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Vorwort

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Die Republik Österreich feiert im November 2018 ihren 100. Geburtstag.

Wenn man heute, im Sommer 2017, 100 Jahre zurückblickt, dann landet man im Sommer 1917 und kann sagen, dass Österreich in diesen 100 Jahren fünf politische Systeme erlebt hat, nämlich:

• Die allerletzte Phase der Monarchie

• Die demokratische Zeit der Ersten Republik (1918–1933/34)

• Die Zeit des autoritären Ständestaates (1934–1938)

• Die Zeit des sogenannten »Anschlusses« an Hitler-Deutschland

• Und die erfreulich lange und stabile Periode der Zweiten Republik seit April 1945

Jeder dieser Abschnitte in der Geschichte unseres Landes hat seine Charakteristika und hat auch seine spezifischen politischen Witze und Karikaturen produziert. Witz und Karikatur sind eine subtile, aber wirksame Form, um Unbehagen auszudrücken, Schwächen sichtbar zu machen, Missstände aufzuzeigen und besondere Charaktereigenschaften von Menschen hervorzuheben.

Es wäre ein großes Missverständnis, von Witzen und Karikaturen zu erwarten oder gar zu verlangen, dass sie immer »lustig« sein müssen. Ganz im Gegenteil. Sie können auch traurig, sogar sehr traurig sein.

Kein Wunder, dass der politische Witz in Zeiten der Diktatur und der Not Hochkonjunktur hat, aber auch in »normalen Zeiten« nicht ausstirbt, sondern seine Funktion in allen Phasen der Geschichte erfüllt.

Johannes Kunz, den ich vor mehr als 45 Jahren kennengelernt habe und der von 1973 bis 1980 als Pressesprecher von Bundeskanzler Bruno Kreisky sehr erfolgreich tätig war, ehe er nach einigen Zwischenstationen von 1986 bis 1994 als Informationsintendant des ORF arbeitete, ist ein genauer und scharfsinniger Beobachter der Politik und der in der Politik handelnden Personen.

Er hat einen scharfen Blick für Stärken und Schwächen der politischen (und sonstigen) Prominenz, und da er auch Sinn für Humor hat, ist es naheliegend, dass sich Johannes (»Jo«) Kunz an die Arbeit machte, um das Jahrhundert vom Ende der Monarchie bis heute im Spiegel von Humor, Witz und Satire beziehungsweise deren Schwester – der Karikatur – zu beleuchten und zu beschreiben.

Dass einzelne Abschnitte der Geschichte und dominante Persönlichkeiten jeweils ihre charakteristischen und spezifischen Witze hervorbringen ist logisch – auch wenn man manchmal das Phänomen beobachten kann, dass ein Witz aus der Monarchie mit kleinen Adaptierungen auch in die Zeit der Republik passen kann und ein Witz aus der Zeit der Diktatur der Nationalsozialisten ähnlich eindrucksvoll in die Zeit einer kommunistischen Diktatur passen kann.

Während aber das Ende der Monarchie, die Erste Republik, Ständestaat und Nazizeit in insgesamt drei Jahrzehnten Platz finden, sind die mehr als 70 Jahre der Zweiten Republik nicht so leicht in Perioden einzuteilen, die sich klar voneinander unterscheiden. Daher orientieren sich die Witze aus der Zeit der Zweiten Republik vor allem an besonders populären (oder besonders unpopulären) Personen oder an ganz spezifischen Themen wie zum Beispiel der Besatzungszeit oder dem Staatsvertrag oder der Koalition etc.

Figl, Raab, Kreisky, Firnberg oder Sinowatz sind Persönlichkeiten, über die besonders viele Witze erzählt beziehungsweise Karikaturen veröffentlicht wurden.

Da Johannes Kunz ein besonderer Verehrer von Bundeskanzler Kreisky ist, wird man auf der Suche nach Witzen über Bruno Kreisky und Karikaturen von Kreisky in diesem Buch in besonderer Weise fündig. Umso mehr hat es mich gewundert, dass einer meiner Lieblingswitze über Bruno Kreisky in diesem Buch nicht aufscheint. Diese Lücke muss – und zwar an dieser Stelle – geschlossen werden.

Der Witz geht so: Leonid Breschnew, Ronald Reagan und Bruno Kreisky sitzen eines Tages inoffiziell zusammen, führen ein gutes Gespräch und vereinbaren, auch nach ihrem Tod in Kontakt zu bleiben, falls es so etwas wie den Himmel tatsächlich geben sollte und alle drei dort Eingang finden.

Als Erster stirbt Leonid Breschnew und kommt – erstaunlicherweise – zur Himmelstür. Petrus schaut nicht genau, lässt ihn passieren und Breschnew landet direkt vor Gott Vater. Der sagt zu Breschnew: »Du kommst mir irgendwie bekannt vor, aber Deinen Namen kenne ich leider nicht.« Da antwortet Breschnew: »Ich bin Leonid Breschnew, Generalsekretär der KPdSU, Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets und der mächtigste Mann im östlichen Imperium.« Da antwortet Gott Vater: »Ja, richtig, ich weiß schon, Du kannst gleich auf dem Stuhl links neben meinem Thron Platz nehmen.«

Einige Zeit später stirbt Ronald Reagan. Petrus an der Himmelstür lässt auch ihn ohne viele Umstände passieren und auch er landet direkt vor dem Thron Gottes. Auch ihn fragt Gott Vater: »Wer bist denn Du?« Reagan ist erstaunt: »Du kennst mich nicht? Ich bin Ronald Reagan, der 40. Präsident der Vereinigten Staaten, oberster Chef in der NATO und der mächtigste Mann der westlichen Welt.«

Gott Vater antwortet: »Ja natürlich kenne ich Dich, und wenn Du willst, kannst Du gleich rechts neben meinem Thron Platz nehmen.«

Einige Zeit später stirbt Bruno Kreisky*, kommt zur Himmelstür, unterhält sich mit Petrus, erklärt ihm die Welt und lädt ihn ein, ein Stück des Weges mit ihm zu gehen, aber Petrus hat keine Zeit, und so tritt Kreisky allein vor Gott Vater und der sagt zu Kreisky: »Ja, wo kommst denn Du her?« Und Kreisky antwortet langsam, mit tiefer Stimme, aber sehr bestimmt: »Ich bin der Bruno Kreisky aus Österreich und war dort 13 Jahre Bundeskanzler« – macht dann eine kurze Pause und fügt hinzu: »und außerdem bin ich der Meinung, dass Du auf meinem Thron sitzt!«

Witze und Karikaturen sollen aber nicht nur humorvoll sein und eine überraschende Pointe haben, sie erzählen auch viel über ein Land, über die Menschen in einem Land und über die Themen, die sie beschäftigen.

In diesem Sinne ist dieses Buch, das knapp vor dem 100. Geburtstag der Republik Österreich erscheint, auch ein Leitfaden durch die Geschichte unseres Landes, aus dem man eine Menge lernen kann.

Johannes Kunz hat sich beim Zusammentragen der Texte beziehungsweise Witze für dieses Buch große Mühe gemacht. Vielleicht fühlen sich Leserinnen und Leser animiert, dem Autor dieses Buches noch weitere Witze und Anekdoten aus diesem hinter uns liegenden Jahrhundert zur Verfügung zu stellen, um dadurch eine zweite, erweiterte Auflage zu ermöglichen.

Ich wünsche dieser Publikation jedenfalls eine gute Aufnahme in der Öffentlichkeit.

Dr. Heinz Fischer

Bundespräsident a. D.

Wien, im September 2017

*Dem Verfasser des Vorwortes ist bewusst, dass Kreisky vor Reagan gestorben ist, aber die Pointe verlangt eben diese Reihenfolge.

100 Jahre Österreich

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