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Ich wußte sehr gut, daß ich nicht vor einem Gerichte erscheinen sollte (denn dann wäre ich fürwahr tausend Mal zu kommen bereit gewesen), sondern vor einem Feind und Widersacher, wie die frühern und die letzten Vorkommnisse gezeigt hatten. Daher schickte ich zu ihm die Bischöfe Demetrius von Pisinus, Eulysius von Apamia, Lupicinus von Appiaria, und die Priester Germanus und Severus, und ließ ihm durch sie in bescheidener und geziemender Weise die Antwort überbringen: ich wolle nicht einem Gerichte ausweichen, wohl aber dem offenkundigen Gegner und unverkennbaren Feind. Denn der Mann, der schon vor dem Empfang von Klageschriften von Anfang an ein solches Verhalten beobachtet, der sich von der Gemeinschaft der Kirche, der heiligen Kommunion, des Gebetes losgerissen, der den Klerus verführt habe und die Kirche verwüste: ob Das der rechte Mann sei, um den Richterstuhl zu besteigen, der ihm in keiner Weise zukomme? Denn es sei nicht in der Ordnung, daß über Denjenigen, der in Thracien wohne, ein Ägyptier zu Gericht sitze, und Das noch gar ein Mann, gegen den selbst noch eine Anklage schwebe, überdieß des Verklagten Feind und Widersacher! Allein obschon ich damit kund gegeben hatte, daß ich bereit war, mich vor hundert und auch vor tausend Bischöfen von den Anschuldigungen zu reinigen, und meine Schuldlosigkeit zu beweisen (wie ich denn wirklich schuldlos bin), so ging er trotzdem nicht darauf ein, sondern eilte ohne Scheu zu vollenden, was er beschlossen hatte. Während ich abwesend war, an eine Synode appellirte, eine gerichtliche Untersuchung forderte, und mich nicht einem Verhör, sondern nur der offenkundigen Feindseligkeit zu entziehen suchte: ließ er sich trotzdem mit den Klägern ein, löste Diejenigen vom Banne, die ich von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen hatte, nahm von ihnen sogar Anklageschriften an, noch ehe sie sich wegen der ihnen zur Last gelegten Vergehen gerechtfertigt hatten, und ließ von ihnen Denkschriften ausarbeiten — was doch Alles gegen das Gesetz und gegen die Vorschriften der Kanones war. Wozu soll ich noch ausführlicher sein? Er ließ nicht ab, alles Mögliche in’s Werk zu setzen, bis er mich aus eigener Macht und Gewalt aus der Stadt und aus der Kirche vertrieben hatte, obgleich es bis in den späten Abend dauerte, und das ganze Volk hinter mir her zog. Ich wurde von dem Polizeibeamten mitten durch die Stadt gezogen, mit Gewalt geschleppt und abgeführt, in ein Schiff hineingeworfen und während der Nacht hinwegbefördert, ― weil ich zum Zwecke eines gerechten Verhörs an eine Synode appellirt hatte. Wer mag Das ohne Thränen anhören, hätte er auch ein Herz von Stein? Weil nun aber, wie ich schon vorhin sagte, die unheilvollen Zustände nicht bloß beklagt, sondern auch gebessert sein wollen, darum bitte ich eure Liebe dringend, sich zu erheben und unsere Schmerzen mitzufühlen, und Alles aufzubieten, damit dieses Unheil sein Ende finde. Denn damit hörte bei ihnen die Mißachtung aller Gesetze noch nicht auf, sondern es traten zu den alten weitere Vergehen zu Tage. Als nämlich der gottesfürchtige Kaiser sie nunmehr wegen ihres schamlosen Eindringens in die Kirche hinauswies, und viele der anwesenden Bischöfe, denen ihre allem Recht und Gesetz widersprechende Handlungsweise bekannt war, in ihre Gemeinden zurückkehrten und den Besuch jener Menschen scheuten und flohen wie eine Feuersbrunst, die Alles verheert: da wurde ich zwar in die Stadt und in die Kirche zurückgerufen, aus der man mich ungerechter Weise hinausgetrieben hatte (mehr als dreissig Bischöfe führten mich ein, und der fromme Kaiser hatte einen öffentlichen Schreiber dazu abgesandt); Jener aber [Theophilus] suchte sofort das Weite — warum und weßwegen? Ich ging dann zu dem gottesfürchtigen Kaiser und bat ihn, zur Bestrafung der vorgekommenen Vergehen eine Synode zu versammeln. Theophilus war sich seiner Übelthaten bewußt und fürchtete die Untersuchung; darum hat er, während kaiserliche Briefe, überall hingeschickt, Alle von allen Seiten her zusammen riefen, sich ganz heimlich und mitten in der Nacht in ein Schifflein geworfen und so sammt seinem ganzen Anhang die Flucht ergriffen.

Briefe an Olympias und Papst Innocentius

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