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Zweiter Brief.

1.

Dem römischen Bischof Innocentius Gruß im Herrn von Johannes.

Mein Leib ist zwar auf einen einzigen Ort beschränkt, aber die Flügel der Liebe tragen mich über die ganze Welt. Daher bin ich auch euch nahe, wenngleich durch einen so großen Zwischenraum von euch getrennt; daher bin ich jeden Tag mit euch zusammen, und schaue mit den Augen der Liebe den Heldenmuth eurer Seele, eure aufrichtig treue Gesinnung, eure unüberwindliche Festigkeit und die beständige, kräftige Ermuthigung, die mir von euch zu Theil wird. Denn je gewaltiger die Fluthen sich erheben, je mehr Felsen und Klippen auftauchen, je heftiger die Stürme wüthen: desto mehr nimmt eure Wachsamkeit zu, und weder die weite Entfernung, noch die lange Dauer, noch die Schwierigkeit der Verhältnisse hat euren Eifer erlahmen lassen. Im Gegentheil, ihr folget unermüdet dem Beispiel eines wackern Steuermanns, der dann die größte Wachsamkeit und Sorge aufwendet, wenn er sieht, daß die Wogen sich aufthürmen, das Meer heftiger aufwallt, wenn die Fluthen gewaltig tosen und der Tag sich in die tiefste Nacht verwandelt. Daher bin ich euch auch sehr dankbar und möchte euch gern Wolken von Briefen zusenden, was mir selbst die meiste Freude machen würde. Allein daran bin ich durch die Abgelegenheit dieser Gegend gehindert. Denn nicht bloß die Leute, welche aus eurer Gegend herkommen, sondern auch die Bewohner unseres Landes können kaum zu mir gelangen, einmal weil der Ort, an dem ich eingeschlossen bin, so fern und hart an der Grenze liegt, und dann auch, weil man die Räuber fürchtet, welche den ganzen Weg belagern. Deßhalb bitte ich euch, mich wegen meines langen Schweigens nicht der Nachlässigkeit zu beschuldigen, sondern mich vielmehr zu bemitleiden. Ich habe nicht etwa aus Geringschätzung geschwiegen: habe ich mich doch jetzt, sobald ich — nach langer Zeit — mit dem ehrwürdigen und geliebten Priester Johannes und dem Diakon Paulus zusammengetroffen bin, sogleich angeschickt zu schreiben und euch ohne Unterlaß Dank zu sagen, daß ihr selbst zärtlich liebende Väter durch eure wohlwollenden Bemühungen für mich in Schatten gestellt habt. In der That, so weit es auf euch ankommt, hätte sich Alles gehörig zum Bessern gewendet, der Wust des Unheils und die Ärgernisse wären hinweggeräumt, die Gemeinden würden sich des Friedens und einer erquickenden Ruhe erfreuen, Alles ginge seinen geordneten Gang, verachtete Gesetze und übertretene Satzungen der Väter hätten ihre Rächer gefunden. Da nun aber in Wirklichkeit Nichts davon geschehen ist, und dieselben Frevler ihre frühern Verbrechen noch überbieten, so will ich, ohne im Einzelnen alle ihre später verübten Unthaten zu erwähnen (denn eine solche Aufzählung würde selbst den Rahmen eines Geschichtswerkes, geschweige denn eines Briefes überschreiten), eurer Wachsamkeit nur den einen Punkt an’s Herz legen: sollten auch diese Männer des allgemeinen Umsturzes unheilbar und der Reue unzugänglich sein, so bewahrt euch doch im Hinblick auf die Größe und Verdienstlichkeit eures Werkes vor Ermattung und Muthlosigkeit, nachdem ihr euch entschlossen habt, dem Unheil zu steuern. Denn fast über die ganze Welt hat sich dieser unser Kampf verbreitet; es handelt sich um heruntergekommene Kirchen, um zerstreute Gemeinden, verfolgte Priester, vertriebene Bischöfe, übertretene Gesetze der Väter. Deßhalb bitten wir eure Sorgfalt, einmal und zweimal und vielmal, um so größern Eifer an den Tag zu legen, je ärger der Sturm wüthet. Ich verspreche mir nämlich auch einige Besserung der Zustände davon. Wenn Das aber auch nicht gelingen sollte, so wird für euch doch bei dem gütigen Gott die Krone in Bereitschaft sein, und wird den ungerecht Bedrückten schon die Absicht eurer Liebe einen großen Trost gewähren. Denn auch ich, der ich jetzt im dritten Jahr ausser Landes verweilen muß, bedroht von Hunger und Seuchen, Kriegen und ewigen Belagerungen, preisgegeben einer unbeschreiblichen Einsamkeit, täglicher Todesgefahr und isaurischen Schwertern — auch ich fühle mich nicht wenig gehoben und getröstet durch eure treue und ausdauernde Sympathie, eure Unerschrockenheit und eure opferwillige und aufrichtige Liebe. Das ist meine Schutzmauer, da finde ich Sicherheit; Das ist mir ein Hafen, den wilden Fluthen unerreichbar, Das ein Schatz von tausend Gütern, Das ist meine Freude und ist mir eine Ursache großer Wonne. Und sollte man mich wieder an einen noch abgelegenern Ort schaffen, so werde ich darin bei meinem Abschied von hier einen großen Trost für meine Leiden finden.

Briefe an Olympias und Papst Innocentius

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