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Kapitel 03: Wie die Soldaten untergebracht wurden

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"Mein Bett ist, wo die Heide blüht,

Des Farmkrauts Vorhang es umzieht,

Der Wachen Tritt mein Wiegenlied,

Fern, fern von Lieb' und dir, Marie;

Wohl morgen schon in tief'rer Ruh

Deckt mich mein Plaid, der blut'ge zu,

Zur Vesper singst dein Klaglied du!

Es wird nicht wecken mich, Marie."

– Sir Walter Scott, 'Die Jungfrau vom See'


Nun hatte man sich also freiwillig gemeldet, doch wie ging es weiter? Mit dieser einen Unterschrift hatte der neue Rekrut einen Teil seiner Eigenverantwortung aufgegeben und Onkel Sam nahm ihn unter seine Fittiche. An dieser Stelle möchte ich dem möglicherweise unwissenden Leser den Unterschied zwischen der Miliz und den Freiwilligenverbänden erklären. Die Miliz umfasste die Soldaten des jeweiligen Bundesstaates und dieser hatte auch das Kommando über sie inne, sofern der Präsident sie nicht im Falle eines nationalen Notstandes einberief. Einen solchen Notstand machte Präsident Lincoln geltend, als er (wie bereits erwähnt) 75.000 Milizionäre zu den Waffen rief. Die Freiwilligen hingegen stellten sich direkt in den Dienst der Vereinigten Staaten und somit war es die Aufgabe der Zentralregierung, sich vom Tage der Einmusterung an um alle ihre Belange zu kümmern.

Bevor sie ihren Heimatstaat verließen, wurden diese Freiwilligen also, wie schon gesagt, formal eingemustert. Dies geschah zumeist bald nach ihrem Termin im Rekrutierungsbüro, noch bevor sie ihre Uniformen erhielten.

Der Eid, den sie mit erhobener Hand leisteten, lautete wie folgt:

"Ich, A____ B_____, gelobe hiermit feierlich, dass ich den Vereinigten Staaten von Amerika die Treue halten und ihnen aufrichtig und treu im Kampfe gegen alle ihre Feinde und Widersacher dienen werde. Ich werde die Befehle des Präsidenten der Vereinigten Staaten achten und befolgen und ebenso die Befehle der gemäß den Gesetzen und Vorschriften des Heeres der Vereinigten Staaten ernannten Offiziere."


Vereidigung der Rekruten


Die Einrichtungen, welche für die Unterbringung der Rekruten vor ihrem Abmarsch an die Front zur Verfügung standen, waren von unterschiedlicher Güte. Einige der Männer wurden während ihrer Vorbereitung auf den Abmarsch in Fort Warren und Fort Independence einquartiert. Die Mehrheit der Freiwilligen aus Massachusetts wurde jedoch in mehreren über den Staat verteilten Lagern untergebracht. Zwei der ältesten dieser Lager waren Camp Andrew in West Roxbury und Camp Cameron in North Cambridge. Spätere Lager wurden bei Lynnfield, Pittsfield, Boxford, Readville, Worcester, Lowell, Long Island und einigen weiteren Orten eingerichtet. Die "Dreimonatsmilizen" benötigten keine gesonderte Unterbringung, da sie unmittelbar nach ihrer Einberufung ins Feld zogen. Einige von ihnen verbrachten eine Nacht in den Räumlichkeiten von Faneuil Hall. Die 1st Massachusetts Infantry war eine Woche lang in Faneuil Hall untergebracht, doch da dies kein geeignetes Quartier für dermaßen viele Männer war, marschierte das Regiment am 1. Juni nach Cambridge hinaus und nahm dort ein altes Kühlhaus am Ufer des Fresh Pond in Beschlag, das der Staat aufgekauft und mit einigen zusätzlichen Baracken in das erste Lager des Regiments verwandelt hatte. Es war dies jedoch nicht das erste der im Staate errichteten Lager, denn einige "Dreijahresregimenter" hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Lager bei Long Island und in Fort Warren bezogen.


Das Lager bei Readville, Massachusetts


Da das Gelände, auf dem man die 1st Massachusetts Infantry untergebracht hatte, der Gesundheit der Männer abträglich war, war ihr Aufenthalt nur von kurzer Dauer und sie wurden bald nach North Cambridge verlegt, wo an einem genehmeren Platze neue Baracken errichtet worden waren. Zu Ehren von Präsident Lincolns Kriegsminister wurde das Lager "Camp Cameron" genannt.

Wie bereits mehrfach erwähnt, waren einige der Truppen in Baracken einquartiert. Da manch einer nicht mit diesem Gebäudetypus vertraut sein mag, möchte ich ihn an dieser Stelle kurz beschreiben. Eine Baracke war in der Regel ein längliches, einstöckiges Gebäude, in seinen Abmessungen einer Kegelbahn nicht unähnlich. Der Eingang befand sich an einer der schmalen Seiten, ein breiter Gang verlief mittig durch den Saal und an den Wänden stand jeweils eine Reihe von Stockbetten. Eine Baracke war für die Unterbringung einer Kompanie von 100 Männern ausgelegt. Noch heute kann man in Readville, Massachusetts unweit des alten Lagergeländes einige dieser Bauten besichtigen. Baracken waren in dem kühlen Klima der nördlichen Breitengrade begehrte Behausungen und boten etlichen Regimentern während des Aufenthaltes in ihren Heimatstaaten ein Dach über dem Kopf, doch noch weitaus mehr Männer waren vor ihrem Aufbruch an die Front in Zelten untergebracht. Diese Zelte kamen in vielen verschiedenen Formen, aber am beliebtesten waren das Sibley-Zelt, das A-Zelt (auch Keilzelt genannt) und das Sanitäts- oder Wandzelt.


Sibley-Zelte


Das Sibley-Zelt wurde im Jahre 1857 von Henry Sibley entworfen. Dieser war ein Absolvent der US-Militärakademie in West Point und hatte Captain John C. Frémont auf einer seiner Vermessungsexpeditionen begleitet. Die Form seines Zeltes war offensichtlich von den Tipis, den Indianerzelten aus fellbespannten Stangen mit einem Feuer in der Mitte, inspiriert, die er in der Prärie gesehen hatte. Nach dem Ausbruch der Rebellion stellte Sibley sich in den Dienst des Südens. Er stieg in den Rang eines Brigadier-General auf, doch seine Taten im Kriege vermochten seinen Ruhm als Erfinder eines Zeltes nicht zu überflügeln. Kürzlich wurde die Behauptung aufgestellt, Sibley sei nicht einmal der tatsächliche Erfinder des Zeltes und der Ruhm gebühre einem einfachen Soldaten unter seinem Kommando. Da das Zelt in seinem Aussehen einer großen Glocke ähnelt, wird es gelegentlich auch als Glockenzelt bezeichnet. Ein solches Zelt hatte einen Durchmesser von fünfeinhalb Metern und eine Höhe von knapp vier Metern. Es wurde von einer einzelnen Stange gestützt, welche auf einem eisernen Dreibein stak. Diese Stange entsprach exakt dem Radius des Kreises, der durch die Zeltplane abgedeckt wurde. Mittels des Dreibeins ließ sich die Spannung der Zeltwand nach Belieben erhöhen oder lockern. An der Spitze des Zeltes befand sich eine knapp einen halben Meter weite, kreisförmige Öffnung, welche sowohl der Belüftung des Zeltinneren diente als auch bei kaltem Wetter als Durchlass für ein Ofenrohr fungierte. Dieses Ofenrohr mündete in einen kegelförmigen Ofen, der der Form des Zeltes angepasst war und unter dem Dreibein stand. Bei stürmischem Wetter wurde die Öffnung mit der sogenannten "Kappe", einem kleinen Stück Leinwand, an dem zwei Halteseile befestigt waren, abgedeckt. Es war damals keine Seltenheit, dass ein Zelt in Flammen aufging, weil jemand die Kappe zu dicht an einem heißen Ofenrohr festgezurrt hatte. Von der Gabel des Dreibeins hing eine Kette mit einem Haken herab, an dem man einen Kessel einhängen konnte. Stand kein Ofen zur Verfügung, entfachte man ein Feuer auf dem Boden. Ein solches Zelt konnte einem Dutzend Männern eine bequeme Unterkunft bieten.


Sibley-Zelte auf Palisaden


Bei kaltem oder regnerischem Wetter, wenn sämtliche Öffnungen verschlossen waren, gaben die Zelte ausgesprochen unangenehme Behausungen ab und wenn man an einem verregneten Morgen eines von ihnen betrat und einem die gesammelten nächtlichen Ausdünstungen von zwölf Männern entgegenschlugen (deren Auffassung von angemessener Körperhygiene sehr unterschiedlich sein mochte), so war dies eine Erfahrung, welche sich wohl kein Soldat allzu gerne ins Gedächtnis ruft. Die Luft in diesen Zelten war wahrlich von der widerlichsten Art und es ist erstaunlich, wie gut sich die Soldaten mit dieser Tatsache arrangierten. Am Tage wurden die Zelte gelüftet, indem man die Planen in Bodennähe anhob. Das Sibley-Zelt wurde 1862 außer Dienst gestellt, teils wegen seiner hohen Anschaffungskosten, aber hauptsächlich, weil es zu sperrig war. Sibley-Zelte waren eine logistische Bürde, da sie für ihren Transport etliche Planwagen benötigten, weswegen sie schließlich nur noch in festen Ausbildungslagern Verwendung fanden. Ich glaube, einige Milizen machen sogar heute noch von ihnen Gebrauch. Im Kriege sah ich einige Regimenter, die diese Zelte als Dach über etwa meterhohen Palisaden aufschlugen, was sehr geräumige und komfortable Winterquartiere ergab. In einer derartigen Konstruktion fanden 20 Männer Platz. Das Sanitätslager unweit Alexandria, Virginia bestand aus solchen Palisadenbauten.


A-Zelt oder Keilzelt


Das A-Zelt oder Keilzelt ist noch heute recht weit verbreitet. Meine Nachforschungen ergaben keinen gesicherten Ursprung dieser Zeltform. Es scheint so alt zu sein wie die Geschichtsschreibung selbst. Ein deutscher Historiker berichtet in einem Werk aus dem Jahre 1751 von der Verwendung dieser Zelte durch die Amalekiter. Man kann sich schwerlich eine einfachere Form des Unterschlupfes vorstellen als das Spannen einer Stoffbahn über eine waagerechte Stange. Die früheste Variante eines derartigen Obdaches bestand möglicherweise aus Geäst, das schräg an einen niedrigen Ast eines Baumes gelehnt wurde und so als primitive Unterkunft diente. Doch was auch immer die ursprüngliche Form gewesen sein mag, in seiner aktuellen Weiterentwicklung ist es ein über eine waagerechte Stange gespanntes Leinwandzelt von knapp zwei Metern Länge, das durch zwei senkrechte Pfosten etwa gleicher Länge gestützt wird. In errichtetem Zustande deckt das Zelt eine Fläche von rund viereinhalb Quadratmetern ab. Zweifellos leiten sich seine Namen von der Tatsache ab, dass seine Vorder- und Rückseite der Form des lateinischen Buchstabens "A" beziehungsweise einem Keile gleichen. Für gewöhnlich teilten sich vier Männer ein solches Zelt, aber häufig waren es auch ihrer fünf und manchmal gar sechs. Dermaßen viele Männer in einem Zelt schränkten den nächtlichen Komfort beträchtlich ein. Wollte sich nur einer der Schläfer umwenden, so mussten die anderen es ihm gleichtun, denn sechs oder auch nur fünf Männer füllten das gesamte Zelt aus und lagen eng aneinandergeschmiegt.


Eng aneinandergeschmiegt


Schlug man diese Zelte als Dach über Palisaden auf, ergaben sie ein geräumiges und bequemes Quartier. An dieser Stelle sollen einige Worte über diese Palisaden verloren werden. Eine Palisade ist eine Umfassung aus dicht nebeneinander in die Erde gerammten Pfosten. Eine Palisade als Basis eines Zeltes bestand aus in Hälften gespaltenen Pfosten, deren glatte Seiten nach innen gewandt waren, damit sie plane Wände ergaben. Die verbreitetste Methode, eine hölzerne Struktur unter einem Zeltdach zu errichten, bestand jedoch darin, Stämme wie die Maiskolben zu stapeln und sie an den Ecken miteinander zu verkeilen. Dies nahm weniger Zeit und weniger Material in Anspruch. Wenn ich also den Begriff "Palisade" verwende, so beziehe ich mich damit auf beide dieser Methoden. Ich werde noch gelegentlich auf diese Palisaden zu sprechen kommen.

Die A-Zelte waren während der ersten beiden Kriegsjahre sowohl bei den Bundesstaaten als auch bei der Zentralregierung allgegenwärtig, aber wie die Sibley-Zelte benötigten sie zu viele Planwagen, um sie im Felde zu transportieren. Folglich wurden sie weitergereicht an Ausbildungslager und Einheiten, welche dauerhaft in oder unweit von wichtigen militärischen Einrichtungen untergebracht waren.


Sanitäts- oder Wandzelt


Das Wandzelt unterscheidet sich von den bereits genannten Zelttypen dahingehend, dass es vier aufrechte Seiten oder Wände hat. Diesem Umstand verdankt es wohl auch seinen Namen. Die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung "Sanitätszelt" rührt von seiner großen Beliebtheit in den Feldlazaretten her. Auch dieses Zelt ist mitnichten eine moderne Erfindung. Es wurde bereits von Napoleon benutzt und wahrscheinlich auch schon sehr viel früher. Aufgrund seiner Wände bietet es ein komfortableres und angenehmeres Quartier als die anderen beiden Zelttypen, da man sich aufrecht darin umher bewegen kann, ohne sich allzu beengt zu fühlen. Wandzelte existieren in verschiedenen Größen. Jene, welche im Bürgerkriege in Lazaretten Verwendung fanden, waren vergleichsweise geräumig und konnten je nach den Umständen sechs bis zwanzig Patienten beherbergen. Es war üblich, zwei oder mehr dieser Zelte zu einem einzigen riesigen Zelt zu vereinen, indem man die mittige Naht jener schmalen Seiten, die einander berührten, auftrennte und die hierdurch entstehenden losen Enden zurückschlug. So entstand ein geräumiges Lazarett mit einem zentralen Durchgang zwischen den Bettenreihen. Die kleineren Wandzelte wurden, soweit ich mich erinnere, ausschließlich als Offiziersquartiere genutzt.


Wandzelt eines Offiziers mit offenem Eingang


Während die Army of the Potomac unter General McClellan bei Harrison's Landing lagerte, erließ dieser eine allgemeine Order (am 10. August 1862, um genau zu sein), in der unter anderem die Bereitstellung von Wandzelten für Offiziere im Generalsrange und Stabsoffiziere sowie die Bereitstellung eines einfachen Zeltes für jeden Offizier angeordnet wurde. Diese Order wurde von McClellans Nachfolgern stets erneuert, doch auf irgendeine Art gelang es vielen der unteren Offiziersränge, ihr eigenes Wandzelt in den Wagentross zu schmuggeln, sodass sie nach dem Aufbau eines Feldlagers in den Genuss einer luxuriösen Unterbringung kamen und nicht auf die einfachen Zelte angewiesen waren. Über den Himmel des Zeltes wurde eine zusätzliche Leinwandbahn, ein sogenannter "Latz", gespannt, die den Schutz vor Sonne und Regen verbesserte. Diese Zeltform ist noch heute weit bekannt. Der Staat Massachusetts rüstet heutzutage, so glaube ich zumindest, alle seine Milizionäre mit ihr aus, ungeachtet ihres Ranges.

Die bisher beschriebenen Zeltformen wurden von den Einheiten benutzt, bevor diese ihre Heimatstaaten verließen. Es gab jedoch noch ein weiteres Zelt, das interessanteste von allen, das ausschließlich an der Front zum Einsatz kam. Es war dies das "Tente d'Abri", das Schutzzelt, auch "Hundehütte" genannt.

Warum genau es ausgerechnet "Schutzzelt" hieß, vermag ich nicht zu ergründen. Der Name folgte wohl derselben Logik, gemäß deren der ehrenwerte Pfarrer George Ellis den Teich auf dem Boston Common als "Froschteich" bezeichnete: eben weil es dort keine Frösche gab. Ebenso bot dieses Schutzzelt keinen nennenswerten Schutz. Doch mehr hierzu später. Den Spitznamen "Hundehütte" kann ich mir lediglich damit erklären, dass ein solches aufgebautes Zelt bestenfalls Platz für einen Hund bot ... einen sehr kleinen Hund.


Ein Schutzzelt, auch "Hundehütte" genannt


Dieser Zelttyp wurde im Jahre 1861 oder zu Beginn des Jahres 1862 ersonnen. Mir wurde berichtet, dass die ersten Schutzzelte aus leichtem Kanevas-Gewebe gefertigt waren, bevor eine Zeit lang Gummi verwendet wurde und man schließlich wieder zu Kanevas zurückkehrte. Ich selbst habe niemals eines dieser Zelte gesehen, das aus etwas Haltbarerem als Baumwolldrillich bestanden hätte. Es war dies das Zelt der einfachen Soldaten, doch es fand erst nach McClellans Halbinsel-Feldzug weitere Verbreitung. Ein jeder Mann erhielt eine Zeltbahn, welche eine Hälfte des Zeltes darstellte. Diese musste er auf dem Marsche mitschleppen, wenn er nicht auf ein nächtliches Obdach verzichten wollte. Diese Zeltbahnen verdienen eine nähere Beschreibung. Ich habe kürzlich eigens eine von ihnen ausgemessen und sie war 1,57 Meter lang und 1,42 Meter breit. An einer Seite verfügt sie über eine Reihe von Knöpfen und an drei Seiten befinden sich Knopflöcher. In jeder Ecke finden sich zwei Löcher, durch welche man Zeltnägel schlagen kann. Wie man sieht, gäbe eine einzelne Zeltbahn eine ausgesprochen kleine und ungemütliche Unterkunft für einen Mann ab, doch der Aufbau eines Schutzzeltes erforderte, dass zwei Soldaten ihre Ausrüstung kombinierten. Es kam nur selten vor, dass ein Soldat ein dermaßen übler Bursche war, dass niemand mit ihm in einem Zelt nächtigen wollte oder er selbst keinen Wert auf Gesellschaft legte, obwohl ich selbst einige wenige von dieser Sorte gesehen habe. In der Regel ging es diesbezüglich im Heer wie im Zivilleben zu: Jeder Mann hatte seinen Kumpel oder engen Freund, mit dem er außerhalb der Dienstzeiten Umgang pflegte und mit diesem teilte er auch sein Zelt. Man einigte sich darauf, wer das "Mütterchen" und wer das "Väterchen" dieses Haushaltes abgab. Ein Mann aus Marblehead betrachtete sein Zelt als eine Farm und nannte seine wechselnden Zeltgenossen seine "Hühnchen", besonders wenn es sich um jüngere Burschen handelte.

Mittels der Knöpfe und Knopflöcher konnten zwei oder mehr Zeltbahnen zusammengeknöpft werden und ergaben so ein vollständiges Dach. Hunderte Männer aus verschiedenen Bezirken eines Staates oder gar gänzlich verschiedenen Staaten teilten auf diese Weise ihre Schlafstätten und sind aufgrund dieses zufälligen Aufeinandertreffens noch heute gute, lebenslange Freunde. Wenn eine Armee sich auf dem Marsch befand, wurden die Zelte in der Regel nicht für jede Nacht aufgeschlagen, denn dies erschien den Soldaten als Verschwendung von Zeit und Kraft. War die Nacht klar und angenehm, verzichteten die Männer auf jeglichen Unterschlupf, stürmte es jedoch (oder war zumindest mit einem Sturme zu rechnen), so schossen nach dem Befehl, das Nachtlager zu beziehen, sogleich überall die Zelte aus dem Boden. Dies wurde von den Infanteristen folgendermaßen bewerkstelligt: Zwei Musketen mit aufgepflanzten Bajonetten wurden in einer Entfernung, welche der Breite einer Zeltbahn entsprach, aufrecht in die Erde gerammt. Ein Halteseil (das jeder Zeltbahn beilag) wurde zwischen den Abzugsbügeln der beiden Musketen gespannt und diente dergestalt als eine Art Firstbalken, über den im Handumdrehen die Zeltbahnen gespannt werden konnten. Die Artilleristen spannten ihre Zeltbahnen (in Ermangelung langer Musketen) über eine Querstange, die auf zwei senkrechten Stützgabeln ruhte. Wenn in der Nähe des Lagers Zäune standen, so wurden diese hölzernen Rahmenelemente aus deren Latten gefertigt, andernfalls wurden junge Bäumchen zurechtgeschnitten. Es kam häufig vor, dass Männer auf dem Marsche ihre lästigen Zeltbahnen wegwarfen und auf anhaltend gutes Wetter oder einen sich bietenden Unterschlupf in einer Scheune oder unter einem günstig gelegenen Felsvorsprung vertrauten.


Schutzzelt in der luftigen Sommerbauweise


Im Sommer, wenn die Armee sich nicht in Feindesnähe befand oder sich von einem Feldzuge erholte (wie beispielsweise die Army of the Potomac es einige Wochen nach dem Gettysburg-Feldzuge tat), errichteten die Männer ihre Zelte auf kurzen Stelzen, damit sie etwa einen halben Meter über der Erde schliefen und unter ihnen ein kühlender Luftstrom herrschte. Wenn das Lager nicht inmitten eines Waldes aufgeschlagen war, war es üblich, ein Dach aus Zweigen über dem Zelt zu errichten, das einen gewissen Schutz vor den Strahlen der Sonne bot.


Überdachtes Schutzzelt


Stand kaltes Wetter bevor, so errichteten die Soldaten jene Palisadenbauten, welche ich bereits beschrieben habe. Die Wände dieser Bauten waren zwischen 60 Zentimetern und anderthalb Metern hoch, je nach Geschmack (oder Faulheit) ihrer Erbauer. Oft wurden flache, einen knappen Meter tiefe Gruben ausgehoben, über welchen das Zelt aufgeschlagen wurde, damit kleinere Palisaden verwendet werden konnten. Zudem speicherte diese Variante die Wärme besser als ein ebenerdig errichtetes Zelt. Die Größe hing von der Anzahl der Bewohner einer Unterkunft ab. War eine Hütte von zwei Männern belegt, so hatte sie einen nahezu quadratischen Grundriss und war mit zwei Zeltbahnen überdacht. Häufig teilten sich drei Männer eine Hütte und in diesem Falle bewohnte einer von ihnen eine Art Vorbau, den er mit seiner Zeltbahn bedeckte. Belegten vier Männer eine Hütte, so wurde diese entsprechend vergrößert und mit vier Zeltbahnen überdacht. In jedem dieser Fälle wurde das Dach über ein Rahmenwerk aus leichten Sparren gespannt. Manchmal wurden die Giebel bis zu den Firstbalken mit kleineren Holzscheiten aufgefüllt, aber ebenso häufig verhängte man offene Stellen mit einer weiteren Zeltbahn, einer gummierten Decke oder einem alten Poncho. Ein Armee-Poncho, so möchte ich hier kurz anmerken, bestand aus ungebleichtem Musselin-Stoff, der mit vulkanisiertem Kautschuk überzogen war. Der Poncho war anderthalb Meter breit, 1,80 Meter lang, mit einer länglichen, acht Zentimeter weiten und 40 Zentimeter langen Öffnung in der Mitte, durch welche man den Kopf steckte. Dieses Kleidungsstück war eine Abwandlung der wollenen Ponchos, welche die Hispano-Amerikaner tragen, doch seine Abmessungen sind anders. Die ursprünglichen Ponchos sind 1,20 Meter breit und 2,13 Meter lang. Der Armee-Poncho wurde als Ersatz für eine gummierte Decke verwendet.


Ein getragener Poncho


Die Lücken zwischen den Holzscheiten eines Giebels wurden mit Schlamm von zäher Konsistenz gefüllt, der je nach Lehmanteil als mehr oder minder brauchbarer Mörtel fungierte. Nach einem heftigen Gewitter musste die Masse in der Regel erneuert werden. Der Schornstein wurde nach Südstaatenart außerhalb der Hütte erbaut. Manchmal stand er an einer Ecke und manchmal in der Mitte einer Außenwand. Seine Basis war eine je nach Geschmack und Sachverstand des Baumeisters sowie der Qualität der verfügbaren Werkzeuge und Materialien mehr oder weniger kunstfertig konstruierte Feuerstelle. In meiner Kompanie fanden sich zwei Maurer, die sich beim Bezug jedes neuen Winterlagers mit mehr Arbeit in ihrem angestammten Berufsfelde konfrontiert sahen als ihnen lieb war. Die Feuerstellen wurden aus Backstein, Stein oder gar Holz gefertigt. Stand in der Nähe des Lagers ein verlassenes Haus mit Backsteinschornsteinen, so wurden diese abgerissen und in den Dienst der Union gestellt, sofern nicht ein General das Gebäude zu seinem Hauptquartier auserkoren hatte. Holzschornsteine wurden stets mit einer dicken Lehmschicht ummantelt. Oberhalb der Feuerstelle bestanden sie zumeist aus gespalteten, gestapelten Holzscheiten, die mit dem roten Lehmboden Virginias abgedichtet waren, doch Steine wurden bevorzugt, wenn sie in ausreichender Menge verfügbar waren. Häufig wurden auch leere Pökelfleischfässer zu diesem Zwecke genutzt, die sich gut stapeln ließen. Hin und wieder brach irgendwo im Lager ein großes Geschrei los, wenn wieder einmal einer dieser Schornsteine in Flammen stand.


Ein brennender Schornstein


Es bedarf wohl keiner gesonderten Erwähnung, dass nicht alle dieser Schornsteine brauchbare Konstruktionen waren. Nur zu oft verlief der Luftstrom den Schonstein hinab anstatt hinauf und verwandelte das Zelt in eine Räucherkammer. Doch all diese Missgeschicke "gehörten zu unseren drei Jahren", wie die Jungs zu sagen pflegten. Der durchschnittliche Soldat nahm derartige Nachteile in Kauf, wenn die Alternative darin bestand, seinen Schornstein abzureißen und ihn sorgfältiger neu zu errichten. Der Qualm der sommerlichen Lagerfeuer härtete die Soldaten gegen die qualmenden Schornsteine des Winterlagers ab.

Viele der Soldaten betrachteten ihre Hütte als unvollendet, solange nicht ein Namensschild über dem Eingang prangte. Hie und da machte sich jemand die Mühe, eine gravierte Holzplatte anzufertigen, aber zumeist sah man ein einfaches Schild über der Türe, das grob eingeschnitzte oder mit Holzkohle gekritzelte Namen trug, wie etwa "Parker House", "Loch in der Wand", "Mose Pearson's", "Astor House", "Willard's Hotel", "Five Points" oder weitere ähnlich absurde Bezeichnungen, welche den Launen der jeweiligen Bewohner entsprangen.


Ein beschussfester Unterstand


Die letzte (aber deswegen nicht minder wichtige) Art von Behausung im Felde, über die ich sprechen möchte, sind die Unterstände, die von den Armeen der Union und der Rebellen gleichermaßen im Kriege erbaut wurden. Um Petersburg und Richmond gab es wohl mehr dieser Unterstände als im gesamten Rest der Südstaaten (mit Ausnahme Vicksburgs), da sich hier die beiden feindlichen Armeen dauerhaft gegenüberstanden ... die eine in Verteidigung der beiden Städte, die andere als Belagerer. Diese Unterstände wurden in den vordersten Reihen der Stellungen errichtet. Ihre Wände bestanden aus Baumstämmen, um die ein dicker Erdwall aufgeschüttet war und auf der dem Feinde abgewandten Seite befand sich eine Türe oder eine weite Öffnung. Auch das Dach bestand aus dicken Stämmen und einer meterdicken Erdschicht.

Der Innenraum dieser Bauten variierte in seiner Größe je nach der Anzahl der Bewohner. Manche waren ebenerdig errichtet, um sie trockener zu halten und den Komfort zu erhöhen, andere waren nach Art eines Küchenkellers in die Erde gegraben, doch alle von ihnen waren feuchte und ungesunde Behausungen, selbst wenn sie bei kaltem Wetter mit Feuerstellen ausgestattet wurden. Aus diesem Grunde wurden sie nur dann aufgesucht, wenn der Feind seine eisernen Grüße in Form von Mörsergranaten übersandte. Gegen alle anderen Geschosse erwiesen sich die Brustwehren als ausreichend und in ihrem Schutze breiteten die Männer ihre Zeltbahnen aus und verlebten so den Großteil ihrer Zeit im Sommer und Herbst des Jahres 1864, als sie vor Petersburg in unmittelbarer Nähe des Feindes lagen.


Ein 13-Zoll-Mörser


Ein Mörser ist ein kurzes, dickes Geschütz, dessen Zweck darin besteht, Granaten in hohem Bogen in Befestigungsanlagen zu schleudern. Dies geschieht, indem seine Mündung steil nach oben ausgerichtet wird. Je steiler jedoch die Flugbahn eines Geschosses, desto stärker wird das Geschütz belastet, weswegen Mörser so kurz und dickwandig sind. Sie können dergestalt gezielt werden, dass sie eine Granate in ein Fort hinein schießen, während eine herkömmliche Kanonenkugel entweder in den Außenwall einschlagen oder das gesamte Fort überfliegen und im Hinterland niedergehen würde.

Verglichen mit den normalen Feldgeschützen kamen Mörser nur sehr selten zum Einsatz. Während der Belagerung Petersburgs wurden sie, so glaube ich, häufiger in der Nacht als am Tage eingesetzt, was der außerordentlichen Wachsamkeit der Vorposten beider Armeen geschuldet war. Zu gewissen Zeitpunkten der Belagerung rechnete jede Seite mit einem Angriff des Feindes und dann löste bereits die geringste Provokation, etwa ein versehentlicher Schuss oder ein ungewöhnliches und unerwartetes Geräusch nach Einbruch der Dunkelheit, eine Musketensalve der Wachtposten aus, wobei sich ihr Feuer vom Punkte des Lärmes aus entlang der Linie nach beiden Seiten ausbreitete. Dies hielten dann die Infanteristen und Artilleristen beider Seiten für einen nächtlichen Angriff und so eröffneten sie ebenfalls das Feuer. Unter dem anschwellenden Getöse wurden auch der Rebellenschrei und die Hurra-Rufe der Unionstruppen laut. Bald erstarben die Schreie der Soldaten, der Donner der Kanonen und das Prasseln der Musketen und nur noch die Mörser-Batterien in den Forts beider Seiten hielten den Beschuss aufrecht. Der Himmel wurde erleuchtet von den glühenden Lunten der bedächtig in den Himmel aufsteigenden und beinahe erhaben wirkenden Geschosse. Während diese Granaten ihre elegant geschwungenen Bögen beschrieben, verstummte jeglicher Lärm und beide Armeen schienen den Flug jener mächtigen Todesboten mit stillschweigender Bewunderung zu verfolgen.


Ein Unterstand in Fort Hell bei Petersburg


Manchmal stieg eine einsame Granate aus einem Rebellenmörser in den Himmel, doch noch bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, schickte bereits ein halbes Dutzend Unionsmörser seine Projektile auf den Weg und sie schienen einander über den Himmel zu jagen, jede Granate in dem Bestreben, die erste zu sein und den Feind für seine Kühnheit zu bestrafen. Hinsichtlich der Waffengattung Artillerie war das Unionsheer dem Feinde in beträchtlichem Maße überlegen.

Diese abendlichen Feuerzauber richteten nur selten nennenswerten Schaden an. Sie galten gar als dermaßen harmlos, dass Präsident Lincoln und andere Politiker wiederholt die Gräben besuchten, um sich das Schauspiel anzusehen. Doch so harmlos diese Spektakel für gewöhnlich auch sein mochten, so erregten sie doch häufig unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Geschütze meiner eigenen Kompanie gaben bei Tageslicht mehrmals die Zielscheibe für feindliche Schießübungen ab. Bei diesen Gelegenheiten behielten wir die aufsteigenden Geschosse aufmerksam im Auge. Wenn sie bereits in ihrer Aufwärtsbewegung einen merklichen Links- oder Rechtsdrall zeigten, mussten wir uns keine Sorgen mehr machen, denn dann würden sie mit Sicherheit fehlgehen. Stiegen sie jedoch lotrecht in die Höhe und wurden zugleich größer, so erregten sie unser beunruhigtes Interesse. Wenn die Granaten bereits kurz darauf begannen, wieder der Erde entgegen zu sinken, so war die Sache für uns erledigt, denn dann waren sie offensichtlich zu kurz gezielt, wenn sie aber den Zenit ihrer Flugbahn über unseren Köpfen erreichten und wir das Knistern und Pfeifen der Lunte hören konnten, während das Geschoss durch die Luft segelte, dann hatten wir alle plötzlich sehr dringende Dinge in den nächstgelegenen Unterständen zu erledigen. Wir kamen dann erst wieder hervor, nachdem wir die Explosion gehört hatten oder eine heftige Erschütterung uns anzeigte, dass die Masse des Projektils sich in die Erde gebohrt hatte.

Diese Mörsergeschosse waren mit dem bloßen Auge klar und deutlich zu erkennen, aber nur, wenn sie direkt auf uns zu flogen oder wir selbst sie abfeuerten. Sobald sie das Geschütz verließen und sich gegen den Himmel abzeichneten, war ihre Flugbahn problemlos zu beobachten. Kamen sie auf einen zu, so sah man zuerst einen kleinen schwarzen Punkt, der, wie bereits geschildert, stetig größer wurde. Neben Mörsergranaten habe ich auch umherfliegende Kugeln und Granaten aus 12-Pfünder-Geschützen gesehen. Die Projektile aus Kanonen mit gezogenem Lauf flogen zu schnell, um sie sehen zu können.


Hartkeks & Kaffee

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