzehnjährige König war fast so groß wie sein Schwertmeister und ließ sich morgens von seinem sarazenischen Leibdiener Assad den hellen Flaum von den Wangen schaben. Er zeigte zunehmend weniger Bereitschaft, auf seine Berater zu hören.

Walter von Pagliara sah den Bischof vorwurfsvoll an. „Mein lieber Berard“, sagte er laut, „der Junge muss sich an den Gedanken gewöhnen.“

Bischof Berard von Castacca, ein päpstlicher Legat, hatte ihn während seiner schweren Krankheit vertreten und Pagliara behandelte ihn nun, da er sich zusehends erholte, meist von oben herab. Den lästigen Stellvertreter fortzuschicken, gelang ihm nicht, ein Vetter zweiten Grades saß im Lateran und hielt beide Hände über Berard.

Markward von Annweiler war vor sechs Jahren unter grässlichen Schmerzen an seinen Nierensteinen verstorben. Der jüdische Arzt aus Palermo versuchte noch eine Operation, doch es war zu spät. Er fand einen taubeneigroßen Stein in Markwards rechter Niere. Luna und Florent kehrten am Tag seiner Beisetzung aus Cefalù zurück. Seitdem gab es niemanden mehr am Hofe, vor dem Federico Respekt zeigte.

Pagliara faltete seine Hände, als wolle er beten. „Ich kann ihn sogar verstehen, mit Verlaub. Konstanze ist in seinen Augen eine alte Frau, sie ist bereits Witwe und hatte ein Kind!“

„Was nur beweist, dass sie fruchtbar ist.“ Bischof Berard hob die Augenbrauen. „Außerdem bringt sie fünfhundert spanische Panzerreiter ein. Er kann nicht widerstehen, schließlich ist er ein König ohne Heer.“

„Er fühlt sich betrogen“, verteidigte nun auch Florent den jungen König. „Der Papst versprach ihm Konstanzes Schwester, die wesentlich jünger ist.“ Er stand auf und ging zur Tür. „Geben wir ihm etwas Zeit.“

Der Bischof neigte den Kopf. „Im Oktober vollzog ich in Zaragosa die Ferntrauung. Seither ist genug Zeit vergangen. Ich hoffe, der König gehört nicht zu denen, die lange mit einem Entschluss hadern.“

„Manches Mal werdet Ihr noch wünschen, er wäre ein wenig zögerlicher.“ Florent lächelte wie jemand, der sich seiner Sache sicher ist und verließ den Raum.

Auf dem Übungsplatz hinter der Wäscherei des Palazzos entbrannte nur kurze Zeit später ein erbitterter Kampf. Funken schlugen aus den Schwertern, Schlag auf Schlag klirrte durch die milde Frühlingsluft und die unfeinen Flüche der Kämpfer hielten die Wäscherinnen von der Arbeit ab.

„Sie ist fünfundzwanzig!“, brüllte der König. „Eine trockene alte Pflaume!“ Er schlug wie ein Berserker auf Florents Schwert ein. Die Mägde, die die Wäsche auf dem Bleichplatz ausbreiteten, kicherten. Florent hatte alle Mühe, die unbeherrschten Ausfälle seines Schülers zu parieren.

„Was denkt sich der Trottel in Rom? Ich bin doch nicht sein Hofhund, der Sitz und Platz macht, wenn er ... Oh, verdammt!“

Florent hatte den tobenden König mit einem gezielten Tritt gegen die Beine zu Boden geschickt. „Lektion eins: Kämpft niemals mit so viel Wut im Bauch, dass Ihr die Regeln vergesst!“ Er setzte dem verdutzt am Boden Liegenden die Schwertspitze auf die Brust und fragte: „Habt Ihr gerade den Heiligen Vater einen alten Trottel genannt?“

„Ich nenne ihn noch ganz anders, wenn er mir die alte Vettel aus Aragon schickt“, keuchte Federico und schielte auf die Schwertspitze.

„Mit fünfundzwanzig ist sie jünger als ich“, versuchte Florent, ihn zu besänftigen. „Sie kann Euch Kinder schenken und Euch nebenbei noch vieles lehren.“

„Was denn lehren?“ Federico schnaubte. Er schob das Übungsschwert beiseite und richtete sich auf. „Fragt sie!“ Sein Finger zeigte auf die Wäscherinnen, die inzwischen tatenlos lauschend neben ihren Körben standen. „Fragt sie, ob man mich noch etwas lehren muss!“

Die Mädchen kicherten und wandten sich eilig der Wäsche zu. Florent grinste wider Willen. „Welche soll ich fragen?“, fragte er.

Der König musterte die gutgeformten Hinterteile der Mägde, die sich im plötzlichen Arbeitseifer der Sonne entgegen reckten, und nickte siegessicher. „Egal.“

„Ihr werdet in der Hölle schmoren!“, murmelte sein Lehrer beeindruckt und klaubte das Schwert aus dem Gras.

„So oder so!“, bestätigte Federico. „Aber vorher werde ich dem Papst zeigen, wer der Herr über Sizilien ist.“

„Wie denn?“ Florent war plötzlich wieder ernst. „Ihr habt nicht einmal ein Heer.“

Der Vierzehnjährige schob seine Unterlippe vor, was ihn in Florents Augen wieder zu dem kleinen Jungen aus Palermos Gassen werden ließ.

„Konstanze bringt fünfhundert spanische Ritter mit, die alles niederreiten, was nicht schnell genug laufen kann.“ Florent hob das Schwert und ließ es in der Luft kreisen. „Das ist ein Angebot, das Ihr nicht von der Hand weisen könnt.“

„Dafür soll ich zu ihr ins Bett steigen? Assad kann ihr vorher ein Handtuch über das Gesicht legen.“

„So viel Boshaftigkeit ziemt sich nicht. Ihr solltet Euch und anderen die Würde wahren.“ Florent stieß das Schwert in der Erde. „Außerdem erzählt man sich, Konstanze sei eine schöne Frau.“

Der König riss sich den Lederharnisch vom Leib und knurrte: „Möge Allah dafür sorgen, dass Ihr Recht habt.“

„Allah?“

„Beim Gott der Christen habe ich nichts mehr gut.“

„Eure Majestät!“ Assad rannte über den Wäscheplatz. „Der Kanzler bittet Euch in sein Amtszimmer!“

„Wer ist hier eigentlich der König, er oder ich?“, knurrte Friedrich, klopfte sich den Staub von den Beinkleidern und schlug den Weg zum Palazzo ein. Sein Schwertmeister klaubte die Übungswaffen vom Boden und eilte ihm nach.

Walter von Pagliara redete auf einen Reiter ein, dessen schmutzige Kleidung nach Pferd und Schweiß roch. Der Mann trank gierig aus einem Krug und hob dann die Schultern. „Mehr als in diesem Schreiben steht, kann ich Euch nicht sagen. Als ich losritt, waren es ...“ Er brach ab, weil der König eintrat, und verbeugte sich.

„Was ist passiert?“, fragte Federico.

„Ein Aufstand der Barone im Nordosten, Majestät.“ Der Kanzler räusperte sich. „Sie sind empört über den Befehl Eurer Majestät und weigern sich, Ihre Besitzverhältnisse offenzulegen. Wie ich Euch schon damals sagte, werdet Ihr niemals erreichen, dass die sizilianischen Adligen ...“

„Wer schickt dich?“, fragte Federico den Boten, wobei er Pagliara rüde unterbrach.

„Der Graf von Cefalú, Majestät.“

„Berichte, lass nichts aus!“

Der Bote wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Es gab viele Unmutsäußerungen, als Eure Justiziare den Befehl verlautbarten, dass jeder Grundbesitzer Eigentumsurkunden vorlegen müsse. Einige taten es, ohne zu zögern, andere riefen zum Widerstand. Sie zogen bewaffnet vor die Amtsstuben und bedrohten Eure Beamten. So geschah es in Cefalú und in Messina.“

„Unglaublich!“, fauchte Federico. „Kannst du Namen nennen?“

Der Bote nickte und deutete auf das Schreiben in der Hand des Kanzlers.

Der drückte es an seine breite Brust und mahnte: „Wir sollten das ignorieren, Majestät. Ein solcher Befehl musste Unmut hervorrufen. Sie beruhigen sich wieder, wenn wir ihnen ...“

„Sie werden sich beruhigen. Dafür sorge ich. Gebt mir das Schreiben!“ Federicos Stimme war gefährlich leise und Florent betete im Stillen, der Kanzler möge die Anzeichen des drohenden Sturmes erkennen.

Doch dem fehlte jegliches Einfühlungsvermögen, wenn es um die Stimmungen des Königs ging. „Das ist nicht nötig, Majestät. Ich kümmere mich darum.“

Federico machte einen Schritt nach vorn, riss das Dokument an sich und entrollte es. Der Kanzler zuckte zurück und wurde blass. „Was tut Ihr?“

Der König erstarrte. „Wer seid Ihr, dass Ihr mich das fragt?“

„Euer Kanzler, Majestät!“

„Falsch!“ Der König schob den Kopf vor wie eine Schildkröte, die aus ihrem Panzer schaut. „Ihr seid mein ehemaliger Kanzler. Geht mir aus den Augen!“

Pagliaras Gesichtsfarbe wechselte zu dunklem Rot und Florent befürchtete, der Mann würde erneut einen Herzanfall erleiden. Er fasste ihn am Arm und schob ihn aus dem Raum.

„Cicala, Lavoro, alles Emporkömmlinge. Sagt Euch der Name Lavoro etwas?“, fragte Federico, unbeeindruckt davon, dass er gerade seinen langjährigen Kanzler aus Amt und Würden geworfen hatte.

Florent schüttelte den Kopf.

Der Bote hob die Hand. „Darf ich sprechen, Eure Majestät?“

„Aber ja!“

„Es sind meist Leute, die sich in den letzten Jahren Land oder andere Privilegien verschafften. Durch Bestechung, Betrug und ähnliche Machenschaften. Es war einfach, solange es keinen König ... ich meine, solange Ihr noch nicht volljährig wart. Dieser Lavoro ist ein Vetter Eures Kanzlers.“

„Sie besitzen keine Eigentumsurkunden, die einer gründlichen Prüfung standhalten“, vermutete Florent, und der Bote nickte.

„Wir reiten nach Cefalú“, bestimmte Federico. Er winkte einem Diener. „Schick den Hauptmann der Wache zu mir.“

Zwei Stunden später galoppierten sie mit einer Eskorte von zwanzig gepanzerten Rittern auf der Via Valeria gen Osten. Die ausgeruhten Pferde verfielen gern in das hohe Tempo, das Federicos Renner vorgab. Florent spornte seinen Braunen und schloss zum König auf. Dessen helles Haar flatterte unter dem Helm hervor und verlieh ihm das Aussehen eines nordischen Gottes.

„Wie wollt Ihr mit dem Kanzler verfahren?“, rief Florent gegen den Wind.

Der König lockerte die Zügel und ließ den Fuchs traben. „Welchen meint Ihr, den alten oder den neuen?“

„Es gibt bereits einen neuen?“

Friedrich lachte laut. „Ihr seid so leicht zu verblüffen. Ich habe das Versprechen nicht vergessen, das ich Euch damals gab.“

„Was meint Ihr?“, fragte Florent ärgerlich. Er kam sich erbärmlich begriffsstutzig vor.

„Ich hatte Euch versprochen, dass Ihr mein Kanzler werdet, sobald ich König bin.“

Florents Hände krampften sich um die Zügel, der Braune reagierte mit einem Ausfallschritt. Dieses Amt verlangte höchste Künste in der Diplomatie, Welterfahrenheit, Sprachgewandtheit – Vorzüge, die er gewiss nicht besaß. Niemals würde er seinem König ein brauchbarer Berater in politischen Dingen sein. Das Versprechen des Jungen, im Verlies gegeben aus kindlicher Dankbarkeit, hatte er längst vergessen gehabt.

„Majestät, das ehrt mich, aber ...“ Er klopfte dem Braunen den Hals und suchte nach einer Erklärung. „Ich eigne mich denkbar schlecht. Lasst mich weiterhin Euer Schwertmeister sein, damit kenne ich mich aus. Es gibt so viele Männer unter Euren Vasallen, die einen besseren Kanzler abgeben als ich.“

Federico grinste. „Gut, dass Ihr es selbst sagt. Ich breche ungern ein Versprechen.“

Unverschämter kleiner Wicht!, durchfuhr es Florent und er biss sich auf die Zunge, um es nicht auszusprechen. „Aber Ihr hättet es gebrochen?“, fragte er mit säuerlicher Miene.

„Zum Wohle des Reiches, ja.“ Der König stellte sich für einen Moment in die Steigbügel und streckte den Rücken durch. Er war ein ausgezeichneter Reiter, der auch mit schwierigen Hengsten zurechtkam und ohne Probleme weite Strecken zurücklegte. „Ihr habt recht, Florent. Ihr seid ein hervorragender militärischer Berater, der sollt Ihr auch bleiben. Ich komme ohne Kanzler aus, es gibt genug Leute, die mir ständig reinreden wollen.“

Florent dachte an die Unmengen an bürokratischer Arbeit, die Pagliara täglich bewältigt hatte. „Wer soll in Zukunft die Verträge aufstellen, Klauseln ausarbeiten, Gesetze entwerfen?“

Der König lenkte seinen Fuchshengst um einen umgebrochenen Feigenkaktus herum. „Die Schreiber, die das bisher gemacht haben. Die wissen, wie das geht. Ich muss es nur kontrollieren. Bischof Berard und Ihr werdet mir dabei helfen.“

Florent zog die Mundwinkel nach unten, doch im Stillen bewunderte er den Jungen. Er traf Entscheidungen, als wäre er seit Jahrzehnten auf dem Thron und das gelang ihm bisher nicht schlechter als weitaus erfahreneren Männern.

„Als militärischer Berater könnt Ihr mir vielleicht sagen, wie wir mit zwanzig Soldaten einen Aufstand zerschlagen werden?“, fragte Federico.

„Wir müssen uns zunächst ein Bild machen, wie viele Aufständische es gibt und wie gut sie gerüstet sind. Dann sollten wir herausfinden, wer uns treu ist und dort Unterstützung verlangen.“ Florent grübelte weiter. Das war die Standardlösung. Gab es eine andere, gerissenere Möglichkeit? Eine Zeit lang ritten sie schweigend, wieder im hohen Tempo. Die Bauern auf den Feldern und die Händler auf der Straße bekamen kaum Gelegenheit, den König zu erkennen und sich zu verneigen, da waren sie schon vorbei.

Die Nacht verbrachten sie zwei Stunden vor Cefalú in einer Herberge am Straßenrand. Der Wirt und seine Frau tischten ein herzhaftes Frühstück mit gebratenem Fisch und frischem Brot auf. Aus der Geschichte, den König bewirtet zu haben, würden sie eine Weile Nutzen ziehen. Von dem Paar erfuhren sie weitere wichtige Einzelheiten über die aufständischen Barone in Cefalú. Und schließlich schmiedeten sie einen Plan, der ihnen gefiel.

Florent rief zwei Soldaten heran, von denen er wusste, dass sie nicht auf den Kopf gefallen waren. „Sattelt auf und reitet voraus. Gebt euch als Quartiermeister des Königs aus und bestellt beim Bürgermeister Kost und Lager für fünfzig Ritter und ebenso viele Pferde. Sagt ihnen, wir werden übermorgen ankommen. Außerdem soll die beste Herberge der Stadt für den König hergerichtet werden. Und fordert, der podestà möge für übermorgen eine Gerichtsversammlung einberufen und einen stabilen Galgen auf dem Marktplatz errichten.“

Die Männer nickten und sattelten ihre Pferde.

Federico schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Zu gern möchte ich die Gesichter der Herren sehen, wenn sich das Gerücht in der Stadt verbreitet.“ Er sah Florent triumphierend an: „Seht Ihr, auch ohne Kanzler habe ich einen ausgezeichneten Plan.“

Florent staunte über die Fähigkeit des Königs, die Ideen anderer zu seinen eigenen Gunsten zu verrechnen, denn der Vorschlag zu dieser List war seiner gewesen.

Sie aßen in aller Ruhe und ritten gemächlich, um den beiden Männern ausreichend Vorsprung zu lassen. Am frühen Nachmittag kamen sie in Cefalú an. Die Wachen am Tor fielen auf die Knie und sahen ihnen mit großen Augen nach. Sie ritten hintereinander und schlugen den direkten Weg zum Haus des Bürgermeisters ein. Federico wies die Eskorte an, sich in den schmalen Nebenstraßen zu verteilen und zu präsentieren. In den engen Gassen der Hafenstadt genügte ein einziger Destrier, um einem Flüchtenden den Weg zu versperren. In dem Gewirr der Straßen ließ sich unmöglich abschätzen, wie viele Ritter in der Stadt waren.

Aus den offenen Fenstern des Ratssaales drang aufgeregtes Stimmengewirr nach draußen. Federico und Florent saßen ab und gingen in das Haus. Niemand bemerkte die beiden Ankömmlinge, sie gelangten ungehindert bis zur Saaltür, die halb offen stand. Die versammelten Barone diskutierten erregt, wie sie ihren Hals retten konnten.

„... und ich sage, wir müssen ihnen entgegenreiten!“, schrie ein dicker Mann, der trotz der Wärme einen blauen Brokatmantel mit Falkenmuster trug.

„Fünfzig gepanzerte Reiter auf freiem Feld? Vergesst es! Wir müssen sie in die Stadt locken“, rief ein anderer. „In den Gassen kriegen wir sie, jeden für sich.“

„Sie werden unsere Häuser plündern!“

„Wir müssen sie überwältigen, bevor sie dazu kommen!“

„Ihr könnt fein reden, Euer Haus liegt weit draußen!“

Der Bürgermeister fuchtelte mit den Armen, wobei sich die goldene Amtskette in seinem Umhang verfing. Er bemühte sich vergeblich, die etwa zwanzig Männer zu beruhigen. „Ruhe! Bei allen Dienern des Herrn! Sie werden hier sein, bevor Ihr Euch einigt!“

Federico und Florent standen im Schatten der schweren, metallbeschlagenen Tür. Der König gab ihr einen kräftigen Tritt und sie flog mit einem dumpfen Knall hinter ihm zu. Alle Köpfe wandten sich um.

„Sie sind schon da“, sagte er laut in die plötzliche Stille hinein und ging zur Mitte des Saales. Florent blieb an der Tür zurück, die Hand am Schwertgriff. Die vor Schreck erstarrten reich gekleideten Männer im Saal erinnerten an eine Szene auf einem Gemälde.

Der König sprach leise, aber deutlich. „Die Stadt ist in unseren Händen. Wer sich jetzt beugt und mir Treue schwört, dem gewähre ich Gnade.“

Der podestà warf gehetzte Blicke in Richtung Tür, doch dort stand Florent, breitbeinig, mit zusammengeschobenen Augenbrauen. Er hoffte, dass er grimmig genug aussah, um zwei Dutzend Männer vom Verlassen des Saales abzuhalten. Zwar trugen sie keine Waffen, doch sollten sie sich einig sein, würden sie ihn überrennen.

Der Dicke im blauen Mantel ging als Erster in die Knie. „Verzeiht, Euer Majestät! Ich habe einen großen Fehler begangen. Ich biete Euch meine Treue und meine Dienste, so wahr mir Gott helfe.“

Damit war der Bann gebrochen. Wie Weizenähren im Sturm brachen die Männer ein und beugten die Knie. Federico ging von einem zum anderen und nahm Treueschwüre ab. Den Bürgermeister hob er sich bis zuletzt auf.

Wie verprügelte Hunde schlichen die Adligen einzeln zur Tür hinaus und verdrückten sich in die Gassen, wo der Anblick der Berittenen ein Übriges tat. Sie ahnten nicht, wie wenig Reiter es waren, die auf dem Stadtpflaster patrouillierten.

Einer von ihnen würde es nie erfahren: Den Bürgermeister ließ Federico am Abend auf dem Marktplatz von Cefalú enthaupten.

Als der Mann um sein Leben flehte und an das Gnadenversprechen des Königs erinnerte, entgegnete Federico: „Für Euch bedeutet Gnade, zu dieser Stunde schnell und ohne Qualen sterben zu dürfen.“

Am nächsten Morgen ritten sie ohne Umschweife nach Palermo zurück. Das Geschehene würde sich herumsprechen, Gerüchte waren schneller als die Pfeile eines Bogenschützen. Nur zwei Tage nach ihrer Rückkehr trafen Boten aus Catania ein, die von der Ergebenheit der dortigen Aufständischen berichteten und ihre Treueschwüre auf Schriftrollen überreichten.

„Das Glück ist auf meiner Seite“, triumphierte Federico.

Berard sprach aus, was Florent dachte: „Gebe Gott, dass es so bleibt!“

„Dann betet dafür!“, entgegnete der König scharf. „Das ist doch Eure Aufgabe, oder nicht?“

Falke und Adler

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