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3. Viele Menschen haben zur Zeit des Heilands Anstoß genommen an seiner Person und seiner Lehre.

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Siehst du nun, daß beim Herrn die Hilfsmittel unerschöpflich sind? Erkennst du seine Weisheit, seine Wundermacht, seine Menschenliebe und gütige Fürsorge? Laß dich also nicht aufregen und verwirren, sondern höre nicht auf, ihm für Alles Dank und Lob zu bringen, zu ihm zu rufen, zu bitten und zu flehen. Wenn auch Wirren und Stürme ohne Zahl auf uns eindringen und Das alles dir lebendig vor Augen steht, soll dich doch Nichts von alle Dem beunruhigen. Denn unser Herr wird durch die Schwierigkeiten der Verhältnisse nicht überrascht, wenn auch Alles bis zum äussersten Verderben scheint gekommen zu sein. Er kann auch die Gefallenen aufrichten, die Irrenden zurückführen, die Verführten bekehren, die mit unzähligen Vergehen belasteten Sünder retten und rechtfertigen, die Todten erwecken, das Zerstörte glänzender herstellen und das gebrechliche Alter verjüngen. Denn wer die Dinge, die nicht waren, entstehen macht und denen, die nirgends und in keiner Weise zum Vorschein gekommen waren, das Dasein gibt, Der wird noch weit eher das Gewordene und Seiende wieder zum Bessern wenden. Aber — denkst du vielleicht — Viele nehmen Ärgerniß, Viele gehen zu Grunde! Auch Das ist schon oft und vielfach geschehen; aber später hat immer Alles den rechten Ausgang genommen, ausser daß der Eine oder Andere auch nach dem Umschwung der Dinge unheilbar blieb. Warum zagst du, warum klagst du, daß Dieser vertrieben worden, daß Jener sich gewaltsam hineingedrängt hat [in ein kirchliches Amt]? Christus wurde gekreuzigt, der Räuber Barabbas losgefordert, und das verführte Volk verlangte mit wüthendem Geschrei, daß der Mörder statt des Erlösers und allbarmherzigen Wohlthäters in Freiheit gesetzt würde. Wie Viele mögen sich daran geärgert haben! wie Viele dadurch in’s Verderben gestürzt sein! Doch ich muß weiter ausholen. Ist nicht dieser Gekreuzigte gleich nach seiner Geburt schon ein Vertriebener, ein Flüchtling geworden und im zartesten Alter mit seiner ganzen Familie in ein fremdes, weit entlegenes, barbarisches Land hinübergewandert? Und gerade Dieß wurde die Veranlassung, daß Ströme von Blut vergossen, daß frevelhafter Mord und Todtschlag verübt, daß alle jene Kleinen im frühesten Kindesalter gleichsam in Reih und Glied hingeschlachtet, daß die Kinder sogar von der Mutterbrust hinweggerissen und dem Mordbeil zur Beute gegeben wurden.

Während sie die Milch der Mutter noch im Munde hatten, drang schon durch Kehle und Hals das scharfe Eisen. Was könnte schrecklicher sein als dieses Trauerspiel? Und Das verübte Derjenige, welcher den Heiland zu tödten suchte, und der langmüthige Gott ertrug es, daß dieses grausame Spiel in Szene gesetzt, daß so viel Blut vergossen ward; er ertrug es, obgleich er es verhindern konnte; er wollte nach seiner unergründlichen Weisheit eine so weit gehende Langmuth beweisen. Als er aber aus dem fremden Lande zurückgekehrt und größer geworden war, wurde wieder von allen Seiten der Krieg gegen ihn eröffnet. Zuerst wurden die Jünger des Johannes (obgleich Dieser dem Herrn treu ergeben war) neidisch und mißgünstig: „Der bei dir war jenseits des Jordans,“ sagten sie, „sieh, der hat sich auf’s Taufen verlegt, und Alle laufen ihm nach.“6 So konnten nur Leute sprechen, die vom Ärger geplagt, vom Neide gequält, von der Leidenschaft angefressen waren. Deßhalb stritt und haderte auch einer der Jünger, die so sprachen, mit einem Juden, indem er die Lehre von den Reinigungen auf’s Tapet brachte und zwischen Taufe und Taufe — zwischen der Taufe des Johannes und der Taufe der Jünger des Herrn — Vergleichungen anstellte. „Es entstand nämlich,“ so heißt es, „zwischen einem der Johannesjünger und einem Juden Streit über die Reinigungen.“7 Als Jesus nun aber auch Wunder zu wirken begonnen hatte, wie viele Verleumdungen wurden da erst laut? Einige schalten ihn einen Samariter und Besessenen: „daß du ein Samariter bist und den Teufel hast;“8 Andere einen Verführer: „Dieser ist nicht aus Gott, sondern verführt das Volk;“9 Andere einen Teufelskünstler: „Er treibt die Teufel aus in Beelzebub, dem Obersten der Teufel;“10 und diese Vorwürfe wiederholten sie fortwährend, nannten ihn einen Widersacher Gottes, bezichtigten ihn des Fraßes und der Völlerei und der Trunksucht und der Freundschaft mit verkommenen Sündern. „Es kam (sagt er selbst) der Menschensohn; er aß und trank, und sie sagen: Seht, der Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und schlechten Menschen.“11 Und als er mit der öffentlichen Sünderin sprach, schalten sie ihn einen falschen Propheten: „Wenn er ein Prophet wäre, so würde er wissen, wer dieses Weib ist, das mit ihm redet;“12 und so wetzten sie ihre Zähne gegen ihn Tag für Tag. Aber es waren nicht allein die gewöhnlichen Juden, die diesen Krieg gegen ihn führten ― nicht einmal Die, welche für seine Brüder galten, waren ihm zugethan, und aus seiner eigenen Familie fand der Kampf gegen ihn seine Nahrung. Daß nämlich selbst Diese verführt waren, erkenne aus der Bemerkung des Evangelisten: „Auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.“13

Briefe an Olympias und Papst Innocentius

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