Читать книгу Gor 15 - John Norman - Страница 10
6Ich höre von den Märkten in Victoria; ich werde dorthin reisen
ОглавлениеFrauen werden fast immer nackt versteigert, denn auf diese Weise kann ein Mann sehen, was er kauft.
Ich drehte mich von dem scheunenähnlichen Verkaufsstand in Fina, einer der vielen Städte am Vosk, weg. Die Stimme des Auktionators wurde langsam leiser hinter mir. Ich nahm an, dass er für die hübsche Brünette einen guten Preis erzielen würde. Sie war eine der letzten Gegenstände dieses Abends. Bevor sie auf den Verkaufsblock geschleppt worden war, hatte ich mir die übrigen Mädchen in dem Käfig angesehen. Jene, die ich suchte, war jedoch nicht unter ihnen gewesen.
Außerhalb des scheunenähnlichen Verkaufsstandes wurde ich jetzt von zwei Wächtern angehalten.
»Bist du Jason, der Kampfhahn?«, fragte einer.
»Ja, ich bin Jason«, gab ich zu.
»Du wirst Fina bis heute Abend verlassen«, wies mich einer der Wächter an.
»Wie du wünschst«, erwiderte ich ruhig.
Es war sowieso meine Absicht gewesen, Fina noch vor dem nächsten Morgen zu verlassen. Es war nicht das erste Mal, dass mich eine Wache aufforderte, die Stadt zu verlassen. Auch in Tancreds Landing war das schon vorgekommen.
Vor einigen Tagen hatte ich Lara verlassen. Die Tarnreiter aus Ar hatten Lara nicht niedergebrannt. Tatsächlich hatten sie nicht viel mehr gemacht, als die Stadt von den Flusspiraten zu säubern, hier und dort etwas zu plündern und einige Frauen einzufangen, doch in erster Linie waren ihnen natürlich weibliche Flüchtlinge aus Vonda in die Hände gefallen. Ihr Vorgehen Lara anzugreifen, hatte für große Fassungslosigkeit unter den Truppen von Lara gesorgt, die gerade auf Vonda zumarschierten. Dieser Umstand erwies sich in gewisser Weise als Vorteil für die Männer aus Ar, da die Truppen aus Lara in ihrer Bestürzung gezögert hatten, ihren Marsch in Richtung Norden fortzusetzen. Daher waren sie auch nicht in die Kämpfe verwickelt, die kurz danach nordöstlich von Vonda stattfanden. In diesen Kämpfen wurden jedoch die Streitkräfte aus Port Olni unerwarteterweise von Truppen aus Ti unterstützt, die unter dem Befehl von Thandar aus Ti, einem der Söhne von Ebullius Gaius Cassius, standen. Die Schlacht war schwer, endete aber unentschieden. Am zweiten Tag bei Sonnenuntergang zogen sich beide Armeen aus dem Feld zurück. Die engagierte Infanterie aus Ar war zahlenmäßig zwar unterlegen, doch ihre Mobilität und die Unterstützung durch ihre Tarnkavallerie kompensierte diesen Nachteil bis zu einem gewissen Punkt. Interessanterweise hatte Thandar aus Ti die Truppen aus Ar nicht am Himmel herausgefordert, sondern stattdessen die Söldner von Artemidorus aus Cos die Versorgungsketten von Ar angreifen lassen. Letzten Endes trafen sich die Haruspexe aus Port Olni, Ti und Ar nach einigen Tagen nervösen Lagerns auf neutralem Boden, um die nächsten Handlungsstränge festzulegen. Nachdem sie aus den Eingeweiden und der Leber eines geschlachteten Verrs gelesen hatten, beschlossen sie, dass es für beide Armeen das Beste wäre, sich zurückzuziehen. Somit hatten beide Seiten weder ihre Ehre noch ihr Gesicht verloren. Dieses Omen wurde lediglich von den Haruspexen aus Vonda und Cos angefochten. Doch auch sie verstanden, dass weder die Salerianische Konföderation noch die Stadt Ar einen ausgewachsenen Konflikt wünschten. Es war auch bekannt, dass Vonda in ihrer Konspiration mit Cos feindliche Aktivitäten selbst heraufbeschworen hatte. Indem Ar Vonda niederbrannte und einnahm, bewahrte sich die Stadt Ar ihren militärischen Anstand. Im Gegenzug hatte die Salerianische Konföderation das Gefühl, dass sie ihren Respekt aufrechthalten konnte, weil sie die Truppen von Ar daran gehindert hatte, weiterzuziehen. Folglich hatten die Tarnreiter von Artemidorus die Sklavenwagen, die nach Süden zogen, nicht weiter belästigt. Die Fahrer dieser Wagen und ihre Eskorten hatten die Planen zurückgeschlagen und gezeigt, dass sie nur angekettete Frauen transportierten. Die Tarnreiter von Artemidorus waren daraufhin über sie hinweggeflogen, ungeachtet der gehobenen Hände und der Schreie der Frauen.
Es gibt die goreanische Vermutung, dass eine Frau, wenn sie erst einmal eine Sklavin geworden ist, immer eine Sklavin bleiben wird. Diese Frauen werden mit der Peitsche ruhig gehalten. Ich denke, dass es nur wenig Zweifel daran gibt, dass die Einstellung der Kämpfe im Norden viel mit der Großzügigkeit der Männer aus Ar zu tun hatte, sodass Lara nicht das gleiche Schicksal erlitt wie Vonda. Sie hatten demonstriert, dass sie Lara ohne Weiteres hätten vernichten können, sich aber dazu entschlossen, es nicht zu tun. Dies wurde als ein Zeichen angesehen, dass Ar kein Interesse an einem großen Kriegsausbruch mit der Salerianischen Konföderation hatte. In Zukunft würde diese Aktion vielleicht die Konföderation spalten in Bezug auf die Gefühle, die sie für Ar hegten. Als es offensichtlich war, dass Ar Lara verschont hatte, hatten die Truppen aus Lara es nicht mehr für nötig gehalten, auf die Truppen aus Port Olni und Ti zu stoßen und waren stattdessen in ihre Stadt zurückgekehrt. Lara wird nun gegenüber Ar eine freundliche Grundhaltung einnehmen. Dies würde Ars politischen Einfluss an den Mündungen des Olni und Vosk stärken, ein strategischer Ort, falls Cos sich dazu entscheiden sollte, seine Truppen östlich entlang des Vosk zu senden. Lara war also der Dreh- und Angelpunkt zwischen der Salerianischen Konföderation und den Städten am Vosk.
»Beeil dich!«, rief der Wächter nun ungeduldig.
Ich hob meine Hand und bedeutete ihm, dass ich ihn gehört hatte, und setzte meinen Weg zum Hafen von Fina fort.
Seit einigen Wochen bewegte ich mich nun schon von einer Flussstadt zur nächsten, prüfte Sklavenmärkte und versuchte an Informationen über den Piraten Kliomenes zu kommen. Verständlicherweise bekam ich allerdings nur sehr wenige freiwillige Informationen. Denn viele Leute, so war ich mir sicher, wussten mehr über den Mann, als sie zugaben. Sein Name und auch der seines Kapitäns Policrates waren anscheinend mehr als gefürchtet auf dem Fluss. Diese Flusspiraten waren nicht nur verstreute Banden von Halsabschneidern, sondern viele hatten auch ihre eigenen Festungen und Schiffe. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein einziger Kapitän drei- oder vierhundert Männer befehligt und acht bis zehn Schiffe besitzt. Dementsprechend gibt es unter diesen Banden auch Freundschaften, eine Aufteilung der Gebiete und Allianzen. Sie stellen eine wahre Macht auf dem Fluss dar.
Ich trat zur Seite und ließ eine verschleierte freie Frau mit ihrem Kind passieren.
Von Lara aus ging ich nach White Water und von dort weiter nach Tancreds Landing. Später fuhr ich weiter flussabwärts nach Iskander, Forest Port und Ars Station. Ars Station befindet sich in der Nähe der Stelle, wo vor einigen Jahren eine Versammlung der Horden von Pa-Kur, einem Angehörigen der Kaste der Attentäter, stattgefunden hatte, der eine Allianz aus zwölf Städten gegen die Stadt Ar angeführt hatte, die durch Söldner und weitere Attentäter noch vergrößert worden war. Dieser Krieg wird auf goreanische Weise noch immer in einigen Liedern gefeiert. Vielleicht eines der bekanntesten unter ihnen ist das Lied über Tarl von Bristol.
Dieser Krieg hat wahrscheinlich um 10,110 C.A., Contasta Ar, seit der Gründung Ars, stattgefunden. Jetzt befinden wir uns chronologisch im Jahr 10,127.
Ars Station existierte zur Zeit der Versammlung der Horden von Pa-Kur noch nicht. Es wurde erst vier Jahre später als Außenposten und Handelsstation, am südlichen Ufer des Vosk, gegründet. Außerdem hält Ars Station die Herrschaft über das nördliche Ende einer der großen Straßen, der Viktel Aria oder Ars Triumph, inne, welche direkt nach Ar führt. Diese Straße ist auch bekannt als Voskstraße vor allem bei jenen, die sie von der Flussseite aus sehen. Westlich von Ars Station am Fluss hatte ich Jorts Ferry, Point Alfred, Jasmine, Siba, Sais und Sulport besucht. Außerdem hatte ich auch in Hammerfest und Ragnars Hamlet haltgemacht, das mittlerweile eine recht große Stadt geworden ist. Dieses Wachstum steht im deutlichen Kontrast zu jenem von Tetrapoli, viel weiter westlich am Fluss. Ragnars Hamlet einst ein winziger Fleck erweiterte sich immer mehr.
Tetrapoli dagegen bestand ursprünglich aus vier getrennten Ortschaften – Ri, Teibar, Heiban und Azdak –, die der Legende nach von vier Brüdern gegründet wurden. Diese Orte wuchsen dann entlang des Flusses zusammen und wurden schließlich zu einem Hoheitsgebiet ernannt. Die vier Stadtteile tragen allerdings noch immer die Namen der ursprünglichen Ortschaften. Der Ausdruck Tetrapoli bedeutet im Goreanischen übrigens »Vier Städte« oder »Vier Ortschaften«.
Ich ging jetzt weiter in Richtung der Hafenstraße von Fina. Hier und dort liefen Männer an mir vorbei. Ich befand mich nun in der Nähe des Hafenviertels. Ich trat zur Seite, als eine Coffle angeketteter Mädchen, bis zur Hüfte entblößt, an mir vorbeigetrieben wurde. Die Mädchen wurden offenbar zu einer der stabilen Holzlagerhallen gebracht, deren Türen mit dem Kajirazeichen versehen waren, um dort verkauft zu werden. Sie sahen in ihren Ketten absolut wunderbar aus.
Einige blickten mich an und fragten sich vielleicht, ob jemand wie ich sie kaufen würde. Diese Holzlagerhallen für Sklavinnen haben üblicherweise doppelte Wände; die Mädchen werden nackt in ihnen gehalten und tragen dabei Knöchelketten, es sei denn die Wächter wünschen es anders. Eine Flucht ist, statistisch gesehen, für goreanische Sklavinnen unmöglich. Außerdem sind die Strafen, auch für einen Fluchtversuch, oft sehr hart. Verstümmelungen kommen nicht selten vor. Die Hoffnung für goreanische Sklavinnen besteht deshalb nicht in der Flucht, sondern darin, ihren Herrn zufriedenzustellen. Ich sah mir die Mädchen genauer an, als sie an mir vorbeigingen. Jene, die ich suchte, war allerdings nicht unter ihnen.
»Eine Überfahrt, Herr?«, wollte auf einmal ein Mann von mir wissen.
»Ich wollte eigentlich mit anderen verhandeln«, erwiderte ich.
»Wir sind aber billig«, rief er. »Sehr billig!«
»Danke«, sagte ich und ging weiter. Ich hatte in den anderen Städten festgestellt, dass man die besten Preise direkt am Hafen bekommen konnte.
Auf meinem Weg flussabwärts kam ich an insgesamt vier Holzlagerhäusern vorbei, deren Türen mit dem Kajirazeichen versehen waren. Ich entdeckte kleine, verbarrikadierte Fenster, hoch angebracht an den äußeren Wänden. Am Tage kann etwas Licht durch diese Fenster strömen und so durch ein passendes, etwas niedriger angebrachtes Fenster in das Innere der Warteräume fallen. Manchmal befinden sich ähnliche Öffnungen auch auf den Dächern solcher Gebäude. In einigen dieser Lager, üblicherweise in jenen, die nur ein Stockwerk haben, liegen die Wartebereiche unter der Erde, so wie eine Art versunkener Raum. Die Fenster sind dann normalerweise klein und befinden sich acht bis zehn Fuß über den Köpfen der Mädchen. Das Licht ist in solchen Gebäuden allerhöchstens schummerig. Der Fußboden ist normalerweise aus Holz, abgesehen von einer schmalen Schmutzrampe, die sich in der Mitte befindet und circa zwanzig Fuß breit ist. Diese dient als Abfluss. Ein Netzwerk aus angeschweißten eisernen Riegeln, angebracht ungefähr einen Inch oder zwei unter der Oberfläche, liegt unter dem Holzboden und auf der Oberfläche des Drecks. Stroh ist am Rande des Raums und auf dem Holz verteilt. An den Wänden sind an unterschiedlich hohen Stellen, aber meist weniger als ein Yard über dem Boden, Sklavenringe angebracht. Das Erdgeschoss wird meist über eine Rampe erreicht. Solche Orte sind durch die Gerüche der dort gehaltenen Sklaven charakterisiert.
»Iss!«, hörte ich nun einen Mann sagen, der sich offenbar im Inneren eines solchen Gebäudes aufhielt, dann hörte ich den Schlag einer Peitsche und den Schmerzensschrei eines Mädchens. »Ja, Herr!«, rief sie hastig. »Ja, Herr!«
Ich setzte meinen Weg in Richtung des Hafens fort. Manchmal verzweifelte ich fast bei meiner Suche nach Miss Beverly Henderson. Wie konnte ich hoffen, ein Mädchen unter Tausenden zu finden oder sogar unter Zehntausenden, die auf die Städte und Ortschaften, die Felder und Dörfer, einfach auf ganz Gor verstreut waren. Außerdem konnte sie mittlerweile überall sein, wenn sie mit einer Karawane oder einem Tarn transportiert worden war. Dennoch war ich weiterhin fest entschlossen, meine Suche fortzusetzen. Zwei Dinge sprachen dabei eindeutig für mich. Ich wusste, dass sie erst kürzlich gefangen genommen worden war und das von Kliomenes, dem Piraten. Das hieß, dass meine Suche nicht ganz hoffnungslos war. Tatsächlich hatte ich nur wenig Zweifel daran, dass ich Miss Henderson finden würde, wenn ich herausfinden konnte, auf welchem Markt oder Märkten Kliomenes bevorzugt seine neuesten Waren anbot.
»Hey, du da«, rief ein Kapitän am Kai. »Du scheinst stark zu sein. Suchst du Arbeit?«
»Ich will flussabwärts reisen«, erwiderte ich.
»Wir wollen nach Tafa«, erklärte er. »Uns fehlt noch ein Ruderer.«
Die nächsten Städte westlich am Fluss waren Victoria und Tafa. Westlich von Tafa liegt Port Cos, das von Siedlern vor über einem Jahrhundert gegründet worden ist. Die Hauptstädte westlich von Port Cos, kleinere Städte nicht einbezogen, sind Tetrapolis, Ven und Turmus. Ven liegt am Zusammenfluss des Ta-Thassa-Cartius mit dem Vosk, und Turmus am östlichen Ende des großen Voskdeltas, die letzte Stadt am Fluss selbst.
»Ich will nach Victoria«, erwiderte ich. Das war die nächste Stadt westlich am Fluss.
»Du bist ein ehrlicher Kerl, oder nicht?«, wollte der Kapitän daraufhin wissen.
»Ich denke doch, dass ich anständig bin«, erwiderte ich zögernd. »Warum?«
»Wenn du ein ehrlicher Kerl bist, wieso willst du dann nach Victoria?«, fragte der Kapitän misstrauisch.
»Bestimmt gibt es auch ehrliche Machenschaften in Victoria«, erwiderte ich.
»Ich nehme es an«, antwortete der Kapitän argwöhnisch.
»Ist es denn ein gefährlicher Ort?«, wollte ich wissen.
»Du musst neu am Fluss sein«, stellte er fest.
»Ja, das stimmt«, sagte ich.
»Meide besser Victoria«, riet er mir.
»Warum?«
»Bist du ein Sklavenhändler?«
»Nein.«
»Dann meide Victoria.«
»Warum?«, wollte ich erneut wissen.
»Die Stadt ist eine Höhle von Dieben«, erklärte er mir. »Es ist nicht mehr als eine Markt- und Sklavenstadt.«
»Gibt es denn dort einen wichtigen Sklavenmarkt?«
»Manchmal kann man dort gute Preise für köstliche Ware erzielen«, erwiderte er.
»Warum sind die Preise manchmal günstig?«
»Mädchen, die nichts kosten, können auch billig verkauft werden«, entgegnete er vielsagend.
»Die Mädchen, die dort zum Verkauf stehen, sind also in erster Linie gefangene Beute?«, fragte ich aufgeregt.
»Natürlich«, erwiderte er.
»Das verstehe ich nicht«, sagte ich.
»Das ist doch bekannt am Fluss.«
»Was ist bekannt?«
»Dass Victoria der Hauptverkaufsort für die Waren der Flusspiraten ist.«
»Dann muss ich dorthin«, sagte ich eifrig.
»Ich reise nach Tafa«, erklärte er. »Ich werde dich nicht in Victoria an Land gehen lassen.«
»Lass mich für dich rudern, bis wir in den Umkreis von Victoria kommen«, schlug ich ihm vor. »Dann lass mich an Land. Ich werde meinen Weg schon zu Fuß in die Stadt finden.«
»Es wird bestimmt nützlich sein, noch einen Ruderer zu haben, selbst wenn es nur bis Victoria ist. Wir werden die Strömung auf unserer Seite haben.«
»Ja, das stimmt«, erwiderte ich.
»Vielleicht können wir auch westlich von Victoria einen neuen Ruderer an Bord nehmen«, mutmaßte er.
»Vielleicht«, entgegnete ich.
Aufmerksam sah er mich an.
»Du musst mir auch nichts zahlen«, lockte ich ihn. »Ich werde umsonst für dich rudern.«
»Meinst du das ernst?«, wollte er überrascht wissen.
»Ja«, sagte ich.
Er grinste. »Wir fahren in einer Ahn los!«