Читать книгу The Plateau - Aufstieg in den Tod - John Mobray - Страница 10

Ein Sprechproblem

Оглавление

Die Männer seines Platoon zollten ihm zweifellos Respekt, denn er war mutig, manchmal sehr draufgängerig aber immer darauf bedacht, keinen der Soldaten aus Ehrgeiz bei der Erfüllung der Befehle in eine nicht zu rechtfertigende Gefahr zu bringen. Dennoch verlangte er ihnen sehr viel ab und Disziplinlosigkeiten tolerierte er nicht. Nachdem er die High School 2006 mit 18 Jahren absolviert hatte war er zu einem Rekrutierungsbüro der Army gegangen und hatte sich für drei Jahre Dienst verpflichtet. Da er amerikanischer Staatsbürger war, polizeilicherseits nichts gegen ihn vorlag, und er älter als 18 Jahre war, hatte er nicht einmal die Erlaubnis seiner Eltern benötigt. Seine Mutter hatte seine Entscheidung nicht gutgeheißen, denn er hatte kein Hehl daraus gemacht, dass er keineswegs in irgendeinem Stützpunkt im Innendienst versauern, sondern mit der Waffe in der Hand richtig kämpfen wollte. Sein Vater stand dem aufgeschlossener gegenüber, denn er hatte selbst auch gedient, allerdings nie in realen Gefechten gestanden. Beide Männer verband in Bezug auf das Militär eine etwas verklärte Sicht auf Kameradschaft, Herausforderungen und Mut. Waffenaffin waren beide ohnehin. Schon mit 15 Jahren war der Junge mit seinem Vater in den weitläufigen Wäldern ihres Landstriches auf die Jagd gegangen und der Faszination dieser Beschäftigung erlegen. Das Recht Waffen zu besitzen, wurde in der Verfassung der Vereinigten Staaten geregelt, und es war kein Problem, sich mit entsprechenden Jagdwaffen auszustatten. Gewehre mit leistungsstarken Zieloptiken hatten es dem Jungen besonders angetan da es für ihn wichtig war, das Wild waidgerecht zu erlegen, und nicht unnötig leiden zu lassen.

Da er in der Schule keine Probleme hatte waren die Wochenenden ganz zu seiner freien Verfügung. In seiner Klasse war er als Einzelgänger bekannt und von den anderen machte sich keiner groß eine Mühe ihn irgendwie in ihre Aktivitäten einzubinden, da er viele Angebote für Gemeinsamkeiten bereits früher abgeschlagen hatte. Der Grund dafür war vermutlich sein fehlendes Selbstbewusstsein gewesen, denn er stotterte in Phasen der Anspannung ziemlich heftig. Obwohl die anderen es anfangs wahrscheinlich nicht vorsätzlich darauf anlegten ihn zu demütigen, gerieten seine Vorträge vor der Klasse immer zu einer Katastrophe. Er war überdurchschnittlich intelligent und hatte eigentlich auf keinem fachlichen Gebiet des Lernstoffes irgendein Verständnis- oder Logikproblem. Was er aufschrieb war lesenswert, was er berechnete stimmte, was er (in Mathematik oder Physik) schriftlich herleitete, absolut korrekt. Wenn man nur seine schriftlichen Leistungen zur Bewertung herangezogen hätte, dann wäre ihm ein Platz unter den Besten der Schule sicher gewesen.

All dies wurde aber durch seine Sprechprobleme entwertet. Obwohl er immer perfekt vorbereitet gewesen war wusste er schon vor seinem Auftritt vor der Klasse, dass er es wieder vermasseln würde. Es ging solange gut, bis er an ein Wort in seinem Vortrag stieß, welches sich beharrlich weigerte, richtig intoniert zu werden. Natürlich war sein Problem in seiner Familie bemerkt worden, aber alle Therapien waren ergebnislos geblieben. Letztlich hatte man sich die Sache schönredend und verdrängend darauf geeinigt, dass es eine anatomische Angelegenheit wäre, die wohl vom Grunde her aus irgendeiner Fehlfunktion der linken Hirnhälfte herrührte, denn dort befanden sich viele Nervenbahnen, die den Sprechvorgang steuerten.

Diese Toleranz und Rücksichtnahme konnte er in einer Klasse heftig pubertierender Jungen und Mädchen nicht erwarten. Schon lange hatten die Revierkämpfe der heranwachsenden Männer um die Mädchen begonnen, und vor allem um die Frage, wer der Boss der Clique sein sollte. Das war bislang alles nur auf der verbalen Ebene und körperlich friedfertig abgelaufen. Es gab aber zwei Typen in seiner Klasse, deren konstitutionelle Dominanz das bald ändern sollte. Noch hatte man ihn nur mit tosendem Gelächter und beleidigenden Worten fertig gemacht aber er ahnte, dass es nicht dabei bleiben würde.

Im Falle einer körperlichen Auseinandersetzung wäre er momentan gegen einige der teils schon recht bulligen Mitschüler absolut chancenlos gewesen, denn er war nur ein Meter achtundsechzig groß, und wog gerade einmal 65 Kilo.

The Plateau - Aufstieg in den Tod

Подняться наверх