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Naturgeschichte der Biene.

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Du kennst natürlich die Biene, lieber Leser, und hast sie schon oft genug vor ihren runden Körben oder bunten Kästen umherschwirren sehen. Viel öfter aber bist du ihr begegnet auf deinen Gängen durch Feld und Wiese. Die vielen tausend Blüten da draußen sind ihr Arbeitsfeld. Dahin ist sie gestellt von der alles ordnenden und alles nützenden und beschäftigenden Natur. Hier hat sie im Verein mit den Milliarden anderer Insekten den Pflanzen zu Liebe und Nachkommenschaft zu verhelfen. Auf ihrem Pelzröckchen und in den Körbchen ihrer Hinterfüße muss sie den Blütenstaub tragen von Pflanze zu Pflanze Dazu ist sie da; dazu ist sie so gebaut, wie sie gebaut ist, darauf sind die Blüten eingerichtet.

Die meisten Pflanzen sind ja darauf angewiesen, mit dem Blütenstaub oder Pollen einer Schwesterpflanze bestäubt zu werden, wenn die Samenknöspchen im Fruchtknoten befruchtet werden sollen. Ganz verschmitzt spekulieren sie dabei auf die Insekten Sie stellen ihnen kleine Schüsselchen mit Zuckersaft (Nektar) im Grunde der Blüten so geschickt als Lockspeise auf, dass sie auf dem Wege dorthin den Blütenstaub der einen Blüte heraustragen und dabei den der vorher besuchten auf der Narbe des Griffels abstreifen müssen. Außerdem erzeugen die Blüten eine solche Überfülle von Blütenstaub, dass die Tierlein sich daran satt grasen können und noch genug davon an Rock und Gesicht hängen behalten, um eine zweite besuchte Blüte damit zu befruchten.

Die Biene nun hat es auf den Blütenstaub und den Nektar (Honig) abgesehen. Sie braucht beides zu ihrer und ihrer Kinder Ernährung, hat dazu die Gewohnheit, bei einem Ausfluge nur Blüten einer Art aufzusuchen. Dadurch ist sie wie kein anderes Wesen zur Befruchtung geeignet. Hinzu kommt noch, dass sie vom zeitigsten Frühjahr ab in großen Scharen vorhanden ist, also die Befruchtung der Frühlingsblumen, wie Schneeglöckchen, Tulpen, Krokus, Gänsekraut und besonders der Beerensträucher und des Baumobstes wirklich ausgiebig besorgen kann, während die meisten anderen Insekten dann erst in vereinzelten überwinterten Exemplaren auftauchen. Obstzucht ohne Bienenzucht ist unmöglich. Man hat dies durch Versuche bewiesen

Ein angehender Imker wird gut tun, die Bienen darauf zu beobachten, was für Farbe der Pollen hat, den sie heimbringen, und an welcher Stelle des Körpers er sitzt. Bald kommen die Tierchen heim bepudert wie die Müller (Erika), bald schwarz wie die Schornsteinfeger (Mohn), bald haben sie einen bunten Bauch, bald einen bunten Rücken (bei Schmetterlings- und Lippenblütlern). Ein andermal ist der Kopf überstäubt, und nur die blank geputzten Augen glänzen schwarz heraus. Ja sogar richtige Blütenstaubhörnchen setzen sich der Stirn an (Orchis, früher als »Hörnchenkrankheit« angesprochen). Meistens tragen die Bienen freilich den Pollen in dicken »Höschen« an den Hinterbeinen heim und sind damit so beladen, dass sie erst vor dem Stocke einen Augenblick verschnaufen müssen. An starken Flugtagen, besonders wenn der Werft seine Honig- und Pollenschätze spendet oder Raps und Hedrich blühen, fallen sie unter ihrer Bürde oft vor dem Bienenstande zu Boden. Nach einer kleinen Ruhepause erheben sie sich noch einmal in die Luft, um mit geschicktem Schwung das Flugloch zu erreichen. Sie haben doppelt gearbeitet: für sich und Familie gesorgt und der Pflanzenwelt den wichtigsten Dienst getan, den Dienst der Erhaltung.

An welche Stelle gehört nun die Biene in dem Reigen der anderen Tiere? — Sie ist ein Insekt, aber kein Käfer mit harter Flügeldecke, — kein Schmetterling mit bunt schillerndem Flügelkleid,— kein Zweiflügler wie die Fliegen, kein Geradflügler wie die Libellen, sondern ein Hautflügler, auf Gelehrtendeutsch: die Biene gehört zu den Hymenopteren, d. h. sie hat vier gleichartige durchsichtige Flügel, welche von ästig verzweigten Adern durchzogen sind, dazu Kinnbacken zum Beißen und eine Zunge zum Saugen. Man schätzt die bekannten Arten der Hymenopteren auf 15000 und teilt sie nach Taschenberg in 16 Familien. Dazu gehören alle die Blatt-, Gall- und Schlupfwespen, die Ameisen und die Raubwespen. Die Familie, zu der unsere Honigbiene (Apis mellikical gezählt wird, heißt Blumenwespen (Hyn1enoptera Anthophila). Hier ist sie in Gesellschaft von 31 anderen Gattungen, wie die allgemein bekannten Hummeln, Mauerbienen und Bärenbienen. Sie ist aber die einzige europäische Art, die in großen Kolonien überwintert.

Man kennt eine ganze Anzahl Rassen unserer Honigbiene und hat sie durch Zuchtwahl um noch einige vermehrt. Selbstverständlich hat sich die Biene, ebenso wie alle anderen Wesen, den örtlichen Verhältnissen nach entwickelt. So ist eine einfarbige, dunkle nordische Biene entstanden. Sie ist die eigentlich deutsche Biene, passt zu unserem Klima und unserer Tracht. Sie wird jetzt sehr bevorzugt und mit viel Mühe wieder aus dem Wust von Kreuzungen herausgezüchtet.

Eine Abart von ihr ist die ebenfalls einfarbige Heidebiene. Sie ist das Kind der Lüneburger Betriebsweise, sehr schwarmlustig und fleißig, aber nur für reine Spättrachtgegenden zu gebrauchen. In anderen Gegenden muss man, den Anfänger zumal, vor ihr warnen. Scheinbar sehr billig, wird sie im Herbst massenhaft auf den Markt geworfen, das nackte Volk kostet vier bis fünf Mark. Wenn man aber die Auffütterung dazu rechnet, ist es auch nicht billiger, als wenn man im Frühjahr in seiner Gegend ein bodenständig gewordenes Volk kauft. Man hat außerdem nicht die Gefahren des Winters zu fürchten. In der Hand des Bienenmeisters haben diese nackten Völker allerdings großen Wert.

Wenig unterschieden an Wert und Wesen von der Lüneburger ist die Krainer Rasse. Sie ist etwas heller und hat weiße Säume an den Hinterleibsringen.

Sehr beliebt waren lange die Italiener. Sie tragen ein gelbes Leibchen; die beiden ersten Hinterleibsringe sind gefärbt Das sieht gut aus. Außerdem sind sie schwarmunlustig und sehr fleißig, gehen zeitig in Brut, sind aber temperamentvoll.

Durch Zuchtwahl haben die Amerikaner eine Rasse erzogen, die noch einige bunte Ringe mehr trägt; nur die Schwanzspitze ist bei guten Stücken noch schwarz geblieben. Mit geschickter Reklame ist diese Rasse über den großen See gebracht und hat manches Goldstück strebsamer Imker den Weg hinüber wandern lassen. Sie sollte längere Zungen haben als die anderen Rassen und auch den langröhrigen Rotklee befliegen, den nach einer Sage der liebe Gott den Bienen unzugänglich gemacht hat, weil sie den Sabbat nicht durch Ruhe; feiern wollten. Man hat aber nichts von den langen Rüsseln hier gemerkt. Die Amerikaner und Italiener sind nicht nur schön, sie sind wirklich gute Bienen. Bei der Erforschung des Bienenstaates haben sie unschätzbare Dienste geleistet. Durch Blutauffrischung haben sie manchen heruntergekommenen Stand gerettet. Leider sind sie empfindlich gegen die Witterung, und die meisten Verklammten, die man im Frühjahr oder bei Regenwetter vor den Ständen findet, gehören zu ihnen. Augenblicklich kämpft man gegen die Einfuhr der Italiener. Die Ansichten sind noch geteilt. Wer sein Geld über die Alpen schicken will, achte aber darauf, dass er Königinnen kauft, die in der lombardischen Tiefebene gezogen sind. Südlichere Bienen sind unbrauchbar für Deutschland.

Daneben kommt noch die ägyptische und zyprische Biene vereinzelt bei uns vor.

Die Mehrzahl der norddeutschen Bienen sind Kreuzungen aus der nordischen, italienischen und Krainer Rasse. Die Bastarde haben sich völlig eingewöhnt und ergeben zum Teil recht gute Erträge. Es kommt gar nicht auf Farbe und Herkunft an, sondern nur auf die Leistungen. Aus Patriotismus wollen wir wünschen, dass es gelingt, die alte nordische Biene wieder zur unbestrittenen Herrschaft zu bringen.

Indien hat eine Art, die viel kleiner als unsere ist, und eine größere (A. dorsata), die ihre bis 4 Quadratmeter großen Waben frei an Baumästen aufhängt. Afrika hat auch noch einige Arten. Für uns kommen sie praktisch nicht in Betracht.

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