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Die Königin

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kommt für die eigentliche Arbeit im Bienenstaat auch nicht in Betracht. Sie muss sich befruchten lassen, Eier legen und dabei als Alleinherrscherin ihren Thron verteidigen. Dazu hat sie einen Stachel, den .sie aber nur gegen ihresgleichen zückt. Sobald zwei Königinnen sich treffen, fallen sie übereinander her; eine muss auf der Wahlstatt bleiben. Gegen andere Wesen gebraucht sie ihre Waffe nicht, das hieße für sie: sich selbst morden. Die Mundwerkzeuge sind schwächlich; sie wird ja von den anderen Bienen gefüttert und saugt nur im Notfalle selbst Honig.

Ihre Flügel sind stark genug zum Hochzeitsfluge und Schwarmreigen, stehen aber hinter denen der Drohne zurück. Die Netzaugen sind nur seitlich gestellt, die Punktaugen ziemlich weit vorn auf der Stirn. Sie muss ja damit die einzelne Zelle genau auf ihre Sauberkeit untersuchen. Zu diesem Zweck ist auch Kopf und Brust schlank und das Beinwerk kräftig. Muss doch die Dame damit im Laufe des Tages so manchen Knickstütz ausführen. An den breiten schimmernden Beinen erkennt man leicht die Königin, wenn sie im dicksten Bienenknäuel untertaucht. Der wichtigste Teil ist der schlanke Hinterleib. Er trägt die beiden gewaltigen Eierstöcke. Mit dem Wachstum der Eierstöcke vergrößert und verkleinert sich die Ausdehnung des Leibes. Auf der Höhe des Brutgeschäfts, in der Zeit, da täglich gegen 3000 Eier erzeugt werden, schwillt er zu ansehnlicher Länge und Dicke an und schleppt auf der Wabe entlang. Will man in dieser Zeit die Königin greifen, so darf man ja nicht den Hinterleib unsanft treffen.


ABBILDUNG 3: Eierstöcke der Königin. E Eilieter, S Samentasche

Die Geschlechtsorgane bestehen, wie schon gesagt, aus zwei Eierstöcken. Sie sind Bündel von schlauchförmigen Gefäßen, in denen sich die Eier bilden. Sind die Eier reif, so gleiten sie durch die Eileiter in die Scheide und schieben sich aus dieser heraus, den letzten Hinterleibsring entlang und bleiben am Boden der Zelle haften. Aus ihrem Wege müssen sie bei der Samentasche vorbei. Das ist eine kleine Blase, dicht an der Stelle, wo die beiden Eileiter sich vereinigt haben. Sie ist durch einen kleinen Kanal mit diesem letzten Stück des Eileiters verbunden und gibt durch ein kleines Pumpwerk aus dem Inhalt der Samentasche ein paar Samentierchen auf das Ei ab; durch eine feine Öffnung an der Spitze dringen sie ein, es so befruchtend. Damit sind wir in das verborgene Allerheiligste des Bienenlebens eingedrungen. Die Wissenschaft und die Beobachtung haben es bis zum heutigen Tage in diesem Punkte noch nicht zu unbestrittenen und allgemein anerkannten klaren Ergebnissen gebracht. Soviel aber steht fest: jede Königin wird außerhalb des Stockes auf dem Hochzeitsflug begattet, und zwar nur einmal, für das ganze Leben ausreichend. Dabei ergießt sich der männliche Samen in die schon genannte Samentasche. Man kann sich davon überzeugen, ob eine getötete Königin befruchtet war oder nicht, indem man die Samentasche untersucht. Sie liegt wie ein Mohnkorn in dem Gewebe unter dem vorletzten Hinterleibsringe Hebt man die Schwanzspitze vom vorletzten Ringe aus mit einer Nähnadel ab, so findet man die Eierblase Sie ist von feinen Gewebefasern umschlossen. Diese entfernt man streichend mit der Nadel und spickt dann die Blase auf. Ist ihr Inhalt wasserhell, so war die Königin unbefruchtet, ist er wie Heringsmilch, so war der männliche Same von der Blase aufgenommen. Als Operationstisch für diese kleine, stets glückende Arbeit dient der Fingernagel des Daumens der linken Hand. Schlitzt man dann weiter den Bienenkörper nach oben hin mit der Nadel auf, so quellen die beiden fettgrauen Eierstöcke hervor; man kann mit bloßem Auge ihren Bau erkennen.

Nur aus ordentlich befruchteten Eiern einer begatteten Königin gehen weibliche Bienenwesen hervor, aus Eiern einer unbefruchteten Königin Drohnen. Danach ist man berechtigt, den Schluss zu ziehen, dass alle Drohnen aus unbefruchteten Eiern hervorgehen, dass also die Königin teils befruchtete, teils unbefruchtete Eier legt. Ob sie dies willkürlich tut —? ob sie einem äußeren oder inneren zwingenden Einfluss unterliegt —? Der Bienenforscher Dickel behauptet, dass die gesunde Königin nur eine Sorte Eier lege, befruchtete, und dass die Arbeitsbienen das Geschlecht bestimmen, indem sie durch Einspeichelung der Zellen und der Eier die Samentierchen im Ei zum Absterben bringen. Den Beweis dafür ist er schuldig geblieben. Die Wissenschaft hat bisher noch keine Spuren von männlichen Samentierchen in Eiern gefunden, die in Drohnenzellen gelegt waren. Hier liegt also eine Parthenogenesis (jungfräuliche Geburt) vor.

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