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Vom Rauchen: JHWH ist anders
ОглавлениеAls Jugendlicher habe ich das Leben in einer Freikirche, einer freien Gemeinde vor allem als eine spaßbefreite Verbotszone erlebt. In der Welt, wie die Christen den Alltag außerhalb der sicheren Mauern des Gemeindehauses nannten, begannen gerade die Studentenunruhen. Es war eine schwierige Zeit. Die jungen Revoluzzer brachten ihren Unmut mit Sprüchen wie diesem zum Ausdruck: ‘Unter den Talaren: der Muff von 1000 Jahren!’ Ich verstand damals nicht, dass das eine Anspielung darauf war, dass sich Richter, Polizisten, Beamte und Lehrer trotz Nazi-Vergangenheit innerhalb kürzester Zeit wieder ihre alten oder noch viel bessere Jobs zurückerobert hatten. Auch dieser Spruch war häufig zu hören: ‘Trau keinem über 30!’ Womit nicht so sehr das Alter, sondern die Vergangenheit der Kriegsgeneration, ihre Verstrickungen in Gräueltaten, angeprangert wurde.
Adenauer, erster Bundeskanzler der jungen deutschen Republik, der bei seiner Ernennung schon 75 Jahre alt war, wird der Ausspruch zugeschrieben: ‘Man kann schmutziges Wasser nicht wegschütten, solange man kein sauberes hat.’ Er brachte damit das Dilemma zum Ausdruck, dass es kaum gut ausgebildete Frauen und Männer gab, denen nicht in irgendeiner Art und Weise die dunkle Vergangenheit anhaftete. Einzelne haben zu einem konstruktiven Verhältnis mit der belasteten Vergangenheit gefunden; als Ganzes hat sich diese Generation nie ernsthaft mit den Verstrickungen des Nazireiches auseinandergesetzt. Aber das hielt sie nicht davon ab, nun die jungen Leute aufs Heftigste zu kritisieren. Jazz, Swing, die Beatles, Rock’n’Roll, Rauchen, Tanzen, Diskos, Haschisch und alles, was uns, der Nachkriegsgeneration, Spaß machte, war ihnen ein Dorn im Auge. Nicht, dass das alles nur gut gewesen wäre. Doch die Anmaßung, diese moralinsaure Bevormundung, die störte nicht nur mich gewaltig. Es war eine Zeit voller Widersprüche, Verlogenheit, politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen.
In den Augen vieler Gemeindemitglieder, unter denen ich aufwuchs, waren diese neuen Vergnügungen und Verhaltensweisen einfach nur Teufelszeug. Man suchte Sicherheit in traditioneller Gesetzlichkeit. Die Röcke der Mädchen waren zu kurz, die Absätze ihrer Schuhe zu hoch und die Haare der Jungs zu lang, zu frech waren wir alle.
Wir hatten keinen Respekt vor den Eltern mit ihren traumatischen Kriegserlebnissen. Die Folgen des sogenannten Tausendjährigen Reiches waren in vielfältiger Weise gegenwärtig. So lag das Verhältnis zwischen Männern und Frauen im heiratsfähigen Alter irgendwo bei 1 : 3. Männer hatten die freie Auswahl. Und sie konnten sich den Frauen gegenüber fast alles herausnehmen. Kaum eine erwachsene Frau traute sich, den Mund aufzumachen. Frauen hatten es schwer, ihren Lebensunterhalt als Single (das nannte sich damals alleinstehend) zu verdienen. Verheiratete Frauen brauchten eine schriftliche Genehmigung ihres Mannes, um zusätzlich zu Haushalt und Kindern arbeiten gehen zu dürfen. Unverheiratete Frauen waren froh, wenn sie einen Job als Putzfrau, Verkäuferin oder Schreibkraft bekamen. Unsere Elterngeneration, die selbst um ihre Jugend betrogen worden war, stand nun fassungslos vor diesen jungen Menschen, für die es keine Grenzen mehr zu geben schien. In Kirchen und Gemeinden versuchte man, alldem mit einem überdimensionalen moralischen Zeigefinger zu begegnen, hinter dem das Kreuz und die Liebe Gottes kaum noch auszumachen waren.
Mein Vater war Architekt und Prediger. Er selbst hatte eine problematische Kindheit, hatte nie ein behütetes Zuhause erlebt. Meiner Mutter ging es oberflächlich betrachtet besser, doch traumatisiert von Bombennächten und psychischem Terror der Nazizeit waren sie beide. Aus heutiger Sicht wuchsen sie in einer katastrophalen Überforderungssituation auf. Unsere Eltern, die Kriegsgeneration, versuchte irgendwie, mit der Vergangenheit klarzukommen.
Die Nachkriegsgeneration, wir Kinder des Wirtschaftswunders, stellten alles infrage. Alles schien möglich. Wir wollten die Zukunft gestalten. Mit über 60 fange ich heute an zu verstehen, wie schwierig die damalige Zeit für beide Generationen war. Die Eltern wollten und konnten kaum Vorbilder sein. Wir Kinder hatten nichts, woran wir hätten anknüpfen können. Die bisherigen Gesellschaftsmodelle hatten versagt, hatten in die Katastrophe geführt. Wer nur von Führung oder Leitung sprach, machte sich verdächtig. Alles, was nur nach Autorität und Leitung roch, stellten wir infrage. Da kam jede neue Idee, jeder unkonventionelle Lebensentwurf gerade recht. Die Kritik an den Eltern, an der Tradition, an allem Althergebrachten gehörte für meine Generation zum guten Ton. Wurden wir, die Jugend, von den Alten, der Kriegsgeneration, kritisiert, so bestärkte uns das nur darin, auf dem richtigen Weg zu sein.
Wir, wir als Gesellschaft, tragen bis heute an dieser Last der unbewältigten Vergangenheit. Das meine ich nicht als Schuldzuweisung. Ich sehe es als ganz objektive Feststellung: Wir alle tragen immer noch an dieser Last; auch wenn es den meisten nicht bewusst ist. Und doch sind es Rahmenbedingungen, in denen JHWH handelt.
JHWH liebt es, uns in scheinbar ausweglosen Verstrickungen zu begegnen. Und uns zu zeigen, dass ER manches ganz anders sieht, als wir denken.
Als Kind hatte ich angefangen, JHWH Vertrauen zu schenken. Ich sehnte mich nach der Liebe und Annahme, von der viel gepredigt wurde. Die real existierende Gemeindewirklichkeit sah für mich ganz anders aus. Das Leben meines Vaters als Prediger und das seiner Familie wurde von der Gemeinde genau beobachtet. Die moralischen Vorstellungen der Gemeinde und meiner Eltern einerseits und die Verlockungen der Rock’n’Roll-Ära andererseits rissen mich in tiefe Konflikte. Mit 15 fing ich das Rauchen an. Leider hatte meine Mutter eine gute Nase. Weder Zahnpasta noch Pfefferminz konnten meine zaghaften Nikotin-Ausflüge verheimlichen. Die Verbote und Strafen waren wohlgemeint, doch stürzten sie mich nur tiefer in den Konflikt mit meinen Eltern; Lügen und Flucht, wo immer möglich, waren die Folge. So verknüpfte sich mein Rauchen mit einem schlechten Gewissen als Dauerzustand. Beides, der Nikotinkonsum und das schlechte Gewissen wuchsen stetig. Daran änderte sich auch nicht viel, als ich volljährig wurde. Meine Eltern konnten es mir nun nicht mehr verbieten, aber die Kritik aus der Gemeinde blieb. Im Gemeindehaus nicht rauchen zu dürfen, klar, das konnte ich nachvollziehen. Aber ich wurde auch angehalten, vom Gemeindehaus eine Bannmeile einzuhalten, damit das Ansehen der Gemeinde nicht beschädigt würde. Kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Heute stehen dort, wo ich früher nicht rauchen durfte, eine Bank und ein Aschenbecher.
Schon damals hörte man immer öfter von den negativen gesundheitlichen Folgen des Rauchens. Das Geld für die Zigaretten hatte ich eigentlich auch nicht. So hörte ich mit dem Rauchen auf. Und fing wieder an. Und hörte wieder auf. Mal einen Tag, auch mal ein paar Wochen, einmal sogar zwei Jahre. Dann eine einzige Zigarette nach einem guten Essen. Danach vier Wochen ohne Nikotin. Nun, so dachte ich, hätte ich es geschafft und ich könnte es mir leisten, ab und zu mal eine zu rauchen. Ein Vierteljahr später waren es wieder zwei Päckchen am Tag. Wie Mark Twain sagt: Mit dem Rauchen aufzuhören ist kinderleicht, habe ich schon hundert Mal gemacht.
Eines Tages hörte ich eine Predigt über die Zehn Gebote. Was der Prediger sagte, weiß ich nicht mehr. Aber als er über das vierte Gebot sprach, durchzuckte es mich wie ein Blitzschlag. Das vierte Gebot ist nachzulesen in L1912 (die Abkürzung verweist auf die zitierte Bibel-Übersetzung, siehe das Abkürzungsverzeichnis, Seite 3, oder die Rückseite des Lesezeichens, Seite 439), 2. Mose 20:12, <GVV>:
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, dass dir der HERR, dein Gott, gibt.
Meine Eltern ehren? Das konnte und wollte ich nicht. Ich meinte, sie hätten das nicht verdient. Und was hat das mit langem Leben zu tun? Ich meinte, eine gesunde Lebensweise würde mein Leben verlängern. Es war, als zöge mir jemand eine Decke von den Augen. Ich begriff, dass JHWH keinen Gefallen daran findet, wenn wir rauchen. Jetzt aber ging es IHM um etwas ganz anderes: JHWH hatte SEINEN Blick auf meine Haltung zu meinen Eltern gerichtet. ER zeigte mir, IHM ist wichtig, dass ich meine Eltern ehre! Um das zu betonen, stellt JHWH in diesem Gebot diese große Belohnung, das lange Leben im Lande JHWHs, in Aussicht. ER sagte mir, dass ein gesundes Leben gar nichts bringt, solange ich mich nicht an SEINE Gebote halte. JHWH hat ganz andere Schlussfolgerungen, ganz andere Gesetzmäßigkeiten, als wir uns das vorstellen. Nicht: Gesund leben, um lange zu leben. Sondern: Eltern ehren, um lange zu leben.
JHWHs Verheißungen haben oft Voraussetzungen, und die erscheinen uns manchmal völlig unlogisch. Aber es lohnt sich, unseren Vater in den Himmeln beim Wort zu nehmen!
Zwei Dinge nahm ich aus diesem Gottesdienst mit nach Hause: Ich konnte zum ersten Mal in meinem Leben ohne schlechtes Gewissen rauchen, ich konnte es genießen. Es wurde mir zu einer Selbstverständlichkeit, auf andere Rücksicht zu nehmen, andere nicht zu belästigen, nicht in Häusern und Wohnungen zu rauchen, wo Nichtraucher anwesend waren. Das Rauchen hatte seine Zwanghaftigkeit verloren. Ich wusste, dass JHWH mich eines Tages wieder auf das Rauchen ansprechen würde. Aber bis dahin erfreute ich mich an dem ungetrübten Genuss, den ich vorher nie gekannt hatte.
Das Wichtigere war aber dieses: Ich hatte verstanden, dass JHWH mein Verhältnis zu meinen Eltern verändern wollte. Ich sagte IHM: »Ich kann das nicht, das schaffe ich nicht!« Aber mein Papa im Himmel sagt nur: »Lass mich an dein Herz, du musst es nur zulassen; ich kenne deinen Schmerz!« Da wusste ich, dass niemand besser als JHWH verstand, welche tiefen Verletzungen meine Seele in meiner Kindheit erleiden musste. Und dass JHWH nicht einfach etwas verlangte, sondern dass ER mich heilen, dass ER mir helfen wollte. ER wollte mir nichts wegnehmen, ER wollte mir etwas geben. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als mich IHM anzuvertrauen. Quasi als Beweis, dass ER es gut mit mir meinte, hat ER mir den Genuss am Rauchen geschenkt.
Langsam, aber fortwährend veränderte sich mein Verhältnis zu meinen Eltern. Aus Hass wurde Verständnis. Manches gute Gespräch wurde geführt. Aus Verachtung wurde Wertschätzung. Wir unternahmen wieder etwas gemeinsam. Aus Distanz wurde eine herzliche Nähe. Eines Tages entschuldigte sich meine Mutter bei mir, dass sie oft nur zugesehen hatte, wenn mein Vater seinen Zorn an mir ausließ. Sie erzählte mir von ihrer Verzweiflung, von ihrer Hilflosigkeit. Das hat mich beeindruckt. Ich verstand, dass JHWH nicht einfach nur von mir verlangte, dass ich mich änderte, sondern dass ER auch um mich herum alles tat, um mir zu helfen. ER veränderte nicht nur mein Herz, ER sprach auch mit meinen Eltern und zeigte ihnen, wo ER sie verändern wollte. ER segnete meinen Entschluss, mich IHM anzuvertrauen, indem ER nicht nur mich, sondern auch meine ganze Familie segnete und mit SEINER heilenden Kraft umgab.
Auch das Verhältnis zu meinem Vater veränderte sich zum Positiven. Ich fing an, ihn um Rat zu fragen. Ich konnte viel von meinem Vater lernen. Viel von dem, was es in diesem Buch zu lesen gibt, hat mit dem zu tun, was schon mein Vater mit JHWH erlebt hat. Mein Vater hat sich schon früh mit der Frage nach einem gesunden Gemeindeleben beschäftigt. Er ist damit auch immer wieder in Konflikt mit den etablierten Strukturen christlicher Gemeinden geraten. Ein Buch hat er selbst nie geschrieben. Aber ich bin mir sicher, dass er sich über dieses Buch freut. Leider kann er es nicht mehr lesen, denn er ist schon dorthin unterwegs, wo auch mich meine Zuversicht hinzieht, zu unserem guten Papa in das ´Reich Gottes`, zum Ewigen Leben.
Einige Jahre später sprach JHWH dann das Thema Rauchen wieder an. Es war wieder in einem Gottesdienst, in einer Predigt. Ich weiß wiederum nicht mehr, was gepredigt wurde. Aber ich kann mich genau an das Zwiegespräch mit JHWH erinnern, das durch diese Predigt ausgelöst wurde. Mein Wunsch war es immer gewesen, mal eine Zigarette oder einen Zigarillo nach einem guten Essen rauchen zu können, aber nicht von dem Zeug abhängig zu sein, nicht rauchen zu müssen. Neidvoll blickte ich auf Leute, die nur ein paar wenige Zigaretten im Jahr rauchten. JHWH sprach zu mir in diesem Gottesdienst: »Wenn du willst, dann kannst du heute mit dem Rauchen aufhören. Aber nur ganz. Das mit dem ‘ab und zu mal rauchen’ kannst du vergessen! Ich bin dir nicht böse, wenn du weiter rauchst. Doch freue ich mich, wenn du mein Geschenk der Freiheit vom Rauchen annimmst.«
Ich rauchte nach dem Gottesdienst meine letzte Zigarette und legte die angefangene Packung in den Schrank. Wenn ich zuvor versucht hatte aufzuhören, bin ich von den Entzugserscheinungen meistens krank geworden, Schmerzen, Fieber, Schlafstörungen und Kreislaufzusammenbrüche machten mir dann zu schaffen. Bei jedem dieser Versuche vernichtete ich alle meine Rauchutensilien, um dem Rückfall vorzubeugen. Es hat mir nie geholfen. Dieses Mal blieb alles im Schrank. Pfeifen samt Besteck, die angebrochene Zigarettenpackung, Zigarillos und Tabak. Ich sagte JHWH: »Okay, wenn ich denn nicht ein bisschen rauchen kann, so will ich es akzeptieren. Lieber keine einzige Zigarette mehr, als weiter abhängig zu sein.« Dieses Mal hatte ich so gut wie keine Entzugserscheinungen, JHWH hat es mir leicht gemacht. Danke! Ich komme nun seit über 30 Jahren ohne Rauchen aus. JHWH hat mich frei gemacht von dieser Sucht. Manches Mal, nach einem guten Essen, vermisse ich es noch. Aber es ist nicht mehr schmerzlich, sondern eher eine schöne Erinnerung an das, was ich mit JHWH erlebt habe. An das, was ER mir alles schenkt. Daran, dass ER eigentlich immer anders gibt, als wir es erbitten. Aber dass ER immer hört und antwortet. JHWH ist eben anders. Ganz anders!
Im nächsten Kapitel schreibe ich darüber, wie ein Leben beginnt, in dem man immer mehr von diesem unbekannten Gott erfährt, in dem man immer mehr mit IHM erlebt.
Hoffentlich liest du bald weiter!
Was möchte JHWH bei dir ändern?
Wo möchte JHWH dich stark machen, andere, neue Wege zu gehen?
Wo konntest du mit JHWHs Hilfe einen Schritt nach vorne gehen?
Wo hast du schon erlebt, dass JHWH ganz anders ist?
Was möchtest du? Was möge JHWH bei dir ändern?
Was könnte JHWH wichtiger sein?
Was will ER jetzt bei dir ändern?
Was möchte JHWH dir schenken, was kannst du von IHM annehmen?
Warum geht es letztlich nicht um dich, sondern um JHWH?