Читать книгу Die Chroniken von Gor 11 – Das Sklavenmädchen - John Norman - Страница 8

3 Das Lager

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Voller Zorn schürte ich das Feuer in der Pfanne, indem ich den Kohlen Luft zufächelte. Funken stoben aus den Flammen, die von Eisenbändern begrenzt wurden, und versengten meine Haut.

Eta stolzierte an mir vorbei. Ich hasste sie. Ihr Haar war dunkel, ihre Schönheit unbeschreiblich. Die Mähne reichte ihr bis zur Taille. Ihr hatte man Kleider gegeben, mir nicht. Ich neidete ihr den bloßen Fetzen aus braunem Tuch ohne Ärmel, so kurz er auch war und obwohl er so weit an ihren Hüften gerafft war, dass er sie nur unzureichend bedeckte. Zwei Haken hielten ihn fest, die man aber schnell zerbrechen oder abreißen konnte.

Auf einer Seite saß ein Mann, der einem starken alkoholischen Gebräu namens Paga zusprach. Anderswo lagen übereinander mehrere Speere, und Schilde standen überall an den Felswänden ringsum, in deren Schutz wir uns befanden. Es handelte sich um ein bewaldetes Tal, wie es viele in dieser Gegend gab. Ein schmaler Bach, nicht der einzige in der Umgebung, plätscherte durch das Lager. Ausgehend von unserer Position wurden ungefähr zwei Drittel des Areals von den hochragenden Seiten der Schlucht eingegrenzt. Das übrige Drittel hielt ein geschnittener Wall aus dichten Dornbüschen unter Verschluss, rund acht Fuß hoch und zehn tief, sodass uns kein Tier nahekommen konnte. Im Lager selbst und an den Rändern standen mehrere Bäume, einige davon recht hoch. Folglich konnte man aus der Luft kaum etwas von uns sehen – vom Boden ebenso wenig, außer man stolperte zufällig über uns, wenn man den Weg durch diese enge Schlucht wählte statt verschiedener anderer in der Nähe. Mein Fänger und ich waren nach einem etwa viertägigen Marsch hier eingetroffen. Währenddessen hatte er nicht mit mir gesprochen, und ich war ihm in jener Haltung beziehungsweise dem Abstand gefolgt, den er mir auferlegt hatte. Ich war sehr erleichtert darüber, dass er sich mir nicht eingehend widmen und mich als Weib in Gebrauch nehmen wollte. Zugleich aber war ich auch schmollend und von Tag zu Tag wütender hinterhergelaufen. Gefiel ich ihm denn nicht? Ich wusste durchaus um mein Glück, denn wenngleich ich mich vollständig in seiner Gewalt befand, so hatte er seinen Vorteil nicht genutzt und seine Gelegenheiten nicht ausgeschöpft. Das freute mich sehr ... und verdross mich gleichzeitig! Allmählich hatte ich begonnen, ihn zu verachten. Er wollte mir nichts zu essen geben, außer ich kniete vor ihm und ließ mich füttern; auf ähnliche Weise bekam ich zu trinken, außer dass er mir manchmal, wenn wir an ein Gewässer kamen, befohlen hatte, mich bäuchlings auf die Kiesel zu legen. Dann trank ich für gewöhnlich, ohne die Hände zu benutzen, während er mein Haar festhielt. Hielt er mich nicht in seiner Gewalt – so sehr, dass ich vielleicht sogar gewissermaßen auf eine Weise, über die ich kaum weiter spekulieren wollte, »sein« war? Fand er mich körperlich nicht anziehend? Warum hatte er mich nicht dazu gezwungen, ihm wie eine Frau zu dienen? Ich unterlag ihm auf das Strengste, doch wenn ich mich offensichtlich nach seiner Berührung verzehrte, wandte er sich ab; nicht einmal mit Blicken bedachte er mich dann. Ich hasste ihn! Ich hasste ihn so sehr! Die letzten beiden Tage unseres Marsches hatten wir vorwiegend bei Tageslicht zurückgelegt, wobei mir wieder erlaubt worden war, seinen Schild zu tragen. Folglich, so räsonierte ich, lag das Gebiet hinter uns, in dem man ihm unverhohlen feindlich gesinnt war. Dass dieses Lager geschützt und auf diese Weise aufgeschlagen worden war, fasste ich als gewöhnliches Verfahren unter Männern wie ihm und denjenigen auf, die ihnen dienten. Leute von seinem Schlag errichteten selten offene Lager, selbst wenn sie in kleinen Gruppen und in ihrem eigenen Land reisten.

Wieso hatte er mich nicht benutzt? Ich hasste ihn!

Ich fachte die Kohlen in der Pfanne mit einem steifen Stück Leder an. Ein Schürhaken ragte aus dem Feuer.

Eta ging wieder an mir vorbei, dieses Mal mit einer Fleischkeule auf der Schulter und Fett davon in ihrem Haar. Sie war ein Energiebündel, barfuß und braun gebrannt. In dem knappen Lumpen, den sie trug, machte sie eine vortreffliche Figur. Ihr Schmuck beschränkte sich einzig auf einen robusten Halsreif aus Stahl, der eng, aber nicht unansehnlich war und eigentlich recht passgenau anlag. Dieses sinnliche, feurig dreinschauende Mädchen hatte lange Beine und gehörte gewiss zu jenen Frauen, von denen Männer auf Erden vor lauter Angst nicht einmal zu träumen wagten. Nichtsdestotrotz schien es ihr zu gefallen, den Mächtigen auf Gor zu Füßen zu liegen, die ohne Bedenken entsprechend mit ihr verfuhren und ihr sehr viel, wenn nicht sogar alles abtrotzen konnten.

Wie widerlich sie war! Auch sie hasste ich!

Ich hielt mich nun schon fast zwei Tage in diesem Lager auf. Wir waren vorgestern spätnachmittags angekommen. Kurz zuvor hatte mein Häscher seinen Schild wieder an sich genommen, den ich bis dahin für ihn getragen hatte. Man geht niemals unbewaffnet in ein Lager, und sei es das eigene, denn was geschehen sein könnte, während man abwesend gewesen war, lässt sich nicht voraussehen.

Er hatte mich allein auf Knien zurückgelassen, um das Lager zu durchsuchen. Wenig später war er wiedergekommen und hatte mich aufgefordert, ihm zu folgen.

Er hatte sich singend genähert und dabei mit dem Speer gegen seinen Schild geschlagen.

Rufsignale wurden ausgetauscht.

Fast königlich war er von den anderen Männern im Lager empfangen worden. So, wie sie herbeigelaufen kamen, um ihn zu begrüßen, musste er ihr Anführer sein. Sie hatten gejohlt und ihn umarmt, ihm auf den Rücken geklopft und gelacht. Ich war im Hintergrund geblieben, ängstlich vor solchen Männern. Dann hatte ich diesen langbeinigen Traum von einem Mädchen – Eta – gesehen, schüchtern in der Nähe des Eingangs zum Lager stehend, wo das dornige Gestrüpp, wie meist tagsüber, zur Seite gewuchtet worden war. Sie hatte dort verharrt und sich nicht herangetraut – erst auf die Aufforderung meines Fängers hin, sie dürfe ihm unter die Augen treten. In diesem Moment war sie freudestrahlend zu ihm gelaufen und vor ihm auf die Knie gefallen, um ihren Kopf über seine Füße zu halten. Seinen Schild, den Speer und Helm reichte er einem anderen. Ein Wort von ihm, und sie sprang wieder auf. Er nahm sie in die Arme, als gehöre sie ihm, und sie küsste ihn ebenfalls so, als sei sie sein Besitz. Bis dahin hatte ich noch nicht gesehen, wie sich zwei Menschen so küssten. Es zeugte von einer zutiefst leidenschaftlichen Zweisamkeit, die mich bis ins Mark erschütterte: der Kuss Liebender und doch mehr als das, nämlich sowohl jener einer besessenen Liebenden als auch jener eines Mannes, der sie besaß.

Schließlich hatte er gelacht und sie beiseitegestoßen. Dann waren alle Blicke auf mich gerichtet worden.

Ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass er mich so geküsst und umarmt hätte wie sie. Ich war unheimlich eifersüchtig. Schlagartig bemerkte ich jedoch, dass mir nun ungeteilte Aufmerksamkeit zufiel und bekam Angst.

Die Männer und das Mädchen standen um mich herum, und ich hielt mich gerade, während sie im Kreis gingen. Ich wurde rot, weil sie mich so begutachteten. Untereinander tauschten sie Bemerkungen aus. Ich hatte das Gefühl, Gegenstand freimütiger Gespräche zu sein, wie man sie über ein Tier führt. Einige ihrer Kommentare, so glaubte ich, waren beileibe nicht schmeichelnder Art, sondern vielmehr abschätzig, wenn mich nicht alles täuschte. Am Schlimmsten fand ich allerdings das Gelächter. Meine Maße entsprachen damals noch nicht den Idealen, weil ich noch nicht zu strikter Diät und Leibesertüchtigung gezwungen worden war. Außerdem stand ich in jenem Moment auch nicht so anmutig da, wie ich es hätte tun können. Ich hielt mich zwar aufrecht, aber etwas steif und zu verkrampft, dabei ungelenk und bemüht Luft holend. Außerdem rollte ich meine Schultern nicht feinfühlig und war nicht anmutig genug, wenn ich den Kopf leicht, fast unmerklich drehen sollte, um den Eindruck eines quicklebendigen Leibes zu forcieren, der das überaus latente Versprechen abgab, auf fantastische Weise empfänglich zu sein. In erster Linie ließ ich jedoch vor allem in subtil psychologischen Angelegenheiten zu wünschen übrig, die sich dem wachsamen Betrachter anhand von nahezu unterbewusster Hinweise erschlossen. Diese Details äußern sich in leichten Unregelmäßigkeiten, was Gesichtsausdruck und Körpersprache anbelangt. Ich war in einer Kultur aufgezogen worden, die auf der Leugnung für Primaten geltender biologischer Fakten fußte; ein Mädchen aus einer Welt, in welcher theoretisch bezwungene Tiere ihre Tiernatur abstritten und schlechtmachten, sich geradezu hysterisch darum bemühten, sie zu unterdrücken – einer Welt, in der durch allgemeinen gesellschaftlichen Wahnsinn sogar die Sexualität zu etwas politisch Zweifelhaftem geworden war. Kurz gesagt hatte ich als durchschnittliche junge Frau von der Erde eine negative Konditionierung bezüglich Männern und Geschlechtsverkehr erfahren. Um dem Fass den Boden auszuschlagen, war mir in den letzten Jahren Gleichberechtigung eingeimpft worden: dass Männer und Frauen sich durch nichts voneinander unterscheiden würden. Falls dem so war, warum fühlte ich mich dann so klein, so unbedeutend unter Goreanern und erbebte, wenn sie mich nur anfassten? In der Gegenwart der Männer auf Erden, die umsichtig und freundlich waren, hatte ich weder den Eindruck gehabt, klein und ohne Bedeutung zu sein, noch wegen einer ihrer Berührungen gezittert; vielmehr war ich bloß zornig gewesen und hatte sie weggestoßen. Dies auch mit einem Goreaner zu tun, wagte ich nicht; es hätte eine Strafe nach sich gezogen, ganz zu schweigen davon, dass ich einsehen musste – damals hätte ich es vor mir selbst in Abrede gestellt – wie sehr ich mich danach sehnte, behaglich in ihren Armen zu liegen und ihnen zu dienen. Ich glaube, der Hauptgrund dafür, dass ich unter den Männern im Lager meines Häschers keinen Eindruck schinden konnte, ließ sich auf meine noch ausstehende Erziehung zurückführen: Ich verstand nichts von der Erweckung der Frau, dem Wesen der Männer und den Dingen, die sie mir anzutun imstande waren. Unvorstellbar, wie sie in ihrer Macht mein Innerstes nach außen kehren und mich vor ihnen auf die Knie zwingen mochten ... Ich hatte noch nichts über ihre Männlichkeit, und damit auch noch nichts über meine Weiblichkeit erfahren.

In puncto Geschlechtsleben war ich wie die meisten Mädchen auf der Erde negativ eingestellt und prüde.

Erst auf Gor und im Beisein meines Fängers hatte ich beizeiten erste Einblicke in jene erstaunliche, ruhmreiche Erfahrungswelt erhalten, die auf diesem Planeten jedem zugänglich ist und zu welcher mich die Natur als Frau in vollem Umfang berechtigte, wenn ich mich bloß traute, ganz ich selbst zu sein. Meine Furcht war allerdings unbegründet. Ich brauchte kein Wagnis dabei einzugehen, sondern musste mich nur dazu durchringen, zu mir selbst zu finden. Goreaner dulden es nicht, dass ihnen Mädchen wie ich etwas vorspielen und heucheln. Auch gegen meinen Willen würde man mich zwingen, das zu sein, was ich war.

Die Schergen meines Häschers amüsierten sich köstlich über die Unzulänglichkeiten seiner Beute. Er schlug und trat scherzhaft nach ihnen, bis das Mädchen seinen Arm nahm, lächelte und ihm Küsse aufdrängte, während es ihn von mir fortzog. Sie drehten sich um, alle geschlossen, und gingen wieder ins Lager, sodass ich allein war. Nun stand ich dort auf der Seite und schnaubte vor Wut. Man hatte mich verschmäht, abblitzen lassen. Durch nichts, was ich bisher erlebt hatte, war ich auf diese Behandlung vorbereitet worden. Ich spürte den Schotter am Boden der Schlucht unter meinen Füßen. Sonnenlicht reflektierte von den Felswänden. Ich ballte die Fäuste; für wen hielten sich diese ungebildeten Wilden überhaupt? Ich war das hübscheste Mädchen in der elften Klasse eines Elitecolleges auf der Erde gewesen, falls nicht sogar aller Colleges insgesamt. Die einzige Ausnahme mochte Elicia Nevins sein, die Schönheit aus der Abschlussklasse in Anthropologie. Ich selbst hatte ja Englisch gewählt und hielt mich für eine Dichterin. Dann vergegenwärtigte ich mir dieses anmutige Mädchen mit dem flammenden Blick und dem braunen Kleiderfetzen, das auch intelligent zu sein schien. Mir wurde klar, dass die Zierde von Judy Thornton oder selbst Elicia Nevins in einer Welt, auf der es Frauen wie diese gab, nicht sonderlich herausragte. Wie mir bald offenbart werden sollte, belief sich der Wert von Mädchen wie uns, also Judy Thornton oder Elicia Nevins, in der Regel mehr oder weniger auf ein Säckchen Kupfermünzen.

Ich trat durch den natürlichen Schutzwall aus Dornengestrüpp und kniete nieder. Ich wollte beschützt werden und etwas essen. Für Kost und Logis war ich bereit, alles zu zahlen, was sie wünschten. Hinter mir zog man die Sträucher, die undurchdringlich und sehr hoch waren, mit Haken, die an Stangen befestigen waren, zusammen. Nun war ich gemeinsam mit den Männern und diesem Mädchen im Lager gefangen.

Ich war jetzt seit zwei Tagen hier. Voller Zorn schürte ich das Feuer in der Pfanne, indem ich den Kohlen zufächelte. Funken stoben hoch und versengten meine Haut. Ich verwendete ein fast quadratisches Stück aus steifem Leder, um die Flammen anzufachen. Aus der Pfanne ragte der Griff eines Eisenhakens.

Ich musste zahlreiche banale Arbeiten im Lager und der Umgebung verrichten. Das gefiel mir überhaupt nicht.

Man hatte mich dazu gezwungen, Feuer zu machen und beim Zubereiten der Speisen zu helfen. Diese sollte ich auch mit auftragen und den Männern Wein und Paga dazu reichen … Becher und Besteck spülen … den Müll und die Reste des Gelages beseitigen. Weiterhin oblag es mir, zerschlissene Kleider zu nähen, wobei mich Eta einmal, als ihr das Ergebnis nicht gefiel, dazu nötigte, den Faden herauszureißen und wieder ganz von vorne anzufangen, um es ordentlich zu machen. Zu meiner Schmach brachte man mir außerdem bei, Wäsche auf den Felsen zu säubern, indem ich sie auf Knien am Ufer des Bächleins kauernd, das durch das Lager floss, walkte und ausspülte. Außerhalb wurde ich darauf angesetzt, Beeren zu pflücken und mir die Arme mit Feuerholz zu beladen. Wenn ich die Umfriedung verließ, begleitete mich stets einer der Männer meines Fängers. Auf der Erde hatte ich einen relativ hohen gesellschaftlichen und finanziellen Status genossen; daheim waren wir, soweit ich mich entsinnen konnte, nie ohne Hausmädchen und Koch ausgekommen; seit meinem fünfzehnten Lebensjahr hatte ich mich daran erfreut, ihnen Befehle zu erteilen, obwohl ich ihnen ebenbürtig war, wenigstens beinahe. Ich zählte nicht zu der Sorte Mensch, die häusliche Pflichten gewohnt war oder sich unter anderer Leute Scheffel stellte. Dies war Frauen einer anderen Klasse vorbehalten, die weit unter der meinen rangierte. Hier in diesem Lager jedoch half ich Eta beim Kochen, Putzen und Nähen, ich ließ mich gar zu noch niederen Arbeiten herab, beispielsweise dem Aufwarten, wenn die Männer ihre Mahlzeiten zu sich nahmen. Eta mochte sich nichts daraus machen; ich wusste nicht, welcher Klasse sie angehörte, aber ausgehend von ihrer Kleidung konnte sie nicht hochgestellt sein. Für Judy Thornton aber ging es keineswegs in Ordnung. Ich war blitzgescheit und verfasste Gedichte. Gelegentlich, wenn keiner der Männer anwesend war, weigerte ich mich, Eta zur Hand zu gehen. Dann erledigte sie ihre Pflicht alleine, murrend, aber ohne etwas zu sagen oder Einspruch zu erheben. Waren Männer zugegen, führte ich alle Arbeiten aus, die sie mir auftrug, denn ich fürchtete mich vor den Männern. Insgesamt waren es sechzehn, mein Fänger eingeschlossen, obwohl sich über den Tag hinweg selten mehr als vier oder fünf im Lager aufhielten.

Mein Fänger selbst war es gewesen, der mir befohlen hatte, auf die Kohlenpfanne zu achten, in der das Eisen heißgemacht wurde.

Nie wäre ich darauf gekommen, ihm nicht zu gehorchen.

Die Kohlen in der Pfanne überraschten mich nicht, da ich am ersten Tag, den ich von morgens bis abends hier verbracht und mich dabei umgesehen hatte, auf hinreichende Versorgungsgüter gestoßen war. Dies entsprach dem Grundgedanken hinter einem solchen Vorratslager, in das man wiederholt zurückkehren würde. In einer Höhle an einer Felswand standen mehrere Kisten, einige verschlossen, andere offen. Sie enthielten Weinkaraffen und Flaschen mit jenem Gebräu namens Paga, Bestände von Salz, Getreide, Trockenfleisch und Gemüse; Tuniken, Stoffballen und Decken. Zudem verwahrte man Werkzeug und andere Gerätschaften dort auf. Ich fand Nadeln und Faden, Parfüms und Schmuck, aber etwas davon anzuziehen beziehungsweise auszuprobieren, wagte ich nicht, auch wenn es mich in den Fingern juckte; andererseits kamen sie mir recht grobschlächtig vor. Eta trug ja, wie ich bemerkt hatte, als einziges Schmuckstück den dicken Halsreif. Daraus schloss ich, dass man sich nicht einfach so aus eigenen Stücken zu solchem Putz verhelfen durfte. Zweifellos würden mir diese Männer Schmuck vor die Füße werfen, so ihnen daran gelegen war, dass ich ihn trug und mir befehlen, ihn anzuziehen oder ihn mir vielleicht selbst mit ihren Pranken aufzwingen, was ein beunruhigender Gedanke war. In einer Truhe entdeckte ich Arzneimittel und Verbände. Außerdem gab es aufgerollte Felle und einen Kasten voller Lederwaren, sowohl Streifen als auch rechteckige Stücke und Bänder verschiedener Art. Auch auf zwei Peitschen stieß ich, doch wozu sie gebraucht wurden, konnte ich mir nicht so richtig vorstellen, denn mit Tieren, die man damit züchtigen musste, schienen sich die Männer nicht zu umgeben. Zudem sahen sie zwar stabil genug aus, aber ihre Riemen waren zu kurz für das schwerfällige Nutzvieh, dass ich kürzlich am Ende des Gefolges gesehen hatte: jene Rinderart, die vor den Wagen gespannt war. Diese weichen Peitschen waren nur ein Yard lang und praktisch nur unwesentlich breiter als der Rücken eines Mädchens. In einer anderen Kiste lagen Ketten, die ich mir nicht genauer anschaute; ihr Zweck war mir ebenfalls nicht ersichtlich. Die Kohlen und mehrere Eisen steckten in Säcken an einer Höhlenwand.

Es war nun später, und ich fachte das Feuer an.

Ein paar Yards weiter briet Eta eine Fleischkeule am Spieß. Ich roch den Bratenduft. Mein Magen knurrte.

Auch hier im Lager hatte mein Fänger weiterhin darauf geachtet, meine Ernährung auf seine erniedrigenden Handreichungen zu begrenzen. Dabei legte er mir das Essen entweder direkt in den Mund, oder ich musste auf Knien, ohne die Hände einzusetzen, danach schnappen.

Oh, wie ich ihn hasste!

Er verwies mich auf Knien in meine Schranken. Ich verachtete ihn zutiefst ... und dennoch war er bei Weitem der attraktivste Mann, den ich je kennengelernt hatte. Hoffentlich durfte ich einen Bissen von dem Braten zu mir nehmen. Ich war heilfroh darüber, dass er mich auf dem Weg hierher nicht zur Befriedigung seiner Gelüste benutzt hatte, obwohl es sehr leicht gewesen wäre, mit mir als seiner hilflosen, nackten Gefangenen. Gleichzeitig war ich rasend geworden, denn ich war so verliebt und schwach, so sehr frustriert. Gehörte ich letzten Endes gar nicht ihm? Fand er mich körperlich abstoßend? Sicher, ich war nicht Eta, aber bestimmt immer noch besser als niemand. Weshalb hatte er mich nicht genommen, mich nicht wenigstens rasch ins Gras geworfen und gezwungen, ihm Vergnügen zu schenken? Ich unterlag ihm aufs Strengste, doch wenn ich mich offensichtlich nach seiner Berührung verzehrte, wandte er sich ab; nicht einmal mit Blicken bedachte er mich dann.

Eines Nachts, als ich an Händen und Füßen gefesselt bei ihm lag, hatte ich wirklich vor Lust aufgestöhnt und versucht, meinen Kopf an ihn zu schmiegen. Da hatte er mir ein Stück Stoff in den Mund gesteckt – einen Knebel – es fest gebunden und mich von seiner Seite fortgestoßen, um ruhig schlafen zu können. Ich hingegen kam kaum zur Ruhe in jener Nacht, sondern wälzte und wand mich in meinem Elend. Zwei Tage später beim Rasten hatte mich die Begierde so weit getrieben, dass ich mit Tränen in den Augen vor ihm auf die Knie fiel und anfing, seine Füße und Beine mit Küssen zu bedecken. Dann blickte ich hinter meinem Tränenschleier zu ihm auf. »Nimm mich!«, flehte ich. »Nimm mich!« Auch wenn er meine Sprache nicht verstand, konnte kein Zweifel an der Art meiner Bedürfnisse und der Dringlichkeit meiner Bitte bestehen. Trotzdem wandte er sich von mir ab.

In der darauffolgenden Nacht weinte ich stundenlang und rutschte in meinen Fesseln herum. Damals war ich noch eine Jungfrau und wusste noch nicht so recht, was ein Mann mit mir anstellen konnte. Aber schon zu jener Zeit konnte ich vage nachvollziehen, dass gewisse Mädchen – solche, zu denen ich auch bald zählen sollte – imstande waren, vor lauter Lust im Gras liegend zu kreischen und zu zappeln, manchmal wie von Sinnen unter den Monden zu tanzen, sich selbst zu kratzen oder ihre Finger bis aufs Blut zu schinden, wenn sie sich am Zement ihrer Pferche vergriffen, sich Schrammen zuziehen, indem sie sich gegen die Gitterstäbe ihrer Zellen warfen oder ihr Fleisch aufrissen, weil sie sich gegen ihre Metallfesseln stemmten, um einen Wächter zu berühren. Wie hartherzig Männer zuweilen sein können, wenn sie sich weigern, das Verlangen einer Frau zu befriedigen.

Ich nahm mir unterdessen vor, meinem Fänger zu widerstehen.

Mittlerweile waren alle anderen Männer im Lager eingetrudelt. Zwei ergingen sich ein wenig abseits in einem Brettspiel mit langen Figuren. Die Fläche bestand aus hundert Quadraten. Vier oder fünf hockten ringsherum und schauten zu, andere befanden sich im weiteren Umkreis. Die meisten unterhielten sich, zwei tranken dabei Wein, und einer arbeitete mit einem zierlichen Feinwerkzeug an der Scheide seines Schwertes. Ein anderer schärfte das Blatt seines Speers mit langsamen, gemächlichen Bewegungen. Mein Häscher brütete gemeinsam mit zwei Beratern über einer Karte, die er mit einem Stock in den Sand geritzt hatte. Sie diskutierten über irgendein Vorhaben, dessen Einzelheiten ich naheliegenderweise aufgrund der Sprachbarriere nicht in Erfahrung bringen konnte. Einmal schaute einer der beiden Handlanger zu mir auf und suchte meinen Blick, bevor er sich wieder der Karte widmete.

Mein Fänger erhob sich und kam zur Kohlenpfanne. Ich verlagerte mein Gewicht auf die Fersen. Mit einem dicken Handschuh, den er aus dem Gras aufgehoben hatte, zog er den Eisenhaken heraus und begutachtete ihn. Das Metall glühte weiß. Es schwelte so heiß, dass ich davor zurückwich, indem ich mich nach hinten neigte. Nachdem er es wieder sehr tief zurück ins Feuer gesteckt hatte, wies er mich an, mit meiner Aufgabe fortzufahren, was ich natürlich befolgte.

Er selbst kehrte zu seinen Beratern zurück. Sie spannen ihre Konversation, ihr Streitgespräch beziehungsweise ihren Plan weiter.

Eta summte und sang, während sie auf das Fleisch aufpasste, das schwer, heiß und zischend an seinem Spieß aus Astholz briet, und sein Fett ins Feuer ergoss. Hin und wieder warf sie mir einen Blick zu. Wie sie mich anlächelte, passte mir nicht; sie kam mir ungewöhnlich heiter vor, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass ich ihr wiederholt an diesem Nachmittag nicht geholfen hatte. Beim letzten Mal war es darum gegangen, mit ihr Leder zu polieren, was ich wohlweislich verweigerte. Solche Arbeit schickte sich für ein Mädchen wie Eta, aber nicht für jemanden wie Judy Thornton. Ich war weder Köchin noch Dienstmädchen und brachte auch nicht das Leder irgendeines Mannes zum Glänzen! Ich war Judy Thornton und keine Bedienstete! Ich gehörte zu der Sorte Mensch, die Dienerinnen besaß, die diesen Befehle erteilte, sie organisierte und beim Ausüben ihrer Pflichten beaufsichtigte. Ich war zu gut und zu fein für ein Dienstmädchen.

Warum der Haken erhitzt wurde, wusste ich nicht. Es handelte sich eindeutig um ein Eisen zur Markierung, einen Brennstempel. Allerdings gab es im Lager kein Tier, das man damit hätte zeichnen können. Ich hatte damit gerechnet, man schaffe eines herbei, nachdem man es irgendwo beschafft hatte, aber dazu kam es nicht. So mutmaßte ich, dass einer der Männer, eventuell mein Fänger, da er derjenige gewesen war, der bestimmt hatte, dass ich mich um die Kohlenpfanne kümmerte, irgendetwas markieren wolle, das ihm gehörte. Es mit einem Zeichen als Besitz kenntlich machen, etwa einen Harnisch oder Gürtel, vielleicht auch das Leder eines Schildes, der mit Messing bereift war. Die Idee kam mir vernünftig vor. Ich hatte das Symbol an der Spitze des Hakens gesehen: eine kleine stilisierte Blüte. Der Stempel war rund und hatte einen Durchmesser von ungefähr anderthalb Zoll, einer winzigen Rose nicht unähnlich. Ich fand das Motiv ausgesprochen hübsch und liebevoll ausgearbeitet. Es entsprach ganz meinem Geschmack, und ich hätte bestimmt nichts dagegen eingewendet, es einer meiner Habseligkeiten aufprägen zu dürfen. Was mich störte, war der Umstand, dass ich das Motiv in seiner Ähnlichkeit mit einer Rose ein wenig zu feinsinnig und hübsch fand, um Dinge männlicher Art auf angemessene Weise damit zu markieren, zum Beispiel wie die erwähnten Harnische oder Schilde. Gerade wegen seiner Ähnlichkeit mit einer Rose hielt ich es für passender, etwas Feminines damit zu kennzeichnen.

Die Sonne war untergegangen, das Abendessen bald fertig. Die Kohlen in der Pfanne glühten.

Nicht weit entfernt gab es einen toten Baum mit weißer Rinde im Lager. Der Stamm war etwa vier Fuß über der Erde abgeknickt und neigte sich entsprechend schräg von dieser Höhe aus nach unten.

Ich schaute nach den Männern und nach Eta. Sie waren Raubeine, die grausame Spielchen trieben. Am vorangegangenen Abend war ich gezwungen worden, mit dem Mädchen Essen aufzutragen, was wir mit den Zähnen tun mussten; später hatte man mich in ihre Mitte bestellt, damit ich ihnen Wein und Paga einschenkte, wobei ich jeweils einen Becher nehmen und zärtlich küssen sollte, bevor ich ihn gefüllt einem der Speisenden anbot. Nach dem Abendmahl war Eta gepackt und mit Glöckchen behangen worden. Ich selbst machte mich rar. Sie wickelten ihr Riemen, die jeweils über ein Yard lang waren, um die gebräunten Knöchel. Daran hingen dicht nebeneinander winzige Schellen, mit welchen man auch ihre Handgelenke ausstattete. Weitere solcher Bänder hängte und wand man ihr um den Hals. Fünf Mann – die Spielteilnehmer – stellten sich etwa fünf Yards vor ihr in einer Reihe auf. Derjenige, den man zum Schiedsrichter erkoren hatte, entriss Eta daraufhin den knappen Zwirn, den sie trug. Da ging ein gefälliges Raunen durch die Gruppe, und man klopfte sich mit der flachen rechten Hand auf die linke Schulter. Eta, behängt mit den Glöckchen an ihrem Leib, dem Hals und den Brüsten, betrachtete die Männer stolz und hochmütig. An ihrem linken Oberschenkel prangte ein Zeichen, das ich im Dunkeln jedoch schlecht sehen konnte. Als Nächstes fesselte man ihr die Hände auf dem Rücken. Hauchdünne Stoffe wurden herbeigebracht und Wetten abgeschlossen. Eta schaute die Männer immer noch überheblich an. Dann zurrte der Schiedsrichter einen weiteren Riemen um ihren Bauch fest. Daran hing an der linken Hüfte ein einzelnes Glöckchen, das größer war als die übrigen und anders klang. Es diente allen voran dazu, die Männer zu leiten. Als sie nun betont würdevoll dastand, stülpte man ihr eines der Stoffteile über und band es unter dem Kinn fest. Somit war sie vermummt. Dies geschieht, damit ein Mädchen den Ausgang eines solchen Wettstreits nicht beeinflussen kann. Zweitens erfreuen sich die Männer vermutlich daran, dass sie nichts sieht, also unter der Haube ahnungslos im Dunkeln tappt, wenn es darum geht, denjenigen zu erkennen, der sie packt. Goreaner, diese Bestien, finden solche Dinge amüsant. Danach verhüllte man die fünf Männer ebenfalls mit durchscheinendem Stoff und befestigte diesen unter ihrem Kinn. Eta stand völlig reglos unter ihrer Vermummung da, weshalb kein einziges Glöckchen klingelte. Die Fünf wurden nun zur Erheiterung der Zuschauer im Lager herumgeführt und häufig gedreht, damit sie ihre Orientierung zur Gänze verloren. Dann nahm der Schiedsrichter eine Peitsche zur Hand und begab sich zu Eta. Ich vollzog alles aus dem Schatten heraus mit. Dass ich empört und entgeistert war, lag nahe. Außerdem litt ich mit meiner armen, unglückseligen Schwester, obwohl ich neugierig war und erfahren wollte, wer sie zuerst erwischte. Ich wusste genau, welchen der Fünf ich mir ausgesucht hätte, damit er mich schnappte, wäre mir die Wahl gegeben worden: ein blonder und strubbeliger, hochgeschossener Jungspund mit Sommersprossen an den Handgelenken. Sein widerborstiges Haar war schulterlang, und ich hielt ihn für den attraktivsten Mann im Lager – direkt nach meinem Fänger, der im Übrigen nicht mitspielte, denn er war Häuptling und Anführer, wohingegen dieses Spiel den niederen Rängen galt, um sich die Zeit im Lager zu verkürzen. Zumindest aber schaute er mit Interesse und Wohlgefallen zu. Er nippte an seinem Paga und wägte wohl auch ab, wie der Wettkampf enden würde.

Das Mädchenfangspiel existiert auf Gor in unterschiedlichen Varianten: Man kann es so einfach und formlos betreiben wie im Lager meines Fängers, zur Unterhaltung der Mannschaft, aber auch einen ziemlich ernsthaften Sport daraus machen, der genauestens beobachtet und von ausgefeilten Regeln bestimmt wird, so auch bei den verwaltenden Kaufleuten in den Ringen außerhalb der Grenzen der Sardarmärkte, wo junge Frauen aus verschiedenen Städten gegeneinander antreten. Bei einer der Spielarten stellen sich je hundert junge Männer und Mädchen – Letztere aufgrund ihrer Schönheit gewählt – aus einer Stadt im Ring hundert jungen Männern und entsprechend herausgepickten Mädchen aus einer anderen. Bei dieser Variante werden keine Hauben getragen. Das Ziel der Männer besteht darin, die einheimischen Frauen zu schützen und jene des Gegners zu fangen. Geschieht dies, wird die Betreffende ausgezogen und an Händen und Füßen gefesselt, ehe der Fänger sie zur Mädchengrube seiner Stadt bringt und hineinstößt. Falls sie sich nicht selbst befreien kann, wird sie als Punkt gewertet. Die Männer aus ihrer Stadt dürfen nicht in die Grube des Gegners steigen, um sie herauszuholen. Manchmal bestimmt die Zahl der Gefangenen innerhalb begrenzter Zeit den Sieger, in gröberen Varianten mag die Stadt gewinnen, die zuerst alle hundert Frauen des Gegners fängt. Ein Mann wird disqualifiziert und darf nicht mehr teilnehmen, wenn man ihn aus dem Ring drängt. Frauen der siegenden Stadt, die zuvor gefangen wurden, kommen am Ende natürlich wieder frei; jene der bezwungenen Seite bleiben wiederum gefangen und gelangen in den Besitz der jungen Männer aus der überlegenen Stadt. In der Version, in der die Stadt siegt, welche zuerst alle hundert gegnerischen Frauen sicherstellt, gibt es für jeden männlichen Teilnehmer ein Mädchen, das er üblicherweise selbst zur Grube bringt, nachdem er es gefesselt hat. Speziell in der Frühphase des Spiels konzentrieren sich die jungen Männer beim Punktesammeln deshalb oftmals auf jene Mädchen der konkurrierenden Stadt, die sie persönlich besonders anziehend finden und am Ende des Tages am liebsten mit nach Hause nehmen würden. Dieses Fangspiel wurde interessanterweise, so Fragen der Ehre keine Rolle spielen sollten, schon von Städten in Betracht gezogen, um Grenzdispute zu schlichten und Kriege abzuwenden.

Im Lager meines Fängers waren die Regeln allerdings einfacher. Der Schiedsrichter hob seine Peitsche hoch und rief ein Wort, das »Beute« bedeutet, wie man mir später sagte. Es gilt als Zeichen dafür, dass der Kampf beginnt und das Mädchen von nun an bereit ist, gefangen zu werden.

Im gleichen Augenblick, in dem er das Startsignal gab, holte er mit der Rute aus und versetzte Eta einen kurzen, aber wuchtigen Schlag ins Kreuz, weshalb sie aufschrie und sowohl dadurch als auch durch ihre klirrenden Glöckchen ihre Position preisgab, bevor sie sich in Bewegung setzte. Die Männer strebten nach dem Geräusch, und Eta blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Sie beugte sich nach vorne, weil ihre Arme am Rücken verschränkt waren. Ob die schlanke, biegsame Waffe zur Züchtigung im Verlauf des Spiels häufig benutzt wird, hängt vor allem davon ab, wie geschickt sich das Mädchen anstellt. Es muss sich den Regeln gemäß mindestens einmal alle fünf Ihn bewegen, was etwas weniger als fünf Sekunden entspricht. Tut sie dies nicht, vielleicht weil sie sich ziert oder verzählt hat, zeigt der Schiedsrichter den Wettkämpfern rasch und exakt mit der Rute, wo sie sich aufhält. Kurz bevor die fünf Ihn für Eta verstrichen waren, preschte sie mit bimmelnden Glöckchen zu einer anderen Stelle. Der Schiedsrichter ermahnte die Männer im strengen Tonfall; die männlichen Teilnehmer dürfen ihre Identität nicht offenlegen. Dies könnte nämlich das Verhalten des Mädchens beeinflussen, etwa weil es von einem bestimmten Mann gefasst werden möchte, und sich auf unlautere Weise auf den Ausgang der Partie auswirken. Müßig zu erwähnen, dass sich die junge Frau als exzellente Beute erweisen muss. Andernfalls, wenn sie in ihrer Leistung enttäuscht, weil sie sich zu schnell fangen lässt, fesselt man ihr die Hände über dem Kopf und peitscht sie aus. Dies zu tun wird natürlich selten notwendig. Sklavinnen brüsten sich mit ihrer Wendigkeit beim Ausweichen während des Fangspiels; sie bemühen sich mit jeder Faser ihres zierlichen Körpers, gewieftes Jagdgut zu sein, das sich nicht ohne Weiteres fangen lässt; voller Begeisterung versuchen sie, ihren Gegnern zu entwischen, und nehmen doch verzückt zur Kenntnis, dass sich ihre Erfassung und Fesselung, da sie Glöckchen tragen, nicht vermeiden lässt.

Eta beherrschte das Spiel gut, die Mannschaft allerdings auch. Daraus schlussfolgerte ich, dass sie schon oft so gejagt worden war, und zwar eben von genau diesen Männern im Lager.

Zweimal musste der Schiedsrichter der Schönheit mit seiner Rute Beine machen.

Irgendwann schien sie endlich nicht mehr zu wissen, wohin sie sich wenden sollte. Die Männer um sie herum schwiegen. Sie rannte blindlings los – und direkt in die Arme des jungen blonden Riesen. Mit einem wonnigen Schrei packte er sie und warf sie ins Gras, wo er sie festhielt. Sie war gefangen.

Der Schiedsrichter rief ein anderes Wort, das man mir später als »gefasst« übersetzte, und klopfte dem Fänger auf die Schulter. Die übrigen Männer traten zurück. Dann musste ich mit ansehen, wie Eta, gefesselt und verschleiert mit den Glöckchen am Leib, direkt vor mir auf der Wiese benutzt wurde.

Als der junge Mann fertig mit ihr war, stand er auf, löste den Knoten unter seinem Kinn und entledigte sich der Haube. Die anderen hoben ihre Becher für ihn, jubelten und schlugen ihm auf den Rücken. Er strahlte; er hatte gewonnen. Nachdem er auf seinen Platz zurückgekehrt war, wechselte Geld seinen Besitzer. Eta lag seitlich im Gras.

Sie wirkte ganz klein dort mit dem Tuch über dem Kopf, ihren Fesseln und den Glöckchen. Niemand außer mir schenkte ihr Beachtung. Meine arme Schwester, sie tat mir fürchterlich leid ... und gleichzeitig beneidete ich sie dafür, dass sie Vergnügen schenken durfte.

Binnen weniger Augenblicke erschien der Schiedsrichter wieder und zog sie an den Armen hoch. Sie blieb schwankend und zitternd stehen, sodass die Schellen klingelten. Erneut rief er das Wort, das sich als »Beute« übersetzen lässt, und trieb sie abermals mit der Peitsche an. Die Männer fingen aufs Neue an, sie zu suchen. Nun ging es um den zweiten Platz. In dieser Runde lief sie weniger eifrig, schlug sich aber vielleicht auch im Hinblick darauf, dass nur noch vier Mann teilnahmen, insgesamt sehr beachtlich. Es dauerte zwei, drei Minuten, bis sie gefasst wurde und zu meiner Bestürzung noch einmal die Schmach der Gefangenen über sich ergehen lassen musste. Freudig und erbarmungslos verfuhr ihr zweiter Fänger mit ihr, wobei seine Kühnheit und schlichte körperliche Inbesitznahme der Leistung des ersten kaum in etwas nachstand. Sie tat mir sehr leid, und doch war ich insgeheim unglaublich neidisch auf sie. Ich schaute weiter zu, bis man auch den dritten und vierten Platz bestimmt hatte. Nachdem der fünfte Mann seine Haube abgenommen hatte, wurde er zur Zielscheibe für nicht wenig gut gemeinten Spott und musste sich herumschubsen lassen. Er war leer ausgegangen und kam deshalb nicht in den Genuss der mit Glöckchen bestückten Grazie.

Der Schiedsrichter nahm Eta das Tuch vom Kopf, und sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar und atmete tief die nächtliche frische Luft ein. Sie hatte ein rotes Gesicht bekommen, ihre Züge waren entspannt, denn sie strahlte vor Wonne. Eigenartigerweise wirkte sie aber auch schüchtern. Sie hockte im Gras und nahm die Riemen mit den Glöckchen ab. Als sie an ihrem rechten Fußgelenk nestelte, schaute sie zu mir herüber. Verärgert erwiderte ich ihren Blick.

Da lächelte sie leicht. Nachdem sie die letzten Glöckchen entfernt hatte, brach sie jedoch in lautes Gelächter aus, kam zu mir und küsste mich.

Ich konnte sie gar nicht ansehen.

Dann ging sie wieder, um den braunen Fetzen aufzuheben, den ihr der Schiedsrichter vor Beginn des Spiels entrissen hatte. Sie dachte nicht daran, ihn wieder anzuziehen, sondern hielt ihn nur locker in der Hand, während sie zu meinem Fänger ging. Sie legte sich vor ihn und ihr Blick, als sie mich ansah, war jener einer Frau, die genau weiß, wie hübsch und über alle Maßen begehrenswert sie ist, dass sie der Gnade der Männer unterliegt und ausgiebig für deren Gelüste herhalten muss, weil sie es so wünschen.

Ich war böse auf sie und missgönnte es ihr, denn sie hatte mir zu verstehen gegeben, ich sei ein naives Ding.

Nun war es dunkel.

Der etwa vier Fuß über dem Boden umgeknickte Baum im Lager, dessen weißer Stamm sich schräg nach unten neigte, befand sich ganz in der Nähe.

Ich sah, dass Etas Braten mittlerweile gar war. Zwei Männer hatten das aufgespießte heiße Fleisch heruntergenommen und zum Schneiden ins Gras gelegt. Ich freute mich auf die bevorstehende Mahlzeit, achtete aber weiter auf die Pfanne. Die Kohlen glommen im Dunkeln.

Zwei Männer kamen zu mir und blieben vor mir stehen. Erschrocken schaute ich auf. Sie zogen mich an den Armen hoch und führten mich zu dem umgestürzten Baum. Dort legten sie mich mit dem Kopf nach unten rücklings auf den weißen Stamm. Ich starrte sie mit großen Augen an. Nachdem sie mir die Hände vor dem Körper gefesselt hatten, zogen sie sie über meinen Kopf. Sie wurden auf der Höhe meines Genicks am Stamm festgemacht, wo ich sie nicht mehr sah. Dann streckte man mich aus und zog meine Beine jeweils an die Seiten des Baums. Ich wehrte mich, während mir das Blut zu Kopf stieg und meine Beine in die Höhe ragten. »Stopp!«, schrie ich.

Man legte mir Stricke um den Hals, den Bauch und beide Beine, dort jeweils über dem Knie und am Knöchel. Sie wurden fest verschnürt. »Stopp!«, bettelte ich. »Bitte hört auf!« Ich konnte mich fast nicht mehr bewegen. So war ich vollkommen wehrlos. »Was habt ihr vor?«, wimmerte ich. »Oh nein! Nein!«

Mein Häscher war zur Kohlenpfanne gegangen und hatte das weißglühende Eisen mit einem Lederhandschuh herausgezogen. Ich spürte die Hitze selbst aus der Entfernung von mehreren Fuß.

»Nein!«, begehrte ich auf. »Nein!«

Zwei große, starke Männer hielten meinen linken Schenkel fest. Ich schaute meinem Fänger in die Augen. »Bitte nicht!«, flehte ich. »Bitte nicht!«

Dann – kopfüber und festgehalten, sodass ich nichts dagegen tun konnte – wurde ich als goreanische Sklavin gebrandmarkt.

Die Kennzeichnung dauerte nur wenige Sekunden. Das kann ich jedem Zweifler objektiv versichern. Nur ein Mädchen, das gerade markiert wird, tut sich schwer damit, diese augenfällige Wahrheit auf geistiger Ebene zu akzeptieren.

Ich darf vielleicht einräumen, dass die Sekunden – jene kurze Zeit – sehr lang erscheinen. Mir kam es so vor, als spüre ich das Eisen über eine Stunde hinweg. Es biss sich fest, küsste und nahm mich schließlich für sich in Anspruch. Ich schrie und schrie. Ich war allein mit den Männern, meinem Schmerz, mit meiner Qual, mit meiner Schmähung, dem gnadenlosen, zischenden Metall, das mir so sehr wehtat. Zum Glück ließen sie mich schreien; dies zu erlauben, während ein Mädchen mit heiß glimmendem Eisen gebrandmarkt wird, ist üblich und auf Gor ein Zeichen von Gutmütigkeit. Hinterher jedoch, sobald das Eisen aus ihrem Fleisch gezogen wird und ihre Zeichnung abgeschlossen ist, sollte sie nicht erwarten, dass Goreaner so entgegenkommend auf ihre Gefühle eingehen. Solche Nachsicht ist dann eher unwahrscheinlich, was ja auch Sinn ergibt: Denn hinterher ist sie bloß noch eine Sklavin.

Es beginnt unvermittelt – fast noch, bevor man es überhaupt spürt. Kaum dass ich die Berührung des Eisens wahrnahm, knisterte es und brannte sich durch meine äußeren Hautschichten. Dann prägte es sich nachdrücklich und aufs Schrecklichste ein und zierte nun meinen Oberschenkel. Es hatte sich im wahrsten Sinn des Wortes unerbittlich in meinen Körper gebrannt. Erst in diesem Moment begann mein Gehirn, die Pein zu registrieren, und ich fing an zu schreien. Ich konnte einfach nicht fassen, was mir angetan wurde und wie sehr es schmerzte. Nicht nur, dass ich das Metall spürte, nein; ich hörte es auch zischen, während es die präzise, hübsche Wunde ohne Erbarmen in meinen Schenkel brannte. Es roch nach versengtem Fleisch, meinem eigenen! Ja, mein eigener Leib wurde gekennzeichnet. Ich konnte mein Bein nicht bewegen, deshalb warf ich meinen Kopf hin und her und schrie. Das Eisen steckte schon fest in meinem Körper, wurde dann aber zu meinem blanken Entsetzen noch tiefer hineingedrückt. Der Stempel ist im Schnitt einen Viertelzoll tief, dieser steckte nun in mir. Er saß fest in meinem Fleisch, vollständig verdeckt unter der Haut, zischend und unglaublich heiß. Es dauerte seine Zeit, um mich sauber und deutlich zu zeichnen. Umso schneller und genauso präzise wurde es wieder weggezogen.

Es roch nach versengtem Fleisch, und die Männer ließen meinen Schenkel nun endlich los. Ich fing an zu würgen und zu schluchzen. Einige begutachteten das Brandzeichen. Man ließ meinen Fänger wissen, was man von seiner Arbeit hielt; ich nahm an, dass er mich gebührlich markiert hatte.

Nachdem mich die Männer verlassen hatten, musste ich liegen bleiben; machtlos mit dem Kopf nach unten angebunden auf dem umgeknickten, abgeschrägten Stamm eines Baumes mit weißer Rinde.

Ich war seelisch überwältigt von dem, was ich gerade erlebt hatte. Es schmerzte jetzt nicht mehr so schlimm, mein Bein brannte zwar immer noch, und nicht gerade wenig, aber die Pein wirkte jetzt relativ unerheblich im Vergleich zur Tragweite dessen, was mir nun mit zutiefst erschütternder Wirkung bewusst wurde: Ich war gebrandmarkt worden!

Ich erschauderte in meinen Fesseln, ich stöhnte und weinte. Mein Schenkel würde noch tagelang wehtun, aber dies war streng genommen eigentlich belanglos, denn was zurückblieb, war ihr Zeichen in meinem Fleisch. Im Gegensatz zu den Schmerzen würde es nicht vergehen; ich musste es weiterhin tragen. Von nun an sollte es mich als etwas ausweisen, das ich zuvor nicht gewesen war, zumindest nicht explizit, jetzt aber unleugbar für alle Augen sein musste. So lag ich da; ich wusste, dass mich der Brennstempel nachhaltig und im tiefsten Kern verändert hatte. Was würde ein Brandmal bedeuten? Ich hatte Angst. Ich traute mich kaum, mir auszumalen, welche Art von Frau ein solches Zeichen am Leib trug. Sie konnte nur eines sein. Ich versuchte, den Gedanken zu verdrängen. Ich wollte die Handgelenke und meinen Kopf, den Oberkörper, Arme und Beine bewegen – mit leidlichem Erfolg, denn die Fesseln verhinderten es beinahe vollkommen. Nur Tiere wurden gebrandmarkt.

Hilflos und jämmerlich lag ich da. Ich war Judy Thornton. Ich galt als Musterschülerin eines Elitecolleges für Mädchen auf der Erde, als Schönste meines Jahrgangs, falls nicht sogar der gesamten Schule, was wenn überhaupt nur meine Rivalin verhindern konnte, die reizende Elicia Nevins aus der Abschlussklasse in Anthropologie. Ich hatte Englisch gewählt und schrieb Gedichte! Wie kam es, dass ich nun angebunden mit einem frischen Brandmal am Bein auf einem fremden Planeten lag? Elicia Nevins hätte mich mit Genuss ausgelacht, wäre ich ihr so unter die Augen gekommen: ihre süße freche Erzfeindin, die so weit heruntergekommen war, dass sie sogar ein Brandzeichen trug. Ich dachte genauer über Elicia nach. Wir waren zickig gewesen, einander arrogant und selbstgefällig gegenübergetreten, hatten um den Rang der Schönsten, Redlichsten und Beliebtesten gewetteifert. Wie sie sich nun an meinem Anblick ergötzt hätte! Jetzt wäre ich außerstande, ihr auch nur in die Augen zu schauen. Das Zeichen hatte mich verändert. Sie besaß keines, ich schon. Wäre sie mir jetzt entgegengetreten und ich meine Fesseln los gewesen, hätte ich die Augen niedergeschlagen, den Kopf beschämt gesenkt und mich hingekniet. Konnte mich ein einfaches Mal so grundlegend verändern? Wahrscheinlich schon. Ich zitterte. Mir fielen die Jungen wieder ein, mit denen ich auf der Erde ausgegangen war, jene unreifen Bengel, die überwiegend viel Geld besaßen und hohes soziales Ansehen genossen. Ich hatte sie als Begleiter und Liebhaber akzeptiert, oftmals aus keinem triftigeren Grund als jenem, den anderen Schülerinnen zu verdeutlichen, wie ungewöhnlich beliebt ich war. Was, wenn sie mich jetzt gesehen hätten? Manche wären bestimmt vor Schreck davongelaufen, hätte man mich, ein gebrandmarktes Ding, zu ihren Füßen niedergeworfen. Andere wiederum wären betroffen und verwirrt in Geplapper und Stammeln ausgebrochen, hätten zur Seite geschaut und mich mit ihren Mänteln zugedeckt, holprige und zusammenhanglose Worte des Trosts ausgesprochen, bekümmert und doch heuchlerisch.

Wie viele von ihnen, so fragte ich mich, würden umsetzen, was sie wirklich wollten, wie es – daran bestand für mich kein Zweifel – die Männer auf Gor taten? Wie viele von ihnen, so fragte ich mich, würden schlicht auf mich hinabschauen, und mich als das sehen, was ich nun war, eine gebrandmarkte Sklavin? Wie viele von ihnen, so fragte ich mich, würden mich von oben herab betrachten und gehässig lachen. »Ich habe dich schon immer gewollt, Judy Thornton, jetzt werde ich dich einfach nehmen«, würden sie dann sagen und mich am Arm packen, um mich zu ihrem Bett zu schleifen. Nur wenige würden das tun, glaubte ich. Trotzdem war ich mir nun als Gebrandmarkte zum ersten Mal deutlich der Macht und Größe solcher Jungen bewusst – sie waren ja nicht einmal Männer, geschweige denn Goreaner. So etwas war zuvor nicht bedeutsam gewesen, aber jetzt hatte es einen erheblichen Stellenwert. Vormals war ich in der Lage gewesen, junge Männer mit einem bloßen Blick, einer Geste oder einem drastischen Wort abzukanzeln, aber was, wenn sie mich jetzt so gesehen hätten mit meinem Brandmal? Hätten sie bloß über meinen dummen Blick, meine Gesten und Einwände gelacht? Hätten sie nur gelacht und mit mir getan, was sie wollten, oder wäre ich wie auf Gor zuerst gezüchtigt worden, bevor sie nach Belieben mit mir gespielt hätten? Mit dem Brandmal war ich von Grund auf und auf Dauer anders, das wusste ich. Ich lag kopfüber auf dem weißen Baumstamm und jammerte. Auf Gor ist das Brandmal institutionell und rechtskräftig; es kennzeichnet ein Objekt. Die Trägerin besitzt im Rahmen der Gesetze weder Rechte noch Ansprüche. Die wichtigste Konsequenz jedoch, die sich aus dem Zeichen ergibt, ist wohl weniger gesellschaftlicher Natur, sondern persönlich und dabei psychologisch. Das Mal transformiert das tiefste Unterbewusstsein der Trägerin praktisch sofort. Ich beschloss, solche Gefühle zu bekämpfen und meine Persönlichkeit zu bewahren, selbst wenn ich dieses Stigma trug. Ich lag gefesselt da und konnte mich kaum rühren, vermutete aber, dass in Wahrheit die stärkste Fessel, die ich trug, nichts mit den straffen Seilen an meinen Handgelenken oder an meinem Bauch zu tun hatte, sondern mit der frischen Wunde an meinem Bein zusammenhing. Des Weiteren, so spekulierte ich, mochte selbst dann, wenn man mich mit den längsten Seilen und den schwersten Ketten strafte oder in Zellen und Kerker steckte, die umfassendste, nicht abzuwendende Fessel trotzdem stets jenes niedliche, feminine Motiv bleiben: die kleine, hübsche Blüte, die einer Rose glich und an meinem linken Oberschenkel im Fleisch verewigt war.

Nun nahm ich die Geräuschkulisse des Lagers ringsum wieder mehr wahr. Die Männer hatten sich zum Feuer begeben. Gerade wurde der Braten aufgeschnitten und man unterhielt sich. Eta wartete den Männern auf. Mit ihren langen Beinen sah sie atemberaubend aus. Ich blickte hinauf zu dem prachtvollen goreanischen Nachthimmel, an dem die Sterne strahlend schön blinkten. Drehte ich den Kopf ein wenig zur Seite, sah ich die drei Monde. Ich spürte die brüchige Rinde des weißen Stammes – gefesselt, wie ich war – am Rücken und an den Innenseiten meiner Schenkel. Dabei roch ich den Bratenduft und die Vegetation in der Umgebung, auch die Insekten hörte ich. Wieder versuchte ich, Hand- und Fußgelenke zu drehen; ich konnte sie kaum bewegen. Ich hatte sehr lange geweint. Meine von Tränen verklebten Wangen fühlten sich jetzt, da die salzigen Rinnsale getrocknet waren, gespannt an. Welchen Status ich nun wohl in dieser Welt innehatte, nachdem ich gebrandmarkt worden war? Von welcher Art mochte ein Mädchen auf diesem Planeten sein, wenn es ein solches Zeichen am Leib trug?

Einige Männer, darunter auch mein Fänger, näherten sich vom Feuer her, Eta ebenfalls.

Er nahm meinen Kopf in beide Hände und drehte ihn so, dass ich ihn anschauen musste. Mit meinem Blick heischte ich um Mitleid, das ich jedoch nicht in seinen Augen entdeckte. Ich, die Gebrandmarkte, erschauderte in seinen Händen.

»Kajira«, sagte er lapidar zu mir. »Kajira«, dann ließ er los. Ich schaute ihn weiter an. »Kajira«, wiederholte er.

Da begriff ich, dass ich ihm nachsprechen sollte. »Kajira«, sagte ich.

Ich hatte dieses Wort schon mehrmals auf diesem Planeten gehört. Die Männer, die zuallererst an den Felsen in der Wildnis gelangt waren, hatten sich damit auf mich bezogen, nicht zu vergessen den Ausruf »Kajira canjellne«, der anscheinend eine rituelle Rolle in jenem erbitterten Streit gespielt hatte, in dessen Folge ich des Handelns nicht mächtig, in die kompromisslose Obhut dieses Mannes geraten war.

»La Kajira«, sprach Eta und zeigte auf sich selbst. Sie raffte den knappen Stoff, den sie nun wieder trug, drehte sich zu mir und zeigte ihren linken Oberschenkel. Auch sie trug ein Brandzeichen. Ja, sie war ebenfalls standesgemäß gekennzeichnet worden. Nun fiel mir wieder ein, dass ich das Zeichen schon einmal gesehen hatte, nämlich am Vorabend im Halbdunkel, angestrahlt von Fackeln, als sie nackt, vermummt und mit Glöckchen behangen zur Unterhaltung der Männer als entzückende Beute zum Rennen angehalten worden war. Da hatte ich es allerdings noch nicht verstanden und auch nicht als Brandmal erkannt. Nie wäre es mir als solches in den Sinn gekommen; stattdessen hielt ich es für ein merkwürdiges Zeichen welcher Art auch immer. Noch gestern Nacht hätte ich nicht geglaubt, dass man eine Frau brandmarken konnte, doch jetzt nach meiner jüngsten Erfahrung mit dem Stempel war ich bereit, den Beweis für voll zu nehmen, der sich meinen Sinnen auftat: Frauen konnten auf dieser Welt sehr wohl gebrandmarkt werden. Eta und ich, wir waren jetzt, wie mir bewusst wurde, auf tiefgreifende Weise ebenbürtig; wir beide waren gebrandmarkte Frauen. Ich stand nicht mehr über ihr; ein Zeichen war mir zum Vergnügen der Männer eingeprägt worden, und jetzt befand ich mich auf genau der gleichen Höhe wie Eta. Was sie auch war: Ich wusste, ebendies und nichts weiter war ich nun auch. Allerdings trugen wir keine identischen Male. Ihres war schmaler, eher vertikal ausgerichtet mit einem Stängel, einem fließend verspielten Ringelmotiv. Es maß etwa anderthalb Zoll in der Höhe sowie einen halben in der Breite und stand meiner späteren Einweisung zufolge für den Anfangsbuchstaben des goreanischen Wortes »Kajira« in Schreibschrift. Mein Mal bedeutet »Dina«; das ist eine kleine hübsche Blume mit mehreren Blüten und kurzem Stängel, die auf grün belaubtem Grund wächst, meistens an Berghängen in den gemäßigten Zonen auf Gors Nordhalbkugel. Aufgrund ihres Blütenstandes, aber auch unter anderen Gesichtspunkten erinnert sie an eine Rose. Sie wirkt exotisch, befremdlich und gilt dort im Norden, wo sie am häufigsten auftritt, als Sklavenblume. Sie war nun in meinem Fleisch abgebildet. Im Süden, also unterhalb des goreanischen Äquators, wo sie seltener ist, erzielt sie höhere Verkaufspreise. Einige Jahre zuvor war es nicht einmal unüblich gewesen, dass Angehörige niederer Kasten ihre Töchter Dina nannten – ein Brauch, der nunmehr nur noch selten gepflegt wird, weil sich überregionaler Handel und kultureller Austausch zwischen Städten wie Ko-ro-ba und Ar sowie Turia, dem Stern der südlichen Hemisphäre, ausgeweitet haben und offener geworden sind. Im Zuge des Niedergangs von Turia vor mehreren Jahren waren Tausende aus der Stadt geflohen, darunter zahlreiche Handeltreibende beziehungsweise Mitglieder von Kaufmannsfamilien. Da Turia erhalten blieb und das Ubarat von Phanius Turmus wiederhergestellt wurde, kehrten viele dieser Leute zurück. Man knüpfte neue Kontakte, erschloss andere Produktmärkte und selbst jene aus Turia, die ihre Heimat nicht wieder aufsuchten, sondern zu ihrer neuen Bleibe standen, förderten den Vertrieb von turianischen Gütern sowie Lederwaren und anderen Erzeugnissen der Wagenvölker, die in Turia umgeschlagen wurden. Dass man die schöne Dina im Norden als Sklavenblume bezeichnete, entging den ausgebürgerten Turianern nicht; beizeiten verwendete man den Namen weder im Süden noch auf der Nordhalbkugel für freie Frauen, obwohl er gut klingt und von einer erlesenen, ansehnlichen Pflanze herrührt. Wer noch so getauft worden war, ließ sich offiziell umbenennen, den Namen aus den Bürgerlisten tilgen und durch einen weniger schmählichen, besser passenden ersetzen. Dina war im Norden jahrelang fast ausschließlich für Sklavinnen gebraucht worden. Der Ursprung der Bezeichnung Sklavenblume ging mit der Zeit verloren. Eine Theorie besagt, ein früherer Ubar von Ar habe die Tochter eines bezwungenen Gegners auf ihrer Flucht in einem Feld voller Dinas gefangen und noch dort versklavt, nachdem er sie mit dem Schwert entkleidet, genommen und in Ketten gelegt hatte. Während er ihren Halsreif an seinem Steigbügel befestigte, schaute er angeblich über das Feld und nannte sie Dina. Vielleicht spricht man aber auch nur deshalb von einer Sklavenblume, weil sie im Norden ziemlich weitverbreitet und demnach unbedeutend ist, so hübsch und kostbar sie auch sein mag. Zudem ist sie schutzlos, lässt sich leicht pflücken beziehungsweise erdrücken und wegwerfen, wenn man so will.

Etas Mal bedeutete also nicht »Dina«, sondern stand wie gesagt für den Anfangsbuchstaben des goreanischen Wortes »Kajira« in Schreibschrift, wie man mir später erläuterte. Davon abgesehen war es aufgrund seiner liebevollen Gestaltung und verschnörkelten Art aber auch ein außergewöhnlich anmutiges, weibliches Zeichen. Ich entsann mich, den Haken, den ich erhitzt hatte, für zu feminin gehalten zu haben, um männliches Eigentum wie Sättel oder Schilde zu kennzeichnen, aber für genau passend hinsichtlich Frauendingen. Jetzt kennzeichnete er mich. Sowohl mein Brandmal als auch Etas waren unglaublich feminin. Man hatte uns die Weiblichkeit, ob wir es wollten oder nicht, tief und unabänderlich aufgeprägt. Angesichts des Umstands, dass Dina als Sklavenblume galt, mussten geschäftige Sklaventreiber, Krieger und Händler – alle, die am An- und Verkauf von Mädchen interessiert waren – schlussendlich auf ein der Pflanze nachempfundenes Brandzeichen kommen. Darüber hinaus existieren auf Gor eine Vielzahl weiterer Motive, wenngleich das der Kajira, mit dem Eta bedacht worden war, bei Weitem am häufigsten verwendet wird. Einige Kaufleute ersinnen Stempel wie jenen der Dina, um ihre Ware mit einem frischen Anstrich zu versehen und den Absatz anzuregen. Sammler zum Beispiel, die wohlbetucht sind, stellen zuweilen exotische Kollektionen zusammen, so wie man es auf der Erde mit Briefmarken oder Münzen macht, bloß dass sie ihre Vergnügungsgärten nur mit Mädchen bevölkern, die besonders schön sind und unterschiedliche Merkmale zeigen. Die Trägerinnen selbst wollen natürlich von einem starken Herrn erstanden werden, der sie um ihrer selbst willen begehrt und nicht wegen ihres Brandzeichens nach ihnen trachtet und lechzt. Es ist aber logischerweise auch so, dass ein Kauf gemeinhin zustande kommt, weil der Herr sie will – sie, die Frau – und gewillt ist, sein sauer verdientes Geld für sie und nur für sie allein auszugeben. Sie ist schließlich auch allein; auf den Auktionsblock nimmt sie nichts mit, außer sich selbst. Sie ist eine Sklavin; mit Wohlstand und Macht oder familiären Banden kann sie nicht dienen; sie präsentiert sich nackt und wird gekauft – sie allein ist das, was er erstehen wird. Dies schließt nicht aus, dass mancher Mann beim Kaufen erst auf das Zeichen achtet. Um solcher Nachfrage gerecht zu werden, entwickelt man immer wieder neue Stempel und wendet sie an. Das Mal der Sklavenblume kam ganz natürlich zustande. Zum Leidwesen der Erfinder führte ihre eigene Gier und zu wenig Kontrolle über Metallfachwerke dazu, dass sich das Dina-Zeichen weit verbreitete. Je größerer Beliebtheit es sich erfreute, desto gewöhnlicher wurde es naheliegenderweise. Man bezog sich bereits recht abfällig auf Mädchen wie mich, die damit gezeichnet waren. Sammler suchten nunmehr selten nach Dinas. Dieser Wandel mochte manche Händler und Sklaventreiber enttäuschen, kam den Trägerinnen aber durchaus gelegen, obwohl sich kaum jemand für ihre Ansichten erwärmte. Ein Mädchen, für das Gebote aufgerufen werden und das vom Block aus veräußert wird, möchte in jemandes Besitz übergehen, weil er es begehrenswert findet – so sehr, dass er sich gerne von einem Teil seines Silbers oder sogar Goldes trennt, um es zu kaufen. Wie traurig wäre sie, würde sie erfahren, dass sie nur aufgrund ihres Brandmals wertgeschätzt wird. Im Lager meines Fängers sah man auch andere Zeichen. Mich jedoch hatte er zu einer Dina gemacht, allerdings nicht aus wirtschaftlichen Gründen, ich war begutachtet worden; mein Wesen und mein Körper. Er hatte beschlossen, dass das Mal der Dina für mich genau das richtige sei. Demzufolge wurde es mir eingebrannt, und jetzt trug ich tief in meinem Körper die Sklavenblume.

Eta beugte sich über mich und lächelte. Sie zeigte auf den Stahlreif an ihrem Hals. Er besaß eine Inschrift: ins Metall eingravierte Lettern, die ich nicht entziffern konnte. Sie drehte ihn an ihrer Kehle, was nicht allzu leicht war. Er lag so eng an, als sei er ihr angepasst worden. Ich erschrak; der Reif war wirklich an ihrem Hals verschlossen worden. Nun verstand ich mit einigem Schrecken, dass sie ihn nicht ausziehen konnte. Eta trug ein stählernes Halsband!

Sie wandte sich an meinen Häscher. »La Kajira«, sagte sie, indem sie ihm unterwürfig den Kopf zuneigte.

Wäre ich ein Mann gewesen, hätte sie mich wohl verrückt gemacht mit der Art und Weise, wie sie die Worte aussprach. Dann richtete sich Eta wieder an mich, lachte und zeigte auf meinen Mund. Das begriff ich nicht. Sie zeigte langsam auf ihren eigenen Mund, schaute erneut ihn an und wiederholte »La Kajira« mit der gleichen gefügigen Geste. Zuletzt verwies sie noch einmal lächelnd auf meinen Mund.

Ich, die Gefesselte, blickte in die Augen meines Fängers. »La Kajira«, sagte ich zu ihm. Danach schloss ich verbittert die Augen und drehte den Kopf zur Seite. Wegen der Fesseln konnte ich ihm mein Gesicht schwerlich zuwenden und schaute instinktiv in die andere Richtung, womit ich ihm meinen Hals schutzlos anbot. Dies geschah so unbewusst, dass es mich erschütterte. Er legte mir eine breite Hand an die Kehle. Ich wusste, er hätte sie einfach zerquetschen können. Trotz seiner Hand drehte ich den Kopf erneut und sah zu ihm auf. Heiße Tränen brannten in meinen Augen. »La Kajira«, flüsterte ich, bevor ich mich wieder abwandte.

Er ließ von mir ab, sagte nichts mehr und kehrte mit den anderen zum Feuer zurück, um mit dem Essen fortzufahren. Nun lag ich wieder allein auf dem umgeknickten Stamm des Baumes.

Welchen Status hatte ich in dieser Welt? Nur Tiere wurden gebrandmarkt, doch auch ich trug nun ein solches Zeichen. Erst jetzt, da ich es erhalten hatte, schien es ihnen ein Anliegen zu sein, mir ihre Sprache beizubringen. Zuvor hatten sie mich nicht einmal die Befehle »Lauf!« und »Hole!« gelehrt. Vermutlich musste ich mich als Trägerin eines Brandzeichens nun mit Feuereifer dem Erlernen ihrer Sprache widmen. Dass sie sich mir gegenüber noch in Geduld üben würden, hielt ich für unwahrscheinlich. Ich war gekennzeichnet worden, musste nun also rasch und gründlich lernen. Die ersten Ausdrücke, die man mir beigebracht hatte, lauteten »Kajira«, so wie mich mein Fänger nannte, und »La Kajira«, was ich ihm entgegnen musste, wie ich von Etas Beispiel zu erkennen glaubte. Folglich wusste ich, dass ich eine Kajira war und diese Rolle, worauf sie sich auch genau belaufen mochte, mit Eta teilte. Sie hatte »La Kajira« auf eine Art zu ihm gesagt, die ohne Zweifel suggerierte, dass sie sich vor ihm als »Kajira« verstand. Ich war wie sie gebrandmarkt worden; Eta trug allerdings noch einen Halsreif dazu. Ich zwar nicht, doch mir war klar, dass man mir, so man darauf drängte, ohne Umschweife ebenfalls einen anlegen konnte. Obwohl ich keinen Reif trug, hätte ich rechtmäßig jederzeit einen bekommen können, falls jemand es wünschte. Das wusste ich genauso wie die Tatsache, dass ich eine Kajira war und mich nach Etas Demonstration auch vor meinem Häscher als solche ausgeben musste. Ich hatte es ja schon getan, was auch immer »Kajira« bedeutete. Was hieß es wohl? Ich versuchte, mir die einzige mögliche Antwort aus dem Kopf zu schlagen und verwehrte ihr den Einlass in mein Bewusstsein. Dann aber wallte sie erneut in mir auf: überwältigend und unwiderstehlich wie ein Angstschrei. Ich konnte es nicht mehr leugnen, unterdrücken oder ablehnen: dass ich meine Realität ausblenden und davor fliehen würde wie ein dummes Mädchen von der Erde, das war jetzt vorbei. Die Einsicht, beharrlich und brisant, flammte übermächtig in mir auf. Ich war nackt und gefesselt; man durfte mir einen Halsreif anziehen; ich war gebrandmarkt worden; ich hatte »Kajira«, gesagt und auch »La Kajira«. So lauteten meine ersten Worte in der neuen Sprache. Ich wusste, ich war eine Kajira; ich wusste nicht, ob ich meinen alten Namen noch besaß – vermutlich nicht. Ich nahm an, nun ein namenloses Tier in der Gewalt von Männern zu sein. Zu gut und zu fein war ich mir vorgekommen, um ein Dienstmädchen zu sein; jetzt war ich eine Kajira! Mein Schenkel brannte. Ich stöhnte und weinte leidvoll. Eine Kajira war, wie ich wusste, nicht einmal eine Dienerin und brauchte sich keine Hoffnungen zu machen, nur annähernd an eine solche heranzureichen; eine Kajira war eine Sklavin, und »La Kajira«, wie ich es zu meinem Fänger gesagt hatte, bedeutete »Ich bin eine Sklavin«.

Ich stieß einen langen, qualvollen Schrei aus, jetzt da ich anscheinend eine Sklavin war. »Kajira« und »La Kajira« sind oftmals die ersten Begriffe, die eine auf Gor verschleppte Frau zu lernen hat. Bürgerinnen der Erde sind den Männern auf Gor zu wenig mehr nützlich als Leibeigene.

Als ich mich abreagiert hatte, gefesselt an den schräg daliegenden Stamm des Baumes mit der weißen Rinde, erhoben sich zwei Männer aus dem Umkreis des Feuers und kamen zu mir, als hätten sie auf eine solche Lautäußerung meinerseits gewartet, quasi zum Zeichen dafür, dass ich jetzt voller Grauen begriffen hatte, was ich wirklich war und dass ich mein neues Dasein nun aus tiefster Seele und zu meinem eigenen Elend anerkannte. Rasch und wie nebenbei nahmen sie mir die Fesseln ab und schleiften mich an den Armen zu meinem Fänger, wo ich knien musste, während er im Schneidersitz am Feuer hockte. Ich tat es, senkte mein Haupt ins Gras – ganz Sklavin – und erzitterte vor ihm.

Bislang hatte er mich auf erniedrigende Weise gefüttert, mir Bröckchen entweder in den Mund gelegt oder mich dazu genötigt, im Knien danach zu schnappen, ohne die Hände einzusetzen. Jetzt trat Eta hinzu. Sie hielt zwei Kupferschalen voller Getreideschleim in den Händen. Sie kniete sich neben mich vor meinen Fänger. Eine Schale stellte sie für mich ab, die andere behielt sie vorerst. Als sie ihm den Brei reichte, zog einer der Männer meinen Kopf an den Haaren hoch, sodass ich nicht genau erkannte, was geschah. Anscheinend nahm mein Häscher die Schale von Eta entgegen, gab sie ihr jedoch gleich wieder zurück, ohne sich weiter zu äußern. Daraufhin schauten er, sie und seine Männer mich an. Nun verstand ich, was ich tun musste: Ich nahm die Schale mit beiden Händen und bot sie ihm auf Knien an. Er nahm sie und gab sie mir wiederum sofort zurück. Jetzt durfte ich essen. Ich kniete da wie vom Schlag getroffen und hielt die Schale fest. Die symbolische Bedeutung dieses Akts war mir nicht entgangen. Ich hatte meine Mahlzeit sinnbildlich von ihm erhalten; er war derjenige, der mich ernährte und von dem es abhing, dass ich zu essen bekam. Erwog er, mich nicht zu füttern, musste ich wohl hungern. Mit geducktem Kopf ahmte ich Eta nach und verzehrte den Schleim. Löffel gab man uns dazu nicht, also aßen wir mit unseren Fingern und schleckten die Reste auf wie Katzen. Das Getreide war naturbelassen, weder gesüßt noch gesalzen, typischer Sklavenbrei, wie ich später erfuhr. An manchen Tagen bekam ich später nichts anderes mehr. Natürlich nimmt eine Sklavin ihre Mahlzeit nicht immer auf diese Art ein. Normalerweise bereitet sie die Speisen selbst zu und reicht sie dem Herrn, bevor ihr erlaubt wird, sich zu sättigen. Im Zuge praktischer Erwägungen gestatten viele Männer ihren Mädchen, zur gleichen Zeit zu essen wie sie, gesetzt den Fall, er beginnt und ihre Dienstfertigkeit ihm gegenüber wird dadurch nicht beeinträchtigt. So schafft er es, die Sklavin, wenn sie erst einmal gefüttert ist, rascher auf seine Felle zu treiben. Vieles hängt von seinem Ermessen ab; der Wille des Mädchens zählt nichts. In manchen Häusern muss sie dem Mann ihren Teller geben, bevor zu Abend gegessen wird. Im Regelfall bekommt sie ihn gleich wieder zurück, doch falls sie ihn nicht gänzlich zufriedengestellt hat, mag sie zum Ausklang des Tages sogar leer ausgehen. Die Ernährung der Mädchen zu kontrollieren, ermöglicht nicht nur die ausgefeilte Regulierung ihrer Kalorienzufuhr, sondern dient auch vortrefflich dazu, sie zum Gehorchen zu bringen. Wer über das Essen bestimmt, bestimmt auch über die Sklavin. Außerdem zieht diese Kontrolle auch unverhoffte Vorteile für den Mann nach sich: Nur wenige Dinge vergegenwärtigen ihr seine Überlegenheit so deutlich wie die Festlegung ihres Speiseplans. Etwas so Schlichtes erregt sie bis in die Haarspitzen. Es regt sie dazu an, ihm als Sklavin zu gefallen. Ich aß zu Ende. Der Sklavenbrei schmeckte nicht gut, aber ich war selbst für so einfache Kost dankbar, denn ich war hungrig und fühlte mich wie ausgezehrt. Gut möglich, dass es an meinem Brandmal lag. Ich warf einen flüchtigen Blick über die Kante der Kupferschale hinweg auf den Mann. Er wirkte so stark, so mächtig. Dass ich mein Essen feierlich von ihm entgegennahm wie heute Abend in diesem Lager, sollte sich als leichte Abweichung von der Norm erweisen, obwohl es relativ häufig vorkam, dass ich per Hand gefüttert wurde oder Fleischbröckchen vorgeworfen bekam, wenn er sich dazu bemüßigt sah. Erwähnt sei aber diesbezüglich, dass allmonatlich der Tag, an dem man versklavt wurde, mit diesem Zeremoniell und ähnlichen bedacht wird. Eine Sklavin ist eine Freude für jeden Mann. Sie wird hoch geschätzt, und er lässt nichts über sie kommen. Dass der Tag, an dem er sie zu sich genommen hat, jeden Monat mit besonderen Bräuchen und Zeremonien gefeiert wird, überrascht deshalb wenig. Diese Tradition wird gebührlich hochgehalten und selten versäumt, da es um ein Mädchen geht, das bloß eine Sklavin ist. Sollte dies dennoch geschehen, und es handelt sich um einen sonst immer gefeierten Tag, legt sie sich doppelt ins Zeug, um ihm zu gefallen, damit sie nicht bald verkauft wird.

Ich stellte die leere Schale ab.

Man gab Eta eine Peitsche in die Hand. Sie baute sich vor mir auf und ich senkte hastig den Kopf. Als sie mich nicht schlug, schaute ich wieder zu ihr auf. Auf diese Weise realisierte ich, dass sie das Erste Mädchen im Lager war, weshalb ich ihr gehorchen musste, und dass sie bemächtigt war, mir Aufgaben und Pflichten aufzuerlegen. Mit einem Mal fürchtete ich mich vor ihr. Zuvor hatte ich sie nur von oben herab behandelt, jetzt erzitterte ich vor ihr. Sie war diejenige, die die Peitsche über mich hielt. Früher hatte ich ihr im Allgemeinen nur gehorcht, wenn Männer dabei gewesen waren und es ansonsten bevorzugt, ihr die ganze Arbeit zu überlassen. Jetzt verstand ich, dass ich ohne Widerrede Sklavenanweisungen von ihr hinnehmen und jegliche Dienste ausführen musste, die sie mir auferlegte, und zwar schnell und ordnungsgemäß. Unsere Blicke begegneten sich. Obwohl ich auf der Erde ein zartfühlendes Mädchen gewesen war, hübsch und empfindsam, und sogar eine Dichterin, bestanden jetzt kaum Zweifel daran, dass sie Gebrauch von der Peitsche machen würde, und zwar ausgiebig an meinem Leib, falls ich nicht anständig zu Werke ging. Ich nahm den Kopf wieder herunter und fasste den Entschluss, fortan gute Arbeit zu leisten. In diesem Lager stand ich niedriger als sie, obwohl ich von der Erde stammte. Sie durfte mich befehligen. Sie hielt die Peitsche, also würde ich ihr gehorchen. Denn sie war das Erste Mädchen.

Eta nahm mich beiseite, dann wuschen wir beide die Kupferschalen im Bach aus und trockneten sie ab. Hinterher räumten wir im Lager auf.

Wenn Männer riefen, eilte Eta zu ihnen, um Wein und Paga einzuschenken. Ich half ihr dabei, die Getränke und Becher zurück zum Feuer zu tragen. Sie begann mit dem Austeilen. Ich hielt mich im Hintergrund. Sie kam mir sehr anmutig vor mit ihren langen Beinen unter ihrem knappen Kleiderfetzen; so schön durch das Licht der Flammen in ihrem Gesicht und auf ihrem Haar, während sie die Männer bediente. Wie passend kam es mir da vor, äußerst natürlich und absolut gerechtfertigt, dass sie, diese Schönheit, Dienst leistete, wie sie es tat. Es wäre sehr widersinnig gewesen, hätten die Männer sie bedient oder sich alle selbst zu Getränken verholfen. Das hier entsprach der natürlichen Ordnung, während sie zwischen diesen mächtigen Männern herumging.

»Kajira!«, rief einer. Ich erbebte vor Schreck. Er hatte mich gemeint. Ich flog hinüber und fiel vor ihm auf die Knie. Er drehte mich grob um und band mir die Hände mit einem dünnen Riemen auf dem Rücken zusammen. Dann zeigte er auf das Fleisch und versetzte mir einen Stoß. Ich fiel auf den Bauch, drehte mich aufgeregt zur Seite und schaute ihn an. Er zeigte wieder darauf und lachte. Wie sollte ich ihm etwas davon reichen, wenn ich gefesselt war? Nun verlangte mein Fänger nach mir. Ich erhob mich mit so viel Mühe und Ungeschick, dass es die Männer erheiterte. Als ich zu ihm kam, ging ich auch vor ihm auf die Knie. Er schnitt ein Stückchen Fleisch ab und klemmte es mir zwischen die Zähne. Es war Tabukbraten. Er verwies mich mit seinem Messer zurück an den anderen Mann, also ging ich wieder hinüber und abermals auf die Knie, nun mit dem Stück Fleisch zwischen den Zähnen. Der Mann, der die Beine vor dem Feuer übereinandergeschlagen hatte, nahm es mir aus dem Mund. Die anderen ringsum schlugen sich anerkennend auf die linke Schulter. Einen nach dem anderen bediente ich auf diese Art. Ich hatte schon zuvor Fleisch mit den Zähnen apportiert, da ich es nicht mit den Händen anfassen durfte, doch dabei war ich weder gefesselt gewesen noch hatte ich auf Knien kriechen müssen und es aus dem Mund genommen bekommen. Jetzt brachte ich ihnen ihr Essen so – und es diente ihrer Unterhaltung – wie nur eine Sklavin Männern auftrug. Während sie über mich scherzten und sprachen, brachten sie mir bei, was ich war. Der Einzige, dem ich nicht auf diese Weise aufwartete, war derjenige, der das Fleisch schnitt, damit ich es verteilen konnte: mein Häscher. Er trennte kein Stück ab, das ich ihm selbst auf diese demütige Weise servieren sollte – ausgerechnet er, dem ich am liebsten so gedient hätte. Ich hätte mich gern dazu hinreißen lassen, meine Lippen und meinen Mund an seinen zu führen, wenn er sein Fleisch entgegennahm, doch er erlegte mir nicht auf, ihm so aufzuwarten. Ich wollte meinen zierlichen, nackten, gefesselten Leib in seine Arme werfen, doch er runzelte die Stirn und ich wich zurück. Er bedeutete mir, ich möge mich vor ihm auf den Bauch legen. Das tat ich. Dann schnitt er schmale Fleischstreifen ab und warf sie mir zu. Bäuchlings und mit am Rücken verschränkten Händen aß ich sie. Meine Tränen tropften ins Gras, als ich nach den Happen schnappte. Ich kam nicht umhin, mich wie eine Sklavin zu fühlen. Die Männer fingen an, miteinander zu plaudern. Einer band mich auf ein Wort meines Fängers hin los, woraufhin ich aus dem Lichtkreis des Feuers zu Eta kroch und mich in ihren Armen verbarg. Später erging sich die Gruppe darin, Geschichten zu erzählen und dann wurde gesungen. Sie verlangten nach mehr Wein und Paga, weshalb Eta und auch ich umhereilten, um ihnen Genüge zu tun. Wir bewegten uns zu zweit unter ihnen. Auch ich verköstigte sie jetzt am Feuer. Ich gewöhnte mich daran, das Gebräu in einen Becher zu gießen, diesen zu küssen und einem Mann zu geben. »Paga!«, rief mein Fänger. Ich fiel fast in Ohnmacht, begab mich dann aber zu ihm und schenkte ihm zitternd das Getränk ein. Ich hatte Angst, etwas davon zu verschütten; nicht nur wegen der offensichtlichen Unbeholfenheit fürchtete ich mich, sondern auch deshalb, weil ich dafür geschlagen werden konnte. Umso dringlicher wollte ich elegant und hübsch vor ihm auftreten; leider zitterte ich und benahm mich, als hätte ich zwei linke Hände. Die Flüssigkeit rann in den Becher – mein Herz blieb beinahe stehen – aber kein Tropfen schwappte heraus. Er schaute mich an; ich war ein ungeschicktes Ding und eine schlechte Sklavin. So klein und unwürdig fühlte ich mich vor ihm. Ich war vor diesen Machtmenschen nur ein kleines, schwaches Mädchen und obendrein noch eine äußerst dürftige Dienerin. Fahrig bot ich ihm den Becher an. Er nahm ihn nicht. Ich ließ verwirrt von ihm ab. Was sollte ich jetzt machen? Da fiel mir ein, dass ich in meiner Unsicherheit und Angst vergessen hatte, den Becher mit den Lippen zu berühren, ihn dienstfertig zu küssen. Hastig holte ich es nach. Dann, als ich ihn darreichen sollte, hob ich das Gefäß plötzlich noch einmal hoch und bedachte seine Seite kühn mit einem zweiten Kuss. Ja, indem ich es mit beiden Händen festhielt, küsste ich es erneut, anmutig und zärtlich, genüsslich lang mit geschlossenen Augen. Keinen Jungen auf der Erde hatte ich je so leidenschaftlich geküsst wie nun den bloßen Becher meines goreanischen Fängers. Ich gehörte ihm, ich war sein, ich liebte ihn! Ich spürte das Metall des Gefäßes an meinen vollen Lippen, während ich sie aufdrückte. Dann öffnete ich die Augen wieder. Unter Tränen bot ich dem Mann den Becher Paga an. Es war, als gebe ich mich ihm gemeinsam mit dem Getränk hin, obwohl ich wusste, dass ich dies gar nicht musste, da ich sowieso ihm gehörte und nur eine Sklavin war. Er konnte mich zu seinem Vergnügen rufen, wann immer er wollte. Er nahm mir den Becher ab und schickte mich weg.

Als es spät wurde, zogen sich die Männer in ihre Zelte und auf ihre Felle zurück. Eta und ich trugen die Essensreste zusammen, säuberten die Becher und beseitigten Unrat und Schmutz von der Feuerstelle. Sie gab mir eine dünne Decke aus grobem Stoff. Es war Reptuch; damit konnte ich mich beim Schlafen wärmen.

»Eta!«, rief ein Mann, woraufhin sie zu ihm ging.

Nachdem sie in sein kleines Zelt getreten war, legte sie sich auf die Felle. Ich sah, dass sie den Lumpen auszog, den sie trug, und dann im Mondlicht, wie er sie umarmte. Schlagartig bekam ich Angst. Mit der dünnen Decke um die Schultern begab ich mich zur Felswand und blickte an der glatten Fläche über mir nach oben. Der Mond ließ sie glänzen. Ich kratzte mit den Fingernägeln daran. Dann ging ich hinüber zu der Dornenhecke; eine kleine einsame Gestalt, weiß in der Nacht, die sich in eine unzulängliche Decke aus Reptuch hüllte. Der natürliche Wall war etwa acht Fuß hoch und zehn tief. Ich streckte eine Hand aus ... und schreckte schmerzerfüllt zurück: Ich hatte mich gestochen. Nun kehrte ich an die Stelle zurück, wo mir Eta die Decke gegeben hatte, und legte mich auf den harten Boden. Mir graute vor der Vorstellung, dass man auch mich rufen könnte, so wie Eta, die in das Zelt eines der Männer bestellt worden war und es nicht hätte abwenden können. Die Hauptpflicht einer Sklavin, so argwöhnte ich, bestand wohl nicht im Kochen, Nähen oder Waschen, sondern darin, Männern ausgedehnte und gar köstliche Freuden zu spenden, wie es nur hübsche Frauen vermögen. Sich ihm hinzugeben, was auch immer er verlangt, ihm alles zu bieten, das er ihr auferlegt, sowie noch tausend Dinge mehr mit ihrer Schönheit, Begabung und Fantasie.

Ich geriet ins Schwitzen. Die Totalität, die Vollkommenheit des Sklavendaseins ängstigte mich. Ich bin ein Mädchen von der Erde, erinnerte ich mich weinend. Keine Sklavin! Ich will keine Sklavin sein. Ich bin ein Mädchen von der Erde!

»Kajira!«, hörte ich auf einmal.

Verängstigt packte ich die Decke aus Reptuch, die ich um meine Schultern geschlungen hatte, erhob mich auf Knien und duckte mich. Mein Fänger stand vor seinem Zelt, in dem eine kleine Lampe brannte, und ich sah die Felle darin.

Ich wollte mir nichts von ihm zwei Mal sagen lassen, sonst würde er mich nachher noch schlagen.

Während ich die Decke weiter festhielt, ging ich zu ihm. Er bot mir einen Becher an, den ich mit einer Hand annahm, ohne die andere von der Decke zu nehmen, und trank daraus. Es schmeckte grausam, aber ich schluckte trotzdem alles hinunter. Damals wusste ich es noch nicht, doch es handelte sich um Sklavenwein. Herren zeugen selten Nachwuchs mit Sklavinnen. In der Zucht werden weibliche Leibeigene normalerweise vermummt und mit männlichen gepaart, die dabei ebenfalls nichts sehen dürfen. Der Akt erfolgt unter der Aufsicht ihrer jeweiligen Besitzer. Dass eine Sklavin mit einem Sklaven aus dem gleichen Haus gekreuzt wird, geschieht nur selten, denn persönliche Beziehungen zwischen männlichen und weiblichen Leibeigenen sieht man in der Regel ungern. Zuweilen aber maßregelt man hochstehende Sklavinnen dadurch, dass man sie einer Kette von Arbeitersklaven vorwirft, damit diese ihre Gelüste an ihr befriedigen können. Die Wirkung des Sklavenweines hält mehrere Zyklen oder Monde lang an. Ein anderes Getränk mag als Gegenmittel dienen, etwas Leichtes oder Süßes, das den Körper des Mädchens für den Verkehr mit männlichen Leibeigenen lockert beziehungsweise in ungewöhnlichen Fällen – sollte es seiner Knechtschaft entbunden werden – für den Beischlaf mit einem freien Liebhaber. Sklavinnen aber werden auf Gor selten freigelassen; sie sind zu kostbar und begehrenswert, um entlassen zu werden. »Nur ein Narr würde einer die Freiheit schenken«, so lautet das Sprichwort.

Mein Fänger nahm mir den Becher ab, nachdem ich ihn geleert hatte und warf ihn zur Seite ins Gras. Er hatte die Augen nicht von mir abgewendet. Ich spürte seine Hände an meinen Schultern. Er öffnete die Decke, hob sie an und ließ sie auf meine Füße fallen.

Er begutachtete mich. Ich stand nur wenige Zoll vor ihm. Dann griff er nach meinem linken Arm und zog mich durch den niedrigen Eingang in sein Zelt. Drinnen konnte man nicht aufrecht stehen, da die Decke nicht hoch genug war. Also kniete ich geduckt auf den am Boden ausgelegten Fellen. Sie waren dick und luxuriös, kein Vergleich zu meiner erbärmlichen Decke aus Reptuch. Innen war das Zelt gestreift und die kleine Lampe war reich verziert. Die Außenseiten der Plane waren interessanterweise braun, sodass sie inmitten des Gestrüpps und der Bäume nicht schnell auffiel, selbst wenn sie nur wenige Yards vor dem Betrachter aufgespannt war. Er schlüpfte hinein und ging neben mir in die Hocke. Nun entledigte er sich seiner Ausrüstung, streifte den Schwertgürtel mit der Waffe in ihrer Scheide ab, zog den Gürtel mit dem Dolch aus und wickelte alles in weiches Leder, bevor er es beiseitelegte. Er betrachtete mich wieder, wohingegen ich nach unten blickte. Ich kam mir ganz klein vor bei ihm. Damit ich das Mal an meinem Schenkel sehen konnte, drehte er die Lampe in meine Richtung und hielt mein Bein mit der anderen Hand fest. Dadurch, dass er es drehte, erleichterte er mir die Sicht, aber seine Berührung ängstigte mich: Er packte so kräftig zu. Ich schaute auf das Zeichen. Es war ausgesprochen akkurat, sauber und tief eingebrannt, ansehnlich und filigran, vor allem aber außergewöhnlich feminin. Ich glaubte, meine Weiblichkeit sei mir auf den Leib geprägt worden, als hätte ich dadurch eine gewisse Bestätigung erhalten, die ich fortan, egal wie sehr ich es mir wünschte oder was man mir auch einredete, nie mehr anfechten konnte. Ich hatte mich in meinem ganzen bisherigen Leben niemals so zart und feminin gefühlt. In meinem Fleisch trug ich eines der schönsten Male überhaupt: die Dina, die Sklavenblume, eingebrannt in meinen Schenkel, eine kleine, hübsche Rose. Ich schaute meinem Fänger in die Augen. Nie zuvor hatte ich mich so schwach, so verletzlich, so weich und machtlos – eben so feminin gefühlt. Tränen standen in meinen Augen. Ich wusste, ich gehörte ihm nun als Sklavin. Ich wartete, bis er die Lampe abgestellt hatte.

Als ich ihm meinen Mund anbot, fühlte ich, wie er die Arme um mich schlang. Mit einem verzückten Seufzer und geschlossenen Augen wurde ich auf die Felle niedergedrückt.

Er spreizte meine Beine.

»Ich liebe dich«, hauchte ich ihm zu, hingerissen in seinen Armen. »… Herr.«

Die Chroniken von Gor 11 – Das Sklavenmädchen

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