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Kapitel Vier

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„Glaubst du immer noch, dass das nur ein harmloser Spaß ist?“, erkundigte sich Jake, nachdem ich meine Anzeige zusammen mit dem uniformierten Streifenpolizisten, der meinen Anruf entgegengenommen hatte, ausgefüllt hatte.

„Hilf mir auf die Sprünge. Wann habe ich jemals gesagt, dass ich diese Scheiße nicht ernst nehme?“

„Ruhig“, murmelte er, denn der Officer kam nach einem kurzen Gespräch mit seinem Kollegen zurück.

„Es ist kein Blut“, informierte mich Officer Hinojosa. „Der Farbton trifft es ziemlich genau, aber es ist Farbe.“

Kein Blut war gut. Sehr gut. Ich stieß die Luft aus, die ich schätzungsweise seit einer Stunde angehalten hatte.

„Kein Blut? Nur … ganz gewöhnliche Farbe, was? Ist es denn in Ordnung, wenn ich den Beweis wegwische? Das Geschmiere zerstört mir irgendwie den Weihnachtsvibe.“ Mit meiner Digitalkamera hatte ich schon mehrere Fotos von dem Kunstwerk gemacht. Obwohl ich nicht davon ausging, dass sie in der nächsten Zeit jemanden finden würden, den man dafür vor Gericht zerren könnte.

Hinojosa schüttelte bedauernd den Kopf. „Das ist Lackfarbe. Schnell trocknend. Ich glaube nicht, dass Sie das abwaschen können. Sie werden es übermalen müssen.“

„Och, mit Farblöser bekommt man das weg“, sagte der andere Uniformierte und gesellte sich zu uns.

„Nicht, wenn es getrocknet ist.“

„Doch, wenn man es noch mit ein bisschen Armschmalz bearbeitet.“

„Nein. Aber vielleicht kann man es mit Betonfarbe übermalen.“

„Oder Sie könnten es mit dem ganz harten Zeug versuchen.“

Es war wie bei Hör mal wer da hämmert (mit Waffen). Nach ein oder zwei Minuten hatte Jake genug und ging in den Laden. Ich wartete noch, bis die beiden fertig waren. Schließlich einigten sie sich auf ein Unentschieden, wünschten mir noch einen schönen Tag, gingen zurück zu ihrem Wagen und fuhren davon.

Ich entdeckte Jake bei der Kaffeemaschine, in die Enge getrieben von Mrs. T.

Ganz sicher war ich mir nicht, warum oder wie Jake auf der Bildfläche erschienen war – schließlich war das hier nur eine Beschwerde wegen Vandalismus – aber ich war froh gewesen, ihn zu sehen. Auf Mrs. T dagegen schien sich diese beruhigende Wirkung nicht zu erstrecken. Ihre Puppenarme fuchtelten durch die Luft, als sei der Knopf ihrer Fernbedienung eingedrückt und festgestellt. Von durchschnittlich zehn Worten ihrer Maschinengewehrsalven konnte ich eins verstehen.

„Welche Sprache ist das?“, fragte Jake gedämpft, als ich mich zu ihnen stellte.

„Ich habe immer gedacht, dass es Spanisch ist, aber langsam fange ich an zu glauben, dass sie in Zungen spricht.“

„Das ist kein Spanisch.“

Ich nickte ernsthaft und lächelte Mrs. T dabei auf die gleiche Art und Weise an, wie ich es Lisa Legionen ausländischer Arbeiter gegenüber hatte tun sehen, wenn sie absolut keine Ahnung hatten, was sie von ihnen wollte.

Sie schüttelte den Kopf ob meiner offensichtlichen Dummheit und stakste davon. Jake nahm seine Sonnenbrille ab und griff nach meiner Kamera. Er sah sich die Fotos auf dem kleinen Display an.

„Was hast du damit vor?“

Mir war klar, dass ich ihm früher oder später alles erzählen musste, also sagte ich: „Ich bin nicht sicher. Ich dachte, ich könnte sie vielleicht Angus‘ Professor an der UCLA zeigen.“

Seine Augen verengten sich, als nähme er mich ins Fadenkreuz.

„Welcher Professor ist das?“

„Van Helsing“, sagte ich aufs Geratewohl, denn ich zögerte (aus welchen Gründen auch immer), Snowden dem Arm des Gesetzes auszuliefern. „Habe ich das nicht erwähnt?“

Er war nicht gerade erfreut. „Ich erinnere mich nicht daran, dass der Name des Professors erwähnt wurde. Mir war nicht klar, dass du den Namen von dem Typen kennst. Willst du mir etwa sagen, dass du schon mit ihm gesprochen hast?“

„Kurz.“

„Warum hast du das getan? Warum hast du mir nicht einfach seinen Namen genannt und mir das überlassen? Denn dafür werde ich schließlich bezahlt.“

Da hatte er Recht, also antwortete ich leicht gereizt: „Ich weiß nicht, Jake. Von meiner persönlichen Erfahrung ausgehend, würde ich sagen, dass es nicht unbedingt eine Spazierfahrt ist, wenn die Polizei an deinem Arbeitsplatz auftaucht und Fragen stellt. Ich wusste nicht, dass eine Belohnung darauf ausgesetzt ist.“

„Belohnung?“ Sein Gesicht verschloss sich. „Das hast du nicht zu entscheiden. Du bist kein Cop. Ich habe dir gesagt, dass ich mit Angus sprechen will, dass ich glaube, dass eine Chance besteht, dass er uns eine Spur zu diesen Morden zeigen kann. Du hast nicht daran gedacht, dass es mich interessieren würde, den Namen des Professors zu erfahren, der mit dieser ganzen Scheiße angefangen hat?“

„Mit der ganzen Scheiße? Du hast mir auch gesagt, dass es wahrscheinlich keine Verbindung zwischen deinem Fall und dem hier gibt.“

„Das Mädchen, dass sie in den Hollywood Hills ausgegraben haben? Ihr Name war Karen Holtzer. Sie war Studentin an der UCLA.“

„Ja? Und hatte sie vielleicht auch noch ein Leben oder andere Interessen außerhalb der UCLA?“

Es kam mir so vor, als würde es ihn wirklich kneifen, dass er nicht daran gedacht hatte, zurück bis zum ursprünglichen Kurs zu gehen, den Angus besucht hatte oder bis zu dem Professor, der ihn gegeben hatte – und dass ich das sehr wohl getan hatte.

Aber ich wollte nicht mit Jake streiten, ich sah ihn schon so selten genug. Ich sagte: „Hör zu“, und informierte ihn genau über alles, was gesagt worden war, und zu wem.

Als ich fertig war, starrte Jake mich an wie eine ihm unbekannte Spezies. „Warum zur Hölle mischst du dich da ein?“, fragte er. „Du bist nicht der Vater von diesem Freak. Oder läuft da auch was zwischen euch?“

Ich gebe zu, dass er mich mit dieser gehässigen Frage kalt erwischte. Mein Magen sackte in die Tiefe, mindestens ein oder auch zwei Stockwerke. Ich blinzelte ihn an und war um Worte verlegen. Ich hatte eine plötzliche Vision vor Augen, ich lag in seinen Armen, feucht und klebrig von seinem Sperma. Glaubte er etwa ernsthaft …?

Er starrte mich an, aber dann wandte er den Blick ab. Er verzog das Gesicht. „Vergiss es.“ Er seufzte. „Adrien, du versuchst, dem Burschen zu helfen, aber im Moment sieht es so aus, als machtest du es nur noch schlimmer, und jetzt hast du dich auch noch selbst zur Zielscheibe gemacht.“

„Das weißt du nicht. Snowden hat vielleicht noch mit niemandem geredet. Das könnte einfach eine Art natürlicher Weiterentwicklung sein.“

Er blieb still. Zu still. Als er sich schließlich anscheinend wieder soweit im Griff hatte, dass er sprechen konnte, sagte er knapp: „Ich sage es dir auf die nette Art. Halt dich da raus.“ Er setzte seine Sonnenbrille wieder auf. Ich sah mich und mein saures Gesicht doppelt gespiegelt. „Verstanden?“

„Kapiert“, stieß ich hervor.

Aber mein Ärger verflog schnell, als er eine Hand ausstreckte, mir schnell und beiläufig durch die Haare wuschelte, bevor er sich umdrehte und ging.

* * * * *

Der Laden hieß Dragonwyck. Wie der Zufall es wollte, war er im gleichen Gebäude, das einst das Café Noir beherbergt hatte. Die pinkfarbenen, mit Stuck versehenen Wände waren mit Efeu, Dornengewächsen und magischen Symbolen bemalt. In der Glasvitrine, in der früher die Speisekarte ausgestellt gewesen war, befand sich jetzt eine Liste mit den Kursen, die in diesem Winterhalbjahr angeboten wurden: Magische Hilfsmittel unter der Leitung von Rhiannon. Träumen und Hellsehen unter der Leitung von Cassandra. Erkennung und Kommunikation von Geistführern unter der Leitung von Ariel.

Ich trat ein und wurde von leiser Sitarmusik und dem Geruch von Räucherstäbchen begrüßt. Der Raum war hell ausgeleuchtet, sauber und gut organisiert, was ich nicht erwartet hatte. Wenn Claudes Geist immer noch hier war, dann zeigte er sich mir nicht. Ordentlich beschriftete Regale waren vollgepackt mit Büchern, Halbedelsteinen, Mineralien, Kristallen, Kerzen, Kerzen, noch mehr Kerzen, Pokalen, Kelchen, Räucherwerk, Ölen und Autoaufklebern:

GÖTTIN AUF DER FLUCHT

MEIN ZWEITWAGEN IST EIN BESEN

HEXEN PARKPLATZ (ALLE ANDEREN WERDEN IN KRÖTEN VERWANDELT)

Eine plump wirkende Frau in mittleren Jahren, ganz in lilafarbene Batikgewänder gehüllt, stand am Tresen. Sie hatte ein freundliches, wie sauber geschrubbt wirkendes Gesicht – gar nicht wie die Zuckerpuppen aus Charmed.

„Sei gesegnet“, begrüßte sie mich.

„Hi“, sagte ich.

„Kann ich dir helfen, etwas zu finden? Kräutertee? Ein Kostüm für ein Mittelalterfest?“ Sie zwinkerte mir zu. „Einen Liebeszauber?“

Der Kräutertee war eine Sache, aber sah ich so aus wie der Typ Mann, der ein mittelalterliches Kostüm kaufen würde?

„Informationen.“

Sie schob ihre Brille mit dem Goldrand die Nase hinab und sah mich prüfend an.

Ich zeigte ihr ein paar Fotos, die ich an meinem Computer vergrößert und ausgedruckt hatte.

Sie starrte lange darauf und runzelte die Stirn. Dann sagte sie: „Das ist ein umgedrehtes Pentagramm. Es symbolisiert den Morgenstern – Venus – und Satan. Darum geht es uns nicht. Wir sind Wiccan. Wir haben mit Satan nichts zu tun.“

Das kam mir bekannt vor. Ich hatte zu diesem Thema vor Jahren an Lesungen teilgenommen. Nichts zog Heranwachsende so sehr an wie das Versprechen von Superkräften. Wenn es jemals ein Kind gegeben hatte mit dem verzweifelten Drang, etwas zu überkompensieren, dann war ich das.

„Tatsächlich kennen wir keine oberste böse Gottheit wie Luzifer oder Satan – oder wie auch immer man ihn nennen will – an“, fügte sie hinzu. „Wir verehren den Gott und die Göttin, die Harmonie von männlich und weiblich. Wir ehren Mutter Erde und die Natur ist uns heilig. Dies …“ Sie sah das Foto an. „Dies hier ist etwas ganz anderes. Das ist … böse.“

„Auf jeden Fall ist es ärgerlich.“

Sie schüttelte den Kopf, beharrte: „Es ist böse.“

„Was bedeutet das Symbol in der Mitte des Pentagramms?“

Sie zögerte. „Ariel“, sagte sie leise und sah an mir vorbei.

Sekundenlang dachte ich, sie meinte damit das Symbol, das Ariel repräsentierte. Den einzigen Ariel, den ich kannte, war der Luftgeist, der Prospero in The Tempest diente, und ich glaube nicht einmal, dass das ein wirklich übernatürliches Wesen war. Hinter mir bewegte sich etwas. Eine andere Wicca erschien, diese war groß, knochig, sommersprossig und trug grün-fließende Batik. Anscheinend hatte sie sich zwischen dem getrockneten Zitronengras und Sassafras herumgedrückt.

Sie erinnerten mich an die Feen in Sleeping Beauty. Kurz war ich versucht zu fragen, wo Merryweather war.

Ariel wehte an mir vorbei und untersuchte die Fotografie, die ihre Schwester ihr hinhielt. Sie erbleichte.

„Die Ars Geotia?“, fragte die Erste nach.

Ariel nickte. Sie sah mich an. „Dieses Symbol ist ein Siegel. Eine persönliche Signatur, die einen Dämon repräsentiert. Einen hochrangigen Dämon.“

Gewisslich wollte ich nicht, dass irgendwelche niederen Dämonen bei mir herumlungerten. „So … was bedeutet das? Ich bin verflucht worden?“

Beide machten diese schnellen, kaum wahrnehmbaren Handbewegungen. Wollten sie den bösen Blick abwehren oder gaben sie mir ein hexenhaftes Highfive?

„Ist dies dein Heim?“, fragte Ariel mit Grabesstimme.

Was hatte ich zu verlieren, wenn ich die Wahrheit erzählte?

„Mir gehört das Grundstück“, gab ich zu.

„Nicht gut“, sagte Ariel zu der anderen. „Cassandra?“

Cassandra schüttelte den Kopf.

„Das ist außerhalb unserer Möglichkeiten“, sagte sie entschuldigend zu mir. „Diese Art der Beschwörung ist nicht unsere.“

„Dann sind wir ja schon zu dritt.“

Ariel sagte zögernd: „Wir könnten dich … an jemanden verweisen.“

„Okay.“ Ein Spezialist. Ich wusste, wie das lief.

Die beiden Wiccan sahen sich an und schienen über ein psychisches Netzwerk Informationen auszutauschen. Cassandra verschwand im Hinterzimmer, das im Café Noir als Küche gedient hatte.

Kurz darauf erschien sie wieder und gab mir eine Visitenkarte. Ich warf einen Blick darauf: eine Nummer in silberner Schrift, sonst nichts.

„Schade niemandem, und tue, was du willst“, sagte Ariel.

„Ein wahres Lebensmotto“, stimmte ich zu.

* * * * *

Ich hinterließ Professor Snowden eine Nachricht im Sekretariat der historischen Fakultät. Ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen: vielleicht hatte er noch gar keine Gelegenheit dazu gehabt, mit dem wilden Haufen zu sprechen. Vielleicht hatte er gar nicht die Absicht, mit ihnen zu reden. Oder vielleicht hatte ich mich auch verkalkuliert, und sein Gespräch mit ihnen hatte sie nur noch aggressiver gemacht.

So oder so – weitere Detektivarbeit meinerseits musste warten, bis ich Ersatz für den Laden gefunden hatte.

Mrs. T schien über meine unzulänglichen Versuche, die Vordertreppe zu reinigen, ebenso unglücklich zu sein wie über das ursprüngliche Pentagramm. Sie starrte mich unablässig an und schüttelte traurig den Kopf, als ob sie schon jetzt mein unglückliches Ende vorhersehen könnte. Aber was die Angelegenheit endgültig entschied, war die Tatsache, dass sie – sobald sich ein Kunde der Kasse näherte – hinter mir her sauste und wie verzweifelt die winzigen Hände über dem Kopf zusammenschlug. Die universelle Geste für Der Himmel stürzt ein!

Am Ende des Tages winkten wir uns noch einmal zu. Ich rief die Agentur an und bat um Ersatz. Während ich mir mein Essen in der Mikrowelle auftaute, blätterte ich nachlässig durch die Los Angeles Times.

Vermisster Teenager wahrscheinlich Opfer eines Kults

Ermittler gruben am späten Samstagabend im Eaton Canyon Park eine Leiche aus, deren sterblichen Überreste wahrscheinlich zu einem Teenager gehören, der vor zwei Jahren spurlos verschwand.

Der stark verweste Körper eines jungen weißen Mannes wurde in einem flachen Grab unterhalb eines Baumes entdeckt, in dessen Rinde Symbole eingeritzt waren, denen man eine okkulte Bedeutung zuschreibt. Ähnliche Symbole wurden auf dem Körper des Opfers gefunden. Eine zuverlässige Quelle bestätigte uns, dass das Herz des Opfers entfernt worden war.

Detective James Riordan vom Pasadena Police Department weigerte sich uns gegenüber, über eine mögliche Verbindung zwischen diesem Toten und der Entdeckung einer ähnlich verstümmelten Frauenleiche in den Hollywood Hills im letzten Monat zu spekulieren.

Bis jetzt hat die Polizei in diesem brutalen Mordfall noch keinen Verdächtigen.


Plötzlich war ich gar nicht mehr so hungrig.

Adrien English: In Teufels Küche

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