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1.5. Gott in die Stadt folgen
ОглавлениеChristen, allen voran Freikirchen, scheuen die Stadt. Mit den Täufern sind sie eher die „Stillen auf dem Lande“. Und sogar dann, wenn sie mitten in der Stadt leben, denken sie eher ländlich, wie der amerikanische Theologe Ray Bakke so treffend feststellt. Die Welt der Stadt ist ihnen fremd, und sie macht ihnen Angst. Bakke konstatiert: „Die meisten Christen lesen die Bibel mit ländlichen Brillen.“19 Entsprechend ist dann ihre Theologie und Evangelisation geprägt. Evangelikale und pietistische Gemeinden trifft man in der Regel eher in den Vororten der Stadt, wie Tim Foster feststellt.20
Gott, der Vater, sandte seinen Sohn zu den Menschen, weil er sie liebt (Joh. 3,16). Wo Menschen leben, da ist Er mit seinem Liebesangebot. Er ist in den sozialen Ballungszentren dieser Welt, lange bevor Christen da auftauchen. „Wo wir hinkommen, ist Gott schon da“, schreibt Harald Sommerfeld in seinem überaus lesenswerten Buch zur urbanen Mission.21 Und er fordert von den Christen eine neue Hinwendung zur Stadt.22 Nur so können sie zu einem Licht in der Stadt, zu Agenten der Veränderung und Transformation, werden. Sommerfeld nennt vier Aufgaben urbaner Mission christlicher Gemeinden:23
(a) Die sozialwissenschaftliche Aufgabe: Die Stadt verstehen;
(b) Die theologische Aufgabe: Gottes Spuren in der Stadt erkennen;
(c) Die evangelistische Aufgabe: Gottes Gegenwart in der Stadt aufzeigen und deuten;
(d) Die transformatorische Aufgabe: Sich für Gottes Ziele in der Stadt engagieren.
Missionarischer Gemeindebau stellt sich solchen Aufgaben, weil er die Stadt als Ort der Liebe Gottes ausgemacht hat und sich bewusst an diesen wendet. Und weil er die Platzzuweisung Jesu, eine Stadt auf einem Berg zu sein, ernst nimmt. Christen, die in Christus eine neue Schöpfung geworden sind, sind Gottes Botschafter der Versöhnung und der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (2Kor. 5,17-21). Sie sollen der Stadtbevölkerung Gottes Version einer urbanen Lebensweise vorleben und predigen. Gemeindebau in der Stadt ist somit für die Stadt selbst von Bedeutung. Die Stadt kollabiert, korrumpiert und asozialisiert, weil man ihr keine Alternative zeigt. Sie braucht Licht, Salz, Gerechtigkeit. Und nicht weniger als das kann und soll ihr die christliche Gemeinde bringen. Mission im Sinne Jesu kann es für die Christen nie an der Stadt vorbei geben. Ja, urbaner Gemeindebau ist geradezu ein Gradmesser ihrer missionarischen Gesinnung.