Читать книгу Feinde des Lebens - Johannes Anders - Страница 10

Оглавление

*

Coach Juli erstarrte, als die Daten von Kappa 2 eintrafen. Die Basis befand sich auf einer Eiswelt, die von Vögeln, Fischen und süßen kleinen Pelzwesen bevölkert wurde. So war es zumindest vor vier Wochen noch gewesen, als die MCLANE auf ihrem Weg in unerforschte Bereiche der Galaxis dort einen Zwischenstopp eingelegt hatte. Jetzt maßen die Sensoren keinerlei Leben mehr an. Die Temperatur auf dem Planeten war um hundertsiebzig Grad gefallen.

„Laurenz!“ Ein Schrei entfuhr Swo. „Was ist mit Laurenz?“

„Unbekannt“, meldete ALLISTER.

„Wir müssen sofort da runter und nachsehen!“, verlangte Swo.

„Storm, wir beide gehen“, bestimmte die Kommandantin.

„Ich will gehen!“, schrie Swo. „Laurenz ist mein Freund!“

„Überlass das den Profis“, ließ Zaya ihn abblitzen.

Die einzig mögliche Entscheidung, stimmte Eden innerlich zu. Falls sich der Planetenmörder noch dort unten befand, musste sich ihm das schlagkräftigste Team der MCLANE in den Weg stellen. Lass mich das machen, bat sie Coach Juli. Ich bin Veteranin. Mit Kampfeinsätzen kenne ich mich aus. Coach Juli trat innerlich zurück und überließ ihr das Kommando über ihren gemeinsamen Körper.

Kurz darauf steuerte Eden eine Phönix aus der MCLANE und ließ sie auf kürzestem Weg in die Basis stürzen, um möglichen Gegnern kein leichtes Ziel zu bieten. Nach der harten Landung verließen sie das Beiboot in ihren Raumanzügen. Die Gebäude der Basis waren alle von einer dicken Eisschicht eingeschlossen.

„Versuchen wir es mit den HM-6“, schlug Eden vor.

Sie zogen die kleinen Handstrahler und entfernten mit ihnen das Eis von der Eingangstür eines Gebäudes. Drinnen fanden sie einen toten Bewohner an seinem Schreibtisch sitzen.

„Er sieht aus wie schockgefroren“, stellte Zaya mit wachsendem Entsetzen fest.

„Der Temperatursturz muss sehr plötzlich gekommen sein“, stimmte Eden zu.

„Vielleicht hat sich noch jemand in der zentralen Leitstelle verschanzen können?“

Mit ihren Handstrahlern verschafften sie sich auch dort Zugang. Computer und Konsolen der Leitstelle arbeiteten nicht mehr. Sie waren für derart niedrige Temperaturen nicht ausgelegt. In einem der hinteren Räume fanden sie ein weiteres Basismitglied.

„Das ist Amanda“, stellte Zaya fest. „Laurenz’ Frau.“

„Immerhin trägt sie einen Raumanzug.“

„Aber die Energie ist ihr ausgegangen.“ Zaya deutete auf ein Kabel, das aus dem Anzug ragte und an eine Konsole angeschlossen war. „Sie hat noch versucht, Energie nachzutanken. Aber es hat nicht gereicht. Die gesamte Basis ist ohne Energie.“

„Unsere Anzüge halten auch nicht ewig. Die sind nur für kurze Ausflüge konzipiert. Wir sollten gehen.“

„Moment!“

Amandas erstarrter Zeigefinger deutete auf einen Speicherstick, der vor ihr auf der Konsole lag.

„Den nehmen wir mit“, sagte Zaya und steckte den Stick ein.

„Jetzt aber los, zurück zur Phönix!“

„Nicht bevor wir Laurenz gefunden haben!“

„Laurenz kann es nicht überlebt haben.“

„Ich will ihn sehen, bevor wir gehen.“

Sie durchforsteten alle Räume, bis sie an ein verschlossenes Schott kamen.

„Das muss den hinteren Bereich beim Temperatursturz automatisch verriegelt haben“, vermutete Zaya.

„Es wird schwer zu öffnen sein.“

„Wir geben nicht auf. Vielleicht lebt dahinter noch jemand.“

„Unwahrscheinlich. Aber gut. Ich habe ein paar schwere Waffen in der Phönix. Dann gehe ich die mal holen.“

Eden kam mit einer Thermowaffe zurück und begann, ein Loch in die zentimeterdicke Metallwand zu schneiden.

Nach zwanzig Minuten hatten ihre Raumanzüge nur noch 15 % Energie. Endlich fiel das kreisrunde Metallstück aus dem Schott, das Eden ausgeschnitten hatte. Die Ränder kühlten schnell aus.

„Wir schaffen es nicht mehr“, befürchtete Eden.

„Hast du das gehört?“

„Was denn?“

„Da hinten! Ein Geräusch!“

Sie kletterten durch das Loch, rannten dorthin, wo Zaya das Geräusch vermutete, und fanden Laurenz. Er hatte mehrere Raumanzüge zusammengeschlossen, aber die Energie war nun trotzdem am Ende. Durch den Raumhelm sah man seine blauen Lippen bibbern. Er brachte kein Wort heraus.

„Ich nehme ihn bei mir mit dran“, sagte Zaya und löste das Kabel.

„Nein, lass mich das machen!“, widersprach Eden. „Dein Anzug ist fast leer, du schaffst es vielleicht nicht mehr zurück zur Phönix. Bei mir verbraucht nur ein halber Mensch Energie und Coach Juli bringt uns durch, wenn ich schlapp mache.“

„Also gut, dann los!“

Eden schloss Laurenz an ihre Energiezufuhr. Sie hakten ihn unter und schleppten ihn hinaus. Als sie an seiner toten Frau vorbeikamen, versteifte er sich und wollte nicht weitergehen. Edens Anzug zeigte nur noch 2 % Energie.

Zaya sah sie fragend an.

„Also gut, eine Sekunde haben wir noch“, nickte sie und zog Laurenz in den Raum zu seiner Frau. Der berührte ihren Helm mit seinem, um ihr einen letzten Blick zu schenken. Dann wurde er von den anderen fortgerissen und in die Phönix gezogen. Mit einem Alarmstart brachten sie ihn in die MCLANE, wo er medizinisch versorgt wurde.

*

Amandas Datenstick enthielt eine Holobotschaft. Das Holo zeigte sie in ihrem Raumanzug vor der Konsole sitzend. „Unsere Sensoren haben ein unbekanntes Raumschiff ausgemacht, das auf dem Planeten niederging“, erklärte sie. „Einige Tage später begann die Temperatur abzufallen. Eine Datenanalyse legte offen, dass sich die Treibhausgase inder Atmosphäre alarmierend schnell verflüchtigten. Dadurch wurde die Wärme des Planeten direkt ins All abgestrahlt.“

„Soweit habe ich es noch mitbekommen“, sagte Laurenz, der mit der übrigen Besatzung an der Astroscheibe stand.

„Was habt ihr unternommen?“, fragte Swo und unterbrach das Holo.

„Wir schickten eine Expedition zu dem Landeplatz des Schiffes. Aber dann kam es zu einem drastischen Temperatursturz um fast hundert Grad. Die Notschotten fuhren herunter und ich war im hinteren Bereich der Leitstelle eingeschlossen.“

„Vielleicht liefert uns das Holo deiner Frau noch mehr Informationen.“ Swo ließ es weiterlaufen.

„Die Expedition meldete sich nicht mehr und in der Basis mussten wir ums Überleben kämpfen“, fuhr Amanda fort. „Als die Temperatur abstürzte, schafften es einige nicht mehr in die Leitzentrale, wo wir Raumanzüge haben. Aber auch die Anzüge retten uns nicht. Ich hänge alle gesammelten Daten an diese Holobotschaft.“ Dann wandten sich ihre Augen direkt in die Kamera und sie sagte: „Laurenz, ich liebe dich über alles!“

Laurenz zitterte und griff nach Zayas Hand. „B-b-bin ich schuld?“, fragte er. „Ich habe mir fünf Anzüge genommen. Musste dafür jemand sterben? Hab ich Amanda auf dem Gewissen?“

„Nein“, beruhigte ihn die Kommandantin. „Sie war auf der anderen Seite des Schotts.“

„Ich hätte das Schott öffnen müssen!“

„Das wäre nicht so einfach gegangen.“

Aber vielleicht wäre es gegangen, meldete sich Coach Juli in Edens Gedanken. Wir sind ja auch durchgekommen.

Mag sein. Aber wenn er sich schuldig fühlt, hilft das jetzt niemandem weiter, antwortete Eden. Hätte er sich nicht die fünf Anzüge genommen, dann hätte gar keiner überlebt, und ändern können wir auch nichts mehr.

Laurenz ließ die Hand der Kommandantin los und sank zu Boden. Er verlor das Bewusstsein. Sie trugen ihn in den Krankenbereich.

„Was ist mit ihm?“, fragte Zaya und beugte sich über ihn.

„Es war alles zu viel für ihn“, antwortete ALLISTER, der sich als Bordarzt betätigte.

„Weck ihn auf!“, verlangte Zaya. „Wir brauchen die Koordinaten dieses Alienschiffs! Die haben auf dem Stick leider gefehlt.“

Feinde des Lebens

Подняться наверх