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2. Wenn die Noth am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten.

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Aber Leiden sind doch hart und schwer? Sieh, wie diese wieder unter einem andern Bilde dargestellt werden, und lerne auch sie verachten! Beschimpfungen, Beleidigungen, Schmähungen, Verhöhnungen und Nachstellungen von Seiten der Feinde vergleicht der Prophet mit abgetragenen Kleidern und zernagter Wolle: „Habet keine Furcht vor den Schmähungen der Menschen, und laßt euch durch ihre üblen Nachreden nicht anfechten; denn sie werden altern wie ein Kleid und verzehrt werden wie Wolle von den Motten.“4 Möge dich daher Nichts von den Dingen, die jetzt vor sich gehen, verwirren. Höre auf, Diesen und Jenen um Beistand anzuflehen; höre auf, Schatten nachzulaufen (denn menschliche Hilfe ist nur ein Schatten); statt dessen flehe anhaltend zu Jesus, den du anbetest, er möge nur durch einen Wink dir willfahren — und in einem Augenblicke wird alles Leid zu Ende sein. Wenn es aber trotz deines Flehens noch nicht zu Ende geht, nun es ist eben Gottes Art (ich komme nämlich auf den früher ausgesprochenen Gedanken zurück), die Leiden nicht schon gleich Anfangs zu ersticken, sondern wenn die Noth sich gemehrt hat und auf’s Höchste gestiegen ist, wenn die Feinde fast alle Bosheit an uns erschöpft haben, dann pflegt er mit einem Male die Ruhe herzustellen und Alles einem ganz unerwarteten Ausgang entgegenzuführen. Er vermag nicht bloß so viel Heil und Segen zu spenden, als wir erwarten und hoffen, sondern weit reichlicher und unendlich herrlicher. Daher sagt auch der heilige Paulus: … „der überschwenglich [gütig mit uns] thun kann, weit über unser Bitten oder Denken.“5 Konnte er nicht von vornherein verhindern, daß die drei Jünglinge jener Feuerprobe anheimfielen? Aber er wollte es nicht und verschaffte ihnen gerade dadurch den reichsten Gewinn. Zu dem Ende übergab er sie den Händen der Barbaren; daher ließ er die Flammen in dem Feuerofen bis zu einer unglaublichen Höhe emporschlagen und den Zorn des Königs noch mächtiger als diese entbrennen, daher ließ er sie an Händen und Füßen gewaltsam fesseln und in das Feuer werfen; und als alle Zuschauer sie für unrettbar verloren hielten, da erstrahlte plötzlich und ganz unverhofft in hellstem Licht die Wundermacht des allweisen und allmächtigen Gottes. Die Feuersgluth ward gefesselt, die Gefesselten wurden von ihren Banden befreit, der Feuerofen wurde zum Tempel des Gebetes, wurde gleich einer kühlen Quelle und erfrischendem Thau, wurde herrlicher als selbst die Königsburg; und jenes Element, das sonst Alles verzehrt, das Stein und Eisen besiegt und alle andern Stoffe bemeistert, fand selbst an ihren Haaren erfolgreichen Widerstand. Und jene Heiligen stimmten dort einen allumfassenden Chorgesang an und riefen die sichtbare wie die unsichtbare Schöpfung zu ihrem wundersamen Loblied. Sie dankten in Hymnen dem Herrn, daß sie gefesselt (so weit es in der Gewalt der Feinde lag), daß sie aus dem Vaterlande vertrieben, daß sie als Gefangene hinweggeführt, der Freiheit beraubt, daß sie Vaterlandslose, Heimathlose und Fremdlinge geworden waren, daß sie in einem ungastlichen, barbarischen Lande ihr Leben zu verbringen hatten. Das ist die Art eines edlen, dankbaren Herzens. Und als nun die Bosheit der Feinde sich erschöpft hatte, (denn was konnten sie ihnen mehr anthun als den Tod?) nachdem die Kämpfer den Kampf bestanden, als schon der Lorbeerkranz gewunden und der Siegespreis bereit war und also an ihrem Ruhme Nichts mehr fehlte, — da findet die Trübsal ihr Ende; und der die Flammengluthen des Feuerofen entfacht und sie einer solchen Marter überantwortet, — der wird zum staunenden Lobredner jener heiligen Kämpfer, zum Verkündiger der göttlichen Wunderthaten, und in alle Länder seines Weltreiches sendet er Briefe voll des Lobes, erzählend was sich zugetragen hat — ein glaubwürdiger Herold der Wunder des allmächtigen Gottes. Denn weil er Feind und Widersacher war, mußte sein Bericht auch bei den Feinden unverdächtig sein.

Briefe an Olympias und Papst Innocentius

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